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Nr. 78 SchrifllrUuag und GelchLstlftell«: Iohannitgalse Nr. 8 Freitag, den 11. Februar F«rnlpr«ch-Än,chlub Nr. l««92, l«6SZ und I4SS4 ISIS » - -M» Wische Kreuzer uus her Auch! usr deutscheu Turpeduduuteu Ser Kreuzer „ArM" Sei her IgzzeriM in GM Bohrt Amtlich. In der Nacht vom 10. zum 11. Februar trafen bei einem Torpedobootsvorstotz unsere Boote auf der Doggerbank, etwa 120 Seemeilen östlich der englischen Küste, auf mehrere englische Kreuzer, die alsbald die Flucht ergriffen. Ilnsere Boote nahmen die Verfolgung auf, versenkten den neuen Kreuzer „Arabis" und erzielten einen Torpedotreffer auf einem zweiten Kreuzer. Durch unsere Torpedoboote wurden der Kommandant der „Arabis", ferner zwei Offiziere und 21 Mann gerettet. Unsere Streitkräfte haben keinerlei Beschädigungen oder Verluste erlitten. (W. T. B.) Der Chef des Admiralftabes der Marine Der deutsche Tagesbericht Das Molffsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 11. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz Nordwestlich von Dimy machten die Franzosen nach stundenlanger Artillerievorbereitung viermal den Versuch» die dort verlorenen Gräben wlederzugewinnen. Ihre Angriffe schlugen sämtlich seht. Auch südlich der Somme konnten sie nichts von der verlorenen Stellung wiedergewinnen. An der Aisne und in der Champagne stellenweise lebhafte Arkilleriekämpfe. Einer unserer Fesselballons ritz sich unbemannt los und trieb bei Vailly über die feindlichen Linien ab. Oestlicher Kriegsschauplatz Nördlich des Dvyswjaty-Sees wurde der Vorstoß einer stärkeren russischen Abteilung abgewiesen. Dalkankriegsfchauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. Der Stand der,,Lufitania"-Angelegenheit Von unserer Berliner Schriftleikung G Berlin, 11. Februar. (Drahtber.) In der .<Lusitani a"> Angelegenheit ist vom Grafen Bernstorff eine amtliche Nachricht auch heute noch nicht elngetroffen. Allen Meldungen, die bisher aus Amerika zu uns gekommen sind, fehlt noch die amtliche Bestätigung. Immerhin laufen sie, obschon im einzelnen gelegentlich einander widersprechend, doch darauf hinaus, daß eine befriedigende Erledigung des Handels zu er- marken ist. Das werden wir wohl so auslegen dürfen, daß die amerikanische Negierung die von uns als unannehmbar bezeich neten Punkte fallen läßt. Trotzdem dürften bis zur endgültigen und amtlichen Erledigung des Falles wohl noch 10 bis 12 Tage ncrgchen. Es ist wohl anzunchmen, daß Graf Bernstorff nicht von sich aus unter die Abmachungen Punkt und Siegel seht, sondern die ihm vom Staatssekretär Lansing gewordene Antwort zur Be gutachtung nochmals nach Berlin schickt. Rücktritt des amerikanischen Kriegsministers tu. London, 11. Februar. (Drahtbericht.) Neuter meldet aus Washington: Kriegsminister Garrison und der Unter staatssekretär im Kriegsministerium Vrecinridge sind zu rückgetreten. Es verlautet, daß sie diesen Entschluß gefaßt haben, weil sich die große Mehrheit des Kongreffes gegen den Vorschlag einer Vergrößerung der Landarmee ausgesprochen hat. Gssad-Pafcha in Saloniki »V. Bukarest, 11. Februar. (Eig. Drahtber.) Aus Saloniki wird berichtet, daß EssadPaschaan Bord eines Unterseebootes in Salonikieingetroffen ist. Essad Pascha sei nach Salo niki gekommen, um dort Besprechungen mit der Heeresleitung der Entente zu führen. Er erklärte, daß er über sein wohlausgerüste- kes Heer von 20 000 Mann verfüge. (?) sv. Sofia, 11. Februar. (Eig. Drahtber.) Die Heeres leitung der Entente hatte die Absicht, die Neste deS ser bischen Heeres sowohl als Hilfstruppen für Italien in Albanien als auch für Saloniki zu verwenden. Die Auf lehnung der serbischen Truppen gegen die italienische Oberleitung hat diesen P4«r zunichte gemacht. Die Reste des serbischen Heeres werden nur in Saloniki verwendet wer den. Die serbischen Truppen verweigerten nämlich den italieni schen Offizieren und Unteroffizieren den Gehorsam, und als diese energisch wurden, brach ein Aufruhr aus nnd mehr als 40 ita lienische Offiziere und Unteroffiziere wurden niedergemachk. Daraufhin hat die italienische Heeresleitung ihre Instruktore ab berufen, und der große Gcneralstab verzichtete darauf, die Serben in Albanien zu verwenden. Dertrauenskundgebung für die griechische Regierung >vtb. Athen, 10. Februar. (Telegraphischer Bericht.) Agence Havas meldet: Die Kammer hat der Negierung ihr Vertrauen mit 266 von 272 Stimmen ausgesprochen. Im Laufe der Debatte erklärte Gunaris über die Frage der Neutralität: Mir werden aus der Neutralität herauskreken, wenn die nationalen Interessen es erheischen werden. Der Minister schloß mit den Worten: DieAegierungmußdieMobil- machung aufrechterhalten. Wenn später einmal ein Anzeichen die Möglichkeit einer Abrüstung erkennen lassen sollte, so wird die Negierung ihre Zweckmäßigkeit prüfen. rvtb. Athen, 10. Februar. (Havas.) In der Kammer sitz u n g waren alle Abgeordneten anwesend. Ministerpräsident Skuludis verlas eine Regierungserklärung über die Politik der Negierung, die vor allem darin bestehe, die Kräfte der Nation unversehrt zu erhalten und die nationalen Inter essen zu wahren. Diese Volitik, sagte Skuludis, hat die Billigung der Mehrheit der Nation gefunden und wird fortgesetzt werden, trotz des Druckes, den das Volk mutig ertragen wird. — Der Abgeordnete Popp brachte eine abweichende Auffassung zum Ausdruck. Gunaris erwiderte ihm in längerer Rede, in der er das Program der Regierung entwickelte. Zwei englische Zerstörer gesunken (r.) Ldristiania, 11. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Der Kapitän eines hier aus London eingetroffenen neutralen Dampfers berichtet, daß auch vor Hüll zwei englische Torpedobootszerstörer gesunken sind, wie man mutmaßt infolge Torpedierung. Unser Getreidebezug aus Rumänien Von unserer Berliner Schriftleitung T Berlin, 11. Februar. (Drahtbericht.) Aus Bukarest kommt die Nachricht, daß die rumänischcRegierung dem nächst ein allgemeines Ausfuhrverbot für Getreide und H ü l s e n f rü ch t e erlassen wird. Am Irrtümer zu vermeiden, wollen wir schon heute feststellen, daß unsere vertraglichen Ansprücheauf Lieferung von IO 000 Waggons Getreide nicht berührt werden. „Irland von England noch nicht verschluckt" "tb. New Vork, 10. Februar. (Drahtbericht.) Hier ist ein Aufruf zu einer Nationalversammlung von Männern und Frauen der irischen Rasse kn Amerika veröffentlicht worden, um die Welt wißen zu lassen, daß Irland von England noch nicht verschluckt worden ist und nicht verschluckt werden kann. Der Aufruf trägt die Unter schriften von fünfhundert hervorragenden Männern irischer Ab stammung in verschiedenen Teilen des Landes. Die Versammlung soll in New ork am 4. und 5. März abgehalten werden. In dem Aufrufe heißt es: Irland blickt mit Hoffnung und Vertrauen dem völligen Zusammenbruch der britischen Mißwirt schaft als sicherer Folge des gegenwärtigen Krieges entgegen. Weiter fährt, der Aufrus fort: England ist, wie seine Alliierten, trotz der Ueberlegenheit an Zahl, Reichtum und Gebiet, mit der es sich brüstet: in jedem Kampfe unterlegen, in dem es auf Geschicklichkeit, Mut und Kraft ankam, und es hat seine Sache bei den Neutralen nur über Wasser gehalten dank der Zensur und seiner Kontrolle über die Kabel, mittels deren seine Lieblingswoffen der Verleumdung und Falsch heit mit dem Geschick und Erfolg geschwungen werden konnten, ryie sie eine reife Erfahrung und ererbte Neigung ihm verliehen haben. — Unter den Beratungsgegenständen der Versammlung befindet sich die Frage: Wie kann es am besten ereicht werden, daß die rechtmäßigen Ansprüche Irlands auf erneute Trennung von England auf dem Völkerkongreß am Ende des Krieges in vollstem Maße Beachtung finden, und daß Irland nach einem Zeitalter der Leiden wleber den ihm zrckommenden Platz unter den Nationen der Welt einnehmim ckmm? ' ' '. Vorschußlorbeeren Seit 18 Monaten verfolgen wir nüchternen Deutschen nun schon das seltsame, sich immer wiederholende Schauspiel, daß unsere Feinde, ob sie an der Seine oder am Tiber, an der Newa oder an der Themse sitzen, jede einigermaßen auffällige Aktion, die sie Vorhaben, mit einem lauten Tamtam cinleiten und im voraus die Lorbeeren dafür unter sich verkeilen. Kaum ist Aristide B r h- and, der es mit Gerissenheit und Geschmeidigkeit von dem aus dem Pariser Adookatenstand ausgestoßenen Lebemann zum wütend sten Sozialisten und nach Verleugnung dieser Vergangenheit zum französischen Ministerpräsidenten gebracht Kat, in Rom eingetrof fen, da kündet selbst ein sonst so ruhiges Blatt wie die Turiner ..Stampa" an, daß man «höchstwahrscheinlich" nach Briands Rück kehr nach Paris «greifbare Beweise" der engsten militärischen Zusammenarbeit des Vierverbands erleben werde. Diese nichts sagende Ruhmredigkeit nimmt sich um so sonderbarer aus, als das Blatt Giolittis gleich hinterher bemerkt, daß Briand die Teil nahme «bescheidener" italienischer Verbände in Saloniki und auf Korfu fordere. Damit ist der Zweck der Reise des französischen Ministerpräsidenten nach Rvm ziemlich deutlich bezeichnet. Doch davon später. England braucht Geld und legt eine neue Kriegs anleihe auf, die nach dem Muster der so schmählich ins Wasser gefallenen französischen eine „SicgcSanleihe" werden soll. Und flugs begleitet sie der «Daily Telegraph" mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß ihr ein beträchtlicher Sieg im Felde vorausgehen werbe. Nun haben zwar die vergangenen 18 Kriegsmpnate aller Welt deutlich gezeigt, daß die großen englischen Strategen den Sieg nicht gerade so sicher in der Tasche haben, wie die Londoner Presse es der Welt vormachen will, aber wir glauben cs den Eng ländern und ihren sämtlichen großen und kleinen Bundesgenossen sehr gern, daß sie einen „beträchtlichen" Sieg gebrauchen könnten, um die sinkenden Lebensgeister zu neuer Begeisterung anzufachen. In diesem Sinne darf man ja wohl auch deS französischen Muni tionsministers Thomas, auch eines kriegswütigen Sozialisten, An kündigung der neuen großen Offensive des Vieroerbands auffassen, von der er sich dessen Triumph verspricht. Und danach schätzen wir denn auch seinen albernen Scherz ein, vielleicht würden die Fran zosen nach dem Kriege dem besiegten deutschen Kaiser ein Denk mal sehen mit der Inschrift: „Gewidmet Wilhelm II., dem Wieder hersteller der französischen Industrie." Wir sind überzeugt, daß Monsieur Thomas und noch vielen anderen Maulhelden bald das Scherzen vergehen wird, wenn die Frühjahrskämpfe wirklich in Gang kommen. Was foll nun aber Aristide Briand in Rom? Große Festlichkeiten sind vorgesehen: Am gestrigen Dienstag wurde er bei seiner An kunft feierlich von Salandra und Sonnino und dem ganzen Mi nisterium, von Abgeordneten und Senatoren empfangen und von der mit französischem Gelde immer noch in guter Stimmung erhal tenen ..Straße" begeistert begrüßt. Tagsüber sollte er von Viktor Emanuel empfangen werden und dann eine Reihe von Besuchen erledigen, und für den Abend war ein Prunkmahl bei Sonnino geplant. Am heutigen Freitag ist Frühstück bei Salandra, nach mittags ein Fest auf dem Kapitol beim Bürgermeister Fürsten Colonna und abends ein Fest in der französischen Botschaft vor gesehen. Am Sonnabend früh aber sollen die erlauchten Gäste die ewige Roma bereits wieder verlassen. Man sollte nach diesem Programm meinen, daß für die eigentlichen weltbewegenden Be ratungen, derentwegen Briand nach Rom kam, herzlich wenig Zeit und noch weniger ernste Stimmung übrigbleibcn könne. Oder soll die ganze Aktion mit Festen und großen Reden sich erschöp fen? Wir glauben nicht, daß das ernsthafte italienische Volk sich damit zufriedengeben wird, denn der «Corriere della Sera" hatte Briand mit einem Leitartikel begrüßt, der die Ueberschrift trug «Ein kategorisches Mandat"» der dm tatsächlichen Stand der Dinge so schwarz malte, wie er wirklich ist, und dann nach Auf zählung aller Mißerfolge des Vierverbandes, die aus dem Egois mus und dem Mißtrauen seiner Mitglieder flössen, erklärte: «Die Völker erteilen heute Salandra und Briand kategorisch den Be fehl, sich zu einigen, ohne lügnerische Berichte über die nicht vor handene Einigkeit. Andernfalls ist eine Tragödie mit furchtbarer Verantwortung der Regierung unausbleiblich." Leute, die es wißen können, beurteilen die Entwicklung der Dinge in Italien, die zum Besuche Briands geführt haben, dahin, daß Salandra durch seine Reden in Turin und Genua eine Flucht in die Oeffcnkiichkeit angekrcken hat, nachdem die Klagen seiner Regierungspresse wegen der Kohlen- und Geldnöte in Eng land und Frankreich kein Echo gefunden hatten. Salandra hängte Italiens Not an die große Glocke, um seine bisher harthörigen Bundesgenoffen zur Hilfe zu zwingen. Ob das klug war, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls hatte dieses Vorgehen aber die prompte Wirkung, daß Briand seine wiederholt beabsichtigte und immer wieder aufgeschobene Reise nach Rom nun hat zur Tatsache werden lasten. Als der italienische Ministerpräsident, seine Hände in Unschuld waschend und mit erhobenem Zeigefinger auf den wahren Schuldigen, England, deutend, für das die Begeisterung in Italien längst geschwunden ist, mit seinem Rücktritt drohte, offen barte er den Politikern in Paris und Rom dtz Größe der Gefahr, in der der Viervcrband schwebt. Diese wissen ganz genau, daß, wenn Salandra von der oolitischcn Bühne verschwindet, ein von Gioltttianern besetztes Ministerium oder die Revolution die Folge sein wird. Salandra — das kann angenommen werben,