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Memmr Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Mk. Zeitung für WeuM, SeifersdoH Stein- u. EroMa Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., sür aus« wärtige Inserenten 1S Pf. Reklamen k 20 Pf. Annahme von An zeigen sür alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Nummer 19. Fernsprecher: Amt Deuben 212V Sonnabend, den 13. Februar 1915. Fernsprecher: Amt Denben 212« 28. Jahrgang. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Mardeck in Rabenau. — Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Amtlicher Teil. Auf die nachersichtliche Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt wird hiermit besonders hingewiesen. Rabenau, am 11. Februar 1915. Der Bürgermeister. Beschränkung des Mehl- und Weiß- brotverkaufs. Zur Herbeiführung einer Uebereinstimmung mit den in der Stadt Dresden geltenden Bestimmungen hat die Amtshauptmannschaft mit dem Bezirksausschüsse auf Antrag des Ernahrungsausschusses beschlossen: I . Die Bekanntmachnng vom 1. Februar d. I. aufznheben und ii an ihrer Stelle folgende Vorschriften zn erlassen: § 1. Das AnssteUen von Backware aller Art auf den Gastttschen der Gast-, Schank und Speisewirtschaften, Volks küchen Kaffees, Konditoreien, Fleischereien sowie ähnlicher Be- tAebe zum beliebigen Genuß, sei es ohne oder gegen Entgelt, wird verboten. Die Verabreichung von Weiß- oder Schwarzbrot als Zugabe zu anderen Speisen ohne besondere Vergütung wird in den obengenannten Betrieben ebenfalls verboten. § 2. Vom 12. Februar an dürfen an Backwaren in Brot fabriken, Bäckereien und Konditoreien nur uoch bereitet werden: Schwarzbrot, Semmel«, Zwieback und Kuchen. H 3. Als Schwarzbrot ist nur Roggenbrot im Sinne von § 1, 5 der Bekanntmachung über die Bereitung von Backware vom 5. Januar 1915 zugelasseu. Jedoch muß der Zusatz an Kartoffelgehast (oder Gersteumehl, Hafermehl, Neis mehl oder Gerstenschrot) mindestens 20 Gewichtsteile aus 80 Gewichtsteile Roggenmehl betragen. Werden gequetschte oder geriebene Kartoffeln verwendet, so muß der Kartoffelgehalt mindestens 40 Gewichtsteile auf 80 Gewichtsteile Roggenmehl betragen. Das Schwarzbrot muß innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Entnahme ans dem Backofen stets ein Gewicht von 4 Pfund haben. § 4. Die Herstellung reinen Roggenbrotes ans Noggen- mehl, zu dessen Herstellung der Roggen bis zu mehr als 93 v. H. dnrchgemahlen ist (ß 6 der Bekanntmachung über die Bereitung von Backware vom 5. Januar 1915), bleibt zu lässig. Für das Gewicht gilt Z 3 Satz 4. K 5. Als Semmel (Weißbrot) ist nur Gebäck aus einer Mischung zulässig, die 30 Gewichtsteile (30 v. H.) Noggen- mehl unter 100 Gewichtsteilen des Gesamtgewichts enthalt; der Weizengehalt kann bis zn 20 Gewichtsteilen durch Kar- tosfelstärkemehl oder andere mehlartige Stoffe ersitzt werden. Die Semmel muß beim Ausbacken ein Durchschnitts gewicht von 75 Gramm haben und ist zum Preise von 5 Pfg. abzugeben; bei Milchgebäck kann dec Preis bis auf 7 Pfg. festgesetzt werden. Die Abgabe von Weißbrot im Laufe des Kalendertages, an dem es gebacken ist, bleibt nach der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 25. Januar 1915 untersagt. 8 6. Die Herstellung von Zwieback und von für Zucker- und Nierenkranke bestimmten Backwaren bleibt wie bisher bis auf weiteres und nach Maßgabe der Bekannt machung vom 5. Januar 1915 über die Bereitung von Back ware zugelassen. 8 7. Als Kuchen darf nur solche Backware hergestellt werden, die mindestens 10 Gewichtsteile der Backware an Zucker und höchstens 10 Gewichtsteile der Backware an Weizeit- und Noggenmehl enthält. Innerhalb dieser Grenzen ist die Wahl der Formen für Kuchen und Konditorware freigcgeben- 8 8. Die Bereitung aller anderen hiernach nicht zugc- lasseuen Gebäcke ist verboten. Die Vorschriften der Bekannt machung vom 5. Januar 1915 über die Bereitung von Back ware mewen im übrigen allenthalben unberührt. F 9. Bis zur weiteren Regelung darf im Einzel- verkauf an Private Haushaltungen Weizen-, Roggen-, Gersten- oder Hafermehl nur in Mengen von höchstens U-, Pfund (1/1 kg) abgegeben werden. Z 10. Zuwiderhandlungen gegen vorersichtliche Vor schriften werden nach 8 44 der Verordnung des Bundes rats vom 25. Januar 1915 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zn 1500 Mk. bestraft. Dresden, am 8. Februar 1915. Königliche Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt. Mehrbetrag?"— Das 2. Drittel des W e h r bei t r a ges ist zur Ver meidung des Mahnverfahrens bis spätestens 15. Februar dieses Jahres an die Stadtkaffe abzuführen. Der Stadtrat. Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 11. Februar 1915. Westlicher Kriegsschauplatz. Ein Angriff in den Argonnen brachte uns den Gewinn von Boden. Dem Gegner wurden 6 Offiziere, 307 Mann, 2 Maschinengewehre und 6 kleinere Geschütze abgenommen. Auch in den Mittel- und Süd-Vogesen hatten wir einige kleine örtliche Erfolge. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Kämpfe an der ost preußischen Grenze wurden auch gestern mit durchweg erfreulichem Ausgang sür uns fortgesetzt, trotzdem tiefer Schnee die Bewegungen der Truppen behinderte. Die Ergebnisse der Zusammenstöße mit dem Gegner lassen sich noch nicht klar übersehen. Auf dem polnische» Kriegsschauplätze rechts der Weichsel brachte uns ein Vorstoß in der Gegend nordwest lich Sierpc, durch den der Gegner überall, wo er getroffen wurde, zurückgedrüngt worden ist, einige hundert Gefangene ein. Links der Weichsel sind keine besonderen Ereignisse oorgekommen. Lokales mid ZiWsches. Rabenau, 12. Februar 1915. * Wieder mußte ein Rabenauer im Kampfe fürs Vater land sein Leben lassen. Am 25. Januar fiel aus dem west lichen Kriegsschauplatz unser Mitbürger Friedrich Otto Räutsch. Er war der erste Rabenauer, welcher außer einer trauernden Witwe auch Kinder hinterläßt. Costmannsdorf. Im hiesigen Gasthofe gibt die Wahlbnrgffche Künftlergesellschaft aus Dresden nächsten Sonn tag, den 14. Febr., wiederum Theatervorstellung. Nachmittags halb 4 Uhr gelangt mit glänzenden Kostümen das sehr be lustigende und dabei doch sür die Kinder belehrende Märchen „Die Wunderdose" und abends 8 Uhr das höchst amüsante, mit herrlichen Gesaugseinlagen ausgestattete Stück „Aus dem Feldzug 1914" bei kleinen Preisen zur Aufführung. Hoffentlich lohnt ein recht zahlreicher Besuch die wirklich guten Darbietungen. Borlas. Nächsten Sonntag soll im hiesigen Gasthof ein zweiter vaterländischer Abend veranstaltet werden. Dar geboten werden Gedichte, Gesäuge, sowie zwei Kinder- und ein Reimspiel, Im Mittelpunkte steht eine Ansprache über Hindenburg. Der Reinertrag ist zur Hälfte für -Ostpreußen, znr Hälfte für die hiesigen Krieger bestimmt. Hoffentlich ist der Veranstaltung der gleiche Erfolg wie der ersten beschieden. Dresden. Im städtischen Vieh- und Schlachthofe ist unter den Rindern die Maul- und Klauenseuche ausge brochen. — C c u t ral t h e a t e r. „Gold gab ich für Eisen", Operette von Löon, Musik von Kalman. Ganz anders ge artet als die sonst gesehenen Volksstücke, die den Weltkrieg zum Hintergrund haben, schlägt dieses Werk weichere Töne an. Die Handlung ist klar, geradlinig und nicht allzu un wahrscheinlich. Im Feld sprechen 2 Offiziere seit Wochen nur vou der Mutter und Schwester des einen, dem andern um so geheiligtere Personen, da er selbst allein steht. Der treue, seit 15 Jahren vom Elternhaus ferngebliebene Sohn fällt. Sterbend gibt er dem Freund den Erkennungsring einen eisernen von 1813, ihn bittend, seinen Lieben zu sagen, das; sein einziger Gedanke und sein letzter ihnen gegolten. Im österreicher Bauerndorf erscheint endlich Regiment und Freund des Gefallenen. Aber der seit 15 Jahren wartenden Mutter kann er den Schmerz nicht antun: Die Wahrheit würde sie töten. Er gibt dem Zufall nach, der ihn selbst als der endlich wiedergekehrte Sohn erscheinen läßt. Aber die zur Schwester erwachende Liebe verrät ihn. Ein Kuß ists, der ihr den Fremden offenbart. Er kann seine Liebe nicht länger seinem Zartgefühl opfern. Zum Glück erscheint der nachträglich als nur verwundet aufgefundene Sohu und erspart ihm die schmerzliche Mitteilung. An diese Handlung lehnen sich einige ganz gut gelungene komische Figuren an: Der reiche Bauer, der deu andern im Dorfe die Politik er klärt; sein Sohn, der als Freiwilliger durchbrennt. Zwar mag es manchen, der auch Liebes verlor, schmerzen, den Finger in eigener Wunde zu fühlen, aber am Ende geht ja alles gut aus und die Zeit wird auch seine Wunde heilen. Die Musik Kalmans ist den Empfindungen des Stücks gemäß lyrisch, oft aber zu schwer, zu pathetisch; sie müßte durch Dämpfung und Beschleunigung gewinnen. Nicht originell genug ist das Grundmotiv vom Franzl, der zur Mutter kommt, wie sie überhaupt nicht für sich allein, sondern nur als Untermalung und Uuterstreichung der Vorgänge gewertet sein will. Den größten Dank schulden die Verfasser den Darstellern: den prächtigen Organen und maßvollem Spiel vou Josepha Ritzinger, Willi Strehl und Haus Nachod, der unverwüstlichen Gabe an Humor und Charakterisierungskunst des Herrn Aigner und Frl. Petroviks, deren reiche Theater begabung schon im „Wiener Blut" erkennbar war. Herr Harner holte aus seinem Orchester mehr heraus, als man dessen Kleinheit zutraute. Im ganzen ein würdiger Abend voll reichen Erfolgs. Reichenberg i. B. In den Anlagen auf der Liebigs- höhe fand man in der Sonntagsnacht die 22 Jahre alte Fabrikarbeiterin Richter mit blutigem Gesicht tot auf. Wie die Ermittelungen ergaben, ist sie von dem Arbeiter Gustav Friedrich aus Reichenberg auf dem Nachhausewege nach einem Streite so geschlagen worden, daß sie an den Folgen starb. Der Täter wurde festgenommen und gestand die Tat ein. Chemnitz. Eine folgenschwere Explosion ereignete sich Donnerstag vormittag in der 11. Stunde im hiesigen Restau rant „Peterskeller". Die in der Küche beschäftigte Koch- scholarin Morgenstern ans Zöblitz hatte das Gas zum Ge schirrwärmeofen aufgedreht, aber vergessen, es anzuzünden. Trotz der Warnung des Kochs (das Gas war bereits in ziemlicher Menge ausgeströml), den Wärmeofen anzubrennen, zündete die Scholarin diesen doch an. Sofort erfolgte eine heftige Explosion, durch die der Ofen, einige Oberlichtfenster und das Geschirr zertrümmert wurden. Die Kochscholarin selbst wurde durch den ungeheuren Druck der Explosion an eitie Bank geschleudert, wodurch sie einen so schweren Schü- delbruch erlitt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Plane«. Mit dem Umbau des oberen Bahnhofes soll in der nächsten Zeit begonnen werden. Zunächst werden Sprengarbeiten auf dem zum Bahnhof abgetretenen Areal des städtischen Bauhofs und Erdarbeiten ausgeführt. Ane. Ein reiches Vermächtnis von 100000 Mark hat Geheimer Kommerzienrat und Stadtrat Fabrikbesitzer I. Caßler dein Kinderheim „Margaretenstifl" hinterlassen, dessen eigentlicher Gründer der Verstorbene war. Damit ist die fortdauernde, segensreiche Wirksamkeit der Anstalt sichergestellt. Stollberg. Eine dankbare Gattin. Einer armen Fa milie in Stollberg, deren Ernährer im Felde steht, wurde dieser Tage eine unverhoffte Freude dadurch bereitet, daß ihr eiqe Leipziger Dame, deren Gatte ebenfalls im Felde stand, einen Betrag von 100 M. sandte. Auf der Postan weisung war der Vermerk verzeichnet, das dieses Geld die Belohnung dafür sei, daß der Stollberger Krieger ihren Gatten im schwer verwundeten Zustand aus der Feuer linie getragen und in Sicherheit gebracht habe. Nach Ansicht aller informierten Kreise steht China am Vorabend sehr ernster Ereignisse. Die Erregung der Be völkerung über die japanischen Forderungen ist im steten Wachsen begriffen. In den verschiedensten Großstädten des Landes wurden stürmische Protestversammluugen abgchalten. Die Regierung Juanschikais befindet sich in schwierigster Lage. Nimmt sie die Forderungen Japans an, so bricht ' zweifellos in ganz Nordchina eine Revolution aus, weist sie die Forderungen ab, so erhalten die aufrührerischen Elemente in Südchina von neuem japanische Gelder und erregen schwere Unruhen, wenn nicht gar Japan selbst zu Unruhen übergeht. Die Bewachung Uuanschikais ist noch strenger ge worden, da man Anschläge auf das Leben des Diktators befürchtet. Es ist fast unmöglich, Zutritt zu ihm zu er langen. Der japanische Geschäftsträger in Peking, der nach Tokio gereist war, um Instruktionen zu holen, ist znrückge- kchrt. Man erwartet für die nächsten Tage eine entschei dende Wendung. Aus den Verlustlisten. Paust, Max, Rabenau, gefallen. Näntsch, Otto, Rabenau, gefallen. Kummer, M. B., U--O., Somsdorf, leichtv. Baumgart, E. O., Wendischearsdorf, gefallen. Hükmanu, Rob. Jnl„ Gittersee, gefallen. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, Estomihi, den 14 Februar 1915. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdieust, Beichte und Abendmahlsfeier. (Kollekte für die kirchliche Jugendpflege.) 8/411: Kinder gottesdienst. Nachm. 2 Uhr: Taufen. 8 Uhr: Jünglings- vereinshanptversammlug. Kirchennachrichten von Somsdorf. Sonntag, den 14. Februar, 9 Uhr Predigtgottesdienst, Kollekte für die kirchliche Jugendpflege. 1 Uhr Kindergottes dienst. nivkt vingugsngon.