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Wochenblatt für WNs-Mf, Dharmi-, Nossen, SieSenlchn und die Umgegenden. d. !ü—i!H^ L^nnabnid, r>n 7. Lctobcr 1848. . Vcranlwortlichcr Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dies« Zkitschri^-rsch-int Mittwochs und Sonnabends -ine Nummer. D-r -Preis siir den Di-rtcizahrgang beträgt 10 Ngr., fijr we!»e dieselbe «on der Kcdaction in Wilsdruf, den Agenturen i» Tharaud, Rossen, und Siebenlehn, sowie de' «uchdruckerci ,on ii. t?. lilinkicht und Sohn in Meißen »-zogen werden kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur V-r rd-rung an. Dio Resactivn. Eine politische Betrachtung. Wie sehe es in Deutschland an der so nöthi- gcn Einheit mangelt, zeigt sich nicht allein in der Haltung der verschiedenen Regierungen zur Ce tralgewalt und der abweichenden Stimmung in der Bevölkerung hierüber, namentlich in Preußen, son dern auch an den vielen Landtagen und constimiren- den Versammlungen, welche hier und dort von den Vertretern einzelner Stämme abgehalten werden. Jeder macht ein Stück Weltgeschichte für sich und zwar auf Kosten der Andern. Ein ungeheurer Auf wand von geistigen und materiellen Mitteln wird täglich ohne wirklichen Nutzen vergeudet, weil das gemeinschaftliche Ziel über dem Streben nach Son- berzwecken außer Acht gelassen wird. Die Bewe gung in Deutschland ist groß, aber sie gleicht dem krausen der dem Schisse: o». vrröi icker und lästiger ist, als der starke, aber eine und die selbe Richtung verfolgende Wogendrang; es ist schwer, dke Strömung zu finden. Es fiutbet hin und her, wogt ans und ab, und am Ende steht das Schiff, stets geschaukelt und bewegt, dennoch an derselben Stelle. Wenn die Sonderintercssen der Länder sowohl als der Stande Nicht gänzlich bei Seite gesetzt werden, so kann niemals der Zweck unserer Bestrebungen, ein einiges starkes Deutsch land und Recht, Wohlstand, Bildung und Freiheit des deutschen Volkes durch sichernde Gesetze erreicht werden. ,— . . Was nun den durch Militargcwalt niederge- schmetterten unglückseligen Aufstand der Republikaner in Baden anlangt, so ist es keinem Zweifel unterworfen, daß wir die Herstellung einer Rcgierungsform durch rohe Waffengewalt am allerwenigsten in einem Augenblicke billigen kön- mn, wo gesetzlichen Verirrter des Volkes ver- jammelt sind, die Verfassung des Landes festzustel len und zu ordnen, mag man auch von den Berich ten der amtlichen und halbamtlichen Zeitungen glau ben, was man will, die nalürlich im Interesse der co n stl l üti onellen Partei die Sache jener rc- publikanijchen Erhebung nicht im besten Lichte schildern. Es ist und bleibt ein solcher Angriff ein frevelhaftes Attentat einer Minderheit auf die Svu- verain tat der Nation, der allein, u. j. durch ihre Vertreter, das Recht der Feststellung und Aenderung der Staatsverfassung zustebt. Namentlich aber auch aus andern Gründen können wir im jetzigen Augen blicke jene Schilderhebung nur mißbilligen, weil das deutsche Volk gegenwärtig thatsachlich im Besitze einer Summe von Freiheiten und Rechten ist, deren gesetzmäßige Feststellung wohl geeignet sein wird, einen Nechksbodcn für unS zu schaffen, auf dem es sich leben läßt und auf dem eine zeitgemäße Fort bildung unserer Zustände mit Der Zeit gehofft wer den kann. Endlich trifft unser Tadel jenes unzci- tige Stürmen in die Verhältnisse, weil durch das selbe der Reaction der mächtigste Vorschub geleistet wird. Nicht zu läugnen ist es, daß die jake Hast und das Ueberstürzcn ebenso schaden, als das unab- läMae Z-nickze-ren de. Rektion in oui Bereich der früheren Zustande. Fest und entschieden vor wärts, aber nur Maaß und Ziel, mit Bezähmung der Leidenschaften und mit Rücksicht auf die Schwa chen. Was wird cs nun der Sache des Fortschritts helfen, daß wieder eine Anzahl muthige Männer verbluteten? Manches wackre feurige Herz, das den gewaltigen Drang nach Freiheit nicht bezähmen konnte, verröchelte unter den Hufcrittcn der feind lichen Rosse und während die Masse des Volkes ihnen flucht, weint vielleicht nur eine greise Mutter, eine traute Schwester ihrem Andenken eine Thräne. — Die Wahrheit wird uns frei machen, nicht das Schwert. Es ist wieder einmal ein wchmürhiges Stück deutscher Geschichte, möge es nicht eine neue Blutsaat werden für das Vaterland, denn, unver gessen sei es, daß, so wenig jene Republikaner die Berechtigung hatten, gegen die Majorität der Pauls kirche zu Frankfurt zu F lde zu ziehen, auch jene Majorität sich wohl hüten möge, durch ein Ver kennen und Mißachten Dessen, was dem deutschen Volke wahrhaft noch thut, den blutigen Zwist zu erneuern. Möge die Centralgewalc und mögen die Einzelstaaten den reckten Weg nicht verfehlen, dann werden sie gewiß des Beifalls und der Unterstützung der Daterlandsfreunde gewiß sein; mögen sie aber vor allem auch dahin trachten, daß das deutsche Volk durch endloses Warten auf seinen Verfassangsmor- gen nicht ungeduldig werde und sich in seinen Hoff-