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Mcmnm Anrnger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitllllg M ThllM^Seisersdsrs, Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswkrtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nud Großölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Litban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 80. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 9. Juli 1908. Fernsprecher: «int Deuben 114. 21 Jahrgang. Nur Nab una fern. Rabenau, den 8. Juli. — Auf allen Bahnhöfen des Plauenschen Fundes wie in Dresden, macht sich jetzt schon Abziehen der a u s l ä n d i s ch e n Arb e iter l^achsengäuger) bemerkbar, die mit Sack und Pach mit Weibern und Kindern oft die Zu lage zu den Abfahrtshallen besetzt halten. ^!an führt diese vorzeitige Abwanderung eines- As auf ausgebrochene Lohndifferenzen in Mgeleibetrieben zurück, hauptsächlich aber wer- die Ausländer sehr richtiger Weise von M bedrohlich steigernden Mangel an Arbeits- ^genheiten zuerst betroffen. Auch aus großen ^vulanbetrieben, z. B. der Fahrrad- und Näh- ^schium-Fabrik A.-G., vormals Seidel u. Aumann, Dresden, wird gemeldet, daß daselbst MO mueingetretene Arbeiter entlassen wurden bild die Verbleibenden »inr von 7—4 Uhr arbeiten. Ebenfalls auf der Werft zu Uebigau ^>i> anderwärts machen sich mangels Auf trägen Verminderungen der Arbeitszeit bezw. ^bkiterentlaffungen »ölig. — In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist der 17jährige Kaufmannslehrling aus Döhlen sciilem Lehrherrn inDeuben ^urchgebrannt, hat aber hierbei nicht unter lassen, 60 Mark Bargeld seines Lehrherrn "ritgehen zu lassen. Als Reisebegleiter hat er gleichaltrigen Zahntechnikerlehrling Z. von Deuben mitgenommen. — Bei der Heilanstalt Klingenberg -rr Stadt Dresden ist alsbald die Stelle eines Hausvaters zu besetzen. Die Stelle ist ausge- aatlet mit einer jährlichen Besoldung von Uoo Mk. (einschließlich 600 Mk. Wert der neien Kost, Wohnung. Heizung und Beleuch tung) — aussteigend in 21 Dienstjahren bis ium Höchstgehalte von 2500 Mk. — und mit Pensionsberechtigung. Außerdem werden der Ehefrau für die von ihr zu übernehmende Be- ^rgung der Hauswirtschaft jährlich 400 M. ^ar und freie Beköstigung gewährt. — Der 1876 in Dippoldiswalde geborene Polizeiregistralor von Radedeul, Karl Arthur schramm, hatte sich vor dein Dresdner Schwur gericht wegen Verbrechen im Amte zu verant worten. Schramm war vor seiner Radebeuler Anstellung Stadtgendarm in Dresden und schon °Mt wegen Disziplinarvergehen ohne Pension Massen worden. In Radebeul verfiel er bald dem Alkoholteufel und machte Schulden. Trotz eurer 1500 Mk. Gehalt war er stetig in Gcld- oerlegknheit. Als ihm nun mehrere Fundgegen- nunde zur Aufbewahrung übergeben wurden, Mute er sich diese an und unterschlug auch Ealidengelder. Die Einträge in die Bücher wurden dementsprechend falsch geführt. Das Schwurgericht verurteilte ihn unter Annnahme mildernder Umstände zu sechs Monaten Ge- mugnis und fünf Jahren Ehrverlust. . — Eine Anklage wegen Felddiebstahls und iMeren Rückfalldiebstahls hat sich der 1874 Bekanntmachung. Wasserleitung betreffend. Mit Rücksicht darauf, daß durch die an- Mlende trockene Witterung ein Zurückgehen der Ergiebigkeit unserer Wasserleitungsquellen er- lolgl, wird die hiesige Einwohnerschaft gebeten, M dem Leitungswasser möglichst sparsam "UMgehen. Jusvcsonvere wird ersucht, etwaige Defekte Wafferleitungshähne, durch welche fort- ^ährendes Tropfen und Weglaufen des Wassers erfolgt, sofort zu beseitigen. Das vielfach erfolgende Bespritzen ver Gärten, Bäume, Wege usw. wird hiermit bis auf Weiteres untersagt. Zmvlderhandiungen werden mit Geldstrafe zu 75 Mark oder entsprechender Haft ge- Audet, ev. wird auch mit Entziehung des Essers vorgegangen. Rabenau, am 29, Juni 1908. Der Stadtrat. in Lungwitz geborene Arbeiter P. A. Zill zugezogen. Am 12. Mai nachts wuchtete er den Zaun einer Gärtnerei in Dobritz um und stahl aus einem Warmbeete einige Pflanzen und aus dem Schuppen eine Hose. Das Ge richt dikliert ihm 1 Jahr 4 Mon. Gefängnis und 2 Wochen Haft zu, letztere, weil er bei seiner Festnahme gelärmt und Widerstand ge leistet hat. — Ein prächtiges Plakat hat der Turn verein von Bärenstein im Müglitztal an fertigen lassen, um in den weitesten Kreisen auf die Veranstaltung eines Gauturnfestes hinzuweisen. Neben dem Text befindet sich das stolze massige Schloß, das zu den ältesten böhmischen Grenzfesten gehört und gleichsam schützend herabblickt auf Stadt und Dorf, die auf einem zweiten Bilde wiedergegeben sind. Daneben findet sich ein Bildnis Jahns, und geschmackvoll ist alles umrahmt von grünem Eichenlaub, den Zweigen des deutschen Baumes, die allein den Turner schmücken dürfen. Dieses Plakat wird Interessenten vom Preßausschuß kostenlos zugesandt und gewiß nicht verfehlen, Freunde einer großartigen Natur aus bas reizende Fleckchen Erde aufmerksam zu machen. — Das König!. Landgericht in Dresden verhandelte gegen den 24 Jahre alten Arbeiter Friedrich Herm. Büttner von Oberpester witz wegen Sittlichkeitsverbrechens. Während der Beweisaufnahme war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Büttner wurde für schuldig er kannt und deshalb mit einer siebenmonatigen Gefängnisstrafe belegt. — Der seit 3 Jahren in Welsch Hufe amtierende Gemeindevorstand hat dem Gemein derat in einer plötzlich einberufenen Sitzung angezeigt, daß er sein Amt niederlegt. Der Grund sei allzugroße Arbeitslast. Man ver mutet einen Druck von anderer Seite. — Am Freitag mittag wurde am alten Friedhof in Chemnitz von einige» Arbeitern beobachtet, wie ein Mann sich in auffälliger Weise an einem Grabdenkmal zu schaffen machte Als er sich entfernt hatte, fanden die Beobachter, daß wertvolle Schmucksachen, in ein Taschen tuch eingewickelt, in dem Grabhügel versteckt worden waren. Die Leute ließen darauf den Schatzgräber festnehmen. Wie sich ergab, waren die Schmucksachen in der Nacht zum 2. Juli in Buchholz-Friedewald bei Moritzburg mittels Einbruchs gestohlen worden. Der Fcstgenommme ist ein wiederholt mit Zuchthaus bestrafter 39 Jahre alter Fleischer und Handarbeiter aus Oberlungwitz. — Die letzte Hinrichtung einer Frau erfolgte in Sachsen vor 56 Jahren. Anläßlich der Verurteilung der Bürgecmeisterstochter Grete Beier zum Tode sei daran erinnert, daß jene Hinrichtung an einer gewisse» Rehn voll zogen wurde, die wegen Kindesmodes zum Tode verurteilt worden war und an der das Urteil am 11. September 1852 vollstreckt wurde, nachdem es vom König Friedlich August dem Zweiten unterzeichnet worden war. Seitdem sind alle in Sachsen zum Tode verurteilten Frauen von den Herrschern Sachsens begna digt worden. — Zwischen den Stationen MohSdorf und Stein-Chemnitzthal ist ein in Claußnitz wohn hafter Eisendreher vor dem Chemnitz-W echsel- burger Abendpersonenzuge in das Gleis ge sprungen, um sich überfahren zu lassen. Der Lebensmüde erreichte jedoch seine Absicht nicht; schwer verletzt wurde er aufgehoben und dem Chemnitzer Krankenhause zugeführt. — Auf Leppersdorfer Flur, wo in früheren Jahren wiederholt weiße R-che auf traten, wurde bei Beginn der Jagdsaison auf männliches Edelwild ein weißer Gabel bock zur Strecke gebracht. — Der Zahnarzt Dr. med. Schaumberg in Döbel» wird mit seiner Familie nach Windhuk übersiedeln, um dort zahnärztliche Praxis zu betreiben und eine Klinik zu errich ten. Er hat seine dortige Praxis bereits auf- gegeben. Dippoldiswalde. In Gegenwart einer stattlichen Anzahl Herren, Vertretern von Be hörden und ausstellenden Firmen, geladenen Ehrengäste», sowie Mitglieder» des Gewerbe- Vereins wurde die Ausstellung von Maschinen, Apparate» und Werkzeugen für das Kleinge werbe in der erweiterten Maschinenhalle der Deutschen Müllerschule durch den Ehrenvor sitzenden des Ausstellungsausschusses Herr» Bürgermeister Dr. Weißbach eröffnet. Der Ansprache folgte ein Rundgang durch die Ausstellungsräume. Hierbei zeigte sich, daß die Ausstellung nicht nur vollständig fertig ist, sondern ihren Zweck, jeden« etwas zu bringen, reichlich erfüllt hat. Gegen 200 Nummern ent hält der herausgegebene Katalog. Die Aus stellung ist für die Dauer des Monats Juli geplant. Der Gewerbeverein beging gleichzeitig die Feier seines 50jährigen Bestehens, das durch Kommers und Tafel gefeiert wurde. — Kleine Notizen. — Durch einen Sturz vom Wage» zog sich der in Zwönitz im 80. Lebensjahre stehende Privatier Karl Wilhelm Sieber derartig schwere innere Ver letzungen zu, daß er nach achttägigen qualvollen Leiden starb. — In Mittweida ist am Sonntag iin Expedilionszimmer der katholischen Kirche eingebrocheii worden. Die Diebesbeute bestand in 400 Mark Bargeld und Postwert zeichen. — In Meißen stieg ein Arbeiter über das eiserne Geländer der alten Brück- auf den Vorsprung des mittelsten Strompfeilers. Von hier aus stürzte er sich auf das Vorlager des Pfeilers, wo er tot liegen blieb. — I» Rußdorf bei Oberfrohna ist der 26 Jahre alte Schlosser Max Fickert bei»« Baden in einem Teiche ertrunken. Der 24jährige Gelegenheitsarbeiter Höppner aus Oberwiesa wurde inr Felde als Leiche gefunden. H. halte sich mit Salzsäure vergiftet. — InGöhren bei Lunzenau hat sich die noch jugendliche Ehefrau des Arbeiters D. in einem Schwer- mutsai-.falle erhängt. — In Dresden sprang eine etwa 20 Jahre alte Fabrikarbeiterin von der Carola brücke in die Elbe. — Um eine Portio» Brot, Butler u»d Käse im Werte von 93 Pfennigen schädigte der 1886 in Dresden geborene Arbeiter Otto Johannes Rauch eine Produktenhändlerin indem er ebenfalls von einem gefälschten Schriftstück Gebrauch machte. 2 Monate Ge fängnis bilden das gerichtliche Nachspiel. — Zur Verpachtung des Restaurants im städtischen Ausstellungspalaste in Dresden enthalten die Mitteilungen aus der Gesamt ratssitzung folgende weitere Angaben: „Nach Prüfung der Angebote beschloß der Rat, das Restaurant an den bisherigen Pächter Hohl feld unter einer Reihe von Bedingungen zu einem Jahrespachtzinse von 30 000 Mk. und einem Gewinnanteile der Sladtgemeinde von 33'/, und 50 Prozent bei einem jährlichen Reingewinn von 20 000 Mk. bis 65 000 Mk- und über 65 000 Mk. zu verpachten. — In Weida bei Riesa fiel auf das Kleid der 10jährigen Martha Wartenberg un bemerkt ein Fünkchen — man sagt, beim Aus einanderziehen und Explodieren eines Knall bonbons. Ehe man eS bemerkte, brannte das Kleid lichterloh. Das Kind erlitt so schwere Brandwunden, daß es an deren Folgen wenige Stunden nach dem Vorfall unter großen Schmerzen verschied. — In dem Grundstück Platanenstraße 7 in Chemnitz stürzte ein im Hvfraum aufge stapelter Bretterstoß um, und verschüttete vier im Hofe spielende Kinder. Die drei Jahre alte Tochter des Glasermeisters Schumann erlitt einen Schädelbruch, ein dreijähriges Töchterchen des Schlossers Junghans einen Bruch des rechten Oberschenkels, die elf Jahre alle Toch ter des Materialwarenhändlers Nippel Haut abschürfungen am Rücken; der zwei Jahre alte Bruder der schwerverletzten Schumann kam unverletzt davon. — Vor dem Leipziger Schöff engericht wurde die 18jährige Kontoristin Ludmilla Maria Hochmuth, eine Oesterreicherin, wegen Unter schlagung zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Sie hatte Kleidungsstücke im Werte von 235 Mark unterschlage», die ihr zur Aufbewahrung anvertraut und Eigentum der Döll waren. Die Hochmuth befindet sich ebenso wie die Döll und der Buchdrucker Oswald Schmidt in Haft, da alle drei in dein Verdachte stehen, mehr oder weniger mit der Mordtat an dem Buchhändler Arthur Giegler, dessen Haus hälterin die Döll war und bei dem auch die Hochmuth angestellt war, in Verbindung zu stehen. Die Döll machte ihre Bekundungen als Zeugin mit völliger Ruhe und Sicherheit, der lange Aufenthalt im Untersuchungsgefäng nis hat auf ihr Aussehen und ihr körperliches Wohlbefinden scheinbar fast gar keinen Ein fluß gehabt. Interessant in ihrer Zeugenaus sage war, daß sie selbst zugab, sie habe die ganze Geschäftsführung GieglerS in den Händen gehabt, man habe sie überall für GieglerS Frau gehalten und sie habe machen können, was sie nur immer gewollt habe. Wie Giegler seine Geliebte hielt, geht daraus hervor, daß er ihr bezüglich der Kleidung jeden Wunsch erfüllte; unter den unterschlagenen Kleidungs stücken befand sich ei» Seidenkleid, daß die Döll im Geschäft getragen hat, Beinkleider, daS Stück für 25 Mark und Strümpfe für 7 Mark das Paar. — Die Hochmuth wird in dem gegen die Döll zu führende» Prozesse als Hauptzeugin fungieren. — In der Leipzig er Vorstadt erhängte sich ein 56jähriger Gewerbsgehilfe infolge Schwermut. — Wie die amtl. „Wenn. Ztg." meldet, ist inSchwarza bei Blankenhain im Walde die Leiche eines 13jährigen Schulmädchens aufgefunden worden. Das Kind ist nach ärzt lichem Befunde einem Lustmord zum Opfer ge fallen. Em der Tat verdächtiger 21jähriger Lehrer wurde verhaftet, da er aber sei» Alibi Nachweise» korrnte, wieder auf freie» Fuß ge setzt. Die Recherchen sind im Gange. — In Leipzig-Kleinzschocher hatte sich das drei Jahre alte Töchterchen des Fri seurs Gotter in Abwesenheit der Mutter eine Schachtel Streichhölzer angeeignet und damit gespielt, wobei die Kleider der Klemen in Brand gerieten, und das Kind ausgedehnte Brand- wrmden am ganze» Kö per davontrug, denen es erlegen ist. — Fast täglich hört man von Unglücks fällen, die durch leichtsinnige Spielerei mit Schußwaffen, insbesondere Revolvern entstehen. So hantierte vergangenen Freitag eine in Leipzig-Lößnig wohnende Arbeiterfrau mit einem Revolver, dieser entlud sich und die Kugel drang einer »eben ihr stehenden an deren Frau i» de» Kopf. Noch schlimmer gras siert die Sucht, mit Revolver» herumzuspielen unter der Jugend. So hielt sich ein Gym nasiast in Eisleben einen Revolver an die Schläfe und äußerte: „Wenn ich jetzt losdrückte, wäre ich tot!" Dabei entlud sich die Waffe und der Leichtsinnige wurde so getroffen, daß er alsbald verstarb. — Die Stelle des zweiten Bürgermeisters in Leipzig, die durch die Wahl des Dr. Dittrich zrim Oberbürgermeister frei geworden ist, soll ausgeschrieben werden. — Von einem mit 6 großen Papierrollen beladenen Wagen fielen 3 Rollen, welche un genügend befestigt waren, herunter und rollten mit großer Schnelligkeit die steile Straße in Pößneck hinab. Die Leute sprangen flüchtend zur Seite, nur ein Mädchen von 12 Jahren, Eise Petz, kam . zu Falle, und eine der etwa 10 Zentner schweren Nollen ging über das arme Kind hinweg und zerdiückte eS. Der Tod trat sofort ein. — In Einsiedelbei Chemnitz starb ein zehnjähriger Knabe an einer Blutvergiftung, die er sich beim Baden in der Zwönitz zuge zogen hatte.