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WnstwCrOWAnMr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit d<.m Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung tilgen Geschäfts- stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (anher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. M älage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametcil die Feile 30 Pfg. Die 2gejpaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der Landesaus- schuß der fortschrittlichen Volkspartei hat in Nürnberg eine Sitzung abgehalten, in welcher der Abgeordnete Müller-Meiningen zugleich als Vertreter der Berliner Zentralleitung der Par tei eine Gedächtnisansprache hieit, die von den zahlreichen Delegierten stehend angehört wurde. Das protestantische Oberkonsistorium hat Trauergottesdienste in allen Kirchen des Lan des. sowie während der nächsten drei Wochen täglich einstündiges Trauergeläut in der Mittagszeit im ganzen Lande angeordnet. Der russische Hof bat acht Tage, der rumänische drei Wochen und der belgische zwei Wochen Hoftrauer angesagt. Zur Beisetzung kommen nach München der deutsche Kaiser, der König von Sachsen, der Erzherzog-Thron folger von Oesterreich, der König der Belgier, der Herzog von Genua, der Herzog von Teck als Vertreter seines Schwagers des Königs von Großbritannien, der Infam Carlos von Spanien, die Großherzöge von Baden, Hes sen, Sachsen, Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, die Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha, Alten burg und Anhalt, die Fürsten von Lippe, Hohenzollern-Sigmaringen, Schaumburg- Lippe, der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz und Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen als Vertreter ihrer Väter sow e der Erbprinzregent von Reuß. Der König von Württemberg, der unwohl ist, wird durch dm Thronfolger Her zog Albrecht vertreten. Der Kaiser trifft am Donnerstag kurz vor der Beisetzung in Mün ¬ chen ein und wird nach der Familientafsl, die um 4 Uhr stattfindet, gegen 6 Uhr wieder ab reisen. Von nächsten Verwandten des Ver storbenen kommen noch seine Schwägerin, die Großhekzogln von Toskana, mit zwei Söh nen und verschiedene Herzöge und Herzoginnen aus Württemberg. Die Königin der Nieder lande, dar König von Schweden, Präsident Fallieres, der Herzogregent von Braunschweig, die Großherzogin von Luxemburg, der Fürst von Waldeck und die freien Städte schicken Sondergesandte; Prinz Jolann Georg von Sachsen ist Montag vormittag bereits bei sei nem Schwager, dem Herzog von Kalabrien, dem Schwiegersohn des Prinzregen.en Ludwig, in München eingetro'fen und bleibt bis nach oer Beisetzung. LagesgeschLchte. Landtagsschlnh. Ein Königliches Dekret, das gestern bei der Ersten Kammer eingegangen ist, setzt den Schluß der gegenwärtigen Landtagssession aus den 20. Dezember fest. Die Lücken der Landesverteidigung würden ausgefüllt werden, so war den Aengst- lichen im Reiche wie den geflissentlichen Ver- lleincrern im Ausland von amtlicher Stelle schon vor Monaten zugerufen worden. Am 29. November erklärte der preußische Kriegsmini ster im Reichstag, daß im deutschen Heere das Erforderliche für den Kriegsfall in die Wege geleitet sei. Das deutsche Volk kann also ohne Sorge sein, darf andererseits aber nicht ver gessen. daß für die Lückenausfüllung Mittel bereit zu stellen sind und daß daher zu seiner Zeit neue Einnahmequellen erschlossen werden müssen. Gerade die gegenwärtige Weltlage lehrt jedermann, daß den Notwendigkeiten auf dem Gebiete der Landesverteidigung vor allen anderen entsprochen werden muß. Die amtlich als grundlos zurückgewiesenen Gerüchte von Meinungsvettschiedenheiten zwischen dem preußi schen Kriegsminister und dem Reichsschatzsekre tär waren zweifellos auf die Tatsache zuruck zuführen, daß über die Ausfüllung der noch vorhandenen Lücken in den zuständigen Krei en Verhandlungen schweben. Der drohende Bauarbeiterstreik soll nach Möglichkeit abgewendet werden, des halb beginnen in den ersten Tagen des Januar d e Einigungsverhandlungen zwischen dem Deut schen Arbeitgeberbund und den Vorständen der Arbeilnebmerorganisationen; für Großberlin werden die Verhandlungen besonders geführt. Für den Fall des Scheiterns der Verhand lungen legt man für die Zukunft des deut schen Baugewerbes große Besorgnisse, da es bei dem drohenden Streik wohl nur Besiegte geben wird. Der Bergarbciterstreik im Saarrevier wird hoffentlich ebenfalls vermieden, obwohl sich über 30 000 Bergleute bereit erklärt haben, am 2. Januar die Arbeit niederzulegen. Auf einer Grube war bereits ein Teil der Berg arbeiter in den Streik getreten, der jedoch als bald beigolegt wurde, lieber 10 000 Mitglie der der katholischen Fachvereine haben strikte erklärt, den Streik aus leinen Fall! mitzu machen. In amtlichen Kreisen ist man der Meinung, daß der geplante Streik nur auf eine Machtfrage hinauslaufe. Truppentransport aus Deutsch-Südwestafrika. Der Dampfer „Prinzregent" ist gestern mit einem Truppentransport aus Deutsch-Süd- westafrika in Stärke von 8 Offizieren, 26 Unteroffizieren und 332 Mannschaf ten, sowie mit einem Ablösungstransport vom Vermessungsschiff „Möwe" in Kuxhaven cingetroffen und von General v. Glasenapp empfangen worden. Der Transport wird im Laufe der nächsten Tage in Kurhaoen aufge löst. außerottbeiMcher Bedürfnisse. Die Summe, die nach und nach eingezogen werden soll, ist vorgesehen für eine Erweiterung des Ha-ens nach Herstellung des Rhein—Herne-Kanals, für Stcaßenbauten nnd für die Errichtung von Schulen und Verwaltungsgebäuden. Wegen Landesverrats zu Gunsten Rußlands > at sich gegenwärtig vor dem Kriegsgericht in Berlin der Sergeant Gustav Wölferling vom Bezirkslommando Tttorn zu verantworten. Der Angeklagte hatte sich dadurch verdächtig ge macht, daß er nach Austritt aus dem Militär verbano zu Anfang dieses Jahres große Sum men ausgab, obwohl er vermögenslos war. Deshalb war die Militärverwaltung auf ihn aufmerksam geworden, die feststellte, daß er mit russischen Geheimagenten in Verbindung gestanden hatte. Kaiser Franz Joseph über die Lage. Kaiser Franz Joseph empfing gestern in Wien das Präsidium der Staatsschuldenkom- nission, die dem Monarchen anläßlich des l'nfzigjährigen Jubiläums der Kommission das erste Exemplar der künstlerisch ausgestal- Wien Denkschrift überreichte. Im Verlaufe der Audienz nahm der Kaiser auch auf die aus wärtige Situation bezug, die er als güntti" ezeichnete. Nach einer Meldung der „Zeit" >oll der Kaiser gesagt haben: „Die jüngsten Ereignisse haben mich in der Zuversicht be stärkt, daß wir schon jetzt unser ganzes Balkan- vrogramm durchführen werden, ohne zu schäk eren militärischen Maßnahmen greifen zu müssen." Das gerichtliche Nachspiel zum Mordanschlag auf den Grafen Tisza, den der Abgeordnete Kovacs im vergangenen Eine 37-Millionen-Anleihe der Stadt Dortmund. Die Stadtverordneten von Düsseldorf ge nehmigten einstimmig die Aufnahme einer An leihe von 37 Millionen Mark zur Deckung Sommer während einer Sitzung des ungari schen Abgeordnetenhauses, wo es damals drun ter und drüber ging, sich zuschulden kommen ließ, hat soeben in Budapest begonnen. Be kanntlich gingen die Schüsse, d e Kovacs gegen den Parlamentspräsidenten abgab, fehl, wäh rend er darauf mehrere Schüsse gegen sich selbst abgab. Kovacs ist erst jetzt von seinen schwe ren Verletzungen wiederbergestellt. Falls er im Sinne der Anklage, die auf vorsätzlichen Aus dämmernden Nächten. Original-Roman von Anup Wothe. Oopxiixkt 191 > b)s Uviix Wolke, ttsiprix. 2. Forts. (Nachdruck verboten.^ Jngvelde stand mit starrem Blick in ihrer Stube und las wieder und wieder den Brief, den Ur der Postbote gebracht. M t zitternder Hand hatte sie die Tür ver schlossen. Niemand sollte sehen, daß sie schwach war, daß sie fassungslos, ja vollständig ge brochen den Tatsachen gegenüberstand, gegen welche sie sich machtlos fühlte. Noch einmal nahm sie den Brief zur Hand und las: Schwester Jngvelde! Hallo! Ele die Sonne sinkt, bin ich bei Dir! Fall nur nicht g'eich nm und lege Deine ernste, übrigens se r schöne Stirn nicht in so furchtbare Falten. Das kam nämlich so: Die Penfionsmutter, die Du so vortrefflich findest, ist ein Greuel; und ich babe ihr ge'agt, daß ich sie l as'e. Tu glaubst nicht, was die ver- r ickle a te Dame täglich an mir herumzumäkeln batte. Da kam Madame Maaßen auf die geniale Idee, drei Tage zu verreisen, Gott weiß, wohin. Vorher hielt sie eine uns sehr beglückende Rede, in der sie uns sagte, daß sie so viel Vertrauen in uns setzte, daß wir auch einmal ganz auf eigenen Füßen zu stehen vermöchten. Na, das habe ich ihr bewiesen. Ich nahm kurz entschiossen auf der „Schwan- l ild", die immer von Christiania nach Bergen fährt, einen Platz, um in Deine Arme zu eilen und mit dem widerwärtigen Pensionsleben Schluß zu machen. Hoffentlich ist mir Madame Maaßen nicht zuvorgekommen und hat Dich durch eine Depesche erschrecke. Mademoi selle, die uns beaufsichtigen sollte, die aber glücklicherweise kein Wort norwegisch versteht, so daß sie nicht vick zu meiner Verfolgung tun kann, habe ich einen Zettel hinterlassen, daß ich nach Hause fahre. Ich latte es mir schon so lange brennend gewünscht, einmal eine Schiffsreile allein zu machen. Ich sage Dir, meine Alte, es war geradezu himmlisch! Was für entzückende Men schen habe ich auf dem Schiffe kennen gelernt. Ich weiß ja, Jngvelde, Du liebst die Men schen nicht sonderlich. Freilich, Du bist auch schon so alt, bald dreißig Jahre. Das ist furchtbar, nicht wahr? Wer weiß, ob ich je so alt werde. Aber ich, ich bin noch jung; und ich will das Leben genießen, das so süß und toll sein soll und von dem ich noch gar nichts weiß. Doch auf dem Schiff ging's schon au. Denke nur, ich habe da so himmlische Bekannt schaften gemacht. Zuerst die Brronin Bonato, eine reizend iebenswürdige Dame. Sehr reich, glaube ich. Sie hat wundervolle Brillanten und großartige Toiletten. Sie nahm mich gleich unter ihren müttevüchen Schutz, nachdem ich ihr gebeich tet, daß ich eigentlich ausgerückt sei, und er klärte feierlich, sie würde es sich ucht nehmen lassen, mich Dir persönlich wiederzubringen, denn es sei doch eigentlich ein unverantwort licher Leichtsinn von einer Siebzehnjährigen, so ganz allein auf Reisen zu gehen. Ist das nicht reizend lieb von der Baronin, daß sie mich zu Dir in den Ramlahof begleiten will? Du wirst natürlich außer Dir sein, denn ich erinnere mich nichc, daß wir je Logier gäste gehabt? Aber das hilft Dir nichts, meine Alte; denn ich kann doch der liebenswürdigen Frau, die sich so warm meiner angenommen, nicht sagen: „Meine Schwester empfängt keine Besuche. Sie haßt die Menschen, und sie hat gar keine Idee, daß ein so junger Mensch wie ich etwas anderes vom Leben will, als das ewige Einer lei unseres Gaards, den ich schon in meiner Kindheit satt hatte," — obgleich ich jetzt in ! Christiania immer mächtiges Heimweh nach Dir , und selbst nach unseren buntscheckigen Kühen verspürte. Also die Baronin kommt mit, natürlich auch ilr Soln, mit dem sie immer reist. Ein lan ger, dünner Mensch, von dem sich nicht viel sagen läßt, als daß er sehr aufmerksam zu feiner Mutter ist, und daß er eine sehr gute Konversation machen kann. Die Baronin ist eine Deutsche, auch ihr verstorbener Mann soll es trotz des ausländischen Namens gewesen fein. Sie beherrscht, wie ihr Sohn, alile Sprachen und redet Norwegisch, als wäre sie in unserem Nordland geboren. Die Fahrt von Christiania bis Bergen war himmlisch. Ich amüsierte mich köstlich. Beinahe wäre es zwi schen dem Baron und einem anderen Passa gier me.noiwegen zu einem ernsthaften Zu sammenstoß gekommen. Ist das nicht grauen haft schön? Der andere, er sah wie ein Nord länder aus, und doch so fremd, als käme er weit her, sah mich immerfort mit glühenden Augen an und wich nicht von meiner Seite, wenn ich auf dem Promenadendeck in meinem Liegestuhl mit der Baronin und ihrem Sohn plauderte. Ich wurde immer rot, wenn ich bemerkte, daß der Fremde zuhörte; und der Biron stellte schließlich den Fremden zur Rede und verbot ihm das Anstarren. Was unser Landsmann, ich weiß nicht, wie er heißt, geantwortet hat, habe ich nicht gehört. Ich sah nur, daß er zornrot wurde, während der Baron nach seiner heftigen Ant wort erbleichte. Denke doch nur, Jngvelde, wenn die bei den sich meinetwegen schlagen würden. Es wäre ja furchtbar traurig, aber doch auch zu interessant, — der reine Roman! Der Baron behauptete zwar, die Sache wäre beigelegt, der Nordländer hätte sich ent schuldigt; aber ich traue dem Frieden noch nicht. Als ich hier im Hotel den Fremden ur plötzlich wiedersah, starrte er mich ganz ent- setzt an, als er gewahrte, daß ich aus dem Zimmer der Baronin kam, und ging, ohne mich zu grüßen, vorüber. Ach so, Du weißt ja noch gar nicht, daß ich mit den Bonatos hier in Bergen im Hotel geblieben bin. Sie redeten so zu, doch einen Tag in Bargen zu bleiben; und ich fand es geradezu ideal. Der Fischmnrkt allein! Ich schwimme in Wonne! Du, meine Große, kannst das gar nichr verstehen, was es heißt, frei zu sein nnd so allein und selbständig durch die Welt zu gondeln. Na, morgen hat die Sache ja leider ein Ende; denn, wie ich Dich kenne, mein Ge- liektes, fängst Du mich ja doch unbarmherzig wieder ein Ich will auch ganz furchtbar brav sein und Dir geloben, nicht wieder auszu brechen; aber Du darfst auch nicht schelten, und Du mußt ganz furchtbar lieb zu mir und auch zu unseren Gästen sein. Denke doch, Gäste auf dem Rrmtahof! Ich möchte tanzen vor Vergnügen. Ach, beinahe hätte ich es vergessen zu sagen, die Nichte der Baronin kommt auch mit: ein schlankes Mäd chen, das immer still und in sich gekehrt ist, ungefähr in meinem Alter. Ich habe kaum drei Worte mit ittr geredet; aber ich mußte sie doch mit auffordern. Also morgen abend um sechs Uhr in Gudwangen. Schicke die Stolkjaerren an den Dampfer. Ach, ich bin so glücklich, auch darüber, daß ich nun bald wieder bei Dir bin. Tu darfst aber nicht böse sein, Geliebtes. Immer in Liebe Deine kleine Magna. NB. Ist der neue Inspektor jung und hübsch? Ich schwärme für hübsche Männer. Hosfentl ch ist er kein Kaffer." (Fortsetzung folgt.)