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Londoner Liebeswerben um Aman Mah. Für kinschwenlen in die britische Politik eine Anleihe in Ansficht genommen. Wenig aussichksrelche Bemühungen Chamberlains. London, 10. April, lieber die Besprechungen, die der afghanische König A in an tt l l a h t» London mit Chambc r- lai» batte, und die -um Abschluß eines englisch-afgbanischen Vundnisses geführt haben sollen, weih „Dail,, Herald" mitzu- teilcn, dah begründeter Anlah vorhanden sei, nnzunchmen, -ah während der Unterhaltungen Aman Ullahs mit Chamber- lai» jeder nur mögliche Versuch gemacht worden sei Aman Illlah und den ihn begleitenden afghanischen Auhenminister davon zu überzeugen, dah, wenn Afghanistan in Zukunft eine Politik verfolge, die England angenehm wäre, materielle Vorteile für Afghanistan sich ergeben würden. Ins besondere werde die Emission einer A »leihe von mehreren Millionen Pfunde» in London erörtert werden. Ferner sei den Afghanen erklä»t worden, dah, wenn die indische Ne gierung sich darauf verlassen könne, dah sie Afghanistan als eine freundliche Macht im engsten Sinne dieses Wortes be trachten könne, sie die Truppen an der Nvrdwestgrenze Afghanistans vermindern würde. Bevor Afghanistan die An leihe erhalte» könne, müsse es jedoch durch nnmthvcrständlichc Handlungen leine Bereitschaft bekunde», in der allgemeinen Politik gemeinsam mit England aufzutretcn. Der „Daily Herald" weih nichts Bestimmtes darüber an zugeben. ob Aman Ullab zu diesen englischen Borschlügen seine Zusage gegeben, oder ob er sich Vorbehalten hat. erst nach seine» Mittel,r nach Kabul eine Antwort g« erteilen. Wort« die „»»mißverständlichen Handlungen" bestehen sollen, deuten andere Londoner Blätter an, die darauf Hinweisen, dah Aman illlah seine Neise nach Moskau auf eine» spateren Zeitpunkt verschiebe» und seht die -Heimreise nach Kabul antreten müsse. Im übrigen wird vermutet, dah Aman Illlah diesen engli schen Angeboten gegenüber größte Zurückhaltung bewahrt habe, da er sich und sein Land nicht in Abhängigkeit von der englischen Politik habe bringen wollen. Eine Operallon Aman Allahs ln Berlin. Berlin. 10. April. König Aman Ullah von Afghanistan hatte heute vormittag in afghanischen Gesandtschaft, in der er abgcstiegcn ist, längere Besprechungen mit Berliner Aerzten. die er zur Konsultation herangezogen hat. Seiner chronischen Mandelentzündung wegen hatte er Professor v. Berg mann zur Konserenz gebeten. Die Operation des Königs wird voraussichtlich morgen i» seinem Berliner Sanatorium vor genommen werden. Deulfch-siamesischer Äandelsverlrag. Berlin, 10. April. Am 7. April ist in Bangkok ein Frcund- schasts-Handcls- und Schisfahrtsvertrag zwischen dem Deut schen Reich und dem Königreich Siam von den Be vollmächtigte» beider Negierungen unterzeichnet worden. Der neue Bcrtrag soll an die Stelle des vorläufig deutsch-siame sischen Wirtschaftsabkommens vom 28. Februar 1021 treten. Er gewährt beiden Staaten die Meistbegünstigung für Handel. Schiffahrt und Niederlassung, enthält eine Schiedsgerichts klausel für die Auslegung seiner Bestimmungen und stellt die Handelsbeziehungen zwischen beiden Staaten auf eine gesicherte Grundlage. Der Bertrag wird am Tage des Aus tausches der Ratifikationsurkunden in Kraft treten. fWTB.) Verhaftungen von Kommunisten in Japan. Allgemeine Entrüstung gegen Moskau. London, 10. April. Rach einer Meldung aus Tokio herrscht in ganz Japan grobe Erregung wegen der Entdeckung etnes weitverzweigten roten Komplottes gegen den Kaiser von Japan. 1013 k v m mu n i st t s ch e Agitatoren wnr den verhaftet. Weiter wird berichtet, die Fäden liefen nach Feststellung der Polizei nach Moskau. Auch sei er wiesen. das; während der letzten Wahlen die Radikalen von Moskau finanziert wurden. Diese Einmischung in japanische Angelegenheiten habe im Lande einen Sturm der Empörung gegen die Kommunisten erzeugt. Die Behörden sähen die Angelegenheit als sehr ernst an. * Tokio, 10. April. Die Negierung verfügte die Auslösung der extremen Proletarierpartci „Nonoto" und zweier anderer extremer politischer Organisationen, da ihre Eristenz die Sicherheit und Ordnung des Landes gefährde. iWTB.j Bor einer Weltfriedens-Konferenz. Grundsätzliche Einigung Paris- Washington? Paris, 10. April. Das „Echo de Paris" schreibt zu den Erklärungen des Staatssekretärs Kellogg, dab er keines wegs die in der französischen Note vom 27. März aus gesprochenen Vorbehalte angenommen habe. Das Blatt schreibt, die von Briand angekündigten Vorbehalte seien also umgangen und würden nicht in einer Verhandlung zu zweien, sondern in einer Verhandlung zu sechscn erörtert werden, lieber die Einstellung Englands zu dem Mehrseitig leils-Kriegsverzichtspakt sieht das Blatt voraus, dab in dieser Beziehung zwischen London und Washington eine Verstän bigimg erzielt werden dürste, da die Bereinigten Staaten alles Interesse daran Hütten, in den lateinischen Republiken der neuen Welt -Herr ihrer Handlungen zu bleiben, wie auf der anderen Seite England sehr daran gelegen sein müsse, innerhalb der Imperiums frei zu bleiben und die Möglichkeit zu behalten, jede „Polizeiaktion" durchzusühre». Bei alledem könne ja im Prinzip ans den .„Krieg" als Mittel nationaler Poli tik verzichtet werden. Deutschland habe alle Aussicht, in dieser ganzen An gelegenheit zu gewinnen. Wenn das Kellogg so teure System sich durchsetze, so mühte die VericidigungSkoalition gegen einen Angreifer unter dem Zeichen von Genf oder einer an dere» Anschrift zumindest moralisch von der öffentliche» Mei nung in Amerika gebilligt werden. Das „Journal" teilt mit, Kellogg habe noch eine Reihe zusätzlicher Erklärungen verlangt, die nach Infor mation des „Petit Parisicn" anscheinend schon gegeben morden sind. Eine grundsätzliche Einigung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten soll nach der Pariser Presse bereits erreicht morden sein, oder zum mindesten sei man auf bestem Wege, eine solche Einigung zu erreichen. Der bisherige Noten austausch werde nunmehr den übrigen Großmächten, Deutschland, England. Japan und Italien, offiziell zur Kennt, nis gebracht und die genannten Mächte ausgcfordcrt werden, offiziell an den weiteren Verhandlungen teilzunchmen. Diese Einladungen sollen nach dem „TempS" schon in der laufenden Woche ergehen. Paris, 10. April. Wie die „Ehtcago Tribüne" a»S löashington meldet, hat Staatssekretär Kellogg Verhand lungen über einen Schiedsgcrtchtsvertrag mit Finnland cingelcttct. lieber ähnliche Verträge verhandeln die Vereinigten Staaten mit Deutschland, Japan, Oester reich, Ungarn, Belgien, der Tschecho-Slowakei, Polen, Litauen ! und Lettland. Airßcrdcm sind Verhandlungen für Schicds ^ gerichtSverträge mit Portugal, Dänemark, Holland, der Schweiz, Italien, Norwegen, Spanien und Großbritannien im Gange. fT.-U.f Mussolinis Dalkanpolitik. Budapest» 10. April. „A Rcggel" erfährt aus Mailand, das; Ministerpräsident Bcthlcn trotz aller amtlichen De mentts mit Mussolini wichtige politische Beratungen ge pflogen hat. Mussolini sei am 31. März in Begleitung seiner zwei Sekretäre und des Staatssekretärs des Acuheren, Grandi» in Mailand eingetrossen und habe schon am nächsten Tage den ungarischen Ministerpräsidenten empfangen. In den folgenden Tagen fanden zwischen Mussolini und dem grstcchi schen und dem türkischen Auhenminister Besprechungen statt. „A Reggel" will wissen, das; in Mailand als Gegengewicht gegen die Kleine Entente und gegen den Einfluß Frankreichs im Donau-Becken unter italienischer Führung der Grund! stein zu einem Bündnis zwischen der Türkei, Griechenland, Bulgarien und Ungarn gelegt wurde. Pariser Sorgen über -ie Besprechungen in Asm. Paris, 10. April. Die Pariser Presse schenkt den augen blicklich in Nom stattfindcnden diplomatischen Besprechungen zwischen Mussolini und den ausländischen Auhenmintstern größte Beachtung. Bet allen Bestrebungen. Kommentare zu vermeiden, die die italienische Empfindlichkeit verletzen könnten, läßt sich doch eine gewisse Unruhe in Parts nicht verkennen. So besagt eine Meldung, dah die italienisch-pol nische Annäherung ein Druckmittel gegenüber Jugoslawien darstelle, zumal der polnisch-jugoslawische Vertrag praktisch bedeutungslos sei. Belgrad werde zwischen der Kündigung des Vertrages und der Wiederherstellung einer freundschaft lichen Politik mit seinen Nachbarn wählen müssen. Man ist ferner der Ansicht, daß eine italienisch-polnische Verständigung auch auf die Kleine Entente einen Druck ausüben werde, die mehr oder weniger mit einer gesteigerten Bedeutung Italiens in Mittel, und Osteuropa rechnen müsse. „Paris Soir" wirst sogar die Frage auf, ob die Polen nicht ein doppeltes Spiel treiben. Die diplomatische Tätigkeit des Duce verursache allenthalben Beunruhigung und müsse von Frankreich als direkt gegen seine Verbündeten, die Kleine Entente, gerichtet angesehen werden. Der sozialistische „Soir" deutet die Verhandlungen Musso linis dahin, bah er entweder einen Bund des internationalen Faschismus bilden, oder aber die Stirate», die Jugoslawien umgeben, neutralisieren wolle. Warum -er Cavell-Film in Kollanö verbolen wurde. Amsterdam, 10. April. Die holländische FilmpriisnngS- kvinmission, die die Aufführung des Cavcil-Filmü für Holland verboten hat, begründet ihre Entscheidung mit folgenden Er wägungen: Der Cavell-Film könne, abgesehen von dem Rahmen, der dem Krieg entnommen sei, nicht als Anti-Kriegs- film bezeichnet werden. Der Charakter von Miß Cavcll sei unrichtig gezeichnet, wenn behauptet werde, dah sic nur aus Gutherzigkeit, um junge Leben zu retten, gehandelt habe. Sie habe sehr gut gewußt, daß die Soldaten, sobald sie über die Grcnzc gewesen seien, raschest wieder in die Front zurück- kchren und einem sicheren Tode cntgegcngehcn würden. Die Darstellung des Films sei um so unrichtiger, als Mih Cavcll sich als britische Staatsangehörige und Pslegeschwestcr in dem von Deutschland besetzten Gebiet schon durch ihr Amt ge schützt gewußt habe. Obwohl die Deutschen in dem Film nicht unsynrpathtsch dargestcllt würde», werde sich das Publikum unbedingt gegen sic entscheiden. Sic hätten in dem Film eine schlechte Rolle erhalten und würden immer den Kürzeren ziehen. Der Film sei nicht gegen den Krieg, sondern gegen ein Volk gerichtet. Der Film könne durch Wachrufen ganz bestimmter Ereignisse, die von vielen Leuten, die noch heute lebten, miterlebt worden seien, den eingeschlascnen Haß wieder wachrufeil und die mühsame Verständigung der Völker zerstören. Ob die Verurteilung Mih Cavells unumgänglich notwendig oder ein Fehler gewesen ist, wird von der Kom mission beiseite gelassen. Der Vorfall habe jedenfalls den Haß und die Feindschaft gegen die Deutschen außerordentlich vermehrt, und cs sei vom Standpunkt der öffentlichen Moral und der guten Sitten aus das allcrschärsste zu verurteilen, daß ein so peinliches Ereignis, das noch nicht dcrGclchichte an- gehörc, als pikanter, zugkräftiger Film ausgenußt werde. Aus diesem Grunde und mit Rücksicht aus die öffentliche Meinung Hollands, wo durch den Krieg und besonders die Eavcll-Afsärc seinerzeit große Meinungsverschiedenheiten hervorgerufen morden seien, halte es die Kommission für ihre Pflicht, die Aufführung des Filmes in Holland zu untersagen. Wer hierin eine freundliche Geste gegenüber Deutschland sehe, der möge bedenken, dah es auch im Interesse Englands sei, eine Ausnützung des Eavell-Films zu vermeiden. Die holländische Regierung habe seit dem Jahre 1918 mit aller Energie im Interesse des eigenen Landes und der gesamten Menschheit für die Verständigung der Völker gearbeitet, » Der Cavell-Film im Staate Ncnyork zngclassen. Der Cavell-Film ist von der Zensur des Staates Neuuork zur Auf führung freigcgeben worden. Gestrichen wurden lediglich einige Szenen, die sich auf die Hinrichtung bezogen. Grotzer Flugkag in Skaaken. Prächtiges Flugwetter strahlte am Ostermontag über dem Zeppelinslughafen Staaken. So wallfahrtet«: denn auch der größte Strom der Ausflügler hinaus, um der Eröffnung der Flugsportfaison 1928 beizuwohnen. Die fliegerischen Leistun gen waren durchivcg hochwertig. Aus der Fülle des mit viel Geschick zusammengestellten großen Flugprogramms vcr. dienen die Darbietungen von Ernst U d e t, ThcaRasche und Gerhard Fiedcler genannt z» werden. Jeder einzelne von ihnen ist ein Meister seines Sondcrgcbicts. Die Piloten Raab und Wtrtz führten mit ihrem Trumps-Schlcpp- zug den gewaltigen Entwicklungsgang der Luftfahrzeuge vor Augen. Der aus einem Motorflugzeug und einem Anhänger bestehende Luft-V-Zug läßt sür die Weiterentwicklung eines wirtschaftlichen Luftverkehrs ungeahnte Möglichkeiten zu. Im Gegensatz hierzu meisterte Raab am Schluß ein Museumsstück, den historischen Blcriot-Eindccker, den Typ, mit welchem der Franzose am 2.1. Juli 1909 als erster de» Kanal zwischen Calais und Dover übcrgucrte. Als Vertreterinnen der Fliegerinnen konnte man be- wundern Fräulein Martha Dröbeljahr aus Leipzig, die den neuen Sport, das Ballvnhüpfc», vorsithrtc, ferner die erst 21 jährige Fallschirmpilotin Frau Dr. Schröter, die bereits 63 erfolgreiche Absprüngc unternahm. Die beiden für Rund flüge bestimmten Junkers-Verkehrsflugzeuge waren un unterbrochen unterwegs. Noch kein Aufstieg -er..Bremen". Dublin, 10. April. Der geplante Atlantikflng der „Bremen" nach Neuyork wird, wie gemeldet wird, heute » i ch t a u s g e f ü h r t, da die Wctterbedingungen in der Mitte des Atlantischen Ozeans sehr ungünstig sind. Nach den gestern abend eingctroffcnen Wetterberichten herrschte über dem Atlantischen Ozean ein Gegenwind von 80 Stundenkilometer. Aufhebung der Beschlagnahme der russischen Kirchen in Frankreich? Wie eine Pariser Nachrichtenagentur aus Moskau zu berichten weiß, soll demnächst das Segnester über die russischen Kirchen in Paris, Nizza, Cannes usw. auf gehoben werden.