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Wchmtz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amkynupinmimschnft, das Königliche Amtsgericht und de» Stadlrach zu MppoldiswaKx. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Berbreltung finden, werden mit I2Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft init 10 Pfg. die Cpaltzeile oder deren Raum berechnet. - Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, inr redactionellen Theile, die Epaltenzeilr 20 Pfg. Die ,,W«if,eritz. Zeitung" scheint wöchentlich drei- ,ual: Dienstag, Donners- e.ig und Sonnabend und wird an den vorhergehen- LenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg, zweimonatlich S4 Pfg-, einnrvnatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. 68. Jahrgang. Dienstag, den 15. April 1902. Nr. 41. V°mnIw-rlUch-r N-darl-ur: Paul Ichnr. - Druck und Verlag -ou Carl Ichnr in ViPI-oldisw-lde. R« „NUgl-Utm Ual-rh-IlumE^. «« I-u». >u» h-u-IrMch-Mch«' »-«lEil-S«. Bekanntmachung. Die am l. April fälligen Brandkassenbetträge aus den l. Termin mit 1 Pfg. für die Einheit sind innerhalb 14 Tagen an unsere Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Dippoldiswalde, am 29. März 1902. Der Stadtrath. 3m HkW ins dtMkN Wsknzlns in Rim. Am 9. April, Abends, ist der deutsche Reichskanzler Graf von Bülow in Wien eingetroffen, um mit dem leitenden Minister des Auswärtigen von Oesterreich-Ungarn, dem Grafen Goluchowski, eine Begegnung zu haben, und man irrt wohl nicht, wenn man in dieser Ministerbegegnung die nothwendige Ergänzung zu der Konferenz erblickt, die Graf von Bülow vor wenigen Tagen mit dem italienischen Minister des Auswärtigen, Signor Prinetti, in Venedig hatte. Diese Ministerbegegnungen gelten dem ganz un verkennbaren Ziele der Verlängerung des zwischen Deutsch land, Oesterreich-Ungarn und Italien bestehenden poli tischen Bündnisses, das formell im nächsten Jahre abläuft, aber aller Wahrscheinlichkeit nach schon in diesem Jahre auf weitere fünf Jahre verlängert werden wird. Leitende Staatsmänner warten niemals in Völker verbindenden Ver trägen Len letzten Augenblick für neue Abschlüsse oder an gestrebte Abänderungen ab, sondern alle solche Akte müssen diplomatisch von langer Hand vorbereitet werden. Für alle Freunde der friedlichen Entwickelung der Dinge in Europa giebt es auch kein besseres Mittel als die Erhaltung des Dreibundes, der den betheiligten Staaten und der 8 halben Welt schon seit fast einem Menschenalter den Frie den verbürgt. Wohl ist es möglich, daß der Friedens gedanke in Europa inzwischen so liefe Wurzel geschlagen i hat, daß der formelle Dreibund gar nicht unbedingt nöthig erscheint, und daß man ihn vielleicht in eine durch den H Beitritt anderer Staaten noch zu erweiternde europäische Friedensliga verwandeln könnte, denn das Friedens- bedürfniß ist heutzutage ganz allgemein bei den Regierungen und Völkern vorhanden. Aber auch in den günstigsten Lagen mutz eine kluge Diplomatie immer mit den Ueber- raschnngen im Staaten- und Völkerleben rechnen, uni nicht überrumpelt zu werden, und eine solche Stellungnahme und Rückversicherung ist eben das Bündniß Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und Italiens. Dieser Bund ist auch - so vernünftig und staatsklug, daß nur Ränkeschmiede und Wühler daran das Gegentheil sinden können. Es wird ja mancher schöne Dunst in die Welt gesetzt, z. B. manchmal von den Vortheilen, den ein Bund Oesterreichs mit Ruhland und Italiens mit Frankreich zur Folge für Oesterreich- Ungarn und Italien haben könnte. Das klingt ja ge radeso, als ob man nicht mehr wüßte, welche Pläne Ruh land auf die Balkanhalbinsel nur verschoben hat, und welche ehrgeizigen Absichten Frankreich leiten, um Italien wieder ins Schlepptau zu bekommen. Schliehlich gilt es als ein Hauptgrundsatz bei allen Allianzen, dah man sich nur mit starken Staaten verbünden soll, und man darf wohl ohne Ueberhebung sagen, dah in dieser Hinsicht das deutsche Reich seinen Bundesgenossen an militärischer Or ganisation und Streitkräften, an Bildung und Disziplin etwas bietet, wie es ihnen von anderer Seite gar nicht geboten werden kann. Die reellen Grundlagen des Drei bundes sind so groß, wie sie noch niemals, seit die Welt steht, bei einem Völkerbunde vorhanden waren. Das dürfte genügen, um die Fortdauer dieses Bundes ohne Weiteres zu sichern. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die erste Gesellenprüfung nach der neuen Prüfungsordnung in der Schuhmacherinnung fand am Sonntage in der Herberge zur Heimath unter Vorsitz des Herrn Jnnungsmeistcr Linse statt. Beiden Prüflingen, Schellenberger und Hartung, welche bei den Herren Heinrich und Schiffel gelernt haben, konnte zu nächst die Prüfungskommission, welche neben dem Vor sitzenden sich noch aus dem Herrn Meister Aurel aus Schmiedeberg und den Herren Altgesellen Thömel und Gehilfen Lehmann zusammenletzte, auf das gelieferte Ge sellenstück oie Zensur Gut ertheilt werden. Das mündliche Eramen, welches sodann der Vorsitzende in geschickter Weise anstellte, verlief ebenfalls befriedigend, und da der eine Lehrling sich auch im „Schriftlichen" besonders aus zeichnete, so wurde ihm die I, dem andern die ll als Hauptzensur zuerkannt. Nach der Prüfung erfolgte dann Voigt. die Lossprechung der beiden Lehrlinge unter beherzigens- werther Ansprache des Herrn Obermeister Gäbler, woraus der anwesende Vertreter der Gewerbekammer, Herr Emil Heinrich, ebenfalls treffliche Worte an die jungen Ge sellen richtete. Der freundlichen Einladung zu dem ganzen Akte war auch Fortbildungsschullehrer Herr Schröter gern gefolgt. — Das Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr, welches vorigen Dienstag stattfand, bestand aus Konzert und Ball und wurde durch die Theilnahme des Herrn Bürgermeister Voigt, sowie noch einiger Herren Stadträthe und Stadtverordneten ausgezeichnet. Dieselben wurden durch den Hauptmann Herrn R.Heinrich willkommen geheißen, an welchen Gruß er dann ein begeisterndes Hoch auf den hohen Protektor Se. Majestät den König anknüpste. Im Laufe des Abends ehrte sodann Herr Zeugwart Bemmann die Herren der städtischen Behörden und später die passiven Mitglieder, sie den jüngeren als Vorbild hin- stellend; der stellvertretende Hauptmann, Herr E. Heinrich, dankte dem Branddirektor Herrn Eidner, für die dem Korps entgegengebrachten Sympathien und Ehrenmitglied Herr Stadtrath Reichel feierte in theils humoristischer Weise die Frauen. Zum Schluß gedachte noch Herr Bürgermeister Voigt des im Dienst verunglückten Führers Herrn Gietzold und wünschte demselben herzlich recht baldige Genesung. — Vor gut besuchtem Hause fand am vergangenen Sonntage das diesjährige Konzert der Freiw. Feuerwehr statt. Das reichhaltige Programm bot sowohl Heiteres wie auch Ernstes und wurden die Darbietungen mit Bei fall seitens des Publikums reichlich ausgezeichnet. — Sonntag Abend in der siebenten Stunde, wo die Gartenstraße von heimkehrenden Spaziergängern gewöhn lich stark frequentirt wird, sauste ein hiesiger Radfahrer in schnellstem Tempo dieselbe hinab. Die Folge des un gebührlichen Fahrens blieb nicht aus, denn auf der Aue überfuhr er das fünfjährige Söhnchen des Schützenhaus besitzers Freiberg, welches bedeutende Verletzungen davontrug. — In zwei Versammlungen der Lehrer-Wittweu- und Waiscnkasse wurde eine Satzungsänderung, die Vor standsschaft betreffend, vorgenommen und von Herrn Kirch- schnllehrer Brückner-Reichstädt die Jahresrechnung abge legt, die einen um 298,37 M. erhöhten Vermögensbestand von 4299,68 M. aufwies. Unterstützung haben 8 Wittwen zu je 20 M. erhalten. Während Herr Bezirksschulinspektor Vang statutengemäß den Vorsitz führt, wurden in den Vorstand die Herren Brückner und Hering und in den Ausschuß die Herren Fleischer und Ranft wiedergewählt. — Zum Andenken Jahns. Am 15. Oktober werden 50 Jahre seit den. Tage vergangen sein, an welchem Friedrich Ludwig Jahn, der Altmeister und Schöpfer des deutschen Volksturnens, der „Erfinder der höchst gefährlichen Lehre von der deutschen Einheit", wie ihn seine Untersuchungsrichter nannten, sein Haupt zur letzten Ruhe legte. Die deutschen Turner werden an diesem Tage des „Alten im Barte" in Dank und Treue gedenken, wie sie es 1878 an seinem 100jährigen Geburts tage thaten. Seifersdorf. Am Sountag feierte in Lieber's Gast hof der Männergesangverein „Eintracht" unter starker Betheiligung von hiesigen und auswärtigen Gästen sein 25. Stiftungsfest durch Kommers und Ball. Nach der Festouverture der Stadtkapclle Dippoldiswalde und der Begrüßung der Gäste durch Herrn Lehrer Erner hielt Herr Pfarrer Thomas, ein alter Arionc, eine begeisternde Festrede, in der er an der Hand der Vereinsgeschichte nach wies, daß der Jubelverein stets oer ihm in der Pflege des deutschen Liedes gestellten Aufgabe gerecht geworden sei. Nachdem die 8 noch lebenden Gründer des Vereins mit Ehrenzeichen geschmückt worden waren, wechselten Massenchöre und Vorträge einzelner Vereine mit einander ab, zwischen denen dem Jubclverein von den Herren Ver tretern des Elbgausängcrbundes Gebauer und Schüßler die silberne Medaille, von dem Ortsgemeiuderathe eine Elasbowle mit Silberbeschlag, von den übrigen Orts vereinen ein Trinkhorn, von den Vereinsdamen ein Pokal, von dem Bruderverein Großölsa ein Steinkrug, vom Apollo-Rabenau ein sinnreich geformtes Schreibzeug und vom M.-G.-Verein Dippoldiswalde ein Fahnennagel unter anerkennenden und beglückwünschenden Worten überreicht wurden, wofür der Vorstand der „Eintracht" herzlich dankte. Ein flotter Ball endigte die schöne Feier. Reichstädt. Vergangenen Mittwoch feierte Herr Kirchschullehrer Brückner, der seit 1880 in unserem Orte und seit 1. Juli 1883 als Kirchschullehrer hier amtirt, sein 25 jähriges Lehrerjubiläum. Nachdem in früher Morgenstunde der Jubilar durch ein Ständchen des Männergesangvereins gefeiert worden war und im Laufe des Tages viele Glück- und Segenswünsche, darunter die der königl. Schulinspektion und des hiesigen Kirchen- und Schulvorstandes, sowie viele herrliche Blumenspenden ein gegangen waren, brachte eine große Schaar Mitglieder des Pädagogischen Vereins Dippoldiswalde ihrem Kollegen gegen Abend durch ein Ständchen und ehrende Ansprache ihre Glückwünsche dar. Möge aber unser verehrter Lehrer noch recht viele Jahre wie bisher in Frische des Körpers und Geistes seines Doppelamtes walten zum Segen der Schule und Kirche unserer Gemeinde. Posfendorf. Beim Heben des zum hiesigen Querner- schen Gutes gehörigen Seitengebäudes verunglückte am vergangenen Donnerstag Nachm 3 Uhr der bei der Arbeit beschäftigte Zimmermann M. Grundmann hier dadurch, daß er vom Gebäude stürzte und sich dabei eine be deutende Kopfwunde zuzog. Der Bedauernswerthe mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Hänichen. Die Sektion Goldene Höhe des Gebirgs vereins für die sächsische Schweiz feiert Mittwoch, den 16. April, Abends 8 Uhr, auf der Goldenen Höhe ihr 13. Stiftungsfest, welches aus Konzert, Theater und Ball bestehen soll. Dresden. Sicherem Vernehmen nach ist an einen Schluß der gegenwärtigen Landtagssessionvor Pfingsten nicht zu denken, wenn nicht eine größere Anzahl Vorlagen unerledigt bis zum nächsten Landtag liegen bleiben oder nach Ablauf des Sommers ein außerordentlicher Landtag einberufen werden soll. — Geh. Rath vr. Diller, Abtheilungsdirektor im königlichen Finanzministerium, der vor längerer Zeit uni seine Pensionirung nachgesucht hat, wird am I.Mai in den Ruhestand treten. — Anonyme Anzeigen bez. Beschwerden sind neuer dings wiederholt bei dem Stadtrathe in Zscho pau cingegangen. Der Stadtrath erklärt nun in amtlicher Bekanntmachung, daß, ganz abgesehen davon, daß ein solches Verfahren einem geordneten Verkehre mit einer Behörde nicht entspricht, derartige Anschuldigungen, deren Urheber sich feige unter dem Deckmantel der Anonymität verbergen, von vornherein den Verdacht der Unwahrheit erwecken und deshalb nicht geeignet sind, als Grundlage zum Vorgehen gegen die anonym Angeschuldigten zu dienen. Der Stadtrath macht daher erneut darauf auf merksam, daß anonyme Eingaben von ihm ganz unbeachtet gelassen werden. Pirna. Das hiesige Amtsblatt schreibt: Einer all gemein verbreiteten Mittheilung zufolge hat bereits vor einiger Zeit eines der unbesoldeten Mitglieder des hieftgen Stadtraths freiwillig sein Amt als Rathsmitglied auf gegeben und neuerdings soll ihm hierin noch ein weiteres Stadtrathsmitglied gefolgt sein. Da über diesen Vorgang bisher noch keine amtliche Mittheilung vorliegt, so be schränken wir uns heute, so lebhaft und allgemein er auch die Einwohnerschaft interessirt und so wichtig er auch für die hiesige Gemeindeverwaltung ist, doch lediglich auf die Verzeichnung des allerdings in ganz bestimmter Meise ausgetretenen Gerüchtes, weiteres Eingehen darauf uns eventuell für später vorbehaltend. Riesa. Das Stadtverordnetenkollcgium beschloß in seiner letzten Sitzung vom 8. d. M., daß in die hiesige städtische Sparkasse an einem Tage nicht mehr als 1000 Mork von einem Einleger eingelegt werden dürfen. —