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Morgen-Ausgabe L«ipzl, and P»r»N« jw«Imal »Lgltch ^"^0—,n« Ha«, ,«dra», monatlich M. 1LS »lanallOhrUch Ll. L7S; slr Addoiar monatlich M. U—; durch ans»»« ««wSNigan Flllalan int Hau« grdracht monatlich M. U2Ü. vlartal- I-drllch M. 4LV; darch di« Post innorhald Deutlchland« Monat- U» M. lLt vt«r„liahrll» M. 4LO taotlchliebllch Postd«st,ll,«ld). Schrlltloilnag und Solchtlfllst«!«: Zohannltzast« slr. 8 Nr. 808 t antmSr«« Sli PK Anz«l,«n von Bohdrdan lm amtlich«» T«ll dl« 1171 N P»>l',«ll« SO Pf.; kl.ln« Anz.Ig.n dt« P.titz«»« Ai Pf.; Famlll.a- V anz.lg.n 2SPf.; <v«,chüf«anz.ig«n ml,Plab°°rIchrl„«n lm Pr.II« «rhdd«. B«llag«n: Stfamtausla,« M. 7.— dal Taul«nd aolschl. Postgrdühr. F«n,spr«ch Anschlnß Rr. 14 «»2. 14 »S» »nd 14 «04 Dienstag, den 8. Oktober ISIS MW« West Mil die ÄMIllillldW ÖsterreichischerTagesbericht ^tb. Wien, 4. Oktober. Amtlich wird mitgeteilt: Russischer Kriegsschauplatz Der gestrige Tag verlief ohne besondere Ereignisse. Die Lage blieb unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz An der Tiroler Front entfalteten die Italiener eine leb haftere Tätigkeit, die auf den Hochflächen von Viel- gereuth und Lafraunzu größeren und andauernden Kämp- fen führte. Im T o n a le - Gebie! wurde ein nach heftigem Artillerie feuer gestern abend angefehter Angriff des Feindes auf die Alb iolo-Spitze blutig abgewiesen. Auf der Hochfläche von Bielgereuth standen unsere Stellungen auf dem Plaut (nördlich des Maronla-Berges) feit frühem Morgen unter dem Schnell feuer schwerer und mittlerer Geschütze. Vormittags gingen von der bereitgestellten feindlichen Infan terie schwache Abteilungen zu einem vergeblichen Angriff vor. Abends erneuerte der Gegper diese Angriffe mit starken, haupt sächlich aus Bersaglieri- und Alpinitruppen zusammengesetzten Kräften und kam nahe an unsere Hinderniste heran. In der Nacht gelang es ihm, einen feldmäßigen Stützpunkt zu neh men; unsere Truppen warfen ihn jedoch nach hartnäckigem, bis in die Morgenstunden währendem Kampfe wieder hinaus. So blieben alle Stellungen in unserem Besitz. Auf der Hochfläche von Lafraun zwang schon unser Geschühfeuer die vorgehende In fanterie zu verlustreichem Rückzug. Auch lm Raume von Buch en st ein wurde das Vorgehen schwächerer Abteilungen leicht vereitelt. An den übrigen Fronte« keine wesentlichen Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz An der unteren Drina leichteres Geplänkel; sonst Ruhe. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Die Franzosen fürchten eine deutsche Offensive Betreffs der Einstellung der Offensive an der Westfront sagt Oberst Rousset: Seit Donnerstag arbeitet die deutsche Artil lerie furchtbar. Vielleicht steht eine deutsche Offensive bevor. Ioffre wünscht dies sehnlichste denn die Opfer des letzten Versuchs waren schauerlich. General Hamilton in Saloniki vtb. Mailand, 4. Oktober. Der Sonderberichterstatter des .Corriere della Sera' in Athen drahtet: Unerwarteterweise ist General Hamilton, der Höchstkommandierende der englisch-französischen Dardanellen-Streit kräfte am Donnerstag in Saloniki eingetroffen. Hamilton erklärte, beauftragt zu sein, die Ausschiffung der Truppen vorzubereitea, die die Vierverbandsmächle nach Mazedonien schicken und die zusammen mit dem griechischen Heere gegen den bulgarischen Angriff auf Serbien operieren würden. Die Nachricht von dem unerwarteten Besuch Hamil tons verursachte in diplomatischen Kreisen Athens große Bewegung. Die Lage erscheint als sehr ernst. Die amtliche .Patris" schreibt dazu: Hamilton habe keinerlei Schritte unternommen, die beunruhigend seien, da er nicht der er sie fremde Offizier sei, der Saloniki passiere. Der einzige beunruhigende Umstand sei die Zusammenkunft Hamiltons mit dem griechischen General Moschopulos, dem Kommandieren den General des 3. Armeekorps, von dem sich Hamilton verschiedene Auskünfte für den Fall der Ausschiffung von nach Saloniki bestimmten Truppen habe geben lassen. Moschopulos habe sofort das Ministerium davon in Kenntnis gesetzt und der Ministerrat prüfe die Frage sorgfältig. Das Blatt führt aus, daß die bloße Gegenwart Hamiltons in Saloniki augenblicklich noch keine diplomatischen Schritte Griechenlands ver lange. Es würden einzig Erklärungen über die Unterredung Hamiltons mit Moschopulos elngeholt. Im Falle einer Truppenlandung in Salo niki gäbe eS zwei Möglichkeiten für Griechenland: Wenn die Truppen des Vierverbandes wegen eines bulgarischen Angriffs auf Serbien gelandet würden, so würden die Vierverbandsmächte als Verbündete Griechenlands betrachtet werden: wenn sie jedoch nach Saloniki gingen, um den Serben Hilfe gegendeutsche Truppen zu leisten, so wäre der Durchmarsch ein Neutralitäts- bruch und die griechische Regierung würde die notwendigen Schritte tun. — Der Berichterstatter des .Corriere della Sera' fügt hinzu, daß Hamilton sich mit 50 Offizieren, vielen Pferden und einigen Automobilen in Saloniki ausgeschifst habe. Das Volk habe ihn freundlich empfangen. Hamilton habe mit seinen Offizieren eine Automobilfahrt um Saloniki unternommen, man glaube, um einen günstigen Landungsplatz ausfindig zu machen. Eigener Drahtbericht - (r.) Genf, 4. Oktober. Der .Temps' klagt über gewisse Politiker des Vierverdandes, die Bulgarien freundschaftlich behandeln wollten. Jehl sei der Verrat offenbar. Bulgarien habe, die Maske adge warfen und zetge sein wahres Gesicht. Jetzt müsse der Vierverband Serbien »arsvhnen, das mit Recht grolle, weil Paris und London in un begreiflicher Verblendung die Abtretung Mazedoniens verlangt haben. Indes bezweifelt das .Petit Journal', ob die Aussichten der Expedition die Blutopfer berechtigten. Welches Ziel auch der Vierverband an strebe, jedes sei riesenschwer. .Petit Parisien' glaubt ebenfalls, daß die Expedition nur geplant sei. Der Einspruch Griechenlands Eigener Drahlbericht (r.) Köln, 4. Okkober. Die «Köln. Zig." melde! von der holländischen Grenze: Der griechische Generalkonsul in Amsterdam leist den holländischen Blättern folgende Meldung mit, die ihm von seiner Regierung zugegangen ist: Der französische Gesandte richtete heute an den Präsidenten des Ministerrals in Athen folgendes Schreiben: «Im Auftrage meiner Regierung habe ich die Ehre, Eurer Exzellenz mitzuleilen, daß in Saloniki die erste Abteilung fran zösischer Truppen angelangt ist, und Ihnen gleichzeitig zu erklären, daß Frankreich und England, als Serbiens Verbün dete, ihre Truppen diesem Lande zu Hilfe senden und ihre Ver bindungen mit ihm unterhalten wollen, sowie daß die beiden Mächte auf Griechenland zählen, welches ihnen be reits so viele Beweise der Freundschaft gegeben hat, so daß es sich nicht Maßnahmen widersehen wird, die im Interesse Serbiens ge troffen werden, dessen Verbündeter es ebenfalls ist." Der Präsident des Ministerrats antwortete: «In Beantwortung Ihres Schreibens habe ich die Ehre, Eurer Exzellenz zu erklären, daß die Regierung des Königs, weil in dem europäi- fthen Kriege neutral, nicht dem darin erwähnten Vorgehen z u - stimmen kann, da letzteres eine Verletzung der grie chischen Neutralität bilden würde, um so schwerer, als sie von zwei großen kriegführenden Mächten erfolgen würde. Die griechisch« Regierung hat daher die Pflicht, Einspruch gegen den Durchzug fremder Truppen durch hellenisches Gebiet zu er heb««. Der Umstand, daß dtefe Truppen lediglich bestimmt find, Serbien, dem Verbündeten Griechenlands, zu Hilfe zu eilen, ändert in keiner Weise bi« rechtliche Stellung der griechischen Regierung. Denn selbst von balkanischen Gesichtspunkten aus darf aus der Gefahr, die Serbien gegenwärtig bedroht und die Entsendung internationaler Truppen veranlaßt, vor der Verwirklichung des v»su8 tvsäsris kein Nachteil für Griechenlands Neutralität er wachsen." vtb. Kopenhagen, 4. Oktober. .Politiken' meldet aus Petersburg: Die Vertreter des Vierverbands hatten bereits am dritten Tage nach Beginn der Mobilmachung eine Unterredung mit Radoslawow, in der sie erklärten, wenn Bulgarien Serbien angreife, würde es auch mit Trup pen der Alliierten zu Kämpfen haben. Die Alliierten hatten damals be reits beschlossen, Hilstruppen nach Saloniki zu lenden, und englische und französische Transportschiffe waren damals bereits nach Toulon gefahren, wo das Expeditionskorps versammelt und eingelchisft werden sollte. Der größte Teil dieses auf 150 000 Mann bezifferten Hilfskorps besteht aus Franzosen, der Rest aus Engländern. Die Mitteilung hiervon machte in Sofia einen starken und überraschenden Eindruck, denn Bulgarien war auf solche Schritte nicht vorbereitet. Noch vor einigen Tagen hatte Radoslawow seinen Anhängern versichert, daß die Alliierten sich auf einen platonischen Protest beschränken würden. In seiner Unterredung mit Vertretern des Vierverbands versicherte Ra- doslawow wiederholt, daß Bulgariens Mobilmachung nur zur Wah rung seiner Neutralität dienen solle. Die Diplomaten des Vierver- bands ließen sich aber auf keine Erörterungen über den Gegenstand ein und erklärten nur, daß die Absendung des Hilfskorvs nach Saloniki nur eine Vorsichtsmaßregel der Alliierten zum Schutze Serbiens dar stellen würde. Ein prahlerischer Tagesbefehl General Trenchs Reuter-Meldung London, 4. Oktober. Ein Tagesbefehl des Feldmarschalls French vom 30. September lautet: Wir haben jetzt das entscheidende Stadium der großen Schlacht, die am 25. September besann, erreicht. Unsere Bundesgenossen drangen im Süden bis zur letzten Verteidigungs linie des Feindes durch, machten viele Gefangene und erbeuteten eine Anzahl Kanonen. Das 10. französische Armeekorps, das sich unmittelbar an unseren rechten Flügel anschlieht, stieb auf heftigen Wider stand, erzielte aber einen, glänzenden Erfolg und vermochte sich der wichtigen Stellung der Vtmy-Hügelkette zu bemächtigen. Die Unternehmungen oer britischen Truppen hatten einen großen Erfolg und führten zu bedeutenden Ergebnissen. Am 25. September früh gingen das erste und das vierte Korps zum Angriff über und eroberten die erste und stärkste Verteidigungslinie des Feindes, die sich von unserem äußersten Flügel beiGrenay dis zu einem Dünkte nördlich der Hohen- zollernredoute über eine Strecke von 6500 Hards auzhehiite. Die Stellung war ungewöhnlich stark. Sie bestand aus einer doppelten Linie mit großen Redouten und einem Netzwerk von Laufgräben. In kurzen Abständen waren auf der ganzen Linie bombensichere Unterstände ein gerichtet. Das elfte Korps, das in Reserve gehalten wurde, und die dritte Kaoalleriedivision wurden nacheinander ins Gefecht gebracht, zum Schluß auch die 28. Division. Nach Wechselfällen, wie sie in jedem großen Gefechte vorkommen, wurde die zweite feindliche Linie ge nommen, und schließlich auch eine beherrschende Stellung bei Loos, die als Hügel 70 bekannt ist, erobert. Hier wurde eine starke Linie dicht del der dritten und letzten deutschen Linie gebildet und befestigt. Die wich tigsten Unternehmungen südlich des Kanals von La Bas säe wurden sehr, erleichtert durch die unterstützenden Angriffe des dritten und des t n d i s che n-K o r p s, sowie der zweiten Armee. Auch die Kämpfe des fünften Korps östlich von Hpern, wobei einige wichtige Erobe rungen gemacht wurden, kamen uns alle zu Hilfe. Vizeadmiral Bacon schulden wir vielen Dank für die M i t w i r k u n g der Flotte. Wir machten mehr als 3000 Gefangene, eroberten 25 Kanonen, eine Anzahl Maschinengewehre sowie eine Menge Kriegsmaterial. Der Feind erlitt schwere Verluste, besonders in den zahlreichen Gegenangriffen, in denen er seins Stellungen vergeblich zurückznerobern versuchte.' Der Tages befehl erwähnt hierauf besonders anerkennend General Sir Douglas vätg, sowie den Korpskommandeur und.den Divistons- kcmmandeur, die unter seinem Befehle am Hauptangriff beteiligt waren: ferner wird den Soldaten des alten und des neuen Heeres, sowie den Terrilorials Anerkennung für ihr mutiges Verhakten ausgesprochen. Ein Ruf vom anderen Ufer Vor kurzem schilderte hier unser Berliner Vertreter dl« Eindrücke, die er bei einer Reise durch das Land unseres Ver bündeten am anderen User der Donau empfing. Ohne Zweifel hat das gemeinsame gewaltige Ringen um Sein oder Nichtsein alles, was zwischen der Weichsel und den Vogesen, zwischen Gali zien und dem Bodensee lebt und fühlt, inniger zusammen geschweißt und überall das Nachdenken darüber geweckt, waS nach dem Kriege werden muß, um das Erlebte und Gefühlte in festere Formen zu gießen, die Bestand haben für lange Zeiten. Der Reichstagsabgeordnete Friedrich Naumann widmet ein soeben im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienenes Buch der Untersuchung der wichtigen Frage, wie die Früchte der ge- meinsamen Kümpfe für die verbündeten Zentralmächte zu einer nutzbringenden Ernte gesammelt werden können. «Mitteleuropa* — schon dieser Titel des Buches zeigt, was Naumann will. «Heute sind alle alten Groß- und Kleinstaaten", so schreibt er, «die das Gebiet der Zentralmächte einschließt, ein einziges kämpfendes Lebewesen geworden, und Sieg und Verlust von Helgoland bis Orsova ist ein Erlebnis für sie alle. Das ist nicht mehr die frühere Kleinstaaterei, das ist nicht ein künstlich geschach teltes Unterstühungsverhältnis. Der Krieg wurde zum Schöpfer einer mitteleuropäischen Seele, die zeitiger da zu sein anfängt, als die Ausgestaltung der zu ihr gehörigen greifbaren Formen. Noch ist der Tag fern, wo «eine Herde und ein Hirte' sein wird, aber die Tage sind vorbei, wo zahllose kleine und mittelgroße Hirten ihre Herden ungeregelt über die Triften Europas trieben. Der Geist des Großbetriebes und der überstaatlichen Organisation hat die Politik erfaßt. In dieser heraufziehenden Periode der Staa tenverbände und Massenstaaten ist Preußen zu klein und Deutsch land zu klein und Oesterreich zu klein und Ungarn zu klein. Kein solcher Einzelstaat hält einen Weltkrieg aus. Denkt, daß wir Reichsdeutschen allein Kämpfen, oder daß Oesterreich-Ungarn allein sich wehren sollte! Das geht nicht mehr, das ist vorbei. Darum ist heute der mitteleuropäische Bund kein Zufall, sondern eine Notwendigkeit." Es bietet einen besonderen Reiz, den Gedankengängen zu folgen, die Friedrich Naumann auf diesen Sätzen aufbaut. Wir werden ihnen gelegentlich hier und da zu folgen suchen, denn in den Rahmen eines Artikels lassen sie sich nicht einspannen. Aber es ist ein Beweis dafür, daß nicht nur innerhalb der schwarz-weiß-roten Grenzpfähle der Gedanke einer engeren Ver bindung Deutschlands mit der Donaumonarchie ernsthaft erörtert wird, sondern daß auch vom anderen Ufer gleiche Ruse zu uns herüberschallen, wenn in der Grazer «Tagespost' Gustav Frie - berger, der früher unser Blatt in Wien vertreten hat, einen offenen Brief an die Deutschen im Reiche richtet, der das selbe Ziel im Auge hat, das Naumann erstrebt. Es ist kein blin des Spiel des Zufalls, daß in demselben Augenblick, da der deutsche Aeichstagsabgeordnete den Bundesgenossen an der Do nau zuruft: «Wir glauben an euch, glaubt ihr an euch selber," der Wiener Journalist, ohne Naumanns Buch zu kennen, die Antwort gibt: «Wir gehören jetzt zusammen und schätzen und achten uns. Das genügt aber nicht, das Gefühl der Zusammen gehörigkeit muß sich geradezu zur Liebesehe ausgestalten. Sozial politisch und wirtschaftlich. Das, meine ich, ist unsere Pflicht, die höchste und zugleich die des Alltags. Dem bleibenden Haß der Feinde müssen wir unsere innige restlose Liebe entgegenstellen." Wie tief aber der Haß unserer Feinde geht, das offenbart jeder Tag aufs neue. Wir haben schon des öfteren auf die Pläne hin gewiesen, die der römische Senator Margorino Ferraris in seiner «Nuova Antologia" entwickelte, um das deutsche Wirtschafts leben auch nach dem Kriege dauernd niederzuhalten durch einen Zusammenschluß der übrigen Welt gegen uns. Zu dem gleichen Ziele strebt jetzt im «Rußkoje Slowo' der Moskauer Professor Goldstein, der die Möglichkeit und Notwendigkeit darzutun sucht, Deutschland völlig voni russischen Markte auszuschlleßen. Wir dürfen uns keinem Zweifel darüber hingeben, daß un sere Feinde diese Pläne, so phantastisch sie vielleicht heute man chem erscheinen mögen, mit aller Kraft in die Tat umzusehen be- strebt sein werden. Darum soll man die Stimmen achten, die heute schon eindringlich uns mahnen, auf der Hut zu sein und bei zeiten dafür zu sorgen, daß wir nach dem Kriege keine unlieb samen Aeberraschungen erleben. Gewiß sind die Schwierigkeiten groß, die sich heute noch einem innigeren Zusammenschluß der Zentralmächte auf allen Gebieten entgegensiellen, aber der Zu sammenschluß ist eine Lebensfrage für Mitteleuropa, und deshalb muß sich ein Weg zu ihm hin finden. Die Stimme vom anderen Ufer der Donau schlägt an unser Ohr: «ES ist eine wunderbare Kraft in deutscher Art. Auch die un bezwingliche Sehnsucht, alles zu verstehen, zeigt dies. Deutsch sein und Kosmopolit zugleich, jede Leipziger Messe erzählt hiervon in Tausen den von Bänden. Und jetzt schon, mitten im Weltkrieg, da Nieder werfung des Feindes höchstes Gebot des Tages ist, da zerbrechen sich Menschen die Köpfe, wie der Abbau des Hasses sich vollziehen werde, wie nach Friedensschluss sich die wirtschaftlichen, die wissenschaftlichen, die gesellschaftlichen Beziehungen mit Paris, London, Rom und Peters burg wohl gestalten werden. Die Kleinstaaterei und das Glück im Winkel, das haben wir erfreulicherweise gründlich ausgeschwitzt: auS allen Poren hcrauSgelrieben hat sie uns die Erkenntnis, die vor Jahren kam, dass der rechte Mann des Weltmarktes bedarf, um seine Energie ganz zu betätigen, die Geistes- und Muskclstärke des Willens ausleben zu lassen. Wichtiger aber scheint mir heute doch: wie werden wir Bluts brüder — wir in Oesterreicy-Ungarn und ihr im grossen Deutschen Reiche — unser Haus einrichten, unser Verhältnis zueinander gestalten? Daran heute bereits arbeiten, ist dringendste, ist höchste Pflicht. Sogar der Selbsterhaltung: denn wer glaubt, dass irgendeiner unserer Feinde von heute nicht schweren Groll und nicht Rcvanchegelüste im Herzen hegen, geschwängert von Erbitterung sein wird? Und diese Vorstudien, diese Etnleikungs-, Vorbereitungs- und Sondierunasbemühungen sollten wohl am Tage des Friedensschlusses so weil gediehen sein, dass sie der Oeffentltchkeit unterbreitet werden