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königlich Sächsischer Staatsairzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 297. 1> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Do eng es in Dresden. <r Dienstag, 22. Dezember 1908. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. A n k ü n d i g u n g e n: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Ps., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Soldaten Ernst Gustav Lindner der 10. Kompagnie des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103 für die von ihm am 11. September nicht ohne eigene Lebensgefahr be wirkte Errettung einer Anzahl Kinder aus der Gefahr, von durchgehenden Pferden, die vor eiserne Eggen ge spannt waren, getötet zu werden, die silberne Lebens rettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, ») zu verleihen das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts- Ordens den Hauptleuten und Komp.-Chefs Garten im 1b. Jnf.-Regt. Nr. 181, v. Abeken im 1. Jäg.- Bat. Nr. 12, den Hauptleuten und Battr.-Chefs Höfer im 6. Feldart.-Regt. Nr. 68, Schulze im Fußart.-Regt. Nr. 12; b) die Erlaubnis zur Anlegung nachstehender Ordens auszeichnungen zu erteilen: des Königl. Preußischen Roten Adler-Ordens 4. Klasse dem Oberstabsarzt vr. Manitz, Regimentsarzt des 2. Hus.-Regts. Nr. 19; des Königl. Preußischen Kronen-Ordens 4. Klasse den Ltnts. Köser und Schneider bei den Königl. Sächs. Kompagnien des Königl. Preuß. Eisenb.-Rcgts. Nr. 2; des Königl. Preußischen Allgemeinen Ehrenzeichens dem Sergeanten Pinkwart, dem Gefreiten Diessner, — bei den Königl. Sächs. Kompagnien des Königl. Preuß. Eisenb.-Regts. Nr. 2; des Fürst!. Reußischen Ehrenkreuzes 1. Klasse mit der Krone dem Rittm. a la ouite der Armee Hermann Prinz von Schönburg-Walden burg, Durchlaucht; des Großherrl. Türkischen Medjidis- Ordens 3. Klasse dem Major Tridon beim Stabe des Fußart.-Rcgts. Nr. 12. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zur Lippe verliehenen Ordensdekorationen annehmen und tragen, und zwar das Ehrenkreuz 2. Klasse des Fürst!. Lippischen Haus ordens Güterdirektor Oberforstmeister Gringmuth in Oels und das Ehrenkreuz 4. Klasse desselben Ordens Oberförster Blohmer ebendaselbst. Personalveränderung in der Armee. 16. Dez. Frhr. v. Pentz, Ltnt. im 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn", vom 1. Jan. 1909 ab auf ein Jahr ohne Gehalt beurlaubt. Nachdem von mehr als einem Drittel der Geschäfts inhaber in den im Sinne des § 139k Abs. 1 der Reichs gewerbeordnung örtlich unmittelbar zusammenhängenden Gemeinden Aischergasse, Niedermeisa, Obermeisa und Hintermauer der Antrag auf Einführung des 8 Uhr« Ladenschlusses für sämtliche Geschäftszweige gestellt worden ist, hat die Königliche Kreishauptmannschaft zur Absetzung des Verfahrens gemäß 8 139k Absatz 2 der Reichsgewerbeordnung in Verbindung mit § 1 der Be kanntmachung des Reichskanzlers, betreffend das Ver fahren bei Anträgen auf Verlängerung der Ladenschluß- zeit, vom 25. Januar 1902 Herrn vczirlsassessor vr. Walther bei der Amtshauptmannschaft Meißen zum Kommissar ernannt. Solches wird vorschriftsgemäß hierdurch zur öffent lichen Kenntnis gebracht. 2655IV Dresden, am 18. Dezember 1908. 9339 Königliche Kreishauptmannschaft Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» Geschäftsbereiche des Mi«ifteri«m» de» Inner«. An gestellt: Die Diätisten Richter und Baldauf bei der LandeS- LersicherungSanstalt Königreich Sachsen, Grahl bei der Heilstätte Hohwald und Menzer bei dem Schiedsgerichte für Arbeiter- »ersichernng zu Zwickau als Expedienten. — Befördert: Die Vureauassistenten Dreßler, Kluge und Zschunke bei der LandeS-BersicherungSanstalt Königreich Sachsen und Pfützner bei dem Schiedsgerichte für Arbeiterversicherung zu Dresden zu Sekretären sowie die Expedienten Ba «mann bei der Landes Versicherungsanstalt Königreich Sachsen und Mortag bei der Heilstätte Hohwald zu Bureauassistenten. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kult«» und öffentlichen UnurilchtS. Zu besetzen: die neugegründete (5.) ständige Lehrerstelle in BorSdorf b. Leivzig. (Genehmigung des Kgl. Ministeriums steht noch aus.) Kollator: die oberste Schulbehörde. Vor erfülltem 25. Lebensjahre 1600 M. Gehalt und 450 M. Wohnungsgeld; nach erfülltem 25. Lebensjahre 1800 M. Gehalt und 450 M. Wohnungsgeld. Gesuche mit den erforderlichen Beilagen bis 15. Januar 1909 an den K. Bezirks schulinspektor in Grimma. Im Geschäftsbereiche des Ministerium» de» Krieg». Be amte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegs ministeriums. 12. Dez. Meyfarth, Oberveterinär a. D., in der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Glauchau mit seiner früheren Bestallung vom 29. Juni 1899 wiederangestellt. Lauschke, Oberveterinär der Landw. 1. Aufgebots des Landw.- Bez. Glauchau, behufs Überführung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. — 17. Dez. Wangemann, Thomas, Oberstabsveterinär bezw. Stabsveterinär bei den Remontedepots Kalkreuth bezw. Skassa, unter dem 1. Jan. 1909 gegenseitig versetzt. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 22. Dezember. Se. Majestät der König hielt mittags Rapport mit den Hofdepartementschefs ab und wird abends 7 Uhr der Weihnachtsfeier beim Offizierskorps des Gardereiterregiments in dessen Kasino beiwohnen. An dieser Feier wird auch Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg teilnehmen. — Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wohnte heute abend 6 Uhr in Beylei- tung der Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Fmck, Exzellenz, der Weihnachtsfeier der Knabenabteilung des Pestalozzistifts, Jägerstraße, und danach der Bescherung im katholischen Armenstist, Friedrichstraße, bei. Deutsches Reich. vom Reichstage. (W T «) Mainz, 21. Dezember. Wie der „Mainzer Anzeiger" meldet, ist der Reichstagsabgeordnete für den Wahl kreis Bingen — Alzey, Landwirt Keller (bei keiner Fraktion) in Steinbockenheim heute vormittag gestorben. Württemberg. (W.T. B.) Stuttgart/ 21. Dezember. Die Zweite Kammer lehnte heute bei der Beratung der Volksschulnovelle den Antrag der Volkspartei auf obligatorische Einführung des achten Schuljahrs mit 50 gegen 33 Stimmen der Polks partei und Sozialdemokraten ab. Dagegen wurde dem Antrag der Kommission auf fakultative Einführung des achten Schuljahrs zugestimmt. Koloniales. (W.T. B.) Auckland, 21. Dezember. Nach hier eingegangenen Nachrichten versuchen einige Häuptlinge in Samoa, Unruhe zu stiften, weil sie durch die Auflösung des ehemaligen samoanischen Parlaments an Macht und Würde verloren zu haben glauben und die An schauung verfechten, Deutschland sei nur ihr Protektor und nichts weiter. Wenn das samoanische Parlament zusammentritt, wünschen sie, die samoanische Flagge zu hissen. Es ist wahrscheinlich, daß sie an England und Amerika appellieren werden, damit diese Länder ent scheiden, ob ihre Handlungsweise gerechtfertigt sei oder nicht. Gewalttätigkeiten werden nicht befürchtet. Doch werden die Häuptlinge den deutschen Behörden wahr scheinlich passive Resistenz entgegensetzen. (Notiz des W. T. B.: Derartige Intrigen einzelner samoanischer Häuptlinge sind, wie uns an amtlicher Stelle mitgeteilt wird, wiederholt vorgekommen. Das Gouverne ment hat jedoch schädliche, für die Ruhe auf Samoa be denkliche Wirkungen solcher Intrigen stet- ohne Schwierig keiten abgewendet.) (Wiederholt.) Ausland. Österreich. Prag, 21. Dezember. Heute abend starb hier der ehemalige Oberstlandmarschall im Königreiche Böhmen, Fürst Georg Christian von Lobkowitz, im Alter von 73 Jahren. Mit ihm ist eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der österreichischen Politik aus dem Leben geschieden. Mehr als 40 Jahre gehörte Fürst Lobkowitz dem öffentlichen Leben an. Er war am 14. Mai 1835 in Wien geboren und widmete sich nach Beendigung seiner juristischen Studien dem Staatsdienste. Frühzeitig trat er in das politische Leben ein. 1865 wurde er von den böhmischen Großgrundbesitzern in den böhmischen Landtag gewählt, wo er wiederholt eine Rolle spielte. In der Adreßdebatte im Jahre 1866 trat er als eifriger Verfechter des böhmi schen Staatsrechts auf. Unter dem Ministerium Hohen wart wurde er 1870 zum erstenmal zum Oberstland marschall in Böhmen ernannt. Nach dem Sturze dieses Kabinetts wurde er bei den Neuwahlen zum Landtage nicht mehr gewählt und blieb dem Landtage bis zum Jahre 1883 fern. In diesem Jahre wurde "" abermals in die Landesvertretung entsandt und vom Kaiser wieder zum Oberstlandmarschall ernannt. Diese Würde bekleidete er seitdem ununterbrochen bis zum September 1907, wo er zurücktrat. Italien. (W. T. B.) Rom, 21. Dezember. Senat. Zur Beratung stand die Interpellation Tassi und Vischi, die zu wissen wünschten, was die Regierung aus Anlaß der letzten Ereignisse in Wien zu tun gedenke. Tassi erklärte, weder die aus wärtige Politik noch den Dreibund bekämpfen zu wollen, aber er müsse sich mit Vorkommnissen wie denen an der Wiener Universität befassen, die in Italien einen so schmerzlichen Widerhall gefunden hätten. Er verzichte darauf, sie wiederzugeben, da ihr Andenken noch lebendig sei, aber er behaupte, die Regierung müsse sich darum kümmern, schon im Interesse des Dreibunds, welcher der politischen Notwendigkeit entsprochen habe und noch ent spreche und ein Unterpfand der wirtschaftlichen Wohlfahrt des Landes sei. Im Vertrauen auf die Regierung hoffe er mit Bestimmtheit, daß sie die Gefühle der Patrioten beruhigen werde. Vischi erklärte, der wahre Grund für die Erregung der öffentlichen Meinung in Italien wegen der Vorgänge in Wien sei das gesamte Verhalten einer verbündeten Macht gegenüber Italien, das seit langem gegenüber Osterreich-Ungarn eine schonende Haltung ein genommen habe. (Ministerpräsident Giolitti ruft da zwischen: Italien hat immer eine würdige Haltung ein genommen und den Dreibund stets als ein Band ange sehen, das den Kontrahenten vollkommene Gleichberech tigung gewährt.) Vischi erwiderte darauf, daß die vor nehme und würdige Haltung des Ministerpräsidenten be kannt sei. Er zweifle nicht, daß seine patriotische Politik fortgesetzt werden würde und daß Italien gerade, weil es den Frieden wünsche, für Heer und Marine Sorge tragen werde. Pierantoni erklärte, daß man zwischen einer Gebiets- und einer Sprachenfrage unterscheiden müsse. Die österreichische Regierung müsse eine italienische Universität bewilligen. Er wünsche in dieser Frage die Vermittelung der deutschen Regierung Der Minister des Auswärtigen Tittoni erklärte, daß er, wie in der Kammer, über die Frage einer italienischen Universität in Österreich sich auch hier kurz fassen wolle. Wenn es der Regierung möglich gewesen sei, in dieser Frage irgendwelche Tätigkeit zu entfalten, fo sei dies im Grunde dem Bestehen des Dreibundes zu danken, ohne das jedes auch nur rein Vertrauliche, nicht offizielle Vorgehen un möglich gewesen wäre. Ohne den Dreibund würde es kein Mittel für Italien gegeben haben, seine Stimme anders zu Gehör zu bringen, als durch die Gewalt, von der indessen zu sprechen keine Veranlassung vorliege, da alle Redner in der gegenwärtigen Debatte sich mit der Regierung eins gezeigt hätten in dem festen Willen, eine Politik des Friedens zu verfolgen. Auf dieser Grundlage und besonders, weil der Bündnisvertrag es den beiden Regierungen zur Pflicht mache, alle Faktoren in Betracht zu ziehen, die in irgendwelcher Weise auf das Bündnis Einfluß haben könnten, habe die italienische Regierung ein halbamtliches freundschaftliches Vorgehen bezüglich der Frage einer italienischen Universität beob achten können, und sie habe bei der verbündeten Macht hierzu das beste Entgegenkommen gefunden. Es sei in den Erklärungen der österreichischen Regierung zum Ausdruck gekommen, sowie in den Kundyebungen der maßgebenden Zeitungen und der österreichischen den verschiedenen Nationalitäten angehörenden Politiker. Damit diese entgegenkommende Haltung ihren Ausdruck finden könne, sei es notwendig, daß das österreichische