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«L ««t««,» »ich« . ««, in »« ExpEo», Marteustra-r 1». ,i 4»^ LU Tageßlalt für UntcrhMwß M Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. M«. S«. Donnerst«!,, den 25. Mmar 1864. Dresden, den 25. Februar. — Die Erste Kammer fuhr gestern in der Berathung des das Jagdrecht betreffenden Gesetzentwurfs fort, die Zweite Kam mer verhandelte Petitionen, Hüttenrauchschäden betreffend. — Nach einer Bekanntmachung der Präsidenten der Wan dergesellschaft deutscher Land- und Forstwirthe ist beschlossen worden, die für dieses Jahr in Dresden beabsichtigte Versamm lung deutscher Land- und Forstwirthe auszusetzen. — 2*2 Königliches Hoftheater. Dienstag, den 23, Februar, kam das Lustspiel: „Freien nach Vorschrift, Vder: Wenn sie befehlen" von vr.C. Töpfer neu einstudir zur Aufführung. Das Stück ist sehr muthwillig und muß daher, um nicht zu ermüden, leichter und schneller gespielt wer den, als es bei dieser Vorstellung geschah. Durch eine wohl überlegte, feine und fesselnde Darstellung ihrer Rolle nahm Frl .Ulrich, als Sophie Ehdern, fast ausschließlich das Interesse in Anspruch. Frl Ulrich gehört zu den Schauspielerinnen, die viel denken. Wenn sie den rechten Ausdruck verfehlt, geschieht eS eher durch ein Zuviel, als durch ein Zuwenig von Ueberlegung Die Reflexion legt sich dann als ein erkältendes oder isolirendeS Mittel zwischen ihre Empfindung und die Mit theilung derselben. Wir werden oft inne, wie ein Ausdruck des Gefühls, bevor er bei ihr Gestalt gewinnen, bevor er in ihrer Rede .lebhafter ausströmen darf, erst die Censur in dem kleinen ambulanten Censurbüreau, das unablässig hinter ihrer Stirn arbeitet passiren muß, wie er sich erst hinstellen muß und fragen: Bin ich dir auch niedlich genug? Da ist es denn kein Wunder, wenn der arme blöde Junge unter den Augen des strengen kleinen CenmonienmeisterS oft nur ganz verschüchtert wagt ans Licht zu treten. Was wir diesmal be sonders von der Künstlerin zu rühmen haben, ist das ausneh mend feine, klug überlegte und spannende Spiel in der Scene, wo sie das Notariatsinstrument unterschreiben soll. Dagegen ließ sie in dem spätem Moment, wo sie ihrem Geliebten die Feder mit der Bitte überreicht, sie ihr zu schneiden, im Aus druck der Befangenheit ihre Sprache etwas zu gezwungen und gepreßt werden, was vielleicht auch von dem Bestreben kam, vernehmlich und betont zu sprechen. Als Folie, die zartgewobene Darstellung des Frl. Ulrich recht kräftig abzuheben, diente Herr Räder, der den Magister Bückling mit so dicken und derben Strichen zeichnete, wie eine Carricatur in den Münchner Fliegenden Blättern Das zweifelhafte, stummverwunderte und vorsichtige Verhalten dem komischen Werber gegenüber war in dem Spiel des Frl. Ulrich sehr ergötzlich, — weit ergötzlicher, als die GaSconnaden ihres Mitspieler- Frl. Gui »and nahm sich als die naive und kindliche Pauline sehr gut aus. Auch wußte sie bei dem ersten Gespräch mit ihrem Liebhaber, dem Maler Born, ihrem Vortrag einige sehr treffende und feine Nüancen zu geben Herr Kramer spielte den Rittmeister frisch und natürlich Herr Dettmer war als der philoso- Phische Liebhaber gleichfalls sehr ansprechend, während Herr Kyberstsin (der Maler) sich noch nicht zu einem leichten Un- tcrhaltungSton gewöhnen will. Dar Ensemble, an dem sich besonders noch die Herren Porth, Seiß. Meister und die Damen Frau Mitterwurzer und Frl. Quanter beiheiligt halten, war bis auf den oben hervorgehobenen Mangel eines zu langsamen und gedehnten Spiels gut e'mstudirt — Herr Hahn, dessen Wirksamkeit im Lincke'schen Bade gleich anfangs durch eine schwere und langwierige Krankheit unterbrochen wurde, hat sich gleich nach seiner Genesung auf Reisen begeben, um geeignete Künstler für das Bade-Etabliffe- ment zu engagiren. Es ist Herrn Hahn gelungen, einige aus gezeichnete Akquisitionen zu machen und wird unter Anderem schon am nächsten Sonntag die Familie Persoir aus PariS ihre Vorstellungen beginnen. Dieselbe hat in Hamburg 82, in Berlin 70 und in Hannover 32 Vorstellungen mit großem Beifall gegeben und dürste demnach auch in Dresden reuissiren. Herr Persoir svo. ist kaiserl. französischer Tambour-Major und giebt außer andern Produktionen Concerte auf 13 Trommeln. Herr Persoir jun. ist gewandter Tänzer und Jongleur, dessen reizend schöne Schwester graziöse Tänzerin. — In vorgestriger Gewerbevereinssitzung gedachte der neue Vorsitzende, Herr 0r. Rentzsch, zuerst des Wachsthums des Vereins in den letzten 2 Jahren, und der Faktoren, welche dasselbe bewirkt hatten und sprach die Hoffnungen des Vereins für die Zukunft aus. Ausgenommen wurden 8, angemeldet zur Aufnahme in nächster Versammlung gegen 40 Mitgliedscan di- daten. Zum Zweck eines Hausbaues wurden eine große An zahl zum Theil sehr werthvoller Gegenstände theils geschenkt, theils zugesagt. Ein Comite wird von nun an dis Leitung des Bauprojektes übernehmen. — Herr Uhrmacher Weiße ver folgte in einem längeren interessanten Vortrage die Geschichte der Uhren von den ersten Andeutungen der Zeitmessung bis auf die neueste Zeit und stellte eine Anzahl größtentheils an tiker Uhrwerke auf, unter ihnen eine Cylinderuhr, welche Wohl die 5—6fache Stärke einer jetzigen hatte und ein-Urexemplar von einer Schwarzwälder Wanduhr, ganz aus Holz. — Herr Glasermeister Bähr zeigte Gardinen vor, welche ganz aus GlaS gefertigt, das Licht und den Schall nicht dämpfen, sehr ge schmackvoll hergestellt und mit eingebrannten Figuren versehen waren. In nächster Sitzung steht ein Vortrag deS Herrn Or. Fleck „über Bierverfälschung" in Aussicht. — Der Soldat Lorenz schoß sich gestern Nachmittag in der fünften Stunde auf dem Schlafsaale in der Neustädter Großen Jnfanterie-Caserne Fl. 4. mit seinem Dienstgewehr in den Hals. Ob sofortige Tödtung eingetreten, konnten wir nicht ermitteln, doch soll der Schuß das Gehirn getroffen haben. — Vorgestern (23. Febr.) hatte in Prag die Moldau ei nen Wafferstand von 2 Zoll über Null (bei Mittags 7 Grad Wärme); die Elbe bei Tetschen 150 Zoll über Null (bei 1j Grad Wärme). In Riesa war der Wafferstand 6 Ellen 6 Zoll (bei 4 Grad Wärme) und der Eisschutz unverändert. — In Dresden betrug gestern (24. Febr.) der Wafferstand früh 10 Uhr '6 Zoll unter Null (bei ij Grad Wärme). ' - I