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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.03.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060311021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906031102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906031102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-11
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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Diese« Blatt wtrv den Lesern von Dresden 1^/»»» X < «« L Ich k» u»U> Umgebung am Lage vorher bereit« at« Vv zugestellt, während e« die Post.Abu»,leiite«, am Morgen m emcr Gesamtausgabe erhalten verugrgebühr: a»»»"«»,»»ri««,«» ««imaNaer 8,tt«una dur» unlcrr voir» <«»»>»« ,nt> »«»»« an g»»- «a Moataaen nur eminav «VN.N0W.dnrckanTwürltäeo««. «Wo»»« »«cd-,, »OM V«i «t»«N«r SoftkNuno durch t»e «o»»Vtt. codaeveUe»««»». Nack «tt »Mvnchnidtm Suicklaak. N »chdr,« «»« »rlilkl u. Onainal. «ÜNNanm»» «ir mit deutlicher v»«Ue»a»aade<..Pr««d. Rackr/) «Mtg» Nochträalichr Lonorar- »»Wrliche bleibe« unbenicklicknat^ «»«rlaa^r Wauuikivu: wilden nicht ausdiwLdrt. »elearam«.»»rette: «nchetchten »re»»««. Gegvü.rSot 185« Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Mresgc-'. ^rsf. »m:a»«e »e:, tn't di» »c.chmilinad . HI>: >2ou»< u:id SeiciiaaL mir isiarik»!U-<!l>e L» b»u N bi» > »l Ndr Dir r >c »iiiaecpruud- «eür «kw u Silbe»« A, L»a.. Lu- künd,aun«en aus der L>ii>«u-eiie Aeil« rsPs».! d>« rwaltiae Zelle aut Der«' teile sv Pia , als Sinaeiandt Zeile « Pia. Sn «mumern mach S«n>- und ldelertaeen , >»«>,!„ tzrund^ile so Pie. a»> Prir.e.tsciie « Bis . Lidalliae Zeile aut Lcrtielle und als vinaelaudt«Pia Äu«loürNaeilu>< Nase nur genen Lotanrd'raulm» LeieadUitler toile» to Lieuniae Fernsprecher: «r. U und LVV«. Lau,laeIci.SiMell«-. Aarirnttr«. ?ko1oxrLpd!8edv Lpparale kmil NiisuliL klaeiif.. ZL 2ll. Vernickeln, Verknpkvrn, Vermessin^v», Vvrrraltlen. Ver8iibern eie. »Iler UetalixexeiinlSnse >——— Vrvscknvi' Vv^i»lelLliLNN»-^U8l»lL OHO ÖLlUZsLL, ^»IIivn8lr»««v 1—S, LUolKvli»LL««lV. Kttä» Lniaaal- Engen Richter 4. Drahtberichte. Hofiiachlichten. Buchhändler, Eierichtsverbandl." Duse-Gaslsplel: „Hedda Gabler", l H U MS5» » 1 e»il» VO» VAItßtl. ..Der Obersteiger", Ein neues Schauspielhaus? Goell>es „Faust" in frauzösischer Beleuchtung. Nuivelternachrichten. I >§UllIIri!ls, I » . «V» l»I H ».«»'Sr«» Engen Richter ^ Aus Berlin meldet der Draht: Berlin. 10. Mär». Der Neichsragvabgcordnetc Eugen Richter ist heute früh 4 Uhr 15 Min. gestorben. Ein deutscher Politiker von namhaftem Nus und Einfluh ist mit Eugen Richter dah ingegangen. Trotz aufreibendster Tätigkeit im Kampfe für seine Ucberzeugung ist der nun Ver storbene mit seinen säst 88 Jahren nahe an das Alter herangckom- men, von dem der Psalmist sagt: und wenn es hoch kommt, sind eS siebenzig Jahre. Leider war die letzte Zeit seines Lebens durch eine langwierige und schmerzhaste Krankheit getrübt, die ihn je länger je mehr der gewohnten parlamentarischen Arbeit entzog und zur Niederlegung seines Mandats im preußischen Abgeordnetenhaus- zwang. DaS Urteil über Eugen Richter als politische Persönlichkeit wird heute kein einheitliches sein weder bei seinen politischen freunden noch bei seinen Gegnern. Noch vor 10 Jahren wäre er bei seinem Hinscheiden von ersteren als überzeuaungssestes politisches Vorbild aller Zeiten gepriesen worden, während ihm seine Widersacher seine nationalen Verfehlungen mit oller Schärfe vorgeholten hätten. Heute ist das Urteil auf beiden Seiten gemilderter. Trotz alledem steht sein Bild scharf umrissen vor uns. Eugen Richter war in seiner Art ein ganzer Mann, Var und folgerichtig im Denken — wenn auch leider von falschen politischen Grund- gedanken ausgehend und allzu stark theoretisierend —, ein un ermüdlicher Arbeiter, der seine parlamentarischen Pflichten als Volksvertreter sehr ernst nahm und der roabsr «io brcrnr« seiner Partei, deren Interessen ihm manchmal sogar über die Vaterländischen gingen. Will man seine Eigenart kurz charak- terisieren, so kann man sie loohl am besten in die Worte zu- sammenfassen: er war Parteimann und 'Berufsparlqmentarier «it allen ihren guten und schlechten Eigenschaften. Es wird ja wohl immer so sein, daß. wo viel Licht ist, auch viel Schalten ist. und haben wir bisher von dem Toten die Lichtseiten in den Vordergrund gerückt, so müssen wir um der Wahrheit willen auch seiner Schattenseiten Erwähnung tun. DaS ist um so nötiger, als unser politischer Standpunkt von dem d«S Verstorbenen in den Hauptslücken erheblich abweicht. Die Stärk« Eugen Richters war die Polemik » tont prin, er war der Geist, der stets verneinte, und hat geradezu aus der Opposition seine politische Lebenskraft aesvgen. Seit seinem Eklat mit der preuhischen Regierung, die ihm 1884 alz Bürger meister von Neuwied die Bestätigung versagte, worauf er den Staatsdienst quittierte, befand sich Eugen Richter stets im feindlichen Lager und kämpste aus persönlicher Animosität gegen die Negierung bei jeder passenden und unpassenden Ge- legenbeit. Ms unumstrittenes Haupt der Fortschritts-, später der Deutschsreisinnigen Partei und Freisinnigen VolkSpartei machte er in Vertretung des extremsten Individualismus gegen alle auf Stärkung der Staatsgewalt im weitesten Sinne ge- richteten Bestrebungen Front — io z. B. gegen die Verstaat lichung der Eisenbahnen, die Vermehrung der Einnahmen durch Zölle — und stritt in heftiger Fehde gegen jede Beschränkung der Gewerbe, und Handelsfreiheit, sowie gegen die soziale Resormgesetzgebung der Reichsregierung. Dabei nahm seine durchaus negative und darum unfruchtbare Opposition gegen den Fürsten Bismarck mehr und mehr einen rein persön lichen und gehässigen Charakter an. und wiederholt verkündete er de« Stur» des Altreichskanzlers als sein Ziel. Sein Hatz gegen unseren nationalen Heros war so grob und blind, dah er sich zu diesem Zwecke skrupellos mit Ultramontanen, Sozialdemo kraten und allen sonstigen antinationalen Elementen verbündete und dadurch — besonders durch seinen Umfall in der Kultur- kampfsrage — allerdings erreichte, dah er mit Windthorst zu sammen in dem 1884 gewählten Reichstag die Mehrheit be herrschte. Neberhanpt nahm Eugen Richter im Kampf gegen seine politischen Widersacher — besonders in früheren Jahren — nur allzu oft zu vergifteten Pfeilen mit persönlicher Spitze seine Zuflucht und ist nicht ohne grobe Schuld daran gewesen, dah viele sähige Kopse mit seinem Empfinden vor solcher Kampses- art die Segel strichen und sich vom politischen Leben scrn- hielten, um sich nicht vor oller Welt in den Kot ziehen zu lassen. Die Herrlichkeit von 1884 sollte jedoch nicht lanae dauern, denn Richters extremes Auftreten stieb bei den gemäßiats» Elementen keiner Partei bald aus scharfen Widerspruch. Während dadurch der Bruch mit den Nationalliberalcn zu einem vollkommenen wurde, schädigte er durch sein politisches Gehabe anch seine eigene Partei, indem er 1893 durch seine fanatische Unduldsamkeit gegen die zu einer Verständigung über die Militärvorlage ge- neigten Mitglieder der deutschsreisinnigen Partei deren Spren gung bewirkte und an die Spitze einer neuen, der jetzigen Frei sinnigen Volkspartei trat. Ter doktrinäre Charakter dieser Partei zeigte sich bis auf den heutigen Tag vornehmlich in der gänzlichen Verständnislosigkeit für die nationale Notwendig keit unserer Heeres-, Flotten- und Kolonialpolitik. Sie hat deshalb in gröberen Kreisen niemals stärkeren Rückhalt gesunden und ist von Jahr zu Jahr mehr zusammengeschmolzen. Es ist aber nicht unmöglich, daß nach dem T"de des bisherigen Führers in der Freisinnigen Volkspartei — wenn nicht alle Zeichen trügen — allmählich ein Umschwung dahin eintreten wird, dah auch dort mehr Militär- und Kolonialsreunklichkeit einziehen wird. Der Parteigewaltige ist tot. was werden die Diadochen tun? — Das ist die Frage, vor die sich die Freisinnige Volks- Partei jetzt gestellt sieht. Hoffentlich schwenkt sie in nationaler Richtung ein und labt das politisch unfruchtbare Richtersch« Jntransigcntentum mit Anstand fallen! Noch ist in aller Gedächtnis die warme Anteilnahme weitester Kreise cm dem schweren Siechtum des greisen Parlamentariers, ohne Unterschied der Partei bedauerte man im Reichstage und im Abgeordnetenhaus? den Ausfall seiner rednerischen Tätigkeit, di« besonders in den Etatreden ihren Gipfelpunkt erreichte und für Freund und Feind soviel des Bemerkenswerten und Anregenden bot. dah Fürst Bülow jüngst im Hause am Berliner KönigSplatz — bei Beginn der Beratung des Reicbsetats — dem durch Krankheit ab wesenden Abgeordneten Richter chrende Worte der Aner kennung unter lebhafter Zustimmung des Reichstages widmete. Aber nicht nur in Finanzlachen war er infolge seiner ganzen Vorbildung und Anlage und seiner 40jährigen, fast ununter brochenen Tätigkeit im norddeutschen, seit 1871 deuticben Reichs tage und preuhischen Abgeordnetenhaus- ein ungewöhnlich sach kundiger, gewandter und schlagfertiger Redner, sondern durch sein Scheiden ist auch einer der energischsten Streiter — wenigstens in der Theorie — im Kampfe gegen die Sozialdemokratie dahingegangen, der sie in Wort und Schrift ebenso scharf wie volkstümlich anaepackt bat: wir erinnern nur an seine weitverbreiteten Broschüren: „Die Irr- lehren der Sozialdemokratie" und „Sozialdemokratische Zu kunftsbilder". Wie groh der Hab der „Genossen" gegen den Verstorbenen war, zeigt sich mit zynischer Deutlichkeit in dem von Mehring in der „Leipziger Volksztg." geprägten rohen Wort, das den kranken Mann als „Strolch noch im Sterben" bezeichnete!.... Bekannt ist ja auch, wie Eugen Richter als alter Praktikus gelegentlich der Beratung der Handelsverträge Ende 1902 zusammen mit den Mevrheitsparteien gegen die Obstruktions-Taktik der Sozialdemokraten Front machte. D«tt ist ihm zwar sehr verdacht worden, zeigt aber, dah er ei« starkes Empfinden für die Würde des Parlaments und seiner ordnungsmähigen Arbeitsfähigkeit gehabt hat. Alles i« alle«, hat der deutsche Parlamentarismus mit dem Tode Eugen Richters — mag man sonst auch über ihn denken wie man will — einen schweren Verlust zu beklagen, und diese Lücke zu füllen, wird nicht so leicht sein! — lieber den Lcbensgana des Verewigten ist folgendes mitzuteilen: Eugen Richter wurde den 30. Juli 1838 zu D-üssel- dorc geboren, studierte 1858 bis 1859 Jurisprudenz »no Siaats- wissenschast zu Bonn, Heidelberg und Berlin, und war dann Regierungsreserendar in Düsseldorf. 1864. nach seiner Er nennung zum Assessor, wurde er von Neuwied zum Bürger meister gewählt, von der Regierung jedoch nicht bestätigt, und trat, weil er gegen seinen Wunsch der Bromberaer Regierung überwiesen wurde, ItM aus dem Staatsdienst, um sich in Ber lin vollständig der publizistischen und parlamentarischen Tätig keit zu widmen. Die letztere begann er als Vertreter des Kreises Rordhausen 1867 im konstituierenden Norddeutschen Reichstage: 1871 wurde er von Schwarzburg-Rudolstadt und 1874 vom Kreise Hagen in den Deutschen Reichstag gewählt, dein er seitdem ununterbrochen angehört hat. Auch im preuhischen Abgeordnetenhause, in das er zuerst 1869 gewählt wurde, ver trat er seit 1870 den Wahlkreis Hagen: 1393 unterlag er aber dort, wurde jedoch in Berlin II gewählt. Neueste Drahtmeldunneu vom 10. MLrz. Unwetter nachrichte«. Frcderikshavn. Infolge des orkqnartiye n Sturmes sind zahlreich« westwärts und südwärts bestimmte Dampfer und Legelschtsse schutzsuchend hier eiugetrosfcn. Auch der deutsche Fischdampser „Jupiter" ist hier, »o« Norden kommend, mit m Unordnung geratenen Pumpen eingelaufen. Minsk. Hier ist eine Ueberschwemmung ein getreten, die eine qrosre Ausdehnung annimmt. Etwa §ehn Straßen stehen bereits unter Wasser, das auch mehrere Brucken fortgeschwemmt hat. Mmisterwechsel in Frankreich. Paris. Sarrien hatte gestern mit mehrere» Par lamentariern verschiedener Richtung Besprechungen. Er wird morgen Falliäres endgültig Bescheid geben, ob er die Bildung des Kabinetts übernehmen wird. Paris. Folgende M i n i st e rli ste hat Aussicht auf Ver wirklichung: Sarrien Präsidium und Inneres: Bourgeois Aus wärtiges: Manjan Krieg: Kultus und Unterricht Brian ober Massäe: Justiz ehemaliger Justizministcr Balläe; Kolonien ehe maliger Fiiianznnnister Cochory: Marine .Handel und öffentliche Arbeiten sollen Thomson, Trouillot und Ruau behalten. Paris. Die Kombination Sarrien, deren Zu standekommen in parlamentarischen Kreisen keinem Zweifel oe- gegnet, wird bereits von einigen Blättern besprochen. Die kon servativen und nationalistischen Journale verurteilen dies« Kombination in unzweideutiger Weise. „Figaro" erklärt, die Forderung der Gruppe Sarrien, die ein aüsschlieblich links- stehendes Ministerium verlangt, sei gänzlich unstatthaft und gar nicht verfassungsmässig: denn ein wesentliches Recht des Prä sidenten der Republik bestehe darin, frei den Mann anszw- wählen, der ihm für die Präsidentschaft des neuen Ministeriums geeignet erscheine. „Radikal'' dessen Direktor Moufan als eventueller Kriegsminister im Kabinett Sarrien bezeichnet wird, hebt die Opscrwilligkeit des letzteren hervor unb hofft, dost Annft nnd Wissenschaft. yklus 4* Mitteilung au« dem Bureau der Königlichen Hof- theoter. Im Schauspielbause wt,d Dom «Stag, den 15. Mär,, Gerhart HaiiptmannS DiebeSkamödie „Der Biber pelz" zum erstenmal ausgefiibrt. Die Besetzung ist die folgende: Wehrhabu: Herr Mehnert. Krüger: Herr Fischer, Dr. Fleischer: Herr Drcarli, MoteS: Herr Froböse, Frau MvteS: Frl. Schrnd- ler, Frau Wolfs: Frau Bletbtreu. Juli»» Wolff: Herr Bauer, Leoniine : Frl. Serda. Adelheid: F,au GaSny. Wulkow: Herr P. Reumann: Glasenapp: Herr Helsing. Milleldorf: Herr Huff. — Die dritte Gesamtaufsühruna von R. WagirerS -Ring des Nibelungen" beginnt, wie anaekündigt, Sonnabend l 24. März, mit dem „Rheingold". Die übrigen Tage des Znk sind nunmebr wie folgt festgesetzt: Montag, den 26. Mä .Walküre", Donnerstag, den 29. März: „Siegfried" und Sonn abend. den 81. März: .Götterdämmerung". Do« M»Skaner künstlerische Theater soll, wie Berliner Zeitungen zu melden wissen, vom 27. bis 29. März imKönig!. Hostheater gastieren. Zur Aufführung gelangen: „Zar K«b»r J,««»owitsch" von Alexei Tolstoi, „Onkel Wanja" von >»t«» Tschechow und „Nachtasyl" von Maxim Gorki. Bon Dresden au« begeben sich die russischen Künstler nach Prag. petn^hew^ . Düse gestern . . .. »al bei weitem günstiger als am Vorabend, da der grotzen Italienerin Rebekka West al« völlig verfehlt im Sinne des Dichter« angxsvroche« werden muhte. Nicht daß Frau Düse da« Lägt« uud Tiefste au« der Heb da aeichüpst — der Awie- It «wische», dem. wa« für sie und wa» für Ibsen charak- istisch und spezifisch ,st. scheint unüberbrückbar —, nein, die ll« vertrbgt lediglich mehr die Eigenmächtigkeit einer starken ielerischen Genialität, die nach freiem Ermesse» »nit Inte de« Dichter« schaltet und waltet. Erklärt man sich dawit einverstanden, dah Frau Dus« da« Drama alS eine Art tzchmFpiäerisch« Leistung sogar rüähalüoise Anerkennung m verschwenderischer Füll« spenden. Nur sage man nicht: Frau Düse ist die Hedda Gabler; dah sie nicht einmal versucht«, Ibsen nahe zu kommen, sondern nur wie von ungefähr in dem besonderen Falle den Kern der Figur enthüllt. — diese künst lerische Ehrlichkeit mögen andere für bewundernswert halten; ich meine: die kluge Frau macht lediglich auS der Not «ine Tugend. Nur sollte die Künstlerin dann nicht gerade die diffizilsten Rollen des nordischen MaguS zum Probierstein deS Feingehaltes ihres herrlichen Talentes wählen: denn der Alte auS Cbristiania verträgt nun einmal nicht diese Abbiegung seiner unzweideutig logisch gezeichneten Charaktere, ja noch mehr: die elementaren Vorzüge ihrer Begabung kann die neue Nistori viel eher an literarisch weniger anspruchsvollen Ausgaben — und etwas Literarisches" haben nun einmal alle Stücke des Nor- wegerS an sich — dokumentieren. Tann erzielt sie auch tiefere Eindrücke, die es gestern abend nur ein paarmal zu registrieren gab. So spielte sie ganz wunderbar die erste Begegnung mit Loevborg und da» Duo mit ihm am Tisch: hier paarte sich höchste Virtuosität einer raffiniert durchdachten Knnstbetätigung mit heißblütigstem Leben, das auS deS Anschauens und Erlebens mittelbarster Erfahr»ng spricht. Glänzend gemacht — freilich mit einem Stich ins Theatralische, den die Rolle in der Auf fassung der Dose ja sehr wohl verträgt — war der Schluß des dritten Auszuges, an dem Hedda daS Lind" mordet, das Monnskript LoevborgS verbrennt, und damit sein Leben ver nichtet. Auch im vierte» Aufzuge hatte sie hinreißende Momente, vornehmlich im stummen Spiel, dort, wo sie sich dem aalglatte» Libertin Brak, der sie schon so sicher in den Händen zu haben glaubt, mit leisen, feinen Windungen entzieht. Weniger glück- sich war di« letzte Slzene, die den Abgang und den Tod HeddaS vorbereite» soll. H-.er störte ein offensichtliches Zuviel, «in Betonen de« äußerlich Sprunghaften in der Charakteristik, da« namentlich in der Gestik zu tage trat, während da» Leben im Spiel der Miene» gerade in dieser Auseinandersetzung, in dem Zusammengehen von verhaltener Leidenschaft und nervöser Er regung. von einer zwingenden Gewalt war, wie man ihr nur selten selbst aus den Höhen reifster Schauspielkunst de- segne». Urberhaupt Ist e« sehr schwer, sich dem Zauber der Düse, dieser oußerordentlichen Persönlichkeit, zu entziehen, a»ch dann, wenn küble Nebeckeguna, nachprükenbe» Kontrollieren sich sogen muß. daß die kluge Frau in den entscheidenden Momen ten einen fast übertölpelt, daß sie ohne Frage »u wenig indlvidua- lisiert, ja daß sie eigentlich immer nur sich selbst lpielt, freilich mit einer Macht der Innerlichkeit, die alle Bedenken siegreich nlederkämpft. Neben ihrer Leistung, die auch diesmal den unschätz baren Vorzug gewährte, immer wunderbar anregend zu wirken, verblaßte vaS Bemühen ihrer darstellerischen Entourage, dem Dichter und seinen Jutenlionen irgendwie gerecht zu werden. Doch sollen die braven Kunsthandwerker, dir sich ihr buchen Brot wahrhaftig sauer genug verdienen müssen, nicht aeichmäht werden. Dir Herren Galvant <Loevborg> und Borgato «Brak» waren sogar recht annehnibar. wenn sie auch beide für die kritische Stellung, in der sie sich der Heldin des Stückes gegenüber befinden, nicht iiiinier den rechten Ton und die rechte Haltung trafen Mit der Regie haperte eS gestern wieder an allen Ecken und Enden, und der Souffleur schrie bisweilen wie ein JahrmnrktSaiiSrufer in die Szene binein. — Das Publikum des nahezu ausverkanfte» HauseS, in dem man wiederum Se. König! Hoheit den Prinzen Johann Georg sah, ließ sich durch all diele italienischen Unzulänglichkeiten nicht stören, sondern applaudierte »ach Herzens lust und rief besonders nach dem zweiten und dritten Aufzuge die Italienerin immer wieder mit stürmischem Applaus vor die Gardine. V. ck* Rcsidenztheater. In Zellers Operette „Der Ober steiger" gastierte mit EngngementSabsichten Frau Paula Wolf von Nürnberg in der Rolle der Elsried«. Die Figur ist. wie die meisten komüchen Alten der modernen Operette. a»f den Gipfel des Niedriakomüchen gestellt und wohl kan« anders aufzufassen, als stark chargiert. Zur bloßen Karikatur braucht sie deshalb nicht degradiert zu werden. D«e CharakterisierungSkunst einer feinsinnigen Schauspielerin kann gerade in solchen Ausgaben sehr bemerkenswert hervortreten, sie kann stärker, als sonst zulässig, auftragen, feinere Züge vermeiden, ohne deshalb in die absolut grobkörnige Tbeatrnliki in da« Faschinasgenre, zu verfallen. Anm mindesten ober wird sie den Schein der Weiblichkeit zu wahren wissen, ohne den die Frau eines BergdirektorS, der von Fürsten unb Komtessen umgeben seine» Amte» waltet, schlechterdings un denkbar ist. So wie sie Frau Wolf gab, war die Elsriede aller- . für dergleichen in allem übertriebener Vossrnsignren zu gewinnen, so könnte man solchem Spiele vielleicht bedingungsweise,»stimmen. Bet Besetzung des Faches der chnrakieikomiichcn Alten müssen aber doch wohl höbere Kuustntteressen mitsprrchen. vor allem die des feineren Lustspiels. Bevor Fra» Wolf nach dies« Sette dt»
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