Volltext Seite (XML)
Nr. 7V Weißerilz-Aeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 7. September 1866. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserat« die Spalten-Zeile 8 Psg- Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu . Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde. Die starken Truppendurch märsche, wie wir sie in der vorigen Woche und in den ersten Tagen dieser Woche hatten, scheinen nun doch beendet zu sein; es sind wenigstens bis jetzt — Donnerstag Mittag — keine Durchmärsche hier ange sagt. Daß in Teplitz noch viel preußisches Militär liege, welches über hier in die Heimath gehen solle, ist ein noch nicht bestätigtes Gerücht. — Neuere Nach richten aus Wien (vom 1. Septbr.) melden, daß der Vormarsch der sächsischen Truppen nach dem Norden begonnen habe, und es sollen denselben Can- tonnements in unmittelbarer Nähe ihres Heimaths- landes angewiesen werden. Es ist also nicht wahr, daß das sächsische Militär an der ungarischen Grenze aufgestellt werden solle. Die vielen sich widersprechenden Nachrichten über die Friedensverhandlungen zwiscken Preußen und Sachsen, deren wir mehre.e unter Berlin mit theilen, bedürfen ebenfalls noch der Bestätigung. Neuere Mittheilungen sagen: „Die Verhandlungen bieten immer noch große Schwierigkeiten, und man be trachtet es in diplomatischen Kreisen als nicht unmög lich, daß sich aus der sächsischen Frage ein neuer Con- flict entwickele." Von anderer Seite hört man, daß die eventuelle Abdankung des Königs Johann im säch sischen Familienconseil berathen werde. — Der „Neuen Preuß. Zeitung" schreibt man aber unterm 4. Sept., daß die Einleitungen zu dem Friedensschlüsse mit Sach sen bereits dem Abschlüsse nahe gerückt seien. Dresden. Sichern, Vernehmen nach werden bis auf Weiteres in folgenden sächsischen Städten preu ßische Garnisonen stehen: in Dresden: der Stab der 5. Division der 9. Infanteriebrigade, der 5. Cavaleriebrigade und des brandenburgschen Feldartillerieregiments Nr. 3; ferner der Stab und 4 Bataillone des Gardegrenadierregiments Königin Elisabeth, der Stab und 3 Bataillone des Leibgrenadierregiments (1. brandenburgsches) Nr. 8 und die 3. Fußabtheilung deS brandenburgschen Feldartillerie- regiments Nr. 3; in Leipzig: der Stab und 3 Bataillone des 7. brandenburgschen Infanterieregiments Nr. 60; in Chemnitz: der Stab und das I. und 2. Ba taillon des 2. brandenburgschen Infanterieregiments (Prinz Karl von Preußen) Nr. 12; in Glauchau: das Füsilierbataillon desselben Re giments; in Freiberg, der Stab und das 1. Bataillon des 5. brandenburgschen Infanterieregiments Nr. 48; in Annaberg: das 2. Bataillon vorstehenden Regiments- in Meißen: das Füsilierbataillon desselben Re giments; in Zwickau: der Stab und das 1. und 2. Ba taillon des 6. brandenburgschen Infanterieregiments Nr. 52; in Plauen: das Füsilierbataillon desselben Regi ments; in Marienberg: das brandenburgsche Jäger bataillon Nr. 3. Für die noch zu erwartenden Cavalerieregimenter der 5. Cavaleriebrigade sind die Garnisonen noch nicht bestimmt. Die Verpflegung der Truppen bleibt bis zum definitiven Friedensschluß in derselben Weise fort bestehen, wie jetzt stattfindet. — Die neuen Schanzenbauten im großen Gehege und bei Neudorf haben begonnen; die Erdar beiten, bei denen an 1200 Mann beschäftigt sind, sind in Accord gegeben worden. — Das kgl. Ministerium der Justiz hat eine Be lohnung von 2(X) Thlrn. Demjenigen ausgesetzt, welcher den Mörder des am 27. Aug. auf dem Eibenstocker Revier erschossenen kgl. Försters H. Klähr dergestalt zur Entdeckung bringt, daß derselbe zur Untersuchung und Bestrafung gezogen werden kann. Leipzig. Wie die „Leipziger Nachrichten" hören, wird in der bevorstehenden Michaelismesse vom Rath aus mehrfachen triftigen Gründen keine Concession zur Ausstellung von Zelten, Schankbuden oder dergleichen auf dem Roßplatz beziehungsweise Königsplatz ertheilt werden. Ehrenfriedersdorf. Das Feuer am 30. August (über das schon in vor. Nr. d. Bl. berichtet wurde) hat in zwei Stunden 100 Wohngebäude, ungerechnet die Hinter- und Seitengebäude, vernichtet, viele andere sind beschädigt. 258 Familien mit 1225 Köpfen — die Hälfte der ganzen Einwohnerschaft — sind obdachlos! Eine Frau verbrannte, sowie zwei Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren, deren zusam mengeschmorte Leichname andern TageS aus dem Schutt gegraben wurden; beide Kinder hielten sich, wie man noch erkennen konnte, fest umschlungen; sie waren in einer Oberstube auf dem Sopha eingeschlafen und bei der rasenden Schnelligkeit, mit der das Feuer um sich griff, vom Rauche erstickt und getödtet worden. BloS 6 der Abgebrannten hatten ihre Mobilien versichert; es sind daher einzelne Bürger, die sich bisher gut nähr ten, sich einer gewissen Wohlhabenheit erfreuten, gern versichern wollten, aber wegen Schindeldachung ihrer