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Wcheritz-Ikitms Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehnt in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Donnerstag, den 8. Januar 1885 Nr. 4 Rabenau, 5. Januar. Bei der Sparkasse zu Nabenart wurden im Monat Dezbr. des Jahres 1884 220 Einzahlungen im Betrage von 7144 Mk. 23 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 26 Rückzahlungen im Be trage von 1768 Mk. 28 Pf. Sparmarken-Verkäuf im Jahre 1884 13,140 Stück ü 10 Pfg., davon kommen auf Monat Dezember 610 Stück. Die Einlagen in Sparkaffenbüchet im Jahre 1884 betragen in 281S Posten 88,711 Mk. 36 Pf., die Rückzahlungen da gegen in 457 Posten 42,320 Mark 58 Pf. Bärenstein. Der Fahne des hiesigen Militär vereins, die vor mehreren Jahren vom Major v. Lüttichau auf Bärenstein dem Vereine geschenkt wurde, ist vom König Albert ein prachtvolles Fahnen band nebst silbernem Nagel mit goldenem Namens zuge gespendet und sind diese Zeichen am hohe» Neu jahrstage beim Stiftungsfeste des Vereins an derselben befestigt worden. Dresden. Das von Prof. G- Schanz in Würz burg herausgegebene Finanzarchiv enthält in seinem eben erschienenen Schlußheft des Jahrgangs 1884 eine Abhandlung des Herausgebers über die Aufhe bung des fiskalischen Chaussee- und Brücken geldes im Königreich Sachsen, die der Verfasser billigt. Es sind die bei den Verhandlungen für und gegen diese Maßregel geltend gemachten Gründe in übersichtlicher Weise vorgeführr, so daß man leicht in der Lage ist, sich ein richtiges Urtheil über die Frage zu bilden. Außerdem bespricht der preuß. Geh. Rath Marcinowski „Die preußische Lotterie vor dem Forum der Landesvertretüng". Bei einem Etat von 123« Millionen Einnahmen erzielt Sachsen bekanntlich eine Bruttoeinnahme von 5,s Mill. M., während Preußen bei einer Staatseinnahme von 1130 Mill! M. nur 4,» Mill, aus der Lotterie entnimmt. — Der Landeskulturrath sür das Königreich Sachsen hat unterm 31. Dezember 1884 eine die Ab änderung des Zolltarifs vom 15. Juli 1879 betreffende Denkschrift an den Reichstag gerichtet, welche in der Bitte gipfelt, der Reichstag möge sich für eine Er höhung bezw. Ergänzung der Eingangszölle auf sämmt- liche Produkte der Land- und Forstwirthschaft entscheiden. Freiberg. Das Urtheil der kgl. Disziplinar- kammer in Sachen des unbesoldeten Freiberger Stadt raths Müller wegen seiner veröffentlichten Steuer broschüre lautet auf Dienstentlassung des Angeschul digten, welcher zugleich verurtheilt wird, die baaren Auslagen des Disziplinarverfahrens zu bezahlen. Sayda. Zum vergangenen Weihnachtsfeste hatte sich der 18 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers Friede mann in Schönfeld bei Sayda eine neue Mundhar monika gekauft; er blies vor einigen Tagen Abends längere Zeit darauf, empfand jedoch alsbald darnach heftige brennende Schmerzen an seinem Munde, und am andern Morgen waren seine Lippen bereits völlig verschwollen, so daß er nicht mehr fähig war zu sprechen oder Nahrungsmittel zu sich zu nehmen; der sofort herzugerufene und ihn noch dermalen behandelnde Arzt hat erfolgte Blutvergiftung, durch am Bleche jener Harmonika Vorgefundenen Grünspan verursacht, con- statirt, hofft jedoch, den schwererkrankten jungen Mann noch am Leben zu erhalten. Lengefeld. Am Vormittag des 1. Januar hatte sich der Wirth der Restauration „zur Wartburg" bei Bahnhof Neifland mit einem geladenen Revolver beschäftigt und unvorsichtiger Weise denselben auf einem Fensterbrett liegen gelassen. Mittlerweile waren Gäste, junge Leute aus Wünschendorf, in das Zimmer getreten. Der eine sieht den Revolver, ergreift ihn und legt ihn schußfertig aus einen der mitangekom menen Gäste an; der Revolver entladet sich und dringt die Kugel dem Bedrohten in das Schultergelenk, so daß er in das Stadtkrankenhaus nach Lengefeld ge bracht und ärztlicher Hülfe übergeben werden mußte. macht veranlaßt und diese wirkten wiederum auf Frank reich anregend. Wohin dies in weiteren 10 Jahren führen könnte, ist schwer zu sagen; jedenfalls aber würde die Erschöpfung der wirthschaftlichen Kräfte der betheiligten Staaten eine Grenze ziehen. Aber ob ein bis dahin getriebener bewaffneter Friede nicht ebenso verhängnißvoll wirken müßte, als ein Krieg, das mag sich Jeder selbst fragen. — Wenn nun irgend eine Großmacht berufen ist, mit der Abrüstung den Anfang zu machon, so ist dies unbestritten das deutsche Reich. Und wenn irgend ein Zeitpunkt hierzu geeignet erfcheinen kann, so ist es der gegenwärtige, wo Frank reich und England durch mißliche überseeische Unter nehmungen, und Rußland dnrch Verfolgung seiner Expansionspläne in Mittelasien, mit allen ihren Kräften in Anspruch genommen sind. Was hätte denn das Dreikaiser-Bündniß 1884 für einen Sinn, wenn es nicht eine stärkere Bürgschaft des Friedens gewährt, die wir bis jetzt nur von einer übergroßen Präsenz stärke unseres Heeres erwarten konnten! Glücklicher Weise liegt unsere Waffenmacht doch nicht allein in der Präsenzstärke, denn wenn die faktische Dienstzeit für anstellige Leute auf 1'/» Jahr herabgesetzt wird, wodurch viele Millionen erspart und viele rüstige Arme für nützlichen Erwerb freigemacht würden, so würde doch dadurch nicht ein einziger Mann weniger im Falle der Mobilmachung bereit sein. — Dies ist der Punkt, an dem unsere Vertreter im Reichstage den Hebel ein zusetzen haben, wenn es gilt, Sparsamkeit in aus giebigem Sinne zu üben, und alle Wähler, denen das Wohl des Vaterlandes die höchste Richtschnur ist, ob konservativ oder liberal, müssen sie darin moralisch unterstützen. 6. Ansrrate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattc« eine sehr wirb same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren . Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen- dem Ausschlag. — Einge sandt, tm redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 2d Pfg. Pessimismus oder Optimismus. In Nr. 147 und 149 Ihres geschätzten Blattes wird die Finanzlage des deutschen Reiches einer Be sprechung unterzogen, deren Endergebniß ein recht befriedigendes für Den erscheint, der sich auf der Grundlage der dabei entwickelten Anschauungen zu erhalten versteht. — Man ist es von der „Weißeritz- Zeitung" gewöhnt, daß sie sich von den Extremen der Parteipolitik gleichmäßig fern hält und auch einer ab weichenden Ansicht, wenn sie in sachlicher Weise zum Ausdruck gelangt, den Raum freiläßt. Die folgenden Zeilen enthalten die Ansichten eines langjährigen Lesers der „Welßeritz-Zeitung" über unsere Reichsfinanzen und es mag vorausgeschickt werden, daß der Pessimis mus, wenn er, außer der nöthigen Vorsicht, zur Muth- losigkeit führt, wohl zu tadeln ist, daß aber der Opti mismus, weil er meist zur Sorglosigkeit und zur Selbst überschätzung leitet, wohl die größeren Gefahren in sich schließt. — Ein gutes Stück Optimismus liegt aber entschieden in der Beleuchtung der Neichsfinanzen wie sie in den oben bezeichneten Artikeln gegeben ist. Man sagt immer, daß Zahlen beweisen und das trifft ja zu, wenn man nur die Zahlen richtig anwendet. Wenn man aber Dinge in Vergleich bringt, die nicht gleichartig sind, gelangt man zu Trugschlüssen, und wenn diese sich auf Zahlen stützen, so sind sie nur um so gefährlicher. — So ist cs vollständig unzulässig, das deutsche Reich, in Bezug auf seine Schulden, mit anderen europäischen Großstaaten zu vergleichen, denn man übersieht dabei, daß das deutsche Reich, von allen diesen Staaten allein, aus einer Anzahl selbst ständiger Staaten sich zusammensetzt, von denen die meisten mit nicht unbedeutenden Schulden belastet sind. (Das Reichsland Elsaß-Lothringen allein hat keine Schulden.) Diese Landesschulden betrugen 1880 nach Hübners Jahrbuche 4630,- Millionen für das ganze deutsche Reich, und wenn man auch diese Belastung wohl keine übertiebene nennen mag, trifft sie doch auf jeden Kopf der Bevölkerung, wenn gleichmäßig ver- theilt, mit 100 Mk. Uebrigens sehne» wir uns doch gewiß nicht nach der Ehre, unter den am stärksten verschuldeten Staaten zu figuricen! Wenn man nun aber gar noch, wie aus jenem Artikel hervorzugehen scheint, eine noch nebenher laufende Neichsschuld von vielleicht ähnlicher Höhe als unbedenklich ansehen wollte, so wäre das ja eine doppelte Schulden last! Und sie würde um so bedenklicher erscheinen, wenn man erwägt, daß jenen Landesschulden nicht unbeträchtliche werbende Anlagen, namentlich Eisen bahnen, gegenüberstehen, während das Reich nichts Derartiges aufzuweisen hat. — Es ist deshalb wohl kein kleinlicher Pessimismus, wenn unsere Vertreter auf Sparsamkeit im Reichshaushalte dränge». Die eigenthümlichen Aeußerungen dieser Sparsamkeit wie sie in den Beschlüssen des Reichstages vom 15. Dzbr. zu Tage traten, haben freilich auch liberalen Männern wenig Freude gemacht und sind von unabhängigen liberalen Blättern vielfach getadelt worden. (Es darf dabei aber nicht übersehen werden, daß erst die noch bevorstehende 3. Lesung die Entscheidung dieser Frage bringt.) — Es wird als nothwendige Folge unserer kolonialen Erwerbungen jetzt etwas mehr für unsere Seemacht geschehen müssen, aber deshalb ist es unbe dingt nothwendig, daß an dem Budget der Armee ganz erheblich gespart wird, und das ist auch recht wohl möglich. Die letzten 10 Jahre haben uns das eigenthümlichc Schauspiel eines ängstlichen gegenseitigen Ueberbietens der europäischen Mächte in Entfaltung militärischer Machtmittel gebracht. Die Franzosen in ihrem unklaren Drange nach Revanche, sind in der "Entwickelung ihres Heerwesens unermüdlich gewesen und haben sich dadurch Lasten aufgeladen, die sich jetzt schon schwer bemerklich machen. Das deutsche Reich fühlte sich hierdurch und durch die Rüstungen Ruß lands zu entsprechenden Vermehrungen seiner Streit- Lokaks imd Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Feuer, das die Passagiere des Nachtzuges am Sonntag in der Nähe von Pott- schappel beobachteten, äscherte, wie die „Deubner Ztg." berichtet, eine 60 Schock enthaltende Kornfeime in Birkigter Flur ein. — Am 6. Januar, Abends in der 7. Stunde, fand im Hause der Frau verw. Büttig auf der Mühlstraße, in der Wohnung des Fabrikarbeiters Mühlbach die Ex plosion einer Flasche mit Terpentinöl statt, während Mühlbach sie in den Händen hatte, wodurch nicht nur. derselbe erheblich im Gesicht verbrannt wurde, so daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte, sondern wodurch auch in der Wohnung verschiedene Beschädi gungen angerichtet wurden. — Am 4. Januar waren 100 Jahre vergangen, daß in Hanau Jakob Grimm geboren wurde. Im steten Verein mit seinem jüngeren Bruder Wilhelm hat sich der Genannte, der nach einem an Arbeit und Erfolgen reichen Leben 1863 als Akademiker und Professor zu Berlin starb, einen Platz als einer der Besten und Größten in den Büchern der Geschichte des deutschen Geisteslebens errungen. Die wissen schaftliche Erforschung unserer geliebten Muttersprache, dieses kostbaren, von Vielen zu wenig gewürdigten nationalen Besitzthums, verdankt Jakob Grimm die Grundlagen, auf denen sie ruht, die Methoden, nach denen sie arbeitet, einen großen Theil der Ergebnisse, die sie bis jetzt zu verzeichnen hat. Eine Sammlung des gewaltigen WörterschatzeS, über die unsere Sprache verfügt, begannen die Brüder Grimm in dem riesen haft angelegten „Deutschen Wörterbuch", mit dessen Vollendung zur Zeit eine Anzahl geistesverwandter Gelehrter beschäftigt sind. Den Spuren der wunder bar tiefsinnigen Naturreligion unserer Altvordern ging Jakob Grimm mit Liebe und unermüdlichem Fleiß nach und sammelte endlich, wiederum gemeinsam mit dem Bruder, die auf jene uralte Sagenwelt vielfach zurückführenden „Kinder- und Hausmärchen" des deutschen Volkes, wodurch die Beiden zugleich ein wahres und echtes Volksbuch für alle Kreise schufen. Dl. „Wel-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. zk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern Iv Pfg. — All« Postan- , slalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für di- Königliche AmtslMplmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein