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Schönburger Tageblatt Erscheint rSzlich mit AuSnuhme der Tage nach Ss«n- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die «Schster- scheinende Rümmer bi« vormittag« '/,11 Uhr. Der «bonnementsprei« beträgt vierteljähr- üch 1 Mk, S0 Pf. Einzelne Nrn. b Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für anSwärt« 15 Pf. Tabellarischer Satz Aird doppelt berechnet. und Vatöeilburger AnMer. Filialen: in Altstadtwaldenbnrg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufunze« bei Herrn Fr. Janaschek; in Laogenchursdorf bet Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrenfabrikaut au der Brücke; in RochSburg bei Herrn Pau! Zehl; in Wolkenbnrg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr« Eduard Kiesten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzeaa«, Ltchtenfteiu-Caknberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtrbezirke: AltstadvWsldenburg, BrLunsdorf, Lallenoerg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, LangenchurSdors, Langm- leuba-Niederhain, Langenl"-cha-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remfe, RochSburg, Rußdsrf, Rr. 8. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. »/U Sonnabend, de« 2L Oktober 1902. Wilternng-bericht, ausgenommen am 24. Oktober, nach«. 3 Uhr. varometerstnnd 775 WM. reducirt auf den Meerebspiegel. Thermometerstaud -s- 11' 6. (Morgens 8 Uhr -j- 6' 0.) KeuchtigkeitSgehatt der Lxft »ach Lambrecht» Polymcter 48'/,. Thaupokt -st 0,s' 0. Wi»stricht>Mg: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittag«: 0,o mm. Daher Witter»vgSa«Lstchte« für de« 25. Oktober: Heiter. "Waldenburg, 24. Oktober 1S02. Ein Auszug der Memoiren des Präsidenten Krüger wird bereits von den Londoner „Times" veröffentlicht. Ist der Auszug vollständig, dann behandeln die Memoiren Krügers nur die Zeit bis zur ersten Annexion TranS- Vaals durch die Engländer, d. h. alle bis zum Jahre 1877. Die Befreiung von der englischen Herrschaft im Jahre 1881, der Jameson-Einfall, der jüngste Krieg, alles das, waS für die Zeitgeschichte von ganz beson- derem Interesse sein würde, wäre in den Memoiren dann nicht enthalten. Die Geschichte des letzten Krieges ist nun freilich ja von den Burengeneralen geschrieben worden, aber über die dem Kriege voraufgegangenen diplomatischen Verhandlungen hätte man vom Präsiden ten Krüger gerade Interessantes erfahren können; es wäre durch eine Darstellung dieser Zeit von seiner Seite endlich die volle Wahrheit über die Ursachen, die zu dem Kriege führten, bekannt geworden. Schließen nun auch die gegenwärtigen MemoirenKrügerS weit vorder interessantesten Epoche der Burengcschichte, so braucht man doch die Hoffnung nicht aufzugeben, daß wir auch über jene Epoche Mittheilungen von Krüger selbst er- halten, wenn deren Veröffentlichung vielleicht aus Oppor tunitätsrücksichten auch erst später erfolgt. Was uns Krüger, nach dem Auszuge der „Times", in seinen Memoiren erzählt, betrifft die große Politik nur im Schlußkapitel. Di- ersten Abtheilungen deS Buches berichten davon, wie Krüger als neunjähriger Knabe an dem großen Treck der Buren theilnahm, wie er als 14jähriger seinen ersten Löwen erlegte, und wie er später durch eigene Unvorsichtigkeit unter ein RhinoceroS gerieth. Krüger verlor in dieser gefahrvollen Situation keinen Augenblick seine Kaltblütigkeit, sondern streckte das Ungethüm durch einen wohlgezielten Schuß in die Weichtheile vom Boden aus nieder; erhielt gleichwohl für seine Unvorsichtigkeit von seinem Schwager eine „ge- sunde Tracht Prügel". Weiter werden die Burenkämpfe gegen die Koffern in den Jahren 1836 und 1852 ge- schildert. Schon damals zeigte sich Englands Treu losigkeit. Krüger stellte im Jahre 1852 fest, daß der englische Missionar Livingstone die Kaffern mit Waffen unterstützte und große Arsenale eingerichtet hatte, in denen Gewehre reparirt und die Feinde der Buren mit Feuerwaffen und Munition versehen wurden. Als Krüger dieses Verhalten Englands, das der Sandriver Con vention, durch welche die Lieferung von Waffen an die Kaffern verboten worden war, direkt widersprach, öffent lich bekannt gab, wurde das Burenvolk in ganz Eng land geschimpft und geschmäht; seit jener Zeit besteht ein geheimer Haß Englands gegen die Buren. Von Krügers Furchtlosigkeit giebt ein anderes Kapitel Kunde, in dem erzählt wird, daß Krüger allein eine dunkle Höhle betrat, in der sich eine Anzahl Kaffern befand, die durch eine Truppe belagert wurde, welche den Tod Potpieters rächen wollte. Der letzte Theil der Memoiren enthält die Geschichte der Annexion Transvaals durch die Engländer im Jahre 1877. Zu Beginn diese» Jahres erschien in Pretoria der Engländer Shepstone in geheimer Mission. Krüger durchschaute die Ziele und Absichten dieses Biedermanns und erklärte dem damaligen Präsidenten Transvaals, Burger, daß es seine wichtigste Aufgabe sei, die Unabhängigkeit Transvaals zu retten. Die Präsidentenwahl stand bevor und es war gewiß, oaß Krüger zum Präsidenten gewählt wer den würde. Kruger ging Burger und beschwor diesen, die Freiheit Transvaals zu erhalten, er, Krüger, würde alsdann zu Burgers Gunsten auf die Präsidentschaft ver zichten. Burger war jedoch schwach und wankelmüthig; der britische Union Jack wehte bereits auf dem Präsident schaftsgebäude Pretorias, noch ehe die Präsidentenwahl erfolgte. Mit dieser Episode, die die Vaterlandsliebe und die Bereitwilligkeit des alten Krüger zu jedem Opfer für die Freiheit des Burenvolks in das glänzendste Licht stellt, schließen die Memoiren, die darthun sollen, wie Krüger im Kampfe mit wilden Thieren und wilden Völkern sich und seinem Volke eine Heimat gewann und wie er sich diese sicherte durch nüchterne Ausnützung der Uneinigkeit der Eingeborenen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der am heutigen Freitag zur Jagd nach Blankenburg am Harz fährt, hörte am Donnerstag im Neuen Palais bei Potsdam militärische Vorträge, worauf er den Commandeur der Schutztruppe von Kamerun Oberst Pawel empfing. Abends fand ein Tanzfest bei den Majestäten statt. Zum Besuche des Kaiserpaares trifft der Kronprinz von Dänemark im Laufe der kom menden Woche in Potsdam ein. Dem von Berlin scheidenden dänischen Gesandten v. Wind verlieh der Kaiser das Großkreuz des Rothen Adlerordens. Die internationale Conferenz zur Bekämpfung der Schwindsucht ist am Donnerstag in Berlin er öffnet worden. Staatssekretär Graf Posadowsky begrüßte die Herren und erblickte in dem zahlreichen Erscheinen das sicherste Zeichen dafür, daß die Regierungen vereint in diesen Wettkampf eintreten wollen. Frhx. v. d. Knese beck überbrachte den Gruß und die Segenswünsche der Kaiserin. Prof. Fränkel-Berlin gab einen Ueberblick über die Bekämpfung der Schwindsucht, worauf die fremden Vertreter über den Stand der Bestrebungen in ihren Ländern sprachen. Ter Reichstagsabgeordnete Jacobsen (Schleswig. Holstein 3.) hat sein Reichstagsmandat niedergelegt. In freisinnigen Kreisen wird als Grund der Mandats niederlegung sein Uebertritt zur Socialdemokratie ange geben. Jacobsen war früher Hospitant der freisinnigen Volkspartei, trat aber dann wegen Differenzen aus ihr aus und blieb fractionslos. Zur parlamentarischen Lage wird der „Tägl. Rundsch." in Bestätigung unserer bereits vorgetragenen Meinung versichert, daß die Verbündeten Regierungen weder daran dächten, den Reichstag aufzulösen, noch ihre Zollvorlage zurückzuziehen. Die Verbündeten Regierungen legten vielmehr Werth darauf, daß ihre Vorlage in zweiter und dritter Lesung geschäftsordnungsmäßig er ledigt würde. Reichskanzler Graf Bülow nahm an der gestrigen Sitzung nicht theil, weil er vom Kaiser zum Vortrag über die parlamentarische Lage befohlen worden war. Da die Debatten nach der ersten entscheidenden Abstimmung fortgesetzt wurden, so ist nicht anzunehmen, daß die Audienz des Reichskanzlers beim Kaiser im Verhalten der Regierung eine Aenderung herbeiführen wird. Um Zeit zu gewinnen, wird fortgewurstelt werden. Möglich ist es allerdings, daß nach der Erledigung der wichtigsten Punkte der Zollvorlage diese Berathungen abgebrochen und zunächst andere Vorlagen auf die Tagesordnung gesetzt werden. An Berathungsmaterial fehlt es ja nicht. Bis zur zweiten Hälfte des kommen den Monats wird auch der Etat fertiggestellt sein, so daß dann frühzeitig 1 die Etatsverhandlungen beginnen könnten. Hofft die Regierung noch auf erne Verstän digung mit den Mehrheitsparteien auf der Basis ihrer Vorlage, so sagt sie sich doch unter allen Umständen, daß nach dem gegenwärtigen entschiedenen Nein die Zeit erst ihre sänftigende und beschwichtigende Wirkung aus geübt haben müsse, ehe selbst im günstigsten Falle ein Ja erwartet werden könne. In der Commission des Reichstags zur Berathung des Gesetzentwurfs betr. den Schutz der Kinderarbeit in den gewerblichen Betrieben führten zwei socialdemo kratische Anträge Wurm zu längerer Debatte. Der erste dieser Anträge fordert die Ausdehnung des Gesetzes auf die landwirthschaftliche Kinderarbeit, der zweite will die Beschäftigung fremder und eigener Kinder in der Be schäftigung aufheben und die Kinder auch gegen die Ausnützung der eigenen Eltern, namentlich in der HauS- Jnduftrie schützen. Beide Anträge wurden abgelehnt. Dagegen wurde eine Resolution Hitze (Ctr.) einstimmig angenommen, durch die der Reichskanzler ersucht wird, mit den Landesregierungen in Verbindung zu treten behufs Erhebungen über den Umfang und die Art der Lohnbeschäftigung von Kindern in der Landwirthschaft und deren Nebenbctrieben. Am heutigen Freitag werden die Berathungen fortgesetzt. Der Gewerkschaftsverein christlicher Bergarbeiter in Essen an der Ruhr hat nunmehr auch zum Aus st and der französischen Bergarbeiter Stellung ge nommen. Auf die Aufforderung des Alten Verbandes, keine Ueberschichten zu Verfahren, erklärte das Organ der christlichen Bergarbeiter, die deutschen Bergleute würden zunächst froh sein, wenn sie keine Feierschichten mehr zu machen hätten. Sollte sich aber infolge des französischen Streikes der Absatz von deutscher Kohle heben, so würden auch die deutschen Bergleute höhere Löhne erhalten und somit an dem Aufschwung theilnehmen. Die Burengenerale Botha, Delarey und Dew et weilen seit Mittwoch in London. Wie es heißt, werden sie eine abermalige Unterredung mit dem Colonialminister Chamberlain nicht nachsuchen. Dewet will bereits am 1. November die Rückreise nach Südafrika antreten, Während Botha und Delarey wohl noch den Vereinig ten Staaten von Nordamerika einen Besuch abstatten werden. Möglicherweise kommen sie jedoch vorher noch einmal nach Deutschland. Es steht auch noch nicht un bedingt fest, daß sich Dewet von seinen beiden Gefährten trennen wird, wenngleich sein in Berlin gesprochenes Wort, er empfange ungünstige Nachrichten aus der Heimat und fühle sich selbst angegriffen, die frühere Heimreise nicht unwahrscheinlich macht. Die den Buren- generalen von Deutschland zur Verfügung gestellte Summe beläuft sich jetzt bereits auf ca. 350,000 Mark, die jedoch nach Ablieferung der zahlreichen Sammlungen, die theilweise noch garnicht zum Abschluß gelangt sind, noch um viele Tausende anwachsen wird. Je mehr, je besser; den Buren ist es wohl zu gönnen. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Reichsrath hat es gelegentlich der Erörterung der Sprachenfrage in Oesterreich-Schlesien wieder einmal wüste Lärmscenen gegeben. Tschechen und Deutsche fuhren mit geballten Fäusten auf einander los. Die Musik zu diesem Tanze wurde von einer Automobilpfeife gemacht, die von einem deutschen Ab geordneten mit Virtuosität gehandhabt wurde. Frankreich. Ter Beschluß des französischen Ministerraths, die 74 Bischöfe und Erzbischöfe, die den gemeinsamen Protest