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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Taacszcnnng sür die Landgemcindc» Altcnvors, Klcingicßhübcl, Kleinyenncro- dors, Krippen, Lichlcnhain, Mittelndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwih, Prossen, Raihniannsdors, Rcinharvtsvors. Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsährc, sowie sür das Gesamigebicl der Sächsische» Schweiz. Truck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alina Hieke, Inh. Waller Hieke. Pcranlworlljch: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcspaltcnc 35 nun breite Pelitzcilc 20 Psg., für auswärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Neklamczcilc 80 Psg. Tabel larischer Satz nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zeitungen, Tageblatt für die Lumm iNhöhungcn der Löhne unu Materialienpreiie bchalien wir uns das .bcchl der Nachsordcrung vor » -Unterhaltung und Wissen", „Nack Unterhaltungöbiatt", im Giändlge Wochendermgen. ^ie^u und ihre Well", Illustrierte Sonntagsbeilage: IM Michterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugsprclskürzung oder zum Anspruch aus Lieferung der Zeitung Ba- Schandau, Moniag, den 22. November 2932 76. Jahrgang Nr. 272 Der Korridor muß verschwinden. Mit lebhaftem Interesse hat die Oeffentlichkeit von einer Entschließung des Zweckoerbandes nordostdcutscher Indu strie- und Handelskammern Kenntnis genommen, die kürzlich ,n der Tagespresse veröffentlicht wurde, in welcher auf die Unhaltbarkcit des jetzigen Weichselkorridors mit grösstem Nachdruck hingewiefen und die Dringlichkeit emerbefnedl' «enden Endlösung betont wurde, da sie für das Lirtschafts- leben der an den Weichselkorridor angrenzenden deutschen Gebiete als entscheidend betrachtet werden müsse. Die starke, mit Aufwand ungeheurer Geldmittel ge führte Propaganda der polnischen Gesandtschaften >>n Aus- lande, die umfangreiche Versendung von Schriften und Bu chern an öffentliche und private Stellen in den einzelnen Ländern kann den Vormarsch der Wahrheit und die Er kenntnis der Notwendigkeit einer Revision der Ostgrenzen nicht mehr aufhalten, besonders nachdem englische Parla mentarier und Journalisten Gelegenheit hatten, aus eigener Anschauung die heutigen Zustände in der Ukraine kennenzu- Icrnen. und deshalb sogar eine Denkschrift auf staatsrechtliche Loslösung der Ukraine von Polen beim Völkerbund einge reicht haben. Die scharfen Angriffe der polnischen Presse «egen diese Stellungnahme der öffentlichen Meinung Groß- britanniens haben diese Ansichten in England nur verstärkt, wie insbesondere die kürzliche Erklärung von Lloyd George in Oxford erkennen läßt, der die Rückgabe des Weichscikorri- dors an Deutschland als das wichtigste Moment der Frie- dcnsberubigung bezeichnete. Da er gleichzeitig betonte, das, die Frage des Korridors und Danzigs nicht mehr aus der Diskussion über Abrüstung und Sicherheit in Europa ver- fchwinden dürfe, so haben diese Worte in ganz England um so gröberes Aufsehen erregt, als Lloyd George selber zu den Unterzeichnern des Friedensvertragcs gehört. Die Enttäuschung, welche der ncugegründete polnische Staat durch seine feindliche Einstellung gegen die Bedürf nisse der Weltwirtschaft und seine eigenen naturgegebenen Wirtfchaftsbedürfnisse zugunsten einer rein militäri schen Macht Politik brachte, konnte nicht besser zum Ausdruck kommen, als daß man die natürliche Handelsstraße zur Ostsee, die Weichsel, um deretwegen das Korridor gebiet an Polen abgetreten wurde, vollständig .'er fanden ließ und jejst den natürlichen Ausfuhrhafen Polens im Freistaat Danzig mit allen Mitteln durch den Wettbe werb des neuerbauten Hafens Gdingen abzuwürgen sucht. Hätte Polen die Mittel, welche für den Ausbau des Hafens von Gdingen und seiner Eisenbahnverbindungslinie mit Oberschlesien aufgewendet wurden, und die man heute aus insgesamt 650 Millionen Zloty beziffert, zum Ausbau ocr Weichsel verwandt und auf diese Weise zur Verbesserung seines Seehandelsverkehrs beigctragen, dann hätte Polen die Erwartungen der Schöpfer des Versailler Friedensvertragcs erfüllt und gezeigt, daß es gewillt ist, an, den Aufgaben der Zivilisation und des Welthandels teilzunehmen. Seitdem aber Polen seine wahren Ziele im Weichselkorridor durch die unnatürliche Abdrängung des Seehandels in den Hafen von Gdingen, lediglich zur Schädigung Danzigs, dargelegt hat, ist der Widersinn des W e i ch s c l k o r r i d o r s und des Freistaates Danzig auch den Urhebern des Versailler Vertrages klar zum Bewußtsein gekommen. Großbritan- nin kann auf die Dauer nicht tatenlos zusehen, wie das Korridorgebict unter polnischer Verwaltung nur noch zu po litischen und wirtschaftlichen Kampfzwecken dient. Die Zu- fuhr von Munitionstransporten für die steigende Niesen- rüstung der p o l n i s ch e n Armee muß angesichts der heutigen Abrüstungsbestrebungen die größte Beunruhigung Hervorrufen, und die Durchführung eines ungcheucrliclren Kohlendumpings der polnisch-oberschlesischen Kohle gegen die englische auf den skandinavischen Märkten hat, zu einem er heblichen Teile die Arbeitslosigkeit in England und den Rück gang des englischen Kohlenabsalzes verschuldet. Wenn in den letzten Monaten der Warenumschlag von Gdingen denjenigen des Danziger Hafens bereits überflü gelt hat, dann sieht man bereits, bis zu welchem Maße die wirtschaftliche Abwürgung des durch den Versailler Frie- Lensvertrag unter dem Schutz des Völkerbundes stehenden Freistaates Danzig gelungen ist. Der Warenverkehr über Lie Danzig-volnische Seegrenze ist in den ersten neun Mona ten dieses Jahres um 2,5 Millionen Tonnen geringer ge- wesen als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Von diesem Rückgang ist der Danziger Hafen mit 2,3 Millionen Tonnen betroffen, während ach Gdingen nur ein Rückgang von 177 000 Tonnen entfällt. Von dem polnischen seewärtigen Warenverkehr gingen in den ersten Monaten des Jahres 1931 62,1 Prozent über Danzig und 37,9 Prozent über Gdingen. In der gleichen Zeit 1932 betrug der Anteil Danzigs nur noch 51,8 Prozent, dagegen der Anteil Gdingens bereits 18,2 Prozent und in vier Monaten dieses Jahres ist der Güterumschlag Gdingens großer gewesen als derjenige Danzigs. Diese Tatsachen müf- fen gerade in der öffentlichen Meinung Großbritanniens uni jo stärkeres Befremden Hervorrufen, als die Entscheidungen des Sachverständigenausschusses des Völkerbundes vom Sep tember 1932 besagen, daß der Danziger Hafen imstande ist, neben seinem eigenen auch noch den gesamten Güterumschlag Ädingens aufzunehmcn mit Ausnahme des Umschlages von Kohle und einiger Lebensmittel, deren Umschlag das Vor handensein von Kühlhäusern voraussetzt. Neben diesen Maßnahmen sucht heute Polen gegenüber den Entscheidungen des Völkerbundes eine noch stärkere Mißachtung zu zeigen, indem es durch Ausrufung eines Boykotts gegen Danziger Waren die Wirtschaft des Freistaates zu unterhöhlen sucht und trotz der am 13. 8. getroffenen Danzig-polnischen Vereinbarungen den Boykott in verschärfter Form sorlsctzt und nur Waren aus Danzig hercinläßt. die von polnischen Zollinspektoren eine besondere Kenelnniauna erhalten haben. Polen hat durch diese Maß ¬ nahmen trotz ver lm Versailler Frleoensverlrag vorgesehenen Zollunion zwischen Danzig und Polen in Wirklichkeit eine eigene Zollgrenze gegen Danzig aufqerichtet. In teressant ist in diesem Zusammenhang, daß Polen jetzt auch noch aus eigener Machtvollkommenheit eine Seegrenze gegen Danzig fcstzusetzen sucht, um auf diese Weise den Freistaat von allen Seiten vollkommen abzudrosseln und ihn zur Eingliederung in den polnischen Staat zu zwingen. Mit dem jetzt vorgesehenen Angriff auf dieDanzIger Währung, durch den der polnische Zloty den Danziger Gulden ab 1. Dezember 1932 für Zahlungen im Verkehrs wesen auf Grund eines polnischen Dekrets ersetzen soll, wird auch innerhalb des Freistaatgebietes der Grad sichtbar ge macht, bis zu dem die Danziger Hoheitsrechte trotz Völker bund und aller internationalen Verträge untergraben wor den sind. Hindenburgs Auftrag an Hitler Das Ergebnis der zweiten Aussprache Berlin, 21. November. (Eigene Drahtmeldung.) Der Reichspräsident empfing heute vormittag erneut Adolf Hitler. Ueder diese zweite Besprechung wird folgende amtliche Mitteilung herausgegeben: Nachdem der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei dem Herrn Reichspräsidenten mit aller Bestimmtheit erklärt hatte, daß seine Partei nur in einer von ihm geführten Negierung Mitarbeiten könnte, hat der Herr Reichspräsident Herrn Hitler als den Führer der stärksten Partei des Reichstags ersucht, festznstcNen, ob und unter welchen Bedingungen eine von ihm geführte Negierung eine sichere, arbeitsfähige Mehrheit mit einheitlichem Arbeitsprogramm im Reichstag finden würde. Adolf Hitler erklärte, seine Ant wort auf dieses Ersuchen dem Herrn Reichspräsidenten heute nachmittag schriftlich zu übermitteln. Oie bisherige Fühlungnahme der Parteien Vertrauliche Besprechungen zwischen NGDAV und Zentrum — Hugenberg ist bereit, sich mit Hitler auezusprechen Berlin, 21. November. lieber den Stand der Verhandlungen zur Rcgierungs- neubildung wurde an den zuständigen Stellen auch während des Wochenendes strengstes Stillschweigen bewahrt. Die Situation läßt sich deshalb nur nach dem beurteilen, was in politischen Kreisen rein stimmungsmäßig verlautet. Danach scheint es, daß die 'Aussichten einer nationalen Konzentra tion, wie sie vom Reichspräsidenten erstrebt wird, günstiger stehen. Rian glaubt jetzt, daß die Fühlungnahme zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum in Gang kommt. Jedenfalls ist eine grundsätzliche Verständigung darüber er folgt, daß Verhandlungen slaltsindcn sollen. Im Augenblick Hot es gor keinen Sinn, Prognosen zu stellen, und cs ist desholb auch überflüssig, die recht Vogen Gerüchte zn verzeichnen, in denen Einzelheiten der ongeb Uchen Forderungen Hitlers für seine Beteiligung on einer notionolcu Konzentrotion kolportiert werden. Einordnung und Gemeinschaft In diesem Sinne empfiehlt auch die „Germania". ,-G in dieser Atmosphäre höchst unsicherer und wider sprechender Gerüchte mit einem ausreichenden Maß von Geduld zu wappnen und ruhig abzuwarten. Das dürfe man mit um so besserem Gewissen tun, fährt das Zcntrumsblatt fort, als der ernste Wille des Reichspräsidenten, zu einer positiven Lösung zu gelangen, über jeden Zweifel erhaben ist. Das Zentrum werde an der Lösung dieser nationalen Aufgabe mit allen Kräften mitwirken. Am Zentrum werde das Werk nicht scheitern. Die „Germania" fügt schließlich noch als Wink für die Verhandlungspartner des Zentrums Für eilige Leser. * Noch Mitteilung des Ncichssiuouzministcriums betrug die schwebende Schuld des Deutschen Reiches om 31. Oktober 1932 1792,9 Mill. MM. gegen 1757,1 Mill. NM. oni 30. Septem ber 1932. Der Reichspräsident empfing Gerhart. Honplmonn, der seinen Donk für die ihm onlösstich seines 70. Geburtstages erwiesenen Ehrungen zum Ausdruck brochte. * Der deutsche Bolschoster beim Quirinol, von Hosscll, ist vom itolieuischen König zur llebcrgobe seines Aeglaubi- gnngsschreibens empsongcn worden. * Die Reserven der Jahrgänge 1923 bis 1929 der bolivio Nischen Armee sind zn den Föhnen gernsen worden, um die Feindseligkeiten gegen Paraguay im Gron Choco sortzusehen. hinzu, oatz das gewaltige Problem der deutjchen Gegenwart Einordnung und Gemeinschaft verlange. Dio politischen Führer des deutschen Volkes müßten in diesen Tagen zeigen, daß sie mutig und selbstlos genug sind, um diesen Geist zur Wirkung zu bringen. Die Haltung -es Zentrums Zu den Empfängen beim Reichspräsidenten schreibt die „Kölnische Volkszeitung" unter anderem: „Man gewinnt den Eindruck, daß die Aussichten, das gegenwärtige Kabinett durch ein besseres abzulöscn, im Augenblick nicht ungünstig stehen. Allerdings gibt es nach zu viele Unsicherheitsfakto ren, als daß man heute schon zu einem bestimmten Urteil kommen könnte. Nur darüber herrscht weitgehende Einig keit, daß es ein Zurück zum System Papen nicht geben kann. Die Nationalsozialisten scheinen entschlossen zu sein, sich dies mal in die Neichsgewalt einzuschalten, wobei das bisher noch unbekannte Maß ihrer Machtansprüchc unter Umständen ein großer Gefahrenpunkt werden kann. Die Haltung des Zentrums ist unverändert klar: Sein Ziel ist die große Konzcnkralion aller arbeitswilligen und positiven Kräfte. Ueber dieses Ziel herrscht in der Zcn- trumsparkei völlige Einmütigkeit. Das ist in einer gemein samen Sitzung des Geschäftssührenden Vorstandes und des Vorstandes der Reichstagsfrakkion des Zentrums noch ein- mal feskgestellt worden." Gleichzeitig beschäftigte sich der Vorstand der Zentrums- parlci auch mit der Zuerteilung eines 70. Mandats für die DcMsche Zentrumspartei und beschloß, daß Reichskanzler a. D. Dr. Brüning sein Mandat auf der Neichsliste an- uimmt, so daß für Schlesien als dritter Kandidat nunmehr der Generalsekretär des Handels- und Industriebeirats des Zentrums, Dr Fank, in den Reichstag einzicht. In West falen-Nord wurde auch der Kandidat Schulte-Uhlenbrock gewählt. Auch am Sonntag haben die Verhandlungen über die Neubildung der Neichsregicrung nicht geruht, und zwar fan den Verhandlungen zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum statt. Hitler selbst ist an diesen Besprechungen nicht initiativ beteiligt gewesen; sie werden vielmehr von dem Neichstagspräsidenten Goering geführt. Hitler selbst hatte im Kaiserhof eine Reihe von Besprechungen mit seinen engeren Parteifreunden. Ueber den Inhalt der Verhandlungen zwischen National sozialisten und Zentrum wird auf beiden Seiten alter st r e n a st e s Stillschweigen bewahrt, weil man unter