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ZihimlMM Tagehlnii Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten sür die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich 1 Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Donnerstag, den 14. April 8«. 1881. Mekanntmachung. Nachdem die Einschätzung des steuerpflichtigen Einkommens im hiesigen Orte beendet, und das Ergebniß derselben den Betheiligten bekannt gemacht worden ist, so werden in Gemäßheit der in ß 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmmungen alle Personen, welche allhier ihre Beitragspflicht zu erfüllen haben, denen aber der in Gemäßheit der er-- wähnten Bestimmungen ausgefertigte Steuerzettel nicht hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mittheilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Stadtsteuer-Einnahme anzumelden. Waldenburg, den 12. April 1881. Der Stadlrath. Cunrady. Für den Strumpfwirker Friedrich August Heinzig aus Attstadtwalden- burg ist am 7. d. M. der Webermeister Karl Moritz Klemm in Altstadt- waldenburg als Abwesenheitsvormnnd bestellt und in Pflicht genommen worden. Waldenburg, den 9. April 1881. Königliches Amtsgericht. Baumbach. Th.-G. "Waldenburg, 13. April 1881. Der tunesische Streitfall. Durch den Aufstand der Krumirs, die Verletzung französischen Gebiets durch diesen Beduinenstamm und die Niedermetzelung eines zur Terrainaufnahme für die Saharabahn ausgesandten französischen Ex peditionscorps durch die Krumirs ist die zwischen Frankreich und Italien schwebende Differenz, die aus Anlaß der Zustände in Tunis schon längst be steht, plötzlich in ein ganz neues Stadium getreten. Das französische Cabinet scheint entschlossen, gegen die unruhigen tunesischen Stämme sehr energisch aufzutreten. Schon vor einigen Wochen machte man in einflußreichen Kreisen Jules Ferry wegen der in Tunis bekundeten Schwäche lebhafte Vorwürfe. Natürlich hat die Kritik durch die letzten Ereignisse an Gewicht gewonnen. Der Bey von Tunis, so sagen die Anhänger einer entschiedenen Action, er laubt sich Frankreich gegenüber bereits einen viel impertinenteren Ton, als jener es war, durchweichen der Bey von Algier seiner Zeit die Occupalion seines Landes herbeiführle. Der Bey von Tunis verstieß seit langer Zeit ganz offen gegen alle Conventionen, verweigerte geradezu, sich mit den Angelegenheiten der in Tunis wohnenden Franzosen zu beschäftigen. Sein Minister Mustapha den Ismail, ein Werkzeug der Italiener, war womöglich noch impertinenter. Sein Einfluß auf den Bey ist ein unbeschränkter. Der Herr und Gebieter hatte an ihm vor einigen Jahren, als er noch das Schmiedehandwerk betrieb, außerordentliches Wohlgefallen gefunden und ist förmlich eifersüchtig auf Jeden, der seinem Liebling nahe kommt. Diese Haltung des Bey und seines Ministers mußte natürlich auf die Stämme, welche die an Algerien grenzenden Landstriche bewohnen und zu räuberischen Einfällen immer bereit sind, sehr er- muthigend wirken. Ueberfälle, Entgleisungsversuche auf der Bona-Guelmabahn waren an der Tages ordnung. Die Verwaltung dieser Bahn mußte ein probates Mittel anwenden, um sich dieser Attentate zu erwehren. Sie nöthigte irgend eine Notabilität, einen Kaid von Tunis, den Zug zu begleiten. Immerhin sieht man daraus, daß die Lage all mählich sehr ernst geworden war. Seit 1870 hatte die französische Negierung 10 bis 12 Mal mit den tunesischen Grenzstämmen zu thun gehabt. Von den meisten dieser Conflicte hat man in Europa kaum etwas erfahren. Dies Mal aber befinden sich sämmtliche Stämme in Aufruhr, und sie sollen an 30,000 Gewehre zählen. So, wie gesagt, wird in den Pariser officiösen Kreisen die Sachlage dar gestellt. Die Ziffer von 30,000 Gewehren kann etwas übertrieben erscheinen. Ob man sich zu einer Annexion entschließen wird, ist zweifelhaft; dieselbe wäre genirend und ein sehr schwieriges und kostspieliges Unternehmen. Aber man will die Gelegenheit benutzen, um mit dem Bey von Tunis abzurechnen. Die französischen Politiker sind darauf gefaßt, daß das beabsichtigte energische Auftreten Frank reichs in Italien viel Lärm machen wird, glauben aber nicht an eine wirkliche Einmischung Italiens. Man ist der Ansicht, daß Frankreich sich ohnedies mit Italien für lange Zeit überworfen habe und daß man also, statt Rücksichten zu nehmen, besser thäte, den paffenden Moment praktisch zu verwerthen und ein für alle Mal den sür Algerien gefährlichen Agitationen ein Ende zu machen. In der Sitzung der Deputirtenkammer interpellirte Janvier de la Motte die Regierung über die tune sische Expedition. Der Ministerpräsident Ferry er widerte, die Negierung habe den kürzlich abgegebenen, vom Senat und von der Deputirtenkammer gebil ligten Erklärungen nichts hinzuzufügen. Die Lage der Dinge an der Grenze von Tunis sei unerträg lich. „Wir wollen," fuhr der Minister fort, „die Uebclthäter züchtigen und Maßregeln ergreifen, um eine Wiederholung von Uebergriffen zu verhindern. Die Republik will keine Eroberungen, aber wir wollen die Zukunft Algiers retten. Wir werden so weit gehen, wie es nöthig ist, um diese Zukunft zu sichern. Nach der Wiederaufnahme der Sitzungen der Kammern werden wir von unserer Haltung Rechnung legen." Der Umstand, daß die französischen Kammern in die Osterferien gehen, läßt übrigens darauf schließen, daß die Action gegen Tunis vorläufig verschoben ist, da zu einem Kriege die Zustimmung der Kammern erforderlich ist. "Waldenburg, 13. April 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des Kaisers von Rußland in Berlin ist, wie aus Hofkreisen verlautet, Näheres noch nicht bekannt. Man will nur wissen, daß der Kaiser wiederholt den Wunsch ausgesprochen habe, nach Berlin zu kommen, bevor Kaiser Wilhelm die sommerlichen Badereisen an treten möchte. Dem Reichstage ist jetzt durch den Reichskanzler das Gesetz, betreffend die Abänderung des Ge richtskostengesetzes und der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher vorgelegt worden. Hoffentlich bringt der Reichstag einen den Verhältnissen mehr entsprechenden Kostentarif zu Stande. Dem Reichstage ist eine Denkschrift über das französische Gesetz vom 25. Januar, betreffend Ge währung staatlicher Unterstützung für die Han delsmarine, zugegangen, in welcher die Vortheile der Lnrtaxs ä'ontraxot und Flaggenprämien re. für die französische Rhederei und den Seeha.'del hervorgehoben werden. Die Denkschrift schließt mit dem Ausdruck des Zweifels, ob die deutsche Schiff fahrt und der deutsche Handel sich gegenüber der amtlich subventionirten Mitbewerbung anderer Völker werde behaupten können. Nach den Osterfeiertagen wird sich die Petitions- Commission des Reichstages mit den Massen Pe titionen beschäftigen, die gegen die obligato rische Civilehe gerichtet sind. Die Entscheidung . über diese Frage in der Petitions-Commission liegt ! in den Händen der Reichspartei und man hört, > daß die Mitglieder derselben, wie dies im Jahre I 1879 geschehen, sich jeder Abänderung der Civilehe- , gesetzgebung widersetzen werden. In diesem Falle > würde das Votum der Petitions-Commission wahr- f scheinlich wiederum auf Uebergang zur Tagesord nung lauten. Im Jahre 1879 wurde bekanntlich gegen den Antrag der Petitions-Commission auf Uebergang zur Tagesordnung der von den Conser- vativen und auch vom jetzigen Cultusminister v. Puttkamer unterstützte Antrag v. Kranach auf Ueberweisung der Petitionen an den Reichskanzler eingebracht. Die Vorlage, betreffend die Erweiterung des preußischen Volkswirthschaftsraths zu einem deutschen, worüber die Ausschüsse des Bundes- ralhes ihre Berathungen beendet haben, wird dem nächst das Plenum des letzteren beschäftigen, und vielleicht wird auch der Reichstag noch in dieser Session mit der Angelegenheit befaßt werden. Den Bezirkspräsidenten von Elsaß-Lothringen sind 30,000 Mk. zur Begründung von landwirth- schaftlichen Darlehnskassenvereinen seitens des Statthalters v. Manteuffel überwiesen worden. Ebenso haben andere Vereine zur Förderung ge meinnütziger Bestrebungen namhafte Unterstützungen erhalten. In Berlin ist abermals eine fortschrittliche Versammlung aufgelöst worden. Der fortschritt liche Verein Waldeck hatte letzten Sonnabend eine Generalversammlung behufs Neuwahl des Vorstan des zusammenberufen, zu welcher über 1000 Per sonen erschienen waren. Gleich bei Beginn der Verhandlungen wurden dieselben so furchtbar tu- multuarisch, daß der Polizeilieutenant die Versamm lung im Interesse der öffentlichen Ordnung schloß. In dem bekannten Prozeß Dollfuß hat nicht nur der Verurtheilte, sondern auch die Staatsanwaltschaft gegen das vom Schöffengericht gefällte Urtheil die Berufung eingelegt. Die „Jnsterburger Zeitung" hatte die Reichstags reden von Bebel und Auer ohne jede Erwähnung der übrigen Redner abgedruckt. Sie wurde sofort confiscirt. Auch sehr unvorsichtig von dem Re dacteur. Frankreich. Einige Journale beschuldigen den italienischen Consill Maccio in Tunis, daß er von italienischen Emissären in Tunis des Journal „Mostakel" ver breiten lasse, welches den heiligen Krieg gegen die Franzosen predigt. England. Die Attentäter, welche die Pulverexplosion im Mansionhouse planten, sind jetzt in Newyork ange langt und gestehen offen ein, die That als Rache für die Zwangsbill unternommen zu haben. Ferner hätten fenische Tirailleurs die Ermordung Glad- stone's beschlossen. Wie mehrere Morgenblätter aus Durban vom