Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189011226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- 3. Beilage in der falschen Reihenfolge eingebunden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-22
-
Monat
1890-11
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 22.11.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M271. Sonnabend, den 22. November, abends. 1880 irem^pret» « lür Urssäev vi<rts^LlrrUol» 2 >l. 50 ?s, dv» äe» Iv»i«srl. äsut»et>nn 9o8t»o»t»ltsu iLNrlioi» 8 X ; »„»»«rliLltz äs» äsntsodea ksietr«! tritt kaut- unä StempstrussdlLik kivru. Liarvlns tiumrusr»: 10 l^k. X»>lNi»äiisunx8xsI»Nkren« kür äe» siuer Xsils kleiner Ledrikt 20 ?k. O»t«r .Mn^ssknät" äiv Xsil« 50 kf. vsj l'sdvUe»- uoä 2iksru6Ltr eotspr. ^ul«ckl^. LrxrdelQsu r mit Au8»»kwe äsr 8o»n- o. k«iert»<se Lveoä». k'er»8prsek-A»8el»Iu88: ^r. 1285. _ DreMtrÄmirml. Für di« GesamUettung verantwortlich: L)ofrat Otto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. L»n»vm« von 8nkiivälxnoxsn au^nürl«: I.e>priz: Xonuvissionür äes Drcsänsr Journals; 8«u»d»rx Lsrli» V'Ie» I.»iprtx NLiel 8re»I»o rs»»«lkaN ». «.: //aareriÄrrn ä t'uA^ r / v»rNu-Vio»-H«md»r^- vr»^ Leiprix-rrenicturt ». «. «»»ei,«»: 1?uä. k»ri» l.o»äv» L«iU»-kr»»ktlirr sü. Si»ltx»rr: Dau?»« ä t'o , Serltn: /nia/iär»äa,»1, »reele»: D»,I? S»»»ov,r: (7. Lc/iürr/er, Lell« ». S.: Darc/> ä L'o. Usrnvsxsdsrr LSnixl. krpeäitiou äs« Dresdner dourn»!«. Drssäeo, ^«ivxerstr. 20. korospreed-/.»8eklli88; Xr. 1285. Ankündigunge« für die Weih»chKzeit finden im „Dresdner Aournat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- treibende« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung avherordeutliche Bergünstiguuge» gewährt werden. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dein pract. Biesold in Reinhardsgrimma das Ritterkreuz 2. Classe voni Albrechts-Orden zu ver leihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichlen. Helgoland, 22. November. (Tel. d. Dresdn. Jonrn) Der Schoner „Persian" wurde total wrack. Drei Schlepper kamen zu spät, um daS Schiff zu retten. Die Mannschaft wurde hier gelandet. Prag, 2l. November. (W. T. B.) Nachdem Schluß der Debatte im Landtage über die Bor läge, betreffend den Landeskulturrat, ermahnte der Llbg. Herold, vom Ausgleiche abzulassen mit dem Hinzufügrn, daß ein etwaiger Sieg der Regierung doch nur ein Pyrrhussieg sein werde. Rieger be zeichnet die Angriffe gegen die Wiener Punk- tationcn als unbegründet. Beide BolkSstämmc seien gleich kultiviert nnd gleich mächtig, eS müsse im Lande Raum für die Pflege der Individualität gelassen werden. Rieger erinnerte an daS erhabene Wort des ÄaiserS: „Jcd wünsche Frieden unter meinen Völkern", und meinte, wer die Unzufrieden- beit unter den Deutschen steigere, handle wie ein Wahnsinniger, die Tschechen dürften nicht verwegen ungleiche Kümpfe heraufbrschwörrn, in denen sie unterliegen würden. (Stürmischer Beifall.) Graf Elam-Martinitzserklärtc, der Adel «Hue gewissenhaft seine Pflicht ohne Rücksicht anf eine etwaige augen blickliche Störung seiner Popularität. Nach einer längeren Polemik des Referenten der Minorität Julius Gregr wurde die Sitzung geschlossen. Dresden, 22. November. Aus England. In England setzt gegenwärtig der Ausgang eines Prozesses die politische Welt in große Aufregung. Gegen den Führer der irischen Nationalliga, Parnell und die Gattin eines seiner langjährigen Anhänger, des Kapitäns O'Shea, war von Seite dieses letzteren ein Ehcbruchsprozeß angestrengt worden, welcher am 17. d. M. in Dublin zu nngunsteu der beiden Ver llaaten entschieden wurde und auf den Charakter und H Luust und Wissenschaft. K. Hoftheater — Neustadt. Am 20. November: „Der verwandelte König", Schauspiel in 3 Auf zügen von Rudolf Schmidt. Aus dem Dänischen übersetzt von Herm. Varnhagen (Zum ersten Male.) Die Ausführung dieses neuen Stückes nahm im ganzen einen freundlichen Verlauf und es ist voraus zusehen, daß bei so guter Darstellung die Möglichkeit zeitweiliger Wiederholungen die redlichen Mühen der Bühne und der Darsteller einigermaßen belohnen wer den Im Gegensatz zu den Bestrebungen der üblichen Spckulationsdramen mit vielverbrauchten AlltagSfigureu und modernen Effekthaschereien ist es an sich schon wohlthuend, die aufrichtigen dramatischen Bemühungen eines Mannes von dichterischer Anempfindung zu be obachten, der sich für die scenischc Gesta.tung eines einfachen, vielleicht aus dem Indischen stammenden, auch ähnlich im Talmud befindlichen und im 14. Jahr hundert von einem englischen fahrenden Sänger in Legendenform umgedichteten Märchens mit naiver Freude erwärnit hat. Wir verdanken dieser recht sinnigen und sittlich ge diegenen Begeisterung ein kleines, langsam und feier lich, wie eine Staatsaktion vorübergchcndes Schau stück, das keineswegs geistig leer, aber doch reicher an wohlgesetzten Worten, als an neuen oder gar bedeu tenden Gedanken ist. DaS Märchen, in dessen kargen Inhalt die Magie höherer nusichtbarer Kräfte und Wundererscheinungen hineinspielt, lehnt sich in seinem Gattungsbegriff alt- die sittliche Würde deS „ungekrönten Königs der grünen Insel" ein mehr als bedenkliches Streiflicht wirft. Bei der außerordentlich hervorragenden Stellung, welche Parnell im politischen Leben und in der Zeitgeschichte Großbritanniens einnimmt, ist die Aufregung, in welche man jenseits des Kanals über das Urteil deS Dubliner Gerichtes geraten ist, sehr begreiflich. In England ist man im Punkte der Sittlichkeit sehr streng und zwar gerade in denjenigen Kreisen des Mittelstandes, in welchen die liberale Partei Gladstones nnd damit die Sache Irlands den stärksten Stützpunkt hat. Es ist darum nicht unwahrscheinlich, daß der für Parnell ungün stige Verlauf deS Prozesses auf die Stellung der irischen Partei im Parlamente sowohl, wie auf die Sache Irlands überhaupt, und damit auch auf die Partei der Gladstoneaner eine entscheidende und der Sache der vereinigten „Homeruler" keineswegs vorteilhafte Rückwirkung äußert. In Irland selbst wird die Verurteilung des Füh rer- der Nationalliga zwar vermutlich keinen Um schwung in der Stimmung der Wählerschaft Hervor rufen. Die irische Presse hat es bereits als selbst verständlich erklärt, daß Parnell nach wie vor der Führer der Partei sei und bleibe, und eine Versamm lung der irischen Nationalliga, welche am 20. d. M. in Dublin tagte, faßte einstimmig den Beschluß, daß Parnell das Vertrauen des irischen Volkes besitze und unter keinen Umständen von der Le tung der Partei zurücktretcn dürfe. Zum Überfluß hat Parnell auch selbst noch, als sei nichts geschehen, mit Bezug auf den am 25. d M. stattstndenden Wiedcrzusammentritt des englischen Parlaments das übliche Rundschreiben au seine Parteigenossen im Hause gerichtet, in welchem er als Führer dieselben zum püuktlicheu Erscheinen aufsordert. Unter solchen Umständen läßt sich kaum annehmen, daß die Iren ihren bisherigen Führer fallen lassen sollten. Anders aber liegt die Sache in England. Von den Organen der öffentlichen Meinung in England wird Parnell noch schärfer gerichtet, als durch das Urteil des Dubliner Gerichtshofes und — was besonders ins Gewicht fällt — auch die meisten der liberalen und radikalen Blätter drücken überein stimmend die Ansicht aus, daß die Stellung Parnells als politischer Parteiführer unhaltbar geworden sei. Daß die konservativen Zeitungen aus dem Prozesse möglichst viel Kapital zu schlagen suchen, würde ja nichts ausfallendes haben, daß aber auch die liberalen Blätter sich gegen den irischen Parteihäuptling er klären, läßt darauf schließen, daß man von der fer neren Bundesgenossenschaft mit den Iren, falls Par nell nicht zurücktreten sollte, in den liberalen Kreisen einen Abfall der englischen Wählerschaft befürchtet. Die liberalen Zeitungen, bis anf wenige Ausnahmen, raten Herrn Parnell sehr ernstlich zum Rücktritt und rufen ihm tröstend zn, daß die Sache Irlands darum uoch nicht zu Grunde gehen werde. Am ungeschmink testen in der Darstellung der durch den Ausgang des Prozesses geschaffenen Lage äußern sich von den Lon doner Blättern die radikale „Pall Mall Gazette" und das „Daily Chroniclc". Das letztgenannte Blatt sagt z. B.: „In keinem Lande steht die Heiligkeit der Familien bande in solcher Verehrung wie gerade in Irland, und besonders unter der katholischen Bevölkerung. Wie ist es möglich, nach deü Dubliner Enthüllungen, daß das katholische Irland Hrn. Parnell als seinen parlamentarischen Führer beibehalten könnte? Wenn es wahr ist, was Hr. Dillon sagt, daß die Partei Hrn Parnells im gegenwärtigen Augenblick nicht cntraten könne, dann muß es um die Partei sehr schlecht be stellt sein. Aber nicht in Irland allein, sondern auch, iu England muß Hr. Parnell sich durch die Verfüh rung der Frau eines Kollegen sehr geschadet haben. spanischen Mustern an; keineswegs jedoch ihrer Fülle an Phantasie, an poetischer Lebenskraft, au erhabener Großhcit und Frische des Humors. Jener uns aus- schwingendc Genuß dessen, was mau den vollen Lebens- odcm der Dichtung nennt nnd dieser heitere Gegensatz zur würdevollen Weisheit fehlen dem trockenen didak tischen Ernst der Schmidtschen Muse, die hier eiu grausames Exempel statuiert an dem Stolz und Hochmut eines Königs, dessen Schuld nicht aus geprägt und aktiv genug ist, um solche Strafe zu rechtfertigen. Noch weniger befriedigt uns seine Besse rung, denn diese wird nicht vollwichtig durch das Straf mittel und die Zusprache eines Engels, sondern erst durch die Liebe hcrvorgerufen und zwar nicht durch die Herzen und Seelen läuternde ideale Menschenliebe, sondern durch die Neigung, also immerhin sinnliche Liebe zu einem Mädchen. Dadurch wird zwar der ge wünschte Eifolg erreicht, aber das moralische Ergebnis beirrt und verschoben. Kürzen läßt sich leider das Stück nicht weiter, auch der scheinbar sehr dazu aufforderndc erste Akt nicht; es würde dann den Abend nicht mehr füllen und was wichtiger ist, die späteren vielfachen Scenen zwischen dem Engel und den: aufgeregten König würden an Übergewicht und Eintönigkeit gewinnen Das Publikum brachte der Darbietung, die sich ja durch Innigkeit uud Selbstlosigkeit anszeichnet und mit einigen lebendigen Scenen überrascht, eine unbe sangene Teilnahme entgegen Die Darstellung begünstigte den Bühncneindruck sehr wesentlich. Vortrefflich spielte Hr. Franz, dessen stürmische Art hier meistens am Platze war, den König In Frl. Salbach hatte sich für Rogers Doppelgänger Die Wähler der englischen Mittelklasse würden es sicher übelnehmen, wenn selbst Hr. Gladstone das Ansinnen an sie stellte,, eine Parte« zu unterstützen, die Hrn Parnell zu einem ihrer Führer hat." Die „Pall Mall Gazette" erinnert daran, daß Parnell früher seinen liberalen Bundesgenosse«, gegen über seine Schuld abgeleugnet, das Ganze als ein Lügengewebe seiner politischen Gegner hingesteltt und sich nun durch sein Nichterscheinen vor dem Dubliner Gerichte selbst für schuldig bekannt habe. .Letzt, da er seiner Schuld geständig ist, so sagt das Blatt, sollte er doch wenigstens den Mut haben, seinen Sitz im Uuterhause uiederzulegen. Namentlich gegenüber den irischen Bischöfen, die in guter und schlechter Zeit treu zu ihm gestanden, hat er die heilige Pflicht, sich von ver Führerschaft zurückzuziehen, bis er seine Schuld auf die einzig mögliche Weise gesühnt hat (dies soll wohl heißen, daß er die geschiedene Witwe O'Shea heiraten solle, und in der That sagt ein umlaufendes Gerücht, daß eine derartige Verbindung beabsichtigt sei, sobald erst das Dubliner Erkenntnis durch tue in 6 Monaten vorgeschriebcne Bestätigung rechts kräftig geworden). Die nämliche Pflicht hat Hr. Parnell gegenüber seine«« englischen Bundesgenossen. Als Kapitän O'Shea seine Klage austrengte, da wohnte Hr. Parnell gerade als geehrter Gast bei Hrn Gladstone auf dessen Landsitz, und hoffentlich ist er ehrenhaft genug, nm einzusehen, daß er seinen englischen Bundes genossen etwas schuldet. DaS Vergangene läßt sich nicht ««««geschehen machen, aber durch einen schleunigen Rücktritt kann er noch viel Unheil in der Zukunft verhüten. Kann irgend ein Mensch im Besitze seiner fünf Sinne glauben, der Sache voi« Home Rule sei geholfen, wen«« der Held der vielen falsche«« Namen auf seinem Posten als einer der Zwillingsbefehlshabcr der Partei verbleibt, oder kann jemand der Ansicht sein, die Feuerleiter, auf welcher er in das Boudoir seiner Geliebte«« entfloh, «verde zu einer goldene«« Brücke für die Heimkehr der unbottnäßig gewordenen Liberalen werden?" Tie Gladstone nahestehende Presse hat sich über den „Fall" bis jetzt noch nicht geäußert nnd auch der „große Greis" selbst hat sich noch nicht darüber ans gesprochen. .st indes schwer anzunchmcn, daß der greise Führer der Opposition dem Cittlichkeitsgefühle des englische«« Volkes znm Trotz an der Bundesge- nossenschaft mit einer von einem notorischen Ehebrecher genihricn Paitei sesthalleu sollte. Denn wenn es ihn, mich hart ankommcn sollte, einige 80 irische Stimmen in de,, Wind zu schlage«, so wird er doch niemals vergessen können, daß gerade seine Partei zum großen Teil ans den Abkömmlingen der alten Puritaner be steht, welche noch heute an den Sitten, Gewohnheiten und Lebensanschauungcn ihrer Väter sesthalten Ändert also Parnell nicht am Ende noch seine«, Entschlnß, die Leitung der Partei wcht aufzugebcn, so kann der Dubliner Proz ß leicht der Ausgangspunkt einer be deutsamen Wendung i«, den englischen Parteivcrhült nissen werden. Sollte sich dagegen der irische Partei- Häuptling bewegen lassen, den, Rate seiner Freunde Folge zu leisten und sich, wenn auch nur zeitweise, von den öffentlichen Angelegenheiten zurückzuzichen, so würde in der Haltung Gladstones und seiner Anhänger nichts geändert werden. Offenbar aber denkt Hr. Parnell zunächst auch uicht im entferntesten daran, die Führerschaft der Partei aufzugeben. Man darf daher der weiteren Entwickelung der Tinge in England nnd namentlich einer Meinungsäußerung Gladstones mit Spannung entgegenblicken. Tagesgeschichte. * Berlin, 2l. November. Se. Majestät der Kaiser arbeitete gestern vormittag zunächst längere Zeit allein, eine vorzügliche, auch in dieser etwas ermüdenden, für einen Engel zu viel sprechenden Gestalt eine anmniige Vertreterin gefunden. Nicht minder nützlich wirkte im Kanzler Hrn Jasfös stets bewährte Kraft und auch Frl. Politz verstand es, die Rolle des den König liebenden und Erwiderung findenden Mägdleins sym- patisch darzustellen. O. B. K. Hoftheater. Ter Komponist der einakngen Oper „Der faule Hans" hat das Aufführungs recht verweigert, «veil er den Proben nicht habe beiwohnen können. Deshalb kann die Oper vorläufig nicht zur Aufführung komme«,. Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban ,5 (Fortsetzung) „Nein, Fritz, wirklich und wahrhaftig," sagte Fräu lein Tit zu einem jungen Man«, mit hübschen, offene«, nnd gutmütigen Zügen, „es giebt unter der Sonne keinen einfäjtigeren Menschen und keinen schlechteren Diener seines Herrn, als Sie! Herr meines Lebens, ist das erhört? Graf Max fährt schon des Morgens aus uud Sie wisse«, nicht wohin?" „Fräulein Tit, bitte, seien Sic mir nicht böse; wie konnte ich wissen, daß Ihnen gerade heute soviel daran liegt, zu wissen, wohin der Herr Graf gefahren ist? Gestern früh, daS weiß ich bestimmt, war er wieder bei Frau v. Treßnitz — " „Ach, das wissen wir auch, w«. wolle«, wissen, wo er heute war " konferierte dann mit dem Kriegsminister und nahm den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts entgegen. Sodann wohnte der Monarch im Exerzierhause iu der Kärlstraße der Vereidigung der Rekruten des Garde corps bei und folgte einer Einladung des Offizier corps des 2. Garderegimcnts z. F. zum Frühstück. Abends fand bei den Majestäten wieder ein größeres Tiner statt, an welchem die noch hier anwesenden Fürstlichkeiten teilnahmen. An, heutigen Vormittag unternahmen beide Kaiserliche Majestäten eine gemein same Spazierfahrt und begaben Allerhöchstsich nach dem Palais Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, um derselben die Glückwünsche zu ihrem Geburtstage abzustatten Um k l Uhr begaben sich die Majestäten mit Gefolge und den Mitgliedern der königlichen Fa milie nnd den erlauchten fürstlichen Gästen vom Pots damer Bahnhofe au^ nach Potsdam und von dort aus zu Wagen nach dein königlichen Stadtfchlosse daselbst, woselbst Allcrhöchstdicselben längere Zeit bei dem er lauchten Neuvermählten Paare zur Frühstückstafel ver blieben. — Ihre Majestäten nehmen nunmehr wieder ihren Wohnsitz im Neuen Palais bei Potsdam — Der Bundesrat hat in seiner vorgestrigen Sitzung den Ausschußberichten über die Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für 1891/92 und betreffend die Ausnahme einer Anleihe für Zwecke des Reichsheeres nnd der Marine, sowie de« Ausschußberichten über eine Verordnung, betreffend die Inkraftsetzung des Jnvali di täts und Alters - vcrsicherungsaefetzes nnd über den Gesetzentwurf, betreffend die Vereinigung von Helgoland mit dem deutschen Reich, die Zustimmung erteilt. — Der Magistrat trat einstimmig dem Beschlusse der Stadtverordnetenversammlung, be.reffend die Ver leihung des Ehrenbürgcrrechts an Prof I)r. Koch, bei Der Stadtrat Strohmann ist beauftragt, Prof. Dr. Kochs Ansicht über die Einrichtung der zur Auf nahme von Kranken seitens der Stadtgemeinde herzugebendcn Räume zu hören nnd dessen sonstige Wünsche entgegenzunehmen — Wie der Präsident der Arbeiterschutzkommission in der Schlußsitzung der ersten Lesung offiziell mit- teilte, ist es nunmehr sicher, daß das Plenum des Reichstages zum 2. Dezember zusammcn- berufen werde« wird. — Die Jsteinnahme bei den Zöllen und Ver brauchssteuern im deutschen Reiche hat amtlicher Nachweisung zufolge in der Zeit vom 1. April bis 31. Oktober Id90 301,1 Millionen M. oder ein Mehr von 35,3 Millionen gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres ergeben An dem Mehr sind in erster Reihe die Zölle mit 21,7 Millionen, sodann die Ver brauchsabgabe von Zucker mit 6,2 und die Verbrauchs- abgabe von Branntwein mit 9 Millionen beteiligt. Die Zuckclmaterialstener weist ein Minus von 2,7 Millionen gegen das Vorjahr auf. Was die anderen Einnahmen des Reiches betrifft, so ist erwähnenswert, daß die Börsensteuer, die allerdings jetzt schon von den im Etat für das ganze Jahr veranschlagten 14,8 Millionen 11,6 Millionen eingebracht hat, gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres noch mit 2,8 Millionen iin Rückstände ist. — Ten, Vernehmen der „Berl Pol. Nachr." nach sollen sich in der letzten Zeit die Bundesregierungen mit der vom Deutschen Äpothekerverein angeregten Frage der Reform der pharmazentischen Aus bildung beschäftigt haben, nachdem sic von seitcn drs Reichs zur Äußerung über diese Frage aufgefordert wurden Das königlich preußische Kultusministerium soll sich dahin erklärt haben, daß zur Zeit eine Er höhung der Ansprüche an die Vorbildung der Apotheker nicht angebracht sei, bez. daß die Frage am besten bis nach Erledigung der eben im Gange befindlichen Reform des höheren Schulwesens vertagt werde „Fräulein Tit, machen Sie kein böses Gesicht. Es soll ganz gewiß nicht wieder Vorkommen." „Nein, Fritz, wirklich und wahrhaftig, ich sehe Sie in meinen, ganzen Leben nicht wieder an, wenn Sie Ihre Sache nicht besser machen. Wie? ein ordent licher Diener ist für seinen Herrn verantwortlich, wissen Sie das wohl? O, was sind Sie für ein Mann!" „Fräulein Tit" — unterbrach Fritz bittend ihre zornige Suada „Still, wie war's also gestern abend." „Nein, Fräulein Tit, Sie mache«, sich keine Vor stellung, wie das war; so war es noch niemals; es muß etwas ganz Außerordentliches vorgegangen sein" „Machen Sie doch nicht soviel Redensarten und erzählen Sie, was!" „Aber, Fräulein Tit, was ist Ihnen denn? So waren Sie ja auch noch nie! Was ist denn nur ge schehe««?" „Nein, Fritz, Sie sind der langweiligste Mensch unter der Sonne! Werden Sie nun endlich reden oder nicht." „Ach, wenn die Frauen neugierig sind — —" „Fritz!" „Ja doch, ich rede schon. Also er kau« ziemlich spät, etwa gegen Mitternacht nach Hause, ging in den Salon und hielt dort noch stundenlange Selbstgespräche, als wenn er sich anf eine große Rede vorbereiten wollte. Aber daS war's nicht, beileibe nicht! Manch mal stöhnte er laut, lief ausgeregt hin und her, warf sich in einen Sessel, sprang wieder auf und so fort,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite