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„Wrkßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Wchklltz -ZitMS Inserat«, welch« v«t de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finde», werden mit 10 Pfg. diä Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, tm redaktionell« Theile, di, Spaltaqeile -»Pfg. Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem 57. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unierhaltungsblatt." Mit land- und ha,,swirthschaft ch^r »«» ' «»ge. Inftrate für die Nr. 25. Donnerstag, den 26. Februar 1891 (Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Februar. Nächsten Bußtag wird in den Kirchen Sachsens eine Sammlung von Liebesgaben veranstaltet, deren Ertrag für die Zwecke der Inneren Mission bestimmt ist. Wem der Zwec! dieser christlichen Liebesthätigkeit noch unbekannt sein sollte, dem wollen wir sagen, daß er darin besteht, sich der Armen, Kranken, Obdachlosen, der Verführten, Ge fallenen und Verlorenen in barmherziger Liebe zu zuwenden, sie vor der Verzweifelung zu bewahren und sie auf den rechten Weg zurückzusühren. Am ersten dürfte eine Einsicht in die nothwendige und segens reiche Thätigkeit der inneren Mission erlangt werden durch einen kurzen Bericht über die Verwendung der am vorjährigen Passionsbußtage für ihre Zwecke ver anstalteten Kollekte. Dieselbe betrug 15,689 M., wo von nach Abzug der Kosten etwa 15,500 M. vertheilt worden sind. Der Landesverein, dessen Aufgabe be sonders in der Erweckung des Sinnes für innere Mission besteht, behielt für sich 1053 M. zurück. Die Anstalt für Epileptische in Kleinwachau bei Radeberg erhielt 924 M. Die Diakonissenanstalt erhielt 770 M. Ihre Thätigkeit ist bekannt. Sie besteht nicht bloß in der Verpflegung von Kranken aus allen Theilen des Vaterlandes, sondern auch in der Ausbildung von Schwestern zur Krankenpflege (Gemeindediakonie) und Kinderbewahranstalten, deren Thätigkeit dann wieder den Gemeinden zu gut kommt. Die Anfrage nach Schwestern übersteigt bei Weitem die verfügbaren Kräfte, weshalb die Errichtung einer zweiten Diakonissen anstalt in Leipzig mit Freude zu begrüßen ist. Von den 54 Gemeindepflegen, in welchen Dresdner Schwestern thätig sind, ist die zu Eibenstock mit 462, die zu Wer dau mit 308 M. unterstützt worden. 770 M. erhielt die Brüderanstalt zu Obergorbitz. Der Zweck derselben ist die Ausbildung junger Männer, die sich als Haus väter in Herbergen und Rettungshäusern, als Helfer bei der Jugend- und Entlassenenpflege, in der Stadt mission, in der Arbeiterkolonie Schneckengrün in den Dienst der inneren Mission stellen wollen. — Für die Verbreitung guter christlicher Schriften sind 1694 M. bewilligt worden. Die Herbergen zur Heimath, deren es in Sachsen jetzt 51 giebt, sind 11 (Lichtenstein, Schneeberg, Waldheim, Radeburg, Oberlungwitz, Pausa, Schwarzenberg, Rochlitz, Bischofswerda, Leisnig und Schandau) mit 4158 M. unterstützt worden. Der Werth dieser Herbergen, deren Zahl von Jahr zu Jahr wächst, liegt auf der Hand. Sie steuern dem furcht baren Elende des VagabundenthumS, indem sie dem wandernden Gesellen eine billige, anständige und christ lich anregende Unterkunft bieten. Den beiden Mag- valenen-Hilfsvereinen zu Dresden und Leipzig, die sich gefallener Mädchen annehmen, sind je 462 M. zu geflossen. Die Kleinkinderschulen zu Erlbach und Oels- nitz erhielten je 462 M., das Rettungshaus in Brandis 924 M., das zu Waldkirchen 308 M., das Betlehems- stift in Bad Elster (Erholungsaufenthalt armer kränk licher Kinder) empfing 462 M., Neukirch a. H. 770 M. Beihilfen von je 154 M. haben erhalten die Mägde herberge mit Dienstbotenschule in Pirna, die Er ziehungs-Anstalt in Hosterwitz, das Stechenhaus in Trachenau, die Unterstützungskasse für Berufsarbeiter der inneren Mission. Die Seemanns-Mission erhielt 308 M. — Wenn die innere Mission entschieden dazu berufen ist, an der Lösung der christlich-soziale» Frage milzuarbeiten und sie sich dieser Aufgabe mit an- erkennenswerthem Eifer unterzieht, so erscheint es als Pflicht, ihre Bestrebungen nach Kräften zu unterstützen; und dazu bietet die am nächsten Bußtag stattfindende Ktrchenkollekte eine Gelegenheit. Möchte der Ertrag ein rech! reichlicher sein. Dippoldiswalde. Bereits seit einer längeren Reihe von Jahren veranstaltet die hiesige freiwillige Feuerwehr zum Besten ihrer Unterstützungskaffe Cou- certe und wird auch Heuer nächsten Sonntag wiederum" ein gleiches abhalten. Aus dieser Kaffe sollen alle die Kameraden eine Unterstützung erhalten, die im Dienste, oder ausnahmsweise auch außerhalb desselben, erkrankt oder verunglückt sind und die aus dem bestehenden Landesfond gar nicht oder nicht genügend unterstütz! werden. Fast noch in jedem Jahre ist die Kaffe m Anspruch genommen worden, so daß eine stetige Kräf tigung derselben wohl zu wünschen ist. Auch Heuer wird von dem Concerte wieder ein ansehnlicher Rein gewinn erhofft, und dürfte dies um so eher zu er warten sein, als das reiche und abwechslungsvolle Programm, das zu dem Concert aufgestellt worden ist, einen zahlreichen Besuch desselben völlig rechtfertigt. — Aus der am Dienstag stattgefundenen gemein schaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien, wo über die künftige Gestaltung der Jahr- und Viehmärkte verhandelt worden ist, können wir mittheilen, daß künftighin Alles beim Alten bleiben, nur der Herbst markt auf Michaelis verlegt und der Herbst-Biehmarkt den Jahrmarkts-Dienstag abgehalten werden soll. Das Feilhalten soll den Marktfieranten wie bisher auch am Dienstagvormittag gestattet, dagegen am vorhergehen den Sonntage untersagt sein. — Des Bußtages wegen hält der hiesige Gewerbe verein bereits am morgenden Donnerstag seine Ver sammlung ab. Der Besuch derselben wird hoffentlich ein zahlreicher werden, da der angekündigte Vortrag des Herrn Ottomar Heinrich über „Land und Heute in Ostafrika" ein hochinteressanter werden wird. Gäste haben Zutritt. — In vielen Orten ist es noch Sitte, daß die zu Ostern die Schule verlassenden Kinder sich durch ein Geldgeschenk von ihrem Lehrer verabschieden. Aus wohl zu billigenden Gründen werden diese Abschieds- wie auch etwaige Geburtstagsgeschenke seitens der Lehrer unserer Stadtschule in Zukunft entschieden zu rückgewiesen werden. Es wäre aber inhuman, z. B. Kindern gut situirter Eltern strikte verbieten zu wollen, noch ein Zeichen der Verehrung und Liebe beim Ab schiede ihrer Schule darzubringen. Darum findet viel leicht unser Vorschlag Anklang, der dahin geht, diese Abschieds-Geldgeschenke zum Nutzen der Schule anzu nehmen um davon nach und nach einen Fond zu grün den, dessen Zinsen zur Anschaffung von Unterrichts bedürfnissen für arme Schüler verwendet werden könn ten. Diese Art und Weise, der Schule sich dankbar zu zeigen, würde von großem Segen sein. Auch müßte das Gefühl, beim letzten Schritte aus den liebge wonnenen Räumen der Schule ein gutes Werk mit gefördert zu haben, für die Geber wohl ein sittlich er hebendes sein und bleiben. — Die beliebte Posse „Robert und Bertram" ging am Montag ebenfalls vor gut besuchtem Hause in Szene. Wenn auch das etwas schwierige Quodlibet im ersten Akte an Exaktheit zu wünschen lübrig ließ, so wurde man doch von dem flotten urwüchsigen Spiele, welche dies drastische Stück bedingt, vollständig ent schädigt und befriedigt. - Neuester Führer durchs Müglitzthal, be arbeitet von Ernst Künzel, nennt sich ein uns vor liegendes, im Verlage von Karl Knutzen (C. Diller und Sohn) in Pirna erschienenes kleines handliches Schriflchen, das sich die Beschreibung unseres Nachbar- thales zur Aufgabe gestellt hat und welches sich bei dem reisenden Publikum bald, zumal der Kaufpreis nur 50 Pfg. beträgt, einer größeren Beliebtheit er freuen wird. — Nach einer allgemeinen Beschreibung des Müglitzthales geht das Heftchen auf die Bahn selbst über und beschreibt sodann eine Fahrt auf der selben, woran sich dann eine Beschreibung der sehens- werthen Orte des Thales selbst reiht. Die sich bei jedem derselben findenden „Vermerke für Fremde" führen stets die Gasthöfe, Fahrgelegenheiten und Aus flüge auf und vervollständigen den reichen Inhalt. Eine kleine übersichtlich gehaltene Karte unterrichtet schließlich über die weitere Umgebung des Thales, — In Hartenstein hat sich unter dem Vorsitze des Bürgermeister Herrfahrt ein Ausschuß für Errich tung eines Denkmals des Liederdichters Paul Flemming, geboren daselbst im Jahre 1609, gestorben in Leipzig 1640, also vor nunmehr 251 Jahren, gebildet. Das selbe spricht in einem Aufrufe die Bitte um Unter stützung aus, da Hartenstein zu klein und arm sei, um allein der Pflicht der Dankbarkeit genügen zu können. Flemming ist dem größeren Publikum als Dichter der auch in unserem Gesangbuche enthaltenen Lieder: „In allen meinen Thaten" rc. und „Ein getreues Herz zu wissen" bekannt. Beiträge sind einzusenden an Kauf mann Gustav Jakobi in Hartenstein. — Die kgl. Brandoersicherungskammer hat dem Butterhändler Karl Hermann Fischer in Hermsdorf im Erzgeb. für sein raschentschlosienes und kühnes Vorgehen behufs Löschung des am 14. Dezbr. vor. I. bei dem dasigen Gasthofsbesitzer Geißler entstandenen Brandes eine Belohnung von 20 Mark bewilligt. — Fischer hat sich insofern verdient gemacht, als er in die mit Strohfeuer bereits erfüllt gewesenen Räume des Flügelanbaues eingedrungen ist, einen großen Kübel voll Milch auf den Brandherd ausgegoffen und hierdurch das Feuer noch rechtzeitig erstickt, sowie auch das ganze Gasthofsgebäude vor der im anderen Falle muthmaßlich sicheren Zerstörung gerettet hat. - Schönfeld. Der leichtbefiederte Verkünder des Frühlings, „der Staar", hat auch hier im Erzgebirge seinen Einzug gehalten. Am Montag Abend wurden hier Staare beobachtet, welche ihre alte Heimath auf suchten, in denen während ihrer Abwesenheit mitunter Freund Sperling sich häuslich eingerichtet hatte. Da giebt es allerdings manchen Kampf um das ältere Recht. An Nahrung wird es den gefiederten Früh lingsboten, die ihr Liedlein auf den Baumwipfeln lustig pfeifen, freilich noch fehlen. Wenn auch die Sonne jetzt dem Schnee tüchtig zusetzt, wurden doch am Montag Nachmittag 2 Uhr 22° R. Wärme in der Sonne beobachtet, so sind doch die Nächte noch recht empfindlich kalt und Würmer und Insektenlarven liegen noch tief in der Erde in ihrer Wintererstarrung. T Hennersdorf. Der hiesige Militärverein, der im vorigen Jahre gegründet und bereits aus 45 Mitgliedern besteht, feierte vorigen Sonntag im hie sigen Erbgerichtsgasthofe sein erstes Stiftungsfest, zu dem sich auch der Herr Bezirksvorsteher Hotelier Neu- merkel aus Altenberg eingestellt hatte. Derselbe wurde in einer längeren, gediegenen Ansprache von Herrn Vorstand Gust. Braun begrüßt, zu deren Schluß die Sachsenhvmne von allen Anwesenden gesungen ward. Hieran schloß sich ein animirter Ball an, der die Theil- nehmer lange beisammenhielt, bis ein Jever wohl befriedigt nach Hause wanderte. Altenberg. Die hiesige Zwitterstocks - Gewerk schaft soll die Aufnahme einer Anleihe beabsichtigen. Dresden. Laut dem vom Reichskommiffar für ms Auswanderungswesen an den Reichskanzler er- iatteten und von diesem dem Reichstag vorgelegten Bericht sind im Jahre 1890 aus dem Königreich Sachsen ausgewandert 1480 männliche und 920 weibliche, im Ganzen 2400 Personen. Davon gingen 2061 Personen nach den Bereinigten Staaten, 12 nach