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Mittwoch. 2S7. — 20. December L8S4. DtNtslbk AI Mr«i« für da« Viertel- jähr 1'/^ Thlr. ; jede ein- t«ln« -lummer 2 Ngr. Deutschland. Preußen. »Berlin, 18. Dec. Die officielle Mittheilung besVer- trag« durch die drei Gesandten hat hier am 16. Dec. stattgefnnden. Jeder notincirt« den Vertrag besonder«; die Notifikation ist also nicht in colleetiver MÄse erfolgt. (S. unten.) Die Gesandten drückten den aufrichtigen Wunsch äü«, daß Preußen zustimmen möge. Hr. v. Manteuffel bescheinigte den Empfang und erklärte, er werde die Befehle de- Königs erwarten. An dererseits herlaulet nun gerüchtweise von nach London und Paris beab sichtigten Missionen. Preußen soll den Versuch einer Tripleallianz mit Eng- fand und Frankreich unternehmen wollen. Motivirt soll dieser Versuch mit dem Htnwei- werden, daß die Deccmbcrallianz einen vorwiegend österreichi schen Etzarakter trage. Welche Personen füi diese Missionen bezeichnet sind, ob di»-Berufung de« Generals v. Willisen nach Berlin, der, wenn ich nicht irre, in Erfurt stationirt ist, damit zusammenhängt und ob derselbe Nicht nach Paris und London gehen dürfte, darüber war Bestimmtes noch nicht zu erfahren. Preußens Zutritt zum Decemberverlrage scheint jetzt Nsieder uNgtwisfer zu werden, wird mindesten- mehr bezweifelt. Es kann Nätkrlich eine Aenderung eintreten. Auch die erwähnten Missionen können aüftzegtben werden und endlich kann die Unterzeichnung trotz derselben schließ- sich noch stattfinden. ES versteht sich auch, daß sich über den Zweck dieser Missionen Nicht« verbürgen läßt. Aber die oben angedeutete Version ist -kN« in diplomatischen Kreisen verbreitete. Im Uebrigen ist der Zutritt zu dem Vertrage, dessen transitorischer Theil mit dcm 1. Jan. 1855 seine Envschaft «rrcicht, nicht volle 14 Tage mehr offen. Auch Rußland muß vor Jahresschluß die interpretirten Garantien als fertige Friedensprälimina rien, nicht nur als „Ausgangspunkt der Unterhandlungen", wie Fürst Gor- tschakon» sagte, angenommen haben. Der Letztere soll ziemlich weite In structionen erhalten haben. Aber der Friedenöglaube hat keine Fortschritte gemacht. t Bsklitt, 18. Dec. Mil vieler Genugthuung wird hier die An- gchh« ausgenommen, daß von Seiten Englands sowol als von Seiten Frank- rstchs di« Bereitwilligkeit dieser Mächte, bei der fernern Entwickelung und Kl der schließlichen Regelung der orientalischen Angelegenheit ihren Einfluß für die Wahrung auch der norddeutschen Interessen geltend machen zu ivyllen, hier für den Fall zu erkennen gegeben worden sei, daß Preußen wi«d«r in die europäische Gemeinschaft, der russischen Rechtsverletzung ge genüber, «intrete. In den diplomatischen Kreisen wird nämlich viel von der b«vorsteh«nden Aufstellung eines neuen Protokolls der Großmächte durch de ren B«rtret«r zu Wien gesprochen, indem man sich zugleich mit der Hoff- nung trägt, daß Preußen dieses neue Protokoll auch unterzeichnen werde. Bestimmte« ist indessen in Betreff der Geneigtheit Preußens zur Unter- - ztichnung noch nicht bekannt. Das neueste Preußische Wochenblatt hebt die dringend« Nothwendigkeit de- unverweilten Wiedereintritts Preußens in die europäische Gemeinschaft hervor, indem durch die Bktheiligung Preußens i. Oesterreich di« Möglichkeit gewährt würde, im Verein mit Preußen den Westmächten, gegenüber auf billigen Friedensbedingungcn zu bestehen und Mußland zugleich die Gelegenheit, mit Ehren die Hand zum Frieden reichen n zu tonnen, gegeben würde. Europa habe auf diese Weise die Aussicht, auf dem bezeichneten, nur noch übrigen Wege das Ziel seiner heißesten Wünsche, di« Herstellung de- Friedens und den Aufschwung der Verkehrs- undHan- dtlsvorhältnisse, erreicht zu sehen; Preußen aber habe die günstige, noch sich darbi«t«nde Gelegenheit, bei richtiger Benutzung seiner Stellung an der Ost- s«e seinen besondern Interessen diejenige Berücksichtigung zu verschaffen, r, M-lche der Vertrag vom 2. Dec. denen Oesterreichs an der Donau zusichert. - > Wi« Man hört, ist die Auffoderung des wiener Cabinets, worin Preußen zum Betritt zu dem Vertrage vom 2. Dec. ersucht wird, bereits hier ein- n Moff«n. Von Seiten Frankreichs und Englands sollen gleiche Einladun- g«n -um Beitritt hier eingegangen sein. Dem Beschlusse Preußens sieht VW in allen hiesigen Kreisen mit außerordentlicher Spannung entgegen, da Kss«n vedeutungSschwere Gewichtigkeit in die Augen springt. Als bemer- Msmrrth ist, hervorzuheben, daß auch in hiesigen ruffenfreundlichrn Kreisen . di« Ansicht d.ie vorherrschende ist, Rußland werde auf Grundlage der von u Vrsterreich und d«n Westmächtcn genauer festgestellten vier Friedensburg- -Lasten auf Unterhandlungen zur Wiederherstellung des Friedens eingehen. E- wird sogar mit Zuversichtlichkeit ausgesprochen, daß bä« Petersburger . Eabinet hie in Mrde stehenden FricdenSbedingungen ann«hmcn werbe. ^Berlin, 18. Dec. Der Beitritt Preußens zu dem V«rtrage vom 2. Dec. ist der Angelpunkt,, um den sich gtgenwärfsg alles politische In- "t«reffe dreht. Was auch.-in,di«s«r Hinsicht als tzveit« geschehen und ge- wiß bezeichnet worden ist, muß »och ins Bereichs der Eonjeetur verwiesen werden. Wir könntn mit Bestimmtheit ^sichern, haß bis diesen Augen- blick übet die Stellung Preußens zu d«m Decembervertrag« nichts entfchie- . .j, ;Zu beziehe« durch all« O 2 Postämter de« In- und Äuslande«, sowie durch die IßU ««rptdikivn in Leipzig 11» (Ouerstraße Nr. 8). Hnferttons-edü-r Wahrheit und Recht, Freihcit und Srseh l - lür den «am» .in-rZtil. den ist, und eS will unS aus manchen Andeutungen erscheinen, als herrsche an maßgebender Stelle wenig Neigung zum Beilritt vor. Die Besorgniß, Oesterreich werde, wenn es Preußens und der übrigen Staaten sicher sei, sofort gegen Rußland Fronte machen, ruft hier Bedenken gegen eine Zu stimmung zum Allianzvertrag hervor. Ob diese Ansichten festzuhalten und dürchzuführen, d. h. ob Preußen bei einer isolirten Neutralität wird behar ren können, ist eine Frage, die wol an keiner Stelle mehr zweifelhaft sein kann. — Dem Vernehmen nach haben nunmehr die Gesandten Oesterreich-, Frankreichs und Englands gemeinsam der preußischen Regierung den Ver trag vom 2. Dec. mitgetheilt und an dieselbe das Ersuchen zum Beitritt gestellt. (N. Pr. Z.) — Die officielle Preußische Korrespondenz gibt der Neuen Preußischen Zeitung folgendes Dementi: „In mehren Blättern ist aus der Neuen Preu ßischen Zeitung die angebliche Analyse einer preußischen Circularde- pesche an die diesseitigen Gesandten an den Höfen zu London, Paris und Wien übergegangen. (Nr. 296.) Die Neue Preußische Zeitung hat ihrer Mittheilung mit vollem Grunde die vorsichtige Bemerkung hinzugcfügt, baß sie für die Echtheit derselben keine Bürgschaft übernehme. Wir unserer seits können mit Bestimmtheit versichern, daß ein Aktenstück der gedachten Art nicht vorhanden ist." — Der Hamburgische Korrespondent berichtigt den Wortlaut der neulich von ihm mitgetheilten Anlage zur preußischen Depesche vom 15.Nov. (Nr. 294) jetzt in folgender Weise: „Ebenso kann es den Absichten Sr. Maj. nur entsprechen, wenn in den verschiedenen Stadien, welche die mehr oder we niger günstige Entwickelung der Verhandlungen (darböte, auch die West- mächte von den Auffassungen) des mit seinen beiden Großmächten verbün deten Deutschland offen und mit dem erklärten Wunsche, sie sich dessen Standpunkte zur Erreichung des Friedens anschlicßen zu sehen, Kenntniß erhalten — denn rc." (Die eingeklammcrten Worte fehlten in der ersten Version.) — In der heutigen Sitzung der I. Kammer kam der Antrag des Gra fen v. Jtzenplitz, wegen Aufhebung der Art. 42 und 114 der Verfassung«» urkunde (Nr. 288) zur Discusfion. Nach dcm Vortrage des Berichterstat ters, Abg. v. Meding, und längerer Debatte wurde der Antrag mit 89 gegen 13 Stimmen angenommen. — Der wie erwähnt der II. Kammer übergebene Gesetzentwurf, betref fend die Abänderung der Verfassungsurkunde vom 31. Jan. 185V in An sehung der Benennung der Kammern und der Beschlußfähigkeit der I. Kammer lautet: ß . 1. Die erste Kammer wird fortan das Herrenhaus, die zweite Kammer da« Han del Abgeordneten genannt. Die gemeinschaftliche Bezeichnung beider Häuser ist: All gemeiner Landtag, tz. 2. Das Herrenhaus kann keinen Beschluß fassen, wemnnicht mindestens sechzig der nach Maßgabe der Verordnung vom 12. Oct. 1854 zu Sitz und Stimme berufenen Mitglieder anwesend sind. — Aus Trier berichtet die Deutsche Voltshalle: „Bischof vr. Ar noldi hat mittels Rundschreiben des bischöflichen Generalvicariats die Pfarrgeistlichkeit der trierschen Diocese aufgefodcrt, an den Sonntagen mit dem versammelten Volke nach der Predigt gemeinschaftliche Gebete zu ver richten, damit die Verhandlungen der in Berlin versammelten Kammern «nach GotteS heiligem Willen zu des Landes Bestem ausfallen mögen»." * Eilenburg, 17. Dec. Die Regengüsse der letzten Tage haben UN« abermals der Gefahr einer Ueberschwemmung ausgesetzt; cs fehlten nur noch zwei Fuß, so waren die Straßen der Stadt wie bei der letzten Flut überschwemmt. Zum Glück fängt das Wasser infolge der eingetrettnen etwas kälter» Witterung an zu falle», wenn auch langsam. Baiern. Die beiden schon kurz erwähnten Bulletins über das Bc- finden des in Darmstadt erkrankten Königs Ludwig lauten nach der Neuen Münchener Zeitung: „Darmstadt, 15. Dec., Abends 6 Uhr: Se. Maj. König Ludwig haben am Tage viel und ruhig geschlafen. Die Kräfte ha ben sich fortwährend wesentlich gebessert. Es ist eine ruhige Nacht zu er warten, und das Schlimmste ist vorüber. — Darmstadt, 16. Dec., 9 Uhr 1v Minuten Morgen-: Sc. Maj. König Ludwig haben von gestern Abends 6 Uhr bi« heute früh die ganze Nacht in gesundem Schlaf zugebracht und fühlen sich heute Morgens sehr gestärkt; der Kopf ganz frei, der Krank- yeitSzilstand ficöerlos. Die beste Hoffnung vorhanden. (Unterz.) I)r. v. Siebold, vr. Becker." Kurhesscn. Hanau, 16. Dec. Einem heftigen Feuer, das in der Nacht zum 13. Dec. Fabrik- und Lagerhaus der Farbwaarenhandlung C. P. Brandt dahier z«rstört hat, ist heute ein schweres Unglück gefolgt. Kurz vor Mittag-" nachdem fich die Leute der Bracker'schen Maschinenfabrik von der Brandstätte entfernt hatten, stürzte ein Theil der über 90 Fuß