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Dresdner Journal : 16.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-16
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1875
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Ihre Kaiserlich Königlichen Hoheiten der Großherzog Ferdinand von Toskana nebst Frau Gemahlin Großherzogin Alix sind heute Mittag A1 Uhr nach Schlackcnwerth abgereist. Dresden, 12. Februar. Se. Majestät der König haben die von dem Srcondelieutenant Hacker des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103 erbetene Verabschiedung aus allerhöchsten Kriegsdiensten allergnädigst zu geneh migen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Montag, IS Aebrnar (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ueher Aufforderung deS Minister präsidenten Bitti) trifft Colvman TiSza beute in Wien ein, um mit Bittö zu conferiren. Der Letz tere wird über das Resultat dieser Conferenz dann dem Kaiser Bericht erstatten. (Val. unsere Wiener Korrespondenz unter „Tagesgcschichte".) Versailles, Sonntag, 14. Februar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Marschallpräfident Mac Mahon conferirte heute mit mehreren her- vorragendcn Persönlichkeiten über die Neubildung deS CabinetS. Ueber die Zusammensetzung deS Ministeriums ist, der ,,Agence HavaS' zufolge, noch Nichts bestimmt. Die Ncuformation begegnet noch erheblichen Schwierigkeiten und dürfte wahr- scheinlich erst nach der definitiven Beschlußfassung der Nationalversammlung über die konstitutionellen Gesetzentwürfe erfolgen. (Vgl. unsere Pariser Korre spondenz unter „Tagesgeschichte.") Paris, Montag, 15. Februar (Tel. d. Dresdn. Journ.) BiS jetzt bat Niemand die Neubildung deS CabinetS vor Erledigung der konstitutionellen Gesetze übernommen. Die Linke erklärt sich gegen den neuen Senatsgesetzentwurf Waddington s, daü rechte Centrum gegen den bezüglichen Entwurf Lautrain'S. Dre Nationalversammlung wird wahrscheinlich morgen über diese beiden Ausgleichs- Vorschläge Beschluß fassen. Moskau, Sonntag, 14. Februar. (W. T. B.) Der hiesige Bahnhof der Brest Grajewoer Eisen bahn ist durch eine Feuersbrunst vollständig zer- stört worden Die Speicher und Niederlagen mit den darin befindlichen Waaren blieben unver sehrt. Der „Moskauer Zeitung" zufolge stände eine weitere Revision der Gesetzgebung über die reli giösen Sekten bevor, und würden demnächst darauf bezügliche Vorschläge vom Ministerium deS Innern gemacht werden, die im Sinne einer erweiterten Freiheit des CultuS ausfallen dürften. Belgrad, Sonntag, 14. Februar. (W. T. B.) Die Skupschtina hat heute den Gesetzentwurf, be treffend die Herabsetzung der Dienstpflicht im stehenden Heere von 3 auf 2 Jahre, angenommen. In der heutigen Sitzung wurde ferner die Berner internationale Postconvention der Skupschtina zur Genehmigung vorgclegt. Bukarest, Scnntag, 14. Februar, Mittags. (W. T.B.) Der Fürst Karl bat heute in feierlicher Audienz den auö Wien-hier eingetroffenen spani schen Gesandten del Mazo y Gherardi empfangen und von ihm die Notifikation der Thronbesteigung deS Königs Alfonso entgcgengenommen. In der gestrigen Sitzung der Dcputirtenkammcr wurde vom Deputirten BerncScu namenS der Opposition ein TadelSvotum gegen daS Ministerium beantragt, weil dasselbe für die bevorstehenden Wahlen zur Deputirtenkammer offieielle Candi- daten ausgestellt habe. Nach längerer und leb hafter Debatte wurde von der Majorität mit 83 gegen 44 Stimmen beschlossen, dem Ministerium ein Vertrauensvotum zu ertheilen. Tagesgeschichte. Dresden, 15. Februar. Am königlichen Hofe hat gestern Abend in Gegenwart Ihrer königlichen Majestäten, Ihrer kaiserl. königl. Hoheiten des Großherzoas und der Großherzogin von Toskana und der Erzherzogin Antoinette, Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Georg, sowie der zur Zeit hier weilenden fremden Fürstlichkeiten eine Aufführung lebender Bilder und dramatischer Scenrn stattgefundrn, bei weh cher Damen und Herren der höchsten Gesellschaftskreise mitwirkten. Die Vorstellung, zu welcher Einladungen an das diplomatische Corps, dir Herren Staatsminister, die Generalität rc. ergangen waren, leitete der General director der königl. musikalischen Kapelle und des Hof- theaters, Herr wirkl. Geh. Rath Reichsgraf v. Platen. Dresden, 15. Februar. Die am 7. Januar am königlichen Hofe hierselbst eingetroffenen großherzoglich toskanischen Herrschaften sind heute Mittag von hier nach Schlackcnwerth abgercist. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Se. königl. Hoheit der Prinz Georg geleiteten Höckstdicselben nach dem böhmischen Bahnhofe, woselbst zur Verabschiedung von Ihren kaiserl. königl. Hoheiten auch der hiesige Gesandte Oesterreich-Ungarns Frhr. v. Franckenstcin nebst Frau Gemahlin, der Stadtcommandant Generallicut. Frhr. v. Hausen und ein Kreis hochgestellter Damen und Herren anwesend waren, welche bei Abgang des Zuges den hohen Scheidenden noch ein dreimaliges „Hoch" ausbrachten. * Berlin, 13. Februar. Ihre kaiserl. und königl. Hoheit die Kronprinzessin ist heute von hier zunächst nach Kassel gereist (woselbst bekanntlich die beiden ältesten kronprinzlichen Söhne sich befinden) und wird sich nach einem kurzen Aufenthalte daselbst von dort nach Darm stadt begeben. — Der Bundesrat h und die ver einigten Ausschüsse desselben für Justizwcsen, für Rech nungswesen und tür die Verfassung hielten heute Sitzungen. — Der Bundesrath hat in seiner Sitzung am 3l.v.M.beschlossen, daß die Reichsschulcommission auch ferner aus 6 Mitgliedern bestehen und die Zu sammensetzung der Commission in der Weise erfolgen soll, daß immer für einen dreijährigen Zeitraum, nnd zwar zunächst für den Zeitraum vom 1. Januar 187-5 bis 31. Deccmber 1877, vom Bundesrathe 6 Bundes staaten durch Wahl bezeichnet werden sollen, welche zu ersuchen sind, je ein Mitglied für die Reichsschulcom mission zu ernennen. — Die Rcichscommission für die Medici nalstatistik hat jetzt ihren Bericht fertig ge stellt und ist derselbe in dieser Woche selten des Reichs kanzleramts dem Bundesrathe überwiesen worden. — Bei dem Reichskanzler Fürsten Bismarck fand gestern ein größeres Diner statt, an welchem u. A. der heute nach Stuttgart zurückgereiste commandirendc General des königl. württembergischen Armeecorps, General der In fanterie v. Schwarzkoppen, der königl. württcmbergischr Gesandte Frhr. v. Spitzcmberg, der aus Beirut hier ein getroffene kaiserliche Generalkonsul Weber und preußische und bayersche Offiziere Theil nahmen. — Von Seiten des auswärtigen Amtes, zu dessen Reffort das Con- sulatswesen gehört, ist soeben ein neues Vcrzeichniß der kaiserlich deutschen Consulate für das Jahr 1875 ausgegcbcn worden. Nach Ausweis desselben hat sich die Zahl der consularischeu Vertreter des deutschen Reiches im Anslande wiederum vermehrt. Es bestehen jetzt selbstständige Generalkonsuln, Consuln u d Vice- consuln 67o, Consularagenten 80, Kanzler, Dragomans, Sekretäre u. s. w. bei den Cosulatcn 50, im Ganzen also 800 Beamte. Diese vcrthcilen sich, wenn wir nur die größeren Zahlen ins Auge fassen, folgendermaßen: es fallen auf Großbritannien 70, britische Besitzungen 66, die Türkei 50, Italien 36, Rußland 35, Spanien Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Refidenztheater. Gastspiel der Frau Maric See bach. Am 14. Februar: „Valerie", Schauspiel in 3 Acten von Scribe. Es ist in Bezug auf dieses ausgezeichnete, für die gebildeten Theaterfreunde unserer Stadt epochemachende Gastspiel noch nachzutragen, daß auch die folgenden Darstellungen der Fausttragödie in der Gretchcnrollc die ungewöhnlichste Theilnahmc fanden. Aber es verdient auch hervorgehoben zu werden, daß sich die Gesammt- vorstellung m dieser schwierigen, nur für ein Theater großen Stils erfüllbaren Aufgabe durch wiederholtesEin- studirrn und durch Fleiß der Mitglieder zu einem gar an nehmbaren Resultat abgerundet hat. Der Totaleindruck war ein günstiger; auch die Mitwirkenden Faust, Me phisto, Valentin, Martha (die Herren Reinau, Free mann, Bauer und Frau Weckes) hatten mehr Sicher heit und Schattirung gewonnen. So hielt sich die Epi sode in Auerbach's Keller recht wacker, und für alle Kenner erfreulich gruppirte sich die Kirchenscene, deren psychologisches Arrangement in Bezug auf die Stimme des Gewissens Frau Scebach's eigener Intention zuge- hört und nur von Eduard Devrient mit verdientem Beifall acceptirt wurde. Auch dir Rolle der Valerie war in unserer für die Schauspielkunst zu sehr auf das Aeußerliche gerichteten Zeit eine Bereicherung durch eine feinempfundene Ver innerlichung der Auffassung und des daraus hervor- gehenden Bühnengrbildes. Es ist unendlich viel leichter und romantisch dankbarer, die blinde Tochter König Renö's, als die moderne Blinde in der Person der ar men Valerie darzustellen. Diese Partie hat poetische Motive, aber keine poetische Strömung, und die zahl reichen Conflicte des Gefühls kommen niemals voll und ganz zum dramatischen Kampf, von den vielen Störun gen nicht zu reden, welche der Eindruck durch die mannig fache Unnatürlichkeit in Gang und Motivirung des Stückes zu erleiden hat. Eine andere Störung greift noch tiefer: es tritt uns jeden Augenblick der Wunsch nähe, eine so große, von bedeutungsvoller Idealität und edler Geschmacksreinheit erfüllte Künstlerin möchte nicht veranlaßt sein, ihre kostbare Kraft an einen so fragwür digen Gegenstand zu verschwenden. Toch innerhalb dieser Behinderung gelang es der productiven Illusion von Frau Seebach, ein unver gleichliches Scelcngcmälde, wahr und überzeugend in den kleinsten Einzelheiten, zu entrollen. Und dabei hat es die Künstlerin verstanden, ihre realistischen Lebcns- beobachtungen so als Studien in ihre freie Komposition zu verweben, daß man nirgends eine Absicht merkt und ein organisch und unbefangen in sich selbst erwachsenes Gebilde vor sich zu haben glaubt. Dabei löst sie noch die fast alles Maß übersteigende Schwierigkeit, lediglich durch Vertiefung und individuelle Erwärmung des Rcde- tons mit den diesmal geistlosen unproductiven Worten des Dichters die höchste Spannung aufrecht zu erhalten. — Auf „Valerie" folgte für den Gast die bereits früher besprochene „Tasse Thee." Wie wir vernehmen, wird dieses glänzende Gastspiel mit der Rolle der Widerspänstigen und eurer Gretchen- Wiederholung beschlossen werden. O. B. Literatur. Der im Verlage von Heinrich Schmidt und Karl Günther in Leipzig erschienene fünfte Band des „landwirthschaftlichrn Fortschritts" von I)r. William Löbe wird als eine Darstellung der be langreichsten Erfahrungen, Verbesserungen und Erfin- dungcn in Acker- und Wiesenbau, Viehzucht, Thierheil- 32, spanische Besitzungen 16, Schweden 32, Norwegen 34, Vereinigte Staaten von Amerika 22, Brasilien 22, Mexico 21, Frankreich 16, französische Besitzungen 3 u. s. w. Neue Berufsconsulate sind seit vorigem Jahre 2 hinzugckommen: in Saigun für Französisch-Cochinchina und in Stockholm; das Berufsconsulat zu Fvochow (China) ist nach dem für die deutschen Interessen wichtigeren Amoy verlegt. Von neuen Wahlconsulaten sind zu erwähnen Consulate, rcsp. Vicecousulate in den marokkanischen Häfen Larache, Mazagan, Mogador und Rabat, sowie ein Consulat für den Oranjcfrcistaat in Bloemfontain, endlich Konsulate in San Sebastian, Anto- fagasta und am Gabun. Die Ermächtigung zu Ehe schließungen und zur Beurkundung des Personenstandes ist auf Grund des Gesetzes vom 4. Mai 187" im Laufe des vorigen Jahres einer größeren Anzahl von Consuln ertheilt worden; im Ganzen sind 45 jetzt mit dieser Bcfugniß ausgestattet, vornehmlich in süd- und ccntralamcrtkanischen Staaten, in der Türkei, China und Japan. — Ueber die Bundesrathssitzung vom 13. Fe bruar wird der „K. Z." telegraphisch gemeldet: Eine Vorlage, betreffend den Verkehr mit Pulver und andern Sprengmitteln wurde dem Handelsausschuß überwiesen. Sodann wurde mitgcthcilt, daß der Entwurf einer In struction für den Rechnungshof des Reiches dem Rech nungsausschuß überwiesen sei. Zur Erledigung standen ferner dir Beschlußfassung über die Bildung der Rcichs- schulcommission; über die Benennung der Reichsgold münzen; ein mündlicher Antrag des Justizausschusses über die Wahl eines Mitgliedes für das Rcichsobcrhan- dclsgericht; die Ausschußanträgc über die Reform der Eisenbahnfrachttarife und die Expeditionsgebühr für Ei- scnbahnfracht; ferner Ausschußberichtc, betr. die Voll streckung von Freiheitsstrafen gegen zur Entlassung kom mende Militärpersoncn durch die bürgerlichen Gerichte; ein mündlicher Bericht über die zu erlassenden Ausfüh- rungsbestimmuugen zum Militärpensionsgesetzc; Anträge zu dem Entwürfe über Bauten und sonstige Anlagen an der Jahdc; Berichte über den Entwurf einer revi- dirten Elbschififahrtsacte; über die Ausführung der nächsten Volkszählung; über die Meinungsverschieden heit bei der Berechnung eines Rübenzuckersteuerrückstan des; über eine Reihe von Zoll- und Stcucrangelcgen- heiten; über den Antrag Mecklenburgs wegen der von Minderjährigen begangenen Feld- und Forstfrevel; fer ner mündliche Berichte, betreffend die Reichstagsdeschlüsse über die Etatsüberschreitungen für 1873, die Rechnun gen über den Bundes-, bez. Reichshaushalt für das zweite Semester 1867, sowie für 1868, 1869 und 1870. Endlich die Erstattung der, Ascendeuten von Landwehr- lcuten gewährten Krcisunterstützungcu, Vorlegung von Eingaben rc. Es ist dies ziemlich der ganze Rest der noch unerledigten Bundesrathsarbeiten, und cs wird sich die Thätigkcit des Bundesraths vorläufig nur den Ver- waltungsangelegenheitcn zuwcndcn, zu legislatorischen Arbeiten jedoch vor dem Sommer nickt geschritten werden. — Der geh. Oberrcgierungsrath im Cultusministe- rium, Dr. Wiese, bat nach einem Telegramme der „K. Z." seine Entlassung cingercicht. Ueber die Person des Nachfolgers ist noch Nichts bekannt. I-. Berlin, 13. Februar. Das Abgeordneten haus genehmigte heute zunächst den vom Abg. Rickert cingcbrachtcn Antrag auf Abänderung beziehentlich Er gänzung der Geschäftsordnung durch Einführung eines an deren Abstimmungsmodus (der im Reichstage üblichen itio in pni tc-s) und sodann nach einer kurzen, nach auswärtshiu interesselosen Debatte in dritter Berathung den Gesetzent wurf über den stanvesherrlichen Rcchtszustand des Herzogs v. Arenbcrg wegen des Herzogtums Arcnberg-Meppen. Hierauf wird die Etatsberathung fortgesetzt. Zunächst steht der Etat der dircctcn Steuern zur Berathung, welcher mit einer Einnahme von 146,650,000 M. ein gestellt ist, 8,800,000 M. dauernde und 1,500,000 M. einmalige Ausgaben nachweist. Sämmtlichc Posten wur den ohne Abstrich, ja ohne Bemängelung, vom Hause künde, Obst-, Gemüse- und Weinbau, Betriebslehre und Baukundc dem landwirtschaftlichen Publicum zum Preise von 2 Mark empfohlen. Ter Inhalt dieses typographisch sorgsam ausgestattetcn Schriftchens weist sich als eine Sammlung der vom Verfasser in allen möglichen Fachzeitschriften und sonst zugänglich gewesenen 1874er Erzeugnissen der landwirthsckaftlichcn und ver wandten Literatur aufgefundenen nicht immer besonders bemerkenswerten Novitäten, deren Werth je nach dem Bildungsgrade und der davon abhängigen Anforderun gen der Leser verschieden beurteilt werden wird. Den sehr nötigen Ariadnefaden durch dieses Labyrinth mit- gethciltcr Neuheiten aus Acker, Wiese, Garten, Stall, Hauswirthschaft rc. bildet das voranstehendc alphabetische Jnhaltsverzeichniß, welchen dem schon von Alters her durch seine erstaunliche Fruchtbarkeit auf diesem dank baren Literaturgebiete bekannten Autor nicht als das geringere Verdienst anzurechnen ist. Nur die in den letzten Jahren gestiegenen Papicrpreise und Truckkosten rechtfertigen einigermaßen den angeführten Ladenpreis dieses Schriftchens, dem wohl mehr euphemistisch die Bezeichnung eines Bandes beigelcgt worden ist. Di. lt. * Ueber die am 11. Februar erfolgte Aufnahme von Alex. Dumas in die französische Akademie schreibt uns unser Pariser Korrespondent: Vom frühen Morgen an hatte ein elegantes Publicum vor dem Akademiegebäudr Queue gemacht. Der Saal war überfüllt. Al. Dumas würde von seinen „Pathen" Lcgouvv und Camille Doucet eingeführt und begann seinen Bortrag mit unsicherer Stimme, die sich jedoch allmählich befestigte. Er hebt an mit einigen Sätzen, welche dem Andenken seines Vaters gewidmet sind, und constatirt, daß nicht er, der jüngere Dumas, allein, genehmigt. Der Abg. v. Wedell-Vehlingsdorff sprach den Wunsch aus, daß das System der Coutiugentirung weiter ausgedehnt werde, und beklagt, daß die Ver anlagung in der Klassenstcuer in den verschiedenen Lan- desthetlen nach so sehr verschiedenen Principien aus geführt werde, wodurch viele sociale Ungleichheiten ent stehen. Die Abgg. Rickert, Miquel, Tiedemann treten dieser Ansicht bei, der Abg. v. Kardorff aber bemerkt, daß dieselben bei dem früheren System ebenso vorge- kommcn seien, und Regicruugscommissar geh. Ober- finanzrath Rhode macht die Mittheilung, daß für 1875 bereits Instructionen ergangen seien, welche hoffentlich den bisherigen Uebelständen abhelfen würden. Der Abg. Götting beantragte eine Gehaltsaufbesserung für die Stcucr- cmpfänger in Hannover nnd die anderen westlichen Provin zen. Dieser Antrag wurde vom Regicruugscommissar geh. Oberfinanzrath Rhode zwar als unberechtigt bekämpft, jedoch von den Abgg. Berger, Petri, Miquel und Span genberg, sowie auch vom Finanzminister selbst unter stützt und schließlich vom Hause angenommen. — Der Etat der indirekten Steuern ist mit 4<>,105,9oO M. Einnahme, 20,140,70 'M. dauernden und 46I,39uM. einmaligen Ausgaben eingestellt und wurde ebenso vom Hause genehmigt. Abg. Graf Bcthüsy Huc bemängelte hierbei die eingesetzten Pfcrdcgelder für die Obercontro- leurc und beantragte, den betreffenden Titel der Budget commission zur nochmaligen Prüfung zu überweisen. Dieser Antrag wurde aber vom Hause abgelehnt. — Der Etat der Lottcrievcrwaltung wurde, wie postulirt, mit 4,046,000 M. Einnahme und ^5,000 Ausgabe ohne jede Debatte genehmigt. — Bei dem Etat der See handlung, 7,G-0,000 M. Einnahme, stclllc der Abg. v. Kardorff für die dritte Lesung des Etats, spätestens aber für die nächstjährige Etatsberathung, einen Antrag auf Auflösung des Scehandlungsiustituts in Aussicht, da nach seiner Ansicht dieses Institut mit der Errichtung der Reicksbank unvereinbar sei. — Auch der Etat der preu ßischen Bank, mit einer Einnahme von 8,498,0« 0 M., wird ohne Debatte genehmigt. Abg. Miquül richtet hierbei an die Staatsregierung die Anfrage, ob die preußische Bank die von zahlreichen sächsischen Industrie- und Han- delskrcisen gewünschte Errichtung einer Filiale in Sach sen, rcsp. in Leipzig beabsichtige. Ter Fiuanzminister erwidert, daß binnen Kurzem dem Hause ein Gesetzent wurf in Bezug auf die Rcgulirung der Verhältnisse der preußischen Bank zugehcn werde und daß in diesem Ge setze auch eine Bestimmung über die Errichtung von Filialen in anderen deutschen Staaten, falls die dorti gen Regierungen dies wünschen, enthalten sein werde. — Ebenso werden ohne Debatte genehmigt die Etats der Münzverwaltung, der Gcncralordenscommission, des geh. Civilcabincls, der OberrecknuugSkammer, dcrObcr- examinationscommission zur Prüfung für die höheren Verwaltungsämter, des Disciplinarhofcs und des Ge richtshofes zur Entscheidung der Compctcnzconflictc. — Bei Cap. 52 und 53 für Zwecke der Landesvermessung 3-3,540 M. fragt Abg. Schmidt an, wie weit die Ar beiten der Landesvermessung fortgeschritten seien und ob die kaiserl. Admiralität die Commission für die Anlegung einer neuen Seekarte genügend ui terstützc. Regicrnngs- cvmmissar Generalmajor v. Morozowitz bejaht die letz tere Frage und bemerkt in Bezug auf die erstere, daß gegenwärtig die Linie, welche von Posen Berlin-Hamburg geht, fertig gestellt worden sei. Auch dieser Etat wird hierauf genehmigt. Den Schluß bildet der Etat der Gerichtsverwaltung (Einnahme 1,381,780 M., dauernde Ausgaben 2,804,320 M., einmalige Ausgaben 1,101,790 M.). Derselbe wird nach einigen Bemerkungen des Abg. v. Kardorff ebenfalls unvcrkürst bewilligt. — Ta- mit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung Dienstag, den 16. Februar. Schwerin, 12. Februar. Die „Rost. Ztg." meldet aus Malchin über die gestrige Sitzung des Landtags Folgendes: In die Vcrsassungscommission wurden mit wenigen Ausnahmen dieselben Landtagsmitgliedcr wieder- gewählt, welche derselben auf dem vorjährigen Landtag angchörten. Ein schwcrinischcs Rcscript fordert noch- sondcrn mit ihm auch der ältere Alcrandcr in die Aka demie eintritt. Hierauf geht Redner zu seinem eigent lichen Thema, dem Lobe seines Vorgängers Lebrun über. Er erinnert in akademischem Stile daran, daß Lebrun zwischen den Philosophen des >8. Jahrhunderts und den Romantikern des 19. Jahrhunderts in der Mitte steht; er war nur ein Ucbcrgangspoct, ein Vorläufer; er hat den Romantikern den Weg gezeigt. Die Er wähnung von Lebrun's „Cid d'Andalousie" gestattet eine Abschweifung zu dem „Cid" des Corneille, zu Corneille und dem Cardinal Richelieu, dem Gründer der Akade mie. Dumas erzählt eine Unterredung zwischen diesen beiden Männern, wie der Staatsmann dem Dichter eine patriotisch-politisch literarische Unterweisung giebt, welche kurz darauf im „Horaz" und im „Cinna" ihre Früchte tragen sollte. Dies ist der beste Abschnitt der Rede; den Ausgangspunkt dazu hat Dumas in einem Briese Corneille's gefunden. Sodann spricht Redner von seinen eigenen Arbeiten und dem Vorwurf der Jnimoralität, welcher denselben gemacht worden. Sein mitunter ver wegenes und brutales Verfahren hat zu diesem Vor wurf Anlaß geben können. Aber Dumas ist sich be wußt, gegenwärtig vielmehr moralische Tendenzen zu verfolgen. Nicht für junge Mädchen seien die morali schen Lcctioncn geschrieben, welche aus jenen vielfach ge tadelten Werken hervorgchen sollen. Niemand brauche seine Töchter ms Theater zu führen; cs sei nicht fürste geschaffen, und man lade sie nicht zu dem Besuche des selben ein. Ties der wesentliche Inhalt der Rede, die selbstverständlich von häufigem Beifall unterbrechen wurde. Im Ganzen zeigt sic getreu den bekannten Dumas, der nun einmal für einen Verbesserer der Menschheit, für den Apostel einer neuen Moral gelten will. Dir Einzelnheiten enthalten manches Gelungene; am schwächsten ist der sehr gequälte und wenig von
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