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(früher: Der Grenzbote) Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger, Dtto Meyer ln Adorf Fernsprecher Nr. 14 Mittwoch, dem 2. April IMS Hahrg. 84 W 76 Postscheck-Konto Leipzig 37369 Gemeinde-Giro-Konto 118 Der Stadtrat Adorf, den 1. April 1919. ae er. Polen, sondern auch Aber wir geben die Wir sind nicht nur von den von dem Bolschewismus bedroht. > tigung deutschen Landes, mag sie drohen von Nord oder Süd, Osten oder Westen. Die von fremder Habgier begehrten Gebiete sind unser durch Jahr hunderte deutscher Kulturarbeit. Werden sie uns geraubt, so bricht die deutsche Volkswirtschaft zu sammen. Tann fällt der letzte Damm gegen weltvernichtende Flut des Bolschewismus. "Wir for dern die Aufrechterhaltung des Selbstbestimmungs- Ts. - r.? Grenzbok» Die Sprechstunden in der Säuglingsfürsorge- und Mutterberatungs» stelle müssen bis auf weiteres wegen der Pockenansteckungsgefahr ausfallen. Dr. Meyer-Bremen einen Nachruf widmete. Die ge genwärtige deutsche Regierung lasse leider zu viel Gingst vor ver Gasse und der Masse erkennen. (Zustimmung.) Das zeige die überhastete Gesetzesmacherei. (Beifall.) Er habe an die Regierung in Weimar gedrahtet, daß das Bür- - gertum bereit sei, der Regierung zu folgen, aber ebenso entschieden seine eigenen Interessen gewahrt zu wissen wünsche und sie nötigenfalls durch Streik durchsetzen werde. (Lebhafte Zustimmung.) Man schritt darauf zur Besprechung der deutschen Greuzmarkfragen. lieber dis große Not des deutschen Ostens im Lageblatt für Adorf und das obere Vogtland einschließlich der freien Berufe völlige Gleichberech tigung mit den Arbeitern auf wirtschaftlichem wie politischem Gebiet verfassungsmäßig gewährleistet wird. Sollte dieses berechtigte Verlangen des Bür gertums nicht auf dem Verhandlungswege erreicht werden, so wird der Reichsbürgerrat beauftragt und ermächtigt, die Gleichberechtigung des Bürger tums mit allen zulässigen Mitteln, auch durch bür gerlichen Generalstreik zu verfechten und zu zwingen." Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichtr- bezirv Adorf werden mit 15 von auswärts mit 20 -pfg. die 5 mal gespaltene Grundzeile oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten Deklamsn dis 40 pfg. E Der G reuSote ericheint täglich mit Aus» r «ahme des den Sonn- undFsisrtagen folgenden ? Tege» und kostet vierteljährlich, voeausbszahl- L bar, 2 10 Pfg Bestellungen werden in > Geschäftsstelle, von den Austrägern des V Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Host- s anstalten und Postboten angenommen rechts für unsere deutschen Gebiete. Wir verlangen von der Reichsregierung unbedingt, daß sie keinen Friedensvertrag unterschreibt, der es wagt, Ur rechte eines freien Volkes anzutasten. Unsere Brü der in den Grenz landen sind entschlossen, gegen jede Vergewaltigung ihr Leben einzusetzen. Hinter ihnen steht das gesamte deutsche Volk." Einen großen Raum nahmen endlich die Aus einandersetzungen über die politischen und kommu nalen Gegemvarts- und Zukunftsausgaben in An spruch. Es wurde schließlich folgender Antrag einstim mig und unter stürmischem Beifall angenommen: „Sofern eine berufsständische Vertretung, wie sie mit den Arbeiterräten für die Arbeiter erstrebt wird, verfassungsmäßig eingerichtet werden sollte, fordert der Reichsüürgertag von der Reichsregie rung, der Nationalversammlung und den politi schen Parteien mit aller Entschiedenheit, daß auch allen anderen erwerbstätigen Bevölkerungsschichten Die Landung in Danzig. Foch will Garantien geben. Auf die am 28. März in der Frage der Landung polnischer Truppen in Danzig ergangene Antwortnote der deutschen Regierung hat am 29. März Marschall Foch durch seinen Vertreter in Spaa, General Nudant, tolaenden Bescheid überreichen lassen: Wie heule gerechnet wird. Die Einnahme-Ausfälle bei den deutschen Eisen bahnen sind seit etwa einem Jahre ganz bedenklich in die Höhe gegangen und im letzten Winter sind sie riesengroß geworden. Das fehlende rollende Mate rial, die fehlenden Kohlen, die gewaltige Erhöhung der Unkosten hat diese Erscheinung bewirkt, die über alles hinausgeht, was für möglich gehalten worden war. Allein in der preußisch-hessischen Eisenbahn- gemeinschaft beträgt dieser Ausfall über zweitausend zweihundert Millionen Mark. Und im Verhältnis steht es überall so. Also nicht nur haben die Eisenbah nen keinen Ueberschuß ergeben, sondern es fehlen un geheure Summen an der Deckung der Kosten. Dem Steuerzahler kann dies nicht gleichgültig sein, denn er war es, dem die früheren Ueberschüsse aus den Eisen- bahnverwaltungen zugute kamen. Wären diese nicht gewesen, so hätten die direkten Einkommensteuern langst erhöht werden müssen. DaZ gilt auch für diejenigen kleinen deutschen Staaten, die keine eigenen Eisen bahnen hatten, denn der Betrieb der Bahnen durch andere Staaten brachte ihnen direkten oder indirek ten Nutzen. Das große Loch in den Eisenbahneinnahmen soll nun' zugestopft werden, und zwar durch Erhöhung der Tarife. Das heißt, die Fahrpreise für Personen und die Frachten für Güler werden erhöht werden. Wird diese Maßnahme, die besonders eine erneute schwere Belastung für Handel, Gewerbe und Industrie be deutet, wirklich eine dauernde Besserung im Ertrage der Eisenbahnen erbringen? Das erscheint zweifel haft. Denn es ist längst lein Vergnügen mehr, auf der Eisenbahn zu fahren, und wenn der Absatz von Waren durch Verteurung verzögert wird, so brauchen nicht so viele Güter verfrachtet zu werden. Mag es sein, daß mit Mühe uns Not Ausgaben und Einnahmen wie der ins Gleichgewicht gebracht werden, eine Hilfsquelle für die Staatsfinanzen und damit für die Steuerzahler werden die Eisenbahnen bei einer solchen Höherschrau bung der Tarife, für die kein Ende abzusehen ist, wenn dieser Weg einmal beschritten ist, nicht werden. Und dabei sind schon wieder so hohe Lohnfor derungen der Eisenbahner aufgetaucht, daß man von einem großen Streik spricht. Es wird hoffentlich ge lingen, einen Ausgleich herbeizuführcn, aber was bei dieser weiteren Erhöhung der Ausgaben eintreten wird, läßt sich ohne weiteres sagen. 'Die jetzt vorge nommene Berechnung über die Tarifsteigerung stimmt wieder einmal nicht, und nach einem halben Jahre sind wir von einem Ausfall der Eisenbahneinnahmen von über zwei Milliarden zu einem solchen von über drei Milliarden gekommen. Und dann schaffe einer Rat. Kommt es gar zum Streik, so ist das Unheil über haupt nicht abzusehen. Was könnten wir nicht mit Ruhe, Frieden und Verträglichkeit im Innern haben statt der jetzigen ewigen staatli. en GeldNemme und der Existenzsorgen für den Nährstand? Alles, dessen wir bedürfen! So kommen wir nicht aus dem Uebel heraus, wenn der Begehrlichkeit fortwährend Recht gegeben wird. Daß wir von unseren Gegnern kein Recht erwarten können, hat sich deutlich gezeigt, wir müssen daher doch endlich einsehen, wohin wir mit den maßlosen Ausgaben steu ern, zum wirtschaftlichen Zusammenbruch nach der po litischen und militärischen Umwälzung. Und das alles, während die Polen nach Danzig fahren. 2. Tagung der Mgenäte. Im großen Sitzungssaalc des Herrenhauses war am Sonntag der Reichsbürgertag versammelt. Tie Beteiligung war so stark, baß der Saal kaum zu reichte. Trotz der Reiseschwierigkeiien hatten sich Ver treter der Vürgerräte aus allen Teilen des Reiches eingestellt, auch eine Anzahl von Mitgliedern der Na tionalversammlung und Landssversammlung. Tie Ver handlungen wurden eröffnet durch eine lange An sprache des Vorsitzenden des Reichsbürgerrates, Pre diger D. Wessel-Berlin, der zunächst auf die allge meine Lage Deutschlands, auf die unerhörten Frie densbedingungen und die bolschewistische Gefahr ein- 8ing und den im Kampfe gegen die Spartakisten gefallenen Bürgern, den pflichttreuen Beamten und Soldaten, besonder s dem Mitglieds des Büraerrats Adorfer Grenzbote Für Posen sprach Dr. Freier (Bromberg). Die milde Polenpolitik, selbst gegen ein aufständisches Polen angewendet, hat zu vollkommener Wehrlosig keit der Deutschen in Posen geführt. Wenn es aber zum Aeußersten kommen sollte, so werden wir nicht stillehaltrn. Gewalt gegen Gewalt. (Lebhafter Bei fall.) Heute ist der sozialistische Führer des Bezirks Bromberg der nationalste Mann. (Stürmischer Beif.) Für Westpreußsn nahm Kriebel (Culmsee) das Wort. Auch er klagte, daß die maßgebenden Stel len vollständig versagt hätten. Westpreußen ist deutsch und soll es bleiben. Auf Antrag des Geheimrats Dr. Seefeld nahm man einstimmig folgende Erklärung an: „Tie im Reichsbürgertag in Berlin vereinigten Vertreter von über 500 deutschen Bürgerräten er heben schärfsten Widerspruch, gegen jede Vergewal- Wacht im Osten nicht auf und hoffen, daß ganz Deutschland hinter uns treten wird. (Beifall.) " „Ich habe die Note vom 28. März 1919 deu» Marschall, Oberstkommandierenden der alliierten A« meen, übermittelt, der sie den alliierten und also* ziierten Regierungen zur Prüfung unterbreitet haH Ich habe ganz besonders seine Aufmerksamkeit aus folgenden Satz der fraglichen Note gelenkt: deutsche Regierung kann nach eingehender Prüfung eine Maßnahme (d. h. die Ausschiffung polnischer Truppen in Danzig) nicht verantworten, die oynE Schaffung ausreichender Garantien den Bürgerkrieg im eigenen Lands Hervorrufen muß." Der Marschall telegraphierte mir am 29. MärK folgende Antw"^: „Ich werde persönlich in Spaa alle AuskünstU und alle verlangten Garantien dem deutschen Be-» vollmächtigten geben, der mit den Vollmachten ver* sehen sein soll, die nötig find, um in 48 Stunden Mc entscheiden. Die Zusammenkunft wird stattfinde» am 3. April, es sei denn, daß dies nicht möglich wäre. Es wikd gebeten, sowohl die Antwort der deut« schen Regierung als auch den Namen des designierte» deutschen Bevollmächtigten raschenstens mitzuteile«, gez. Nudant." Daraufhin hat die deutsche Regierung am 30^ März beschlossen, als Bevollmächtigten zur Entgegen-» nähme aller der von Marschall Foch in Aussicht ge-» stellten Auskünfte und aller der Garantien, welche oia deutsche Regierung verlangt, den Vorsitzenden des Deutschen WasfenstillstandSkommission, Reichsminister! Erzberger, nach Spaa zu entsenden. Die deutsche Regierung hat diesen Beschluß durchs folgende Note zur Kenntnis des Marschall Foch bringen; lassen: „Das Reichsministerium hat als deutschen Be vollmächtigten den Vorsitzenden der Wasfenstillstands- kommission, Reichsminister Erzberger, bestimmt, der 3. April vormittags in Spaa für die gewünsch ten Verhandlungen zur Verfügung steht und mit den nötigen Vollmachten versehen ist." Löhne in der LandwirLschaft. Die Bestrebungen, der gewaltigen Zunahme der! Arbeitslosen in den Städten durch Unterbringung der! Leute auf dem Lande zu steuern, haben bisher noch nicht den erwünschten Erfolg gehabt. Der Landwirt hält den städtischen Arbeiter int allgemeinen zur Landwirtschaft für ungeeignet. Bet Arbeitern, die nie auf dem Lands waren, trifft dies« Annahme oft zu; es befinden sich aber in den Städte» zahlreiche Arbeitslose, die früher aus dem Lande be schäftigt waren und auch jetzt noch für Landarbeit durchaus tauglich sind. Viele Landwirte meinen, datz hohe Lohnforderungen der städtischen Arbeiter auf di« alten Arbeiter ansteckend wirken und daß ihre Be»< triebe, wenn nicht die Preise für landwirtschaftlich« Erzeugnisse, bedeutend erhöht werden, unwirtschaftlich! werden. Der Ausfall der Kriegsgefangenen und Ost arbeiter wird den Landwirt aber für die Annahme deutscher Arbeiter geneigter machen. Der Arbeiter, ist meistens im unklaren über dis Löhne der Landwirtschaft, die er für zu niedrig hält« Er bedenkt dabei nicht, daß, abgesehen davon, daH sich die Löhne an sich seit Kriegsbeginn fast durchweg um 100 Proz. erhöht haben, die Landarbeiterlöhne bei Ein rechnung der gewährten Naturalbezüge sehr wohl den Vergleich mit den in den Städten gezahlten Löhnen aushalten können. Durch Bebauung des Deputatlan des, Perwertung der empfangenen Naturalien und durch Viehhaltung läßt sich noch eine beträchtliche Ein nahme erzielen. Es ist ferner zu berücksichtigen, daß die Löhne von oen Preisen abhängen, welche für die landwirtschaft lichen Erzeugnisse gezahlt werden, ferner von derr Preisen der Futter- und Düngemittel, landwirtschaft lichen Maschinen, insbesondere auch von den Hand werkerlöhnen In der Nähe größerer Städte und Jn- dustriebezirke, wo die Absatzverhüttnisse für die land wirtschaftlichen Erzeugnisse günstig liegen, andererseits auch die Lcdensverhältnisse für die Arbeiter teurer sind, werden naturgemäß höhere Löhne bezahlt, als rn den Bezirken, in denen die Absatzverhältnisse un? Der 1. Termin Schulgels 1919 für Bürger-, Fortbildungs- und Gewerbeschule ist bei Vermeidung von Zwangsbeilreibung binnen 14 Tagen an unsere Siadtkasse zu bezahlen. Adorf, den 31. März 1919. Der Stadtrat. allgemeinen sprach Archivrat Dr. Kaufmann (Danzig), der die Unfähigkeit und die Oberflächlichkeit der Re gierung schwer beklagte. Ein Herr v. Gerlach habe sich bei den Polen unvergänglichen Ruhm, bei den Deutschen aber Flug für alle Zeiten erworben. (Leb hafte Zustimmung.)