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Skr/wM/e VsMAe/kms /ü? Die Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Nr. 82 - 83. Jahrgang. Wilsdruff-Dresden. Sonnabend 5 April 1924 Tel.-Adr.: »Sachsenzeirung* Postscheck: Dresden 2640 SLMrwm, Swmke, K-rMMe v. KrSK/er AnzeigesprU»: dir r,«spal»rn« Rakm^Ne M Doldpfennig, di« 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Dold pfennig, Vie Ägefvaltene Reklamezcile im textlichen Teile der Zeitung I0S Goldpfennig. Nachweifungsgebühr 20 Dold- Pfennige. Vorgeschkiebene Er- ZN—.L r, fcheinungstage und Platzxor- schristen werden nach Möglich- 0 keit berücksichtigt. Anzeiged- annahme dis vormittags IVU.hr. 5 Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanfpruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. M, -Sachsen-Zeitung' erscheint täglich nachmittag» ä kldr für den folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in d» Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,— Mark im Monat, bei guftellung durch die Boten 2,M Mark, bei Poftdestellung L Nü-er.. Da-eS/a// Geschäftsstellen ' jederzeit Bestellungen entgegen. Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung dar Leitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Aücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Är. SAG Ner die ReMism. Veröffentlichung des Sachverständigen- berichtes. (Eigener Fernsprech dien st der „Sachsen-Zeitung".) Paris , 4. April. Voraus-sichtlich werden die beiden Sach° verständigenkomitees morgen zu einer gemeinsamen Sitzung M-- sammentreten, um einen, vom Redaktionsausschuh zur Zeit noch bearbeiteten SchluMericht 'definitiv gutzuheißen. Am Sonntag vormittag soll die Aebergabe an die Reparationskommiffion er folgen. Man hatte mit einer Veröffentlichung der Belichte be reits für Sonnabend gerechnet. Von Seiten der englischen Jour nalisten wurde aber gestern geltend gemacht, daß ihre Presse die Berichte für den Fall, daß sie am Sonnabend erscheinen, erst am Montag herausgeben könne. Andererseits haben amerikanische Pressevertrter erklärt, daß sie wegen den geringen Inanspruch nahme der Kabel am Sonntag diesen zur Uebermittelung der Be richte nach Amerika bevorzugen. Diesen Vorstellungen scheint man im- Hotel Astoria weitgehend Rechnung tragen zu wollen. Wie der Demps meint, dürsten die französischen Blätter die Be richte wahrscheinlich schon am Sonntag abend herausbringen. Poineare droht fchon wieder mit Demission (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - Z e > t u n g".) Paris, Pvimarö hat heute nachmittag mit der Demission des Kabinetts gedroht, für den Fall, daß die Aussprache über die Interpellationen sich noch weiter indie Länge ziehe. Daraus wurde beschlossen, heute abend 9 Uhr zu einer Nachtsitzung zu sammenzutreten. Vertrauensvotum für Poineare. (Eigener Fern sprech dien st der „S achsen-Zeitun g".) Paris, 4. April. In der Nachtsitzung hat die Kammer kurz vor 10 Uhr die Tagesordnung des Deputierten Ch-eion, der der Regierung das Vertrauen -er Kammer ausspricht, mit 408 gegen 151 Stimmen angenommen. Vorhergegangen waren kurze Reden Blaisots und des Sozialisten Bareine. Dm übrigen- ist vereinbart worden, -aß die Kammer dis zu ihrer Auslösung, das heißt, bis zum 10. oder 12. April tagtäglich morgens und nach mittags mit Ausnahme des nächsten Sonntag tagen wird um ihr umfangreiches Programm erledigen zu können. Fortdauer des Werstarbeiterstreikes. (Eigener Fernsprech dien st der „Sachsen-Zeitung".) Geestemünde, 4. April. Zwei starkbesuchte Ver sammlungen der Werftarbeiter, die gleichzeitig in Lehe und in Geestemünde stattfanden, haben sich mit 2944 Stimmen für die Ablehnung des Angebotes von den Wersten ausgesprochen. Flensburg, 4. April Nach dem Schreiben -er Ham burger Verhandlungen im Werstarbriterstreik haben auch die Flensburger Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt. Die Flensburger Werftarbeiter haben sich mit 515 Stimmen für die Fortsetzung des Kampfes ausgesprochen. Ausdehnung des Eisenbahnerstreikes in Grotz-Hamburg. (Eigener Fernsprech-dien st der „Sachsen-Zeitung".) Hamburg, 4. April. Wie der Deutsche Effmbahner-- verband mitteilt, ist über den gesamten Eisenbahnbetrieb Groß- Hamburg die Sperre verhängt worden. Das eigenmächtige Ver lassen der Arbeitsstellen greift weiter um sich. Die Streikbewe gung ist inzwischen auch auf die Eisenbahnwerkstätten Ohlsdorf übergriffen. Dort wurden gestern 160 Arbeiter wegen Ver weigerung der Verlängerung des Arbeitstages entlassen. Die Rsichsbahndirektion Altona hofft den Beiried mit Unter stützung der technischen Nvthilfe, die bereits eingcgrisfen hat, auf recht zu erhalten. Flottendemonstrationen im Schwarzen Meer Dank des russischen Vertrages wird binnen kurzem die italienische Kricgsslagge als erste alliierte nach der Revolution im Schwarzen Meer erscheinen. Zwei italienische Kanonenboote sind bereits in Konstantinopel einMtrosfen. Sie sollen später eine Pvopagandasahrt doMuauswärts Ibis Bayern antreten. Starke Erregung in Bukarest. Aus Bukarest wird gemeldet, daß zwei italienische Kreuzer mft vier Torpedobooten von Constanza cmgetroffen sind, was in Bukarest große Aufregung hervorrirf. Es heißt, daß die Kriegsschiffe von der italienischen Regierung den Auftrag haben, eine Anzahl von Schiffen mit Beschlag zu belegen, um die rumä nische Regierung zu zwingen, die acht Millionen GoMre zu zahlen, die sie noch Italien schuldet. Alle größeren rumä- nischen Schiffe, die im Hasen liegen, verlassen diesen nicht. Andere Schiffe, die sich in der Nähr aushielten, wurden durch Funkspruch benachrichtigt. Dieselmotoren für Äie amerikanische Marine. (Eigener F e r n s p r e ch d i?n st der „Sachsen-Zeitung".) Washington , 4. April. Das Abgeordnetenhaus hat gestern die Greenhill angenommen, wonach amerikanische Schiffs reeder eine Beihilfe von 25 Millionen Dollar zur Ausstattung ihrer Dampfer mit Dieselmotoren erhalten. ver „kleine" Mann in Paris. Wenn einem Kriegsminister, also dem Vertreter der militärischen Kraft eines Landes, vor versammeltem Par lament vorgeworfen wird, er sei ein Feigling und be- nehw.e sich „lümmelhaft", so ist das schon ziemlich stark, ^ber es geschah dem französischen Kriegsminister Magi- uvt in der letzten Kammersitzung, die überhaupt für an- reaungsbrdürftige Nerven vielerlei Auffrischungen brachte. Und obwohl Maginot die Hiebe seiner Gegner — mit Hilfs der Kammermehrheit — zu parieren versuchte, bot er, gerade dadurch, daß er dazu eben die Hilfe der Kammer be nötigte, ein Mld nicht gerade sehr trostvoller Stärke. Seins Position war auch wirklich nicht eine gerade sehr ange nehme. Der Krach mit den Kommunisten war dadurch entstanden, daß man wieder einmal eine kleine Fäl schung zu politischen Zwecken veranstaltet hatte; aber die Kommunisten, gegen deren antimilitaristische Agitation unter den Besatzungstruppen im Ruhrgebiet man mit Hilfe dieses „Bordereau" vorgehen wollte, hatten die Fälschung aufgedeckt, was ihnen von dem Herrn Kriegsminister den Zuruf „Advokat der Boches" eintrug. Es ist gerade so wie beim Drehfus-Prozetz: ein gefälschtes „Beweisdoku ment" des „Bordereau" und der Vorwurf, daß der Ange klagte „im deutschen Interesse" handele. Das genügt, daß jeder Franzose verurteilt wird, straflos beschimpft wer den kann. Aber in der Kammerdebatte tauchte auch noch eine andere Zola- Erinnerung aus, eine Erinnerung, die ge rade für Poincarö nicht gerade angenehm war. „Sie sind ein kleiner Mann" hat dem damaligen jungen Abge ordneten Poineare der Verfasser des „ll'aoenss ' ms Gegast geworfen, als bei dieser Unterredung mit Zola Poin- carö eine entschiedene Stellungnahme für oder gegen Drey fus vermied. Und daran, an dieses „Sie sind ein kleiner Mann", hat ein rechtsradikaler Redner in der Kammcr- sitzung erinnert. Poincarö hatte sich auch ein wenig oft „versprochen", hatte auf die Frage, mit welcher Mehrheit er -denn nun regieren wolle, bald so, bald anders geant- wvUei and wurde nun wegen Finer Nnhrpolitik ge stellt. Da erklärte er, durch den unglücklichen Verlauf der Sitzung gereizt, sehr deutlich, aber sehr unvorsichtig, daß er das Ruhrgebiet erst nach Maßgabe der Zah- lungenräumen werde. Erst müsse Frankreich reell bezahlt sein, ehe an eine „Aufgabe der Pfänder" gedacht werden dürfe. Und zwar werde er es ablehnen, diese Psänderpolitik zn ändern, auch wenn „man" Frankreich nahelege, die Pfänder anders auszubeuten. Das war nun wirklich ein bißchen allzu schroff auch gegen den ganzen Gedanken gerichtet, der dem Be richt, ja der Arbeit der Sachverständigenans schüsse zugrunde liegt. Als sich seine Wut etwas beruhigt hatte, mutz er dann diese Unvorsichtigkeit — für die wir ihm dankbar sind — wohl doch bereut haben; denn er gab nun eine zweite Erklärung ab, die ebenso lang wie — dunkel und zweideutig war, aber doch die Reform des französischen „Verfahrens" im Ruhrgebiet nicht geradezu ablehnte. „Der kleine Mann" — Zola hat doch recht. Maschinelle Gewalt, die militärische Übermacht der Verbündeten, schufen die Grundlagen zu der Macht über Deutschland, diePoincarö jetzt aber ausnutzt ohne Rücksicht auf höhere Ziele. Es ist vie kleinliche Nachsucht des französischen Spießbürgers gegen die „Boches". Es ist nicht einmal in dieser Brutalität ein gewisser großartiger Zug darin — und das empfindet man'wohl auch schon in Frankreich. Das ist hart für diesen Mann, der „die französische Fahne an der Ruhr auf- pslauzte". Hart ist, daß er gar nicht mehr als „der große Navmoud", sondern als der „kleine" Mann bezeichnet wivs. Und das sogar von den früheren Freunden im nationalen Block. Es geht abwärts mit Poineare. Trotz allem Vr Schacht über Sie sieparatisnen. Erklärungen «les kelchsbailkprMemen Braunschweig, 3. April. Reichsbankpräsident Dr. Schacht empfing am Mittwoch einen Vertreter der Braunschweigischen Staatszeitung zu einer Unterredung über die Besprechungen, die er in Paris mit dem Sachvcrständigeukomitee in der vergangenen Woche gepflogen hatte. Er betonte zunächst, es könne nicht oft und lebhaft genug bedauert werden, daß die schwebenden Wirtschastsberatungen von den deutschen politischen Parteien, soweit sie Gegner der Erfüllungs- Politik seien, in demagogischer Weise in den Wahlkampf hineingezogen würden. Keine Partei, die wirklich national denke, dürfte es fertig bringen, der Regierung in aller Öffentlichkeit Vaterlandslosigkeit vorzuwerfen. Die Besprechungen mit den Sachverständigen in Paris haben sich auf die Frage der deutschen W ä h r un g s p o l i- tik bezogen und den Ausbau der Reichsbank zur Gold» ' Notenbank. Dr. Schacht glaubt, auch die Stimmung Hefter französischer Kreise wiederzugeben, wenn er sagt, M die Herbeiführung einer vernünftigen Lösung der ^tzarationsfrage aufrichtig gewünscht wird. Wie immer Sachverständigenbericht anSsehen wird, es ist klar, daß deutsche Regierung ihm gegenüber ihre volle Freiheit Entschließung haben wird. Es scheint ihm, daß keine einer Lösung möglich ist, wenn sie nicht volle „'MmMche Gleichberechtigung Deutschlands im inter- "/"wualen Verkehr bringt, ferner die volle Wiederherftel- nma der wirtsäutttlicken Souveränität innerhalb des ae- samten deutschen Reichsgebietes und Vie endgültige und restlose Befreiung der zu Unrecht besetztgchaltenen deut schen Landestcile, d. h. des gesamten Ruhrgebietcs. Dr. Schacht betonte dann nochmals ausdrücklich, daß mit seiner letzten Reise seine persönliche Mitwirkung bei den Pariser Sachvcrständigenverhandlungen abgeschlossen sei und daß er entgegen anders lautenden Pressemeldungen nickt wieder nack Paris fahren werde. Wirtschaftliche kinbeit veutschiana. Vierjähriges Moratorium. Immer wieder wird der Zeitpunkt zur Veröffent lichung der Sachverständigenberichte über die deutsche Zahlungsfähigkeit hinausgeschoben. Nun sollen sie aber gänzlich fertiggestellt, alle Unebenheiten beseitigt, sozusagen fertig zum Abliefern sein. Nach Pariser Blättermeldungen schlagen die Sachver ständigen die Gewährung eines vierjährigen Mo ratoriums vor, nach dessen Ablaus Deutschland iw ersten Jahr angeblich 2)4 Milliarden Goldmark zahlen soll. Während des Moratoriums hätte Deutschland Sach- lieferungen zu vollziehen und die Besetzungskosten zu be zahlen. Im ersten Jahre würden diese beiden Ausgabe posten durch eine internationale Anleihe auf der Garantie grundlage der Eisenbahnen gedeckt werden. Die Leistlingen Deutschlands würden nach und nach ansteigen und »nährend der letzten Jahre des Moratoriums, falls die Finanzlage Deutschlands es gestatte, vielleicht sogar Barzahlungen umfassen. Dabei sei die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands selbstverständliche Voraussetzung. Der Begleitbrief des Herrn Dawes stelle das Prin zip aus, daß Deutschland bezahlen müsse, erklärt aber gleich zeitig, es sei ungerecht, Deutschland mehr be zahlen zu lassen, als es kann, aber noch unge rechter, wenn Deutschland sich nicht wenigstens ebenso schwere Lasten auferlege, wie die Alliierter!, die die Wiedergutmachung der Kriegsruinen auf sich genommen hätten. In gut unterrichteten englischen Kr-eisen in Paris ver lautet, daß die Botschafterkonferenz in ihrer nächsten Sitzung sich mit der von der deutschen Regierung über reichten Note über die Frage der interalliierten Militär kontrolle beschäftigen wird. Oom WaMampk. Ans allen Parteien. Gcsamtwahllistc der Deutschvölkischrn. Die Wahl- Nste der Deuischvölkischen Freihcitspartei und der mit ihr verbundenen nationalsozialistischen Gruppe ist sertiggcstellt. Es werden kandidieren auf der Reichsliste: Luden dorff, v. Graefe, Pöhner, v. Reventlow, Titt mann, Henning, Fahrenhorst, Stelter, Dr. Klotz, Heyde- breck, Feder, Kube. Hitler hat seine Kandidatur zu rückgezogen. Reventlow kandidiert außerdem in Schleswig, Wulle in Potsdam II, Henningin Weser- Ems, Kapitänleuiuant v. Mücke in Dresden, Theodor Fritsch (Herausgeber des Hammer) in Leipzig, Pöhner und Röhm in Bayern außer den schon be kannten Kandidaten. Für das Zentrum kandidieren in Berlin und Teltow-Beeskow als Spitzenkandidat Poßmimstcr Dr. Hösle, an zweiter Stelle Neichstagsavgeoroneler Hoffmann- Ludwigshafen. Zentrumskandidaten in Westfalen-Nord sind Landes ökonomierat Herold-Münster, Ministerpräsident a. D. Stcgerwald, Universitätsprofessor Dr. Schreiber- Münster, Reichspostminister und Minister für die besetzten Gebiete Dr. Höfle, Kaufmann L a n g e - Hcgermann- Bottrov. Generaldirektor ten H o m p c l - Münster. Polizeiliche Sicherungen der Wahlvorbereitungen Wie amtlich gemeldet wird, hat der preußische MinisteH des Innern eine Verfügung erlassen, in welcher daraus hingewiesen wird, daß die Polizei um so sorgfältiger ihrs Aufmerksamkeit dem Schutz der Wahlversamm lung e n in bedeckten Räumen widmen müsse, da die Ver ordnung des Reichspräsidenten vom 18. Februar d. F. öffentliche Versammlnngen unter freiem Himmel und Auf züge auf öffentlichen Straßen verbiete. Alle mit ordnungs mäßigen Wahlvorschlägen zum Reichstag kandidierenden Parteien haben den gleichen Anspruch auf polizeilichen Schutz. Ein bewaffneter Saalschutz sowie eine durch einen solchen geschützte Versammlung sei ohne weiteres verboten. Keine Mrlitärmusik bei der Wahlagitation. General v. Sscckt hat eine Verordnung an die Reichswehr er lassen, wonach das Spielen von Militärkapellen bei Ver anstaltungen politischer Parteien und auch sonstiger Ver bände bis zum 5. Mai, also bis nach dem Wahltag, ver boten ist