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Früher Wochen- und Rachrichtsvlatt AMtk Am, MeMa,-WM«! n» NsiM Amtsblatt Mr das Kgl.Amtsgerichtuud denStadtrat zuLichtenstein - 7 - Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgenchtsbezirk «1. Jahr««»«. Nr 224. L"LUL»WW Dienstag, den 26. September 1911 Mes» Matt erscheint täglich außer Lonn- und Festtage nachmittag!» ftr den folgenden Vag. — vierteljährlicher Lqngeprei» 1 Mk. bv Psg^ dnrch die Post bezogen 1 Mk. 7b Psg Einzelne Ununaern 10 pfg. Lrstellnngen nehme» außer der Erpedition t» ikichtenstrtn, Vwäkaner Ltr. Xr. bd, alle Laisertichrn Postanstalte», Postboten, sowie die Lueträger entgegen- Lnserate «erde» di» stnfgespaltene »rnadzeile mit 1v, fitr anowltrtige Lnserenten mit 16 Psg. berechnet. UeiUaamrUe 80 Pfg. Lm amtlich« Veile dostet die zweispaltige Leite SO psg. Fernsprech-Anschlnß «r. 7. Lnseratm-Ztnnahme täglich bk, spätestem vormittag, 10 Nhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. Das Wichtigste. * Zn Dresden Hirt gestern der neugegründetr Reichs deutsche Mittelstandsvcrband seine erste Tagung ib- gchalten. * ES Halten sich die Gerüchte, daß Italien eine Ex pedition zu einer Landung in Tripolis vorhabe. * Die spanische Regierung Null die anarchistischen Arbeiterverbände auflösen; die konstitutionellen Garan ten bleiben vorläufig aufgehoben. * Die Ernennung des FinanMinisters Kokowzew zum russischen Ministerpräsidenten wird setzt amtlich ver öffentlicht. l Paris. Heule morgen entstand auf dem Panzer schiff Libertö bei einer Uebungsfahrt vor Toulon infolge einet Kesselexploston Feuer an Bord. DaS Schiff stand innerhalb einer Viertelstunde vollständig in Flammen. Angeblich sind 600 Personen umgekowmen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Nach einer späteren Meldung ollen die Toten die Zahl 130 übersteigen. Marokko. Die Marokko-Verhandlungen dürfen, soweit sie Ma- Vokkv selbst betreffen, als erledigt betrachtet werden. Es handelt sich nur noch um redaktionelle Formalitäten. Wenn nicht die französische Regierung in einigen, hier als minder wichtig betrachteten Einzelheiten eine un erwartete Hartnäckigkeit gezeigt hätte, so waren die Be- Arechungen schon mit Erüie voriger Woche zum Ab schluß gekommen, wie es in wohlunterrichteten Kreisen erwartet worden war. Es wird nunmehr sogleich zur Regelung der Kvmpensationsfrage geschritten werden. Obgleich diese Verhandlungen sich noch etwa eine Woche hinziehen können, werden hier nennenswerte Schwierig keiten nicht erwartet. Insbesondere müssen die von Paris aus verbreiteten Versionen, nach welchen Deutsch land die Rechte der französischen Konzessions-Gesell schaften im Werte von vielen Millionen Frank in bar abzulösen haben werde, durchaus als tendenziöse Fühler ausgefaßt werden. Deutschland würde das Kompensa tionsgebiet tel quel, das heißt, mit allen Rechten und Pflichten, übernehmen, die französischen Konzessions- Gesellschaften würden also sich der deutschen Regierung gegenüber in derselben rechtlichen Lage befinden, welche sie der französischen Regierung gegenüber eingenommen haben. Daß das Marokko selbst betreffende Abkommen (Statut, wie die Franzosen es nennen) erst seine Gül tigkeit erlangt, nachdem auch die Kompensations-Frage zur Zufriedenheit geordnet ist, darf wohl als selbstver ständlich betrachtet werden. Nur der Einfachheit und Üebersichtlichkeit wegen sind die Verhandlungen in zwei Teile zerlegt worden, obgleich sie in Wirklichkeit ein rucgeteiltes Ganzes bilden. Ob die Früchte, die uns der Herbst in der Marokko frage beschert, als besonders schmackhaft befunden werden, oder ob man in einen sauren Apfel beißen muß, darüber werden die Meinungen wohl auseinandergehen, auch wenn das Ergebnis vollständig und klar vorliegt. Jeden falls geben jetzt auch die Pessimisten zu, daß ein fried licher Abschluß der Verhandlungen in allernächster Nähe zu erwarten steht. Aranzöfische Blätterst intinen zum Maroktoab- komme«. Die Morgenblätter geben ihrer Freude Ausdruck über das nunmehr zur Tat gewordene deutsch-französische Marokkoabkommen. Nur wenig Blätter machen hier von eine Ausnahme. Der „Matin" versichert, daß die rm gestrigen Ministerrat gemachten geringfügigen Ab änderungen an dem Cambon-Kiderlen'schen Vorschlag von der deutschen Regierung bestimmt angenommen wür den. Deutschland habe seine Zustimmung zu einem fran zösischen Protektorat über Marokko erteilt, und sich - Verpflichtet, die Zustimmung der Signatarnrächte der Algecirasakte zu einem französischen Protektorat zu er langen. Das Abkommen gleiche dem von 1861, wodurch Frankreich das Protektorat über Tunis erlangte. Der „Matin" führt weiter aus, zwischen Frankreich und Spanien seien noch spezielle Verhandlungen nötig. Spa nien müsse anerkennen, daß eine Besetzung von Lar- rasch und Elksar einem französischen Protektorat über Marokko hinderlich wäre. Der Minister des Auswär tigen erklärte einem Vertreter des „Exzelsior", das nun mehr abgeschlossene Marokkoabkommen sei von den an fänglichen Grundlagen der deutsch-französischen Unter handlungen wenig verschieden, nur einige Abänderungen und Verbesserungen seien vorgenommen worden. Ein anderer Minister erklärte einem Vertreter des „Echo de Paris", die Frage, deren Behandlung am heikelsten gewesen wäre, sei die Frage der Konsular-Gerichtsbarkeit. Offiziöse Stimmen. Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Bei den Marokkoverhandlungen sind in den letzten Be sprechungen des Staatssekretärs v. Kiderlen mit dem französischen Botschafter Vorschläge zur Ausgleichung der noch verbliebenen Streitpunkte formuliert worden. Diese von den Unterhändlern vereinbarten Vermiti- lungsvorschläge liegen den Regierungen vor. Eine Rück äußerung der französischen Regierung ist für die näch sten Tage zu erwarten. Sollte dieser Antwort Frank reichs eine abschließende Bedeutung im Sinne der Ver mittlungsvorschläge zukommen, so würde, da die beider seitigen redaktionellen Wünsche sür der, Marokko be treffenden Teil der Vereinbarungen bereits erörtert wor den sind, noch eine nach genauen Vorarbeiten nicht mehr langwierige Verhandlung in der Kompensations frage übrig bleiben. Paris. Der „Temps" teilt zur Lage folgendes mit: Der Ministerrat hat die Antwort des Herrn de Seines auf die letzte deutsche Note gebilligt. Sie ist vin dem Text der durch Herrn Cambon übermittelten Ant wort nur wenig verschieden. Im wesentlichen wünscht sie einige Präzisionen über die Frage der öffentlichen Arbeiten und der Konzessionen, außerdem noch übet das Prvtektoratsystem und die Konsulargerichtsbrrkeit. Die französische Fassung hat den Zweck, jedes Mißver ständnis für die Zukunft zu vermeiden und während der Uebergangsperiode einige Bedingungen so genau zu for mulieren, daß über die Aeüßerung kein Zweifel bestehen kann. Diese Uebergangsperiode läuft vom Abschluß des neuen Marokkovertrages bis zur Zustimmung der übrigen Algecirasmächte zu den Abänderungen des Algceiras- vertrages. An dieser hegt man in Paris keinen Zweifel. Deutsches Reich. Dresden. (Das Königreich Sachsen) hat sich der preußischen Tarifermäßigung für Lebensmittel und Fut ter ange'chlosien. In Sachsen tritt der ermäßigte Tarif morgen Dienstag in Kraft. — (Rcichstagskandidaturen im 16. sächsischen Wahl kreis.) Nachdem bereits vor längerer Zeit von national- liberaler Seite der auch vom Freisinnigen Volksverein unterstützte Fleischerobermeister und früherer Landtags- abgeordneter Paul Kickelheyn als Kandidat für die nächste Reichstagswahl aufgestellt worden ist, hat nun mehr der Konservative Verein für Chemnitz und Um gebung beschlossen, als konservativen Kandidaten den Direktor der bekannten Chemnitzer Firma Max Kohl, A.-G. Ernst Burger aufzustellen. Berlin. (Prinzregent Luitpold), der unter den Be schwerden des Alters leidet, hat sich am Sonntag von Hohenschwangau nach München zurückbegeben und wird am Dienstag nach Berchtesgaden übersiedeln, wohin er sich schon lange sehnte. Der Thronfolger Prinz Lud wig, der sich während der letzten Zeit in Pfronten bei Hohenschwangau aufgehalten hat, ist ebenfalls nach München zurückgekehrt. Hier wird er zunächst bleiben, um den Regenten in der Staatsratssitzung, die vor Wiedereröffnung des Landtags abgehalten wird, und dann auch beim Oktoberfeste am nächsten Sonntage z« vertreten. Es ist das erste Mal, daß Prinz Ludwigs der Thronfolger, seinen Vater in einer Staatsrats-» sitzung zu vertreten hat. — (Die chinesische Viermächteanleihe.) In Berlin hat bei der Deutsch-Asiatischen Bank eine Konferenz der bekannten vier an chinesischen Geschäften beteiligten iw» ternativnalen Gruppen stattgefunden, in der ein Ein-r Verständnis über das Programm der chinesischen Wäh rungsreform erzielt wurde, und wobei man sich über die weiteren zur Durchführung dieses Programms zu ergreifenden Schritte verständigt hat. Die Emmission der Währungsanleihe wird selbstverständlich noch einige Zeit auf sich warten lassen, da dem internationalen Syu- dikat hierfür noch eine sehr angemessene Frist zur Ver* fügung steht. — (Endlich einmal etwas Erfreuliches aus der Ost-r mark.) In den letzten Tagen ist es der Ansiedelungs-- kvmmission gelungen, zwei polnische Besitzungen in der Provinz Posen an sich zu bringen: das 1000 Morgen große Gut Goryszewo im Kreise Mogilno und die 325 Morgen große Wirtschaft des Polen Rozek im Dorfe Sle-» sin. Der letztere Besitz ist insofern von Bedeutung, als der Erwerb eine Bresche ist in dem bisher ganz polnischer, Dorfe. — (Zum Studium der Verhältnisse des Mittelstan-» des) wird demnächst in München ein internationaler Kongreß zusammentreten. Er wird u. a. die Frage behandeln: „Welche Arbeitsmethoden der Warenhäuser und Konsumvereine können für den Mittelstand nutzbar gemacht werden?" Die Erörterung dieser Frage er scheint gerade jetzt, in einer Zeit der Teuerung, Wohl angebracht. Aus Nah und Fern Lichtenstein, 25. September 1911. *— Die Wettervorhersage für morgen lautet: Südwestwind, etwas kälter, zeitweise Regen. *— Regen bescherte uns der gestrige erste Herbst-, sonntag in den Nachmittags- und Wendstunden in ziemlicher Fülle. Diese Niederschläge, wenn sie auch die Kirmesveranstaltungen einiger umliegender Ortschaf ten ungünstig beeinflußten, wurden wieder lebhaft be-, grüßt, weiß man doch, daß die Erde noch viel Regen gebraucht, ehe sie wieder imstande ist, Grundwasser für; die Quellen abzugeben. Die Vorbereitungen zur Aus saat werden durch die jetzigen Niederschläge bereits be günstigt, sie haben auch den Krautäckern die ersehnte Erfrischung zugcführt und das neu angesäte Grünfntter ersichtlich gefördert. Auf dem braungebrannten Wiesen- rasin sproßt junges Grün empor, und außer Champig nons in Wiesen werden vereinzelt an geschützten Wald stetten schon junge Steinpilze gefunden. *— Parole Heimat! Zu Ende sind die Manöver, vorbei ist der Krieg im Frieden, und nun zeigt sich auch wieder in den Straßen der Stadt der Reservist mit den gerollten Achselklappen und dem Spazierstock mit der Troddel — ein alljährlich um diese Zeit wie- verkehrendes Bild. Nun hat Reserve Ruh'! So haben es wenigstens seit Menschcugedenken alle jungen Leute gesungen, die wieder den Königsrock auszogen. Sie geben sich in solchen überschwänglichen Stimmungen in der Kaserne oder beim Schnittchen Bier gar zu gern der fröhlichen Erwartung hin, als sollte nun nach stren ger Dienstpflicht die „goldene Freiheit" wieder leuch ten. Indessen ist die „goldene Freiheit" ohne Silber oder Nickel doch recht bleiern! Bei der „Miliz" gibt es keine Sorgen. Hier draußen gehen sie wieder an, die Stunden und Tage des Hoffens und Harrens auf eine gewinnbringende Tätigkeit. Gewiß, der junge Bursche ist „bei vcn Soldaten" ein strammer, tüchtiger Kerl geworden, mit breiter Brust und ein vaar kräftigen Armen. Die Eltern haben ihre Helle Freuve, wenn er endlich wieder da ist. Aber ewig kann er auch nicht im Vaterhause bleiben. Und fort geht es in die Welt,