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^(nrPulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Blatt Amts und des Kadtrathes des Königs. Amtsgerichts Mchtundvievstgster Jahrgang 1. Januar 1896 Mittwoch Rudolf von Gottschall. Wie auch die Frist uns zugemessen, Der Augenblick gehört uns ganz; Ob Lorbeer'n winken, ob Cypressen, Den Tapfern schmückt ein jeder Kranz. Wenn auch ein neues Jahr geboren, Das alte lebt in uns noch fort, Zum Schatten wird, was mir verloren, Was uns geblüht, es ist verdorrt. O mit des Jahr's beschwingter Runde Ist Lust und Leid dahingeflohn; An manche schicksalsschwere Stunde Mahnt uns der dumpfen Glocke Ton. Die Zukunft, jene dunkle Frage, Die drohend stets am Himmel stand, Mit mitternächt'gem Glockenschlage Reicht heut' aus Wolken ihre Hand. Eins aber sei uns stets beschieden, Wie auch des Schicksals Würfel fällt: Dem Herzen Ruh, dem Hause Frieden, Den Völkern Frieden und der Welt! Fort mag die Morgensonne küssen Der Schmerzen .Thau vom Lebensrain; Die Thränen, die wir weinen müssen, Ach möchten's Freudenthränen sein! Und doch, wir zieh'n am neuen^Morgen Frisch wieder auf die Wanderschaft, Und ist das Künft'ge uns verborgen, helfe uns des Höchsten Kraft! Inserate sind biS Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. D uck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. Erscheint: Rutwoch und Sonnabend. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Keschäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groh- röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank- Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtss Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. landwirtschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements -Breis Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Wubsnih H s l; - W s V st L i g § V u n g. RSHrsdorfer Revier. — Gasthof zu Kleinröhrsdorf. Freitag, den 3. Januar 1896, vorm. io Uhr. 21 birk., 354 ficht, und 57 lief. Stämme von 11 bis 35 om Mitt.-St., 30 birk., 108 erl, 700 sicht. U. 601 lief. Klötzer v. 12 bisZ47 om Ob.-St-, 75 ficht. Derbstangen von 10 bis 15 om Unt.-St., 25 erlene und 385 fichtene Stangenklötzer von 8 bis 11 om^Ob.-St., 23 rm harte und 79 rm weiche Brennscheite, 15 „ „ „ 33 „ „ Brennknüppel, 1,b Wellh. hartes und 98,g Wellh. weiches Brennreisig. Auf dem Schlage der Abth. 30. Königliche Forstrevierverwaltung Röhrsdors zu Kleinröhrsdors und Königliches Forstrentamt Dresden, am 23. December 1895. In Stellvertretung: Boogt. Garten. Zum neuen Jahre! Die Morgenröthe eines neuen Jahres steigt herauf', indeß uns noch das alte Jahr seinen Abschiedsgruß zuruft. Wohl, es ist ein eigener Moment, am Scheidepunkte zweier Jahre zu stehen, von hier aus nochmals im Geist die Blicke zurückzuwenden auf den Zeitraum, den wir soeben durchmessen haben, und doch sie dann sofort dem neu an hebenden Zeitabschnitte zuzulenken. All' das, was wir im alten Jahre durchgekämpft an Leid, Kummer und Sorgen, wie all' das, was es uns an Glück und Freude auf seinen Schwingen gebracht — noch einmal zieht es in bunter Reihenfolge an unserem geistigen Auge vorüber, schmerzliches Erinnern, wie frohes Gedenken in uns hervorrufend. Und nun schauen Wir vorwärts der nächsten Zukunft ent gegen, die noch geheimnißvoll verschleiert vor uns liegt. Was verbirgt sich hinter diesem Schleier? Vergebens indessen mühen wir uns mit unseren Fragen an das Schicksal, hier zeigt sich das Unzulängliche alles Menschen witzes, alles Scharfsinns des Staubgeborenen gegenüber ehernen göttlichen Gesetzen, die es menschlichem Forschen mnd Sinnen für immer verwehren, zu erfahren, was im Buche der Zukunft geschrieben steht. Da heißt es denn, gewappnet mit Muth, Entschlossenheit und Gottvertrauen die Schwelle zum neuen Jahre zu überschreiten und ge duldig dessen zu harren, was uns in seinem Laufe beschieden sein wird, vertrauend aber rollen wir das Banner der Hoffnung auf, es soll ja uns Allen auf unserer weiteren Lebensbahn voranleuchten! Wohlan, die Hoffnung ist nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Völker die rechte Loosuug zum Jahres wechsel, das Panier, welches stolz hineiugetragen wird in Len Dämmerschein des jungen Jahres. Das Jahr 1895 hinterläßt im Großen und Ganzen für Europa nicht un- freundliche Erinnerungen, die wirthschaftlichen Verhältnisse zeigten eine merklichere Besserung, und die Friedenser wartungen, mit denen das Jahr 1885 begrüßt werden durfte, gingen in Erfüllung. Zwar zogen sich im Süd osten des Welttheiles drohende Wolken zusammen, aber sie lösten sich allmählich wieder auf, Dank der Einmüthig- keit der Mächte gelang es, die orientalischen Wirren zu begrenzen und ihre Umwandlung in ernste internationale Verwickelungen zu leiten. Es darf darum mit Fug gehofft werden, daß nach dieser erfreulichen Probe der aufrichtigen Friedensliebe, der maßgebenden Mächte Europa auch fernerhin das kostbare Gut der Völkerharmonie er halten bleiben wird und daß sich hiermit die Aussichten auf die weitere Besserung der wirthschaftlichen Lage noch mehr befestigen werden. Freilich ist dafür nach einer anderen Seite hin eine bedrohlich ausschaucnde Crisis ent standen, der acut gewordene Confl'ct zwischen Nordamerika und England wegen Venezuelas. Aber die Verantwort lichkeit für einen etwaigen Krieg zwischen diesen zwei grotzen stammverwandten Nationen wäre geradezu eine ungeheuere, und deshalb steht zu erwarten, daß noch eine gütliche Lösung des Streitfalles gefunden werden wird. Vielleicht, daß das neue Jahr gleich in seinem Beginne diese erhoffte friedliche Wendung bringt, die von allen Culturnationen, mögen sie nun mit ihren Sympathien mehr auf dieser oder mehr auf jener Seite stehen, gewiß .nur mit höchster Genugthuung begrüßt werden würde. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nächsten Sonnabend findet die Wahl der Vertreter für die Generalversammlung der Ortskranken kasse statt, weshalb auch an dieser Stelle nochmals auf die in der vorletzten Nr. d. Bl. erfolgten Einladung hin gewiesen wird. Eine rege Betheiligung an der Wahl liegt im Interesse sowohl der Arbeitgeber, als auch der Kassen mitglieder, umsomehr, als hierbei gleichzeitig Gelegenheit geboten ist, sich über die richtige Ausfüllung der kürzlich vertheilten Fragebogen gegebenen Falles Auskunft zu erholen. Dresden, 22. December. Der Antrag des Stadt- r-,ths Wetzlich, die hiesigen Jahrmärkte abzuschaffen, ist vom Stadtrath fast einstimmig abgelehnt worden; lediglich der Johannismarkt soll, und zwar vom Jahre 1897 ab, beseitigt werden, so daß es dann nur noch zwei Jahrmärkte geben wird. Die Gefahr, die durch die Aufhebungspläne den kleineren Gewerbetreibenden und Fabrikanten Sachsens drohte, ist somit beseitigt und dürfte der Beschluß des Rathes daher vielseitig freudigst begrüßt werden. — Am 1. Feiertage Vormittags '/r 10 Uhr fand nach altem Herkommen im Königlichen Schlosse zuDres - den die Überreichung von großen Christstollen an II. MM. den König und die Königin durch eine Abordnung der Dresdner Bäckerinnung, bestehend aus 8 Meistern und 8 Gesellen, statt. Die beiden Stollen waren je 1,60 Meter lang und 40 Pfund schwer, der eine ein Rosinen- und der andere ein Mandelstollen. — InDreSden hat das Geschäft in Tannenbäumen einen ungünstigen Verlauf genommen. In den letzten Tagen kamen so viele Zufuhren, daß füglich ein großartiger Preissturz eintrat und die Bäumchen zu Spottpreisen weggingen. Gegen 3- bis 4000 dürften noch übrig ge- blieben sein. — Zu der Verurtheilung deS Bahnwärters Wolf, der das Oederaner Eisenbahnunglück verschuldet, schreibt der „Freiberger Anzeiger" : „Wenn man sich diesen Uebel- thäter, der nun durch eine schwere aber gerechte Strafe seinen Theil der Schuld sühnen wird, und sein Vorleben näher ansieht, so wird man nicht umhin können, auch gegen die diesem Mann vorgesetzten Instanzen schwere Vorwürfe zu erheben. Wie konnte man einen Menschen, der eine solche ungeheuerliche Menge von Disciplinarstrafen wegen Vergehen im Dienste aufzuweisen hat, neun Jahre lang auf seinem verantwortungsvollen Posten an einer der verkehr reichsten Strecken unseres Landes belassen? Wie konnte man sich nur damit begnügen, einen solchen unzuverlässigen Angestellten nur mit ganz geringen Geldstrafen (30,^40, Pfennige!) zu belegen, anstatt ihn um der allgemeinen Sicherheit willen zu suspendiren! Eine solche Nachsicht ist gerade zu unbegreiflich und regt die Frage an, ob nicht unter solchen Umständen eine Anklage desselben Inhalts gegen diejenigen Beamten hätte erhoben werden können, welche auf die Beibehaltung eines solchen Mannes auf diesem Posten maßgebenden Einfluß besaßen." — Eine gräßliche That hat sich in dem Grundstücke Plagwitzer Straße 9 am 22. d. M. zu Leipzig zuge tragen. Die daselbst in der zweiten Etage wohnhafte Ehe-,