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WenM sw Msdmff ThuM, Wen, Menlkha nnd die Umgegenden. wöchentlich dreimal u. zwar Dienel V tags, Donnerstag und Sonnabends. I —— Bezugspreis viertel). s Mk. 20 j)f., I durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. I > V Einzelne Nummern s0 Pf. s I für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags, Mittwochs mG freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 15 Sonnabend, den 2. Februar 1895 Meißen, am 30. Januar 1895. 3 2 Königliche Amtshauptmannschaft I. A. Meusel, Bezirksassessor. Bekanntmachung. . , D'° m Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flgd. — nach dem Durchschnitt- der höchsten Tagespreise de^HauptmarklorteS Meißen ,m Monate Dezember vor. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für di-von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der AmtS- hauptmannschaft im Monate Januar dies. IS. an Militärpferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 6 M. 88,8 Pf. für 50 Kilo Hafer, „ 46,5 „ „ 50 Kilo Heu, „ 10 „ „ 50 Kilo Stroh. Bekanntmachung. 8 55 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 und nach Bestimmung von § 30 des Statuts'der land- und forstw. Berufsgenoffenschaft ist von jedem in eine« ver sicherten Betriebe vorkommenden Unfall, durch welchen eine in demselben be chaftigte Person getödtet wird oder ein- Körperverletzung erleidet, welche ein- Arbeitsunfähigkeit von mehr al- drei Tagen oder den Tod zur Folge hat, von dem Betriebsunternehmer sowohl bei der Ortspobzelbehörde als bei dem ruttän-iaen Vertrauensmanns binnen ,«ei Tagen Anreige fzu^erstatten und nach 8 26 des Statuts sind die verpflichtet, Aenderunaen Ihrer Betriebe, welche für die Zugehörigkeit des Betriebs zur Genoffenschaft oder für die Umlegung der Beitrag- von Bedeutung sind, (z.B. Gmndstücksoerpachtungen und -Verkäufe', binnen zwei wschenLnach Eintritt der Aenderuna dem zuständigen Vertrauensmanne anzuzeigen. Unterlassung dieser Anzeige zieht Strafe nach sich! Wilsdruff, am 24. Januar 1895. Der Bürgermeister. Kieker. Das neue Programm -er preußischen Ne gierung zur Hebung der Landwirthschaft. Der neue preußische Minister für Landwirthschaft, Freiherr von Hammerstein-Loxten, hat in der Dienstagssitzung ves Ab geordnetenhauses gelegentlich der Spezialberathung des Land- wnthschaftSetais eine Reihe bedeutsainer Erklärungen abgegeben, welche man als das neue Programm der pr ußischen Regierung zur Hebung der Lanowirthschast bezeichnen kann. Die par lamentarische Einführungsrede desselben ist dadurch ein Ge genstand des allgemeinen Interesses geworden, daß der Mi nister in ihr neben der weitläufigen Erörterung der für die Hebung der Landwirthschaft in Preußen geeigneten Maßnahmen auch die reichsgesetzlichcn Bestimmungen besprach, welche viel leicht die Lage der Landwirthschaft günstig beeinflussen könnten. Außerdem aber zog er noch den bekannten Antrag Kanitz auf Verstaatlichung des Handels mit ausländischem Getreide, die Handelsverträge, die Reform der Zuckersteuergesetzgebung, die Währungsfrage, die Börsenreform und noch andere Fragen von weiterreichender Bedeutung in den Kreis seiner Betrachtungen. Herr v. Hammerstein leitete seine Darlegungen mit der bcmerkenswerthen Erklärung ein, daß er ein entschiedener Gegner des Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn gewesen sei, er be tonte aber gleichzeitig, daß nach dem Abschluffe dieses Vertrages derjenige der anderen Handelsverträge für Deutschland einfach eine Nothwendigkeit bedeutet habe. Dies führte ihn dann zu der Frage, ob vielleicht eine Revision der Verträge angezeigt sei, um die bei letzteren etwa begangenen Fehler wieder gut machen zu können, indessen vermied es der Minister, sich hierzu bestimmt zu äußern und wies er lediglich auf die Schwierig keiten eines solchen Vorgehens hin. Dann kam er auf die landwirlhschaftliche Krisis zu sprechen, Hervorhebeno, daß dieselbe sich nicht auf Preußen und Deutschland beschränke, sondern vielmehr internationaler Natur sei. Ein bestimmtes System oder die Regierung rrügen jedoch an der ungünstigen Lage speziell der deutschen Landwirthschaft nicht die Schuld, weil eben die Gründe der Krisis nicht in einem System oder in Personen lägen, sondern in schwierigen Umständen internatio naler Art wurzelten, eben deshalb würde auch ein starres Fest halten an einer extremen Schutzzollpolitik das Uebel nicht be seitigen, sondern eher noch verschärfen. Nach diesen ebenfalls höchst bemerkenswerthen Auslassungen wandte sich der Minister zu den Maßnahmen, welche zu einer Beseitigung oder wenigstens Linderung der landwirthschaftlichen Krisis in Preußen geeignet erscheinen. Als solche Mittel be zeichnete er die schon eingeleiteten Steuerreformen, die Erleich terung des Verkehrs durch Erweiterung des Netzes der ver schiedenen Verkehrsstraßen, besonders Anlegung von Kleinbahnen und Kanälen, Umgestaltung der Tarife und sonstige Eisenkahn reform, weiter zählte er als geeignete Maßnahmen zur Hebung der Lanowirtdschaft die fortschreitende Booenoerbesserung uns namentlich die fernere Entwickelung dec Moor- und Weide kultur, sowie die Förderung der Viehzucht aus, auch befürwortete er Maßregeln zur Bekämpfung der Viehseuchen uno der Reb- aasgefahr. Energisch betonte Herr von Hammerstem die Noth- wendigkul einer Organisation des Absatzes landwirthschaftlicher Erzeugnisse auf gmoffenscha tliche Weise und verfehlte über haupt nicht, hervorzuheben, wie sich der Landwirth auch selbst einschränken oder zu einer billigeren Sorte über ¬ befindet. Bestrebungen auf kein großes Entgegenkommen seitens der Regierung zu rechnen hätten. Nachdem Freiherr v. Hammer stein noch die Börsenreform und die Währungsfrage berührt, schloß er mit einem warmen Appell an die Landwirthschaft, sie Mark ersparen lassen. Auch an Zöllen ist mehr eingenommen worden, als erwartet wurde. Das kann im nächsten Jahr anders werden. Dann wächst das Defizit, und dann genügt nicht mehr ein lOprozentiger Zuschlag zur Einkommensteuer, sondern es können leicht 25 und mehr Prozent nothwendig werden. Wie wird das den Leuten gefallen? Ueberhaupt aber: Steuererhöhung. In den nächsten Tagen steht den Steuerzahlern in Sachsen eine unliebsame Ueberraschung bevor. Die Steuerzettel werden ausweisen, daß, um die laufenden Bedürfnisse zu decken, ein Zuschlag zur Einkommensteuer erhoben werden muß. Die Ge nehmigung dazu ist der Regierung schon vom vorigen Landtag zu theil geworden. Auch wie das so gekommen ist, ist bekannt. Es sind die Verhältnisse im Reich, welche die Finanzen der Einzelstaaten ungünstig beeinflussen. Um 33 V» Mill. Mark bleiben in diesem Jahre die Ueberweisungen des Reichs an die Einzelstaaten hinter den Matrikularbeiträgen zurück. Der Fehl betrag muß, da andere Einnahmequellen fehlen, durch Erhöhung der direkten Steuern gedeckt werden. Dieser Zustand wird so lange dauern, als nicht das Reich seine Einnahmen erhöht, d. h. bis nicht der Reichstag neue Steuern bewilligt. Denn mit der bloßen Sparsamkeit im Reichshauöhalt ist es nicht ge- lhan. In Dingen dieser Art hat die „Sparsamkeit", so noth wendig sie auch ist, ihre natürliche Grenze in dem, was sein muß. Die Hauptausgabe im Reich ist die für das Heer, gerade aber hier läßt sich, wie die Dinge nun einmal liegen, in absehbarer Zeit Erhebliches nicht sparen. Also müssen neue indirekte Steuern bewilligt werden, wenn nicht die Einzelstaaten geuöthigt sein sollen, durch Erhöhung ihrer direkten Steuern immer wieder nochzuhelfen. Der Zuschlag zur Einkommensteuer in Sachsen beträgt für diesmal 10 Prozent, und der Zuschlag trifft alle Steuer klassen gleichmäßig. Das wird immerhin an manchen Stellen als drückend empfunden werden. Noch schlimmer aber kann die Sache in späteren Jahren werden. Dies Jahr haben sich ein nothwendiges Lebensbedürfniß ist der Tabak ja nicht, und wer sich schon daran gewöhnt hat, zu rauchen, der kann seinen Bedarf doch <' ' ' " " ' " gehen. Thut er es aber nicht, so soll er sich doch wenigsten« nicht beklagen, wenn er von dem „Luxus", den er treibt, indem er jährlich 50 oder 100 Mark oder auch mehr zu seinem Ver gnügen in die Luft bläst, dem Staat auch ein paar Mark als Steuer entrichtet. Daran geht sicher keiner zu Grunde. Um gekehrt aber leiden Alle, wenn dem Reiche dauernd neue Ein nahmequellen verschlossen bleiben. Mit dem Bier ist es aber ähnlich, ebenso mit dem Branntwein und mit verwandten Dingen. Man prüfe also, wie und wo es sich am besten machen läßt, wie Härten, die freilich nicht ganz zu umgehen sein werden, am leichtesten zu vermeiden oder irgmdwie auszu- gleichen sind, und dann handle man. Aber etwas muß ge schehen, mit dem bloßen Neinsagen ist es nicht gethan, sonst läuft das Volk schließlich vor dem Steuerexekutor davon, und das ist auch keine angenehme Aussicht. „Das Vaterland". solle Selbstvertrauen zeigen und auch der Regierung vertrauen. Die Erklärungen des gegenwärtigen Landwirthschafts-» Ministers zeigen, daß die Männer des „neuesten Kurses" der mißlichen Lage der Landwirthschaft lebhaftes Verständn-ß ent gegenbringen und daß von ihnen nicht nur schöne Worte, sondern auch entsprechende Thaten zu erwarten stehen, durch welche dem Tagesgeschichte. Der Dank de« Kaisers. Im heutigen „Reichs-und Staatsanzeiger" wird folgender Allerhöchster Erlaß veröffentlicht: Als schönste Festgabe sind Mir auch zu Meinem diesjährigen Geburtstage aus allen Gauen deS deutschen Vaterlandes, sowie von patriotischen Deutschen im Auslande Glück- und Segens wünsche in reicher Fülle zugegangen, so daß Mir eine Beant wortung derselben im Einzelnen unmöglich ist. Es gewährt Mir wahrhafte Freude und Befriedigung, zu wissen, daß nicht nur im engeren Vaterlande, sondern überall, wo Deutsche weilen, Mein Ehrentag durch festliche Veranstaltungen mannichfachster Art mit herzlichster Theilnahme gefeiert worden ist. Kann Ich doch aus den Mir gewordenen Kundgebungen unverbrüchlicher Treue und Anhänglichkeit die Zuversicht entnehmen, daß das nur die gegebenen Verhältnisse berücksichtigen hoffentlich wird die Erfabrusig zeigen, daß siy der „neueste Kurs" mit diesem seinem landwirthschaftlichen Programme auf dem rechten Wege werden soll. Aber'eS kann dies nicht von heute auf morgen, sondern nur allmählich geschehen, auch will die fetzige Regie- „„„ „„ ..... ... runq hierbei keineswegs den Lea extremer und von einseitigen Tabaksteuer. Dieselbe kann an sich als ungerecht nicht bezeich- Jnteressen diktirten Maßnahmen emschlagen, Mdern immer inet werden, ist vielleicht sogar die gerechteste von allen, denn viel zu helfen vermöge. Hieran knüpfte der Minister Betrach- im Reiche in Folge der niedrigen Getreidepreise — leider! tungen über ein Eingreifen des Reiches zu Gunsten der Land- muß man sagen — bei den Ausgaben für die Armee 15 Mill, nmlhschast und stellte er in dieier Bestellung entsprechende Re formen in der Zuckersteuer- und Spir tussteuergesetzgebung in bestimmte Aussicht. Gegen Ende seiner Ausführungen erörterte der Minister noch den Antrag Kanitz, ohne allerdings schon bindende Mittheilungen über die Stellung der Staatsregierung in dieser Frage zu machen, doch erweckten seine Auslassungen den Eindruck, als ob die im Anträge Kanitz sich concentrirenden die Erhöhung der direkten Steuern muß doch einmal ein Ende haben, menn sie anders nicht als „Vermögenskonfiskation" empfunden werden soll, Auch würde, wenn man immer nur oie direkten Steuern steigern wollte, allmählich eine Erkaltung der Einzelstaaten gegenüber dem Reich eintreten, und in den Einzelstaaten würden manche nützliche und für die Bevölkerung segensreiche Aufwendungen unterbleiben müssen. Man muß sich also dazu entschließen, die Finanzreform im Reich durchzu- E Erhöhung der indirekten Steuern, die nachweislich gleichmäßiger sich vertheilen und leichter sich tragen auch entsprechende Thaten zu erwarten ucycn, als die direkten, dem Reiche eigene Einnahmequellen zu er- nothleidenden wichtigsten Erwerbszweige zu Hilfe gekommen Meßen. Angenehm sind freilich auch die indirekten Steuern .. - „1, nicht, aber es geht eben nicht anders. Borgeschlagen ist von der Regierung eine Erhöhung der