Suche löschen...
Dresdner Journal : 04.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-04
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 04.12.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vez»»»prei»: Mr Dresden vierteljährlich: i Mark bo Pf, bei den Kaiser lich deutschen Pustanstaiten vierteljährlich 3 Mark; außer- bald de- Deutschen Reiche» Poft- und Stempeljuschlaa. Emzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der bonn- und Feiertage abend». Fernspr-Anschluh:Nr 1S-L Dresdner W Journal. AntündtgungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 129S ^281 Montag, den 4. Dezember abends. 1899 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Prokuristen bei der Firma C. A. Tehnrr und Sohn in Schweizerthal, Karl Wilhelm Belters daselbst, das Ritterkreuz 2. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Stadtbezirks-Ingenieur Schapire zu Leipzig die ihm von Sr. Majestät dem KaiservonOesterreichverlieheneJudiläums-ErinnerungS- Medaille annehme und trage. Wekanntrnachung. Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, sind während Seiner schweren Erkrankung aus den weitesten Kreisen des Vaterlandes zahlreiche von Herzen ge kommene und zu Herzen gegangene Beileidsbezeigungen zu Theil geworden. Se. Königliche Hoheit haben mich zu beauftragen geruht, Höchstseinen herzlichen Dank hierfür öffentlich auszusprechen. Dresden, den 4. Dezember 1899. Der im Gesammtministerium Vorsitzende Staatsminister. Lchurig. Die Herausgeber der Amtsblätter werden ersucht, diese Bekanntmachung in der nächsterscheinenden Nummer des Amtsblattes abzudrucken. Das Ministerium des Innern hat der Kranken- und Sterbekasse des Notenstechergehilfen- verbandes zu Leipzig, eingeschriebener HülfSkasse, auf Grund ihres neuen Statuts vom 4. November 1899 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Kranken geldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 25. November 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Itr. vodel. Klopfleisch. WekcrnnLrnachung, die Anmeldung zu dem an der Königl. Turn lehrer-Bildungs-Anstalt in Dresden abzuhalten den Lehrkursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen betreffend. An der Königl. Turnlehrer. Bildungs - Anstalt zu Dresden beginnt am 8. Januar 1900 ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung 1. des Geburts- oder Taufscheines, 2. eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesundheits zustand, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. der Zeugnisse über die frühere Schulbildung, so wie über genossene turnerische Vorbildung und 5. eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 31. Dezember 1899 einzureichen. Dresden, am 29. November 1899. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. vou Seydewitz. Auerbach. Eruenuuugtu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen A nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1896 im II. Halbjahre 1899: Vaeut. — 6. im regelmäßigen Besetzungsverfahren: das Pfarramt zu Zedtlitz (Borna) — Kl. V(6) — Collalor: Kammerherr Graf v. Rex in Dresden; das Pfarramt zu Zschorlau (Schneeberg) — voraussichtlich Kl III (A) — Kol- lator: das ev -luth. LandeSconsistorium. — Dagegen wurden angestellt, bez. befördert: Friedrich Paul Wehner, Predigtawtskandidat, als HilsSgeiftlicher in Stötteritz (Leipzig II). Nichtamtlicher Teil. Die Bundesstaaten und die Reichsfinanze». Unter dieser Ueberschrist bringt der „Hamburgische Korrespondent" in seiner Nr. 565 einen Leitartikel, welcher sich mit den vom Sächsischen Finanzminister Hrn. v. Watzdorf in seiner Etatrede vom 20. November gegebenenAusführungen über die im laufenden Rechnungs jahre des Reichs zu erwartenden Ergebnisse des finanziel len Verhältnisses der Bundesstaaten zum Reiche be schäftigt und dabei in Uebereinstimmung mit einem in Nr. 278 der „Dresdner Zeitung" abgedruckten Artikel der „Berliner Neuesten Nachrichten" 6.6. Dresden, den 29. November abweichend von der Ansicht des Hrn. v. Watzdoif zu dem Ergebnisse gelangt, daß die Bundesstaaten wie in den Vorjahren, so auch in dem laufenden Jahre nicht nur keinen Zuschuß zu den Kosten des Reichs zu leisten haben, sondern von diesem einen wenn auch nur geringen Beitrag zu den eigenen Ausgaben erhalten werden. Sicherlich würde eS mit Freude zu begrüßen sein, wenn sich dies bewahr hcitcp sollte. Leider ist dazu aber nicht die geringste Aus sicht vorhanden. Die Ausführungen, auf Grund welcher jene beiden Artikel zu dem bezeichneten Ergebnisse gelangen, be ruhen auf einer mißverständlichen Auffassung der Be stimmungen im 8 3 des Reichsgesetzes vom 24. März 1897 und namentlich der Schlußbestimmung im 2. Absätze dieses GesetzeSparagraphen, welche letztere übrigens nicht, wie in jenen Artikeln angenommen wird, auf Vorschlag der verbündeten Regierungen, sondern durch den Reichstag in das Gesetz gekommen ist. Gerade diese Bestimmung ist sür die Verwendung der im laufenden Rechnungsjahre bei den Ueber- wcisungssteuern zu erwartenden Mehrerträge gegen den Etatssoll maßgebend, da nach ihrem Wortlaute und Sinne dergleichen Mehrerträge in erster Linie zur Abbürdung eines gemäß Absatz 1 und Absatz 2, Satz 1 im Rechnungsjahre 1899 zur Balancierung des ordentlichen Etats etwa eingestellten Ergänzungs zuschusses aus dem außerordentlichen Etat zu dienen haben und daher erst mit dem hierzu nicht benötigten Reste in Gemäßheit der bekannten Frankensteinschen Klausel zur Verteilung an die Bundesstaaten gelangen können. Im Etat sür 1899 sind bekanntlich die Matr kular- beiträge der Bundesstaaten um rund 13200000 M. höher bemessen als das Etatssoll der ibnen zukommenden Ueberweisungen. Da aber hiermit der Bedarf des ordentlichen Etats nicht gedeckt weiden konnte, mußten in Gemäßheit der zuletzt angezogenen Bestimmungen des Gesetzes vom 24. März 1897 in den Etat und in die beiden Nachträge zu demselben Ergänzungszuschüsse zu Lasten des außerordentlichen Etats eingestellt werden, welche sich auf insgesamt rund 30700000 M. belaufen. Diese ErgänzungSzuschüsse sind nun gemäß der oben erwähnten Schlußbestimmung in 8 3, Absatz 2 aus etwaigen Mehrerträgen bei den UeberweisungS- steuern zunächst zu decken, bevor von diesen Mehr erträgen etwas an die Bundesstaaten kommt, was ihnen eine Deckung sür die 13200000 M. zu ge währen vermöchte, um welche nach dem Etat die Matrikularbeiträge sich höher stellen als die Ueber- weisungen. Die in den eingang-erwähnten beiden Artikeln aufgestellte Behauptung, daß die Schluß bestimmung des 8 3 mit den im Etat vorgesehenen Zuschüssen aus dem außerordentlichen Etat nichts zu thun habe, sondern sich ausschließlich auf die ge gebenen Falls gemäß 8 3, Absatz 1 außer Hebung zu lassenden Matrikularumlagen beziehe, ist unver ständlich, wenn man berücksichtigt, daß jene Er gänzungszuschüsse auS dem außerordentlichen Etat gerade zum Ersätze für die außer Hebung zu lassenden Matrikularbeiträge bestimmt sind und in den Etat eingestellt werden mußten, um dessen Balancierung herbeizuführen. Diese Behauptung läßt sich nur daraus erklären, daß dabei mißverständlicherweise die regelmäßig im ordentlichen Etat bei den einmaligen Ausgaben der Marineverwaltung zur Absetzung ge langenden, nach einem bestimmten Prozentsätze des Wertes der Flotte bemessenen Zuschüsse des außer ordentlichen Etats gleich behandelt werden mit den zum Ersätze für außer Hebung zu lassende Matri kularbeiträge eingestellten Ergänzungszuschüssen. Auf Zuschüsse der ersteren Art bezieht sich die Schluß- destimmung in 8 3 allerdings nicht, wohl aber auf die unter ausdrücklichem Hinweise auf 8 3 des Ge setzes vom 24. März 1897 eingestellten Ergänzung? zuschüsse, sür die dieselbe gerade gegeben ist. Aus dem Ausgesührten ergiebt sich, daß die Bundesstaaten im laufenden Jahre auf das von ihnen zu leistende, nach dem Etat durch Ueberweisungen nicht gedeckte Mehr an Matrikularbeiträgen im Be trage von 13200000 M. erst dann etwas zurück erhalten können, wenn die UeberweisungSsteuern einen Mehrertrag ergeben, welcher das Etatssoll um mehr als den zur Abbürdung der Ergänzungszuschüsse aus dem außerordentlichen Etat erforderlichen Betrag von 30700000 M. übersteigt. In der Etatrede des Hrn. v. Watzdorf war der zu erwartende Mehrertrag — gestützt auf eine Schätzung der Hauptbuchhalterei des Reichsschatzamtes — auf 22 Mill, angenommen und hiernach würde derselbe noch nicht einmal zur Ab- biudung der fraglichen Ergänzungsvolschüsse ausreichen, sodaß die Bundesstaaten davon nichts erhalten würden. Ganz abgesehen nun davon, daß es sich bei dieser Be zifferung des Mehrertrages der UeberweisungSsteuern nur um eine jedenfalls vorsichtige Schätzung handelt, welcher gegenüber die thatsächlichen Ergebnisse sich auch günstiger gestalten können, mag hier noch hervor- gehobcn werden, daß jene Schätzung selten der Haupt buchhalterei des Reichsschatzamtes auf den Ergebnissen bis zum Schlüsse des Monats August dieses Jahres beruht. Wenn seitdem in tun Einnahmen auf Ueber- weisungssteuern eine Besserung unzweifelhaft ein- gctreten ist, so erscheint es wohl möglich, daß eine nach dem neueren Stande erfolgende Schätzung zur Annahme eines höheren Mehrertrags gelangt. Immer hin ist aber wohl kaum irgend welche Aussicht vor handen, daß derselbe die Höhe von 43900000 M. er reichen kann, welcher Betrag nötig sein würde, um nach Abbürdung der ErgänzungSzufchüsse de- außer ordentlichen Etats an 30700000 M. den Bundes staaten noch volle Deckung für das Mehr an Matri kularbeiträgen in Höhe von 13200000 M. zu ge währen. Und davon, daß sie darüber hinaus noch etwas an Ueberweisungen erhallen, wird erst recht nicht die Rede sein können. Ter NeichshauShaltSplau für 1900 ist am Freitag dem Reichstage zur Beratung über mittelt worden. Wir haben aus dem Postetat u. a. schon das Wesentliche im Auszuge nntgeteilt und geben nun nachstehend von den übrigen Posten die Haupt- -iffern. Ter Etat für den Reichskanzler und die Reichs kanzlei weist wesentliche Aendrrunge» nicht aus. Im Etat sür das Auswärtige Amt ist eine neue Stelle sür einen vortragenden Rat der RechtSabteilung vorgesehen, ferner sür einen zweiten Legationssekretär in Bern, desgleichen in Brüssel, im Haag, sür einen dritten Botschaftssekretär in Rom, desgleichen in Wien. Ein zweiter land und forstwirt schaftlicher Sachverständiger soll in Nordamerika und zwar beim Generalkonsulat in New-Aork bestellt werden, auch sollen später hin solche Sachverständige zur Prüfung einzelner Spezialfragen vorübergehend in das Ausland gefandt werden. DaK Konsulat in Valparaiso soll in ein Generalkonsulat nmgcwandelt, ein neues Generalkonsulat in Zürich errichtet werden. Konsulate sollen eingerichtet werden rn Philadelphia und in Swatow. — Die Kolonialverwaltung erfordert in der Zentrale ein Mehr an Ausgaben von 61 836 M. ES fall die Stelle eines Vortragenden Rates neu geschaffen werden. Bei den allgemeinen Fonds ist eine Summe von 10 25« M zur Vergütung an da» Institut sür Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg neu eingestellt. — Unter den einmaligen Ausgaben de» ordentlichen Etat» sind neu ausgeworsen 40 000 M. für Neubauten in der Gesandtschaft in Teheran, 60090 M. zur Beschaffung einer Dampspinaffe für die Botschaft in Konstantinopel, 137 890 M. zum Erwerb eines Konsular grundstücks und zur Errichtung der Baulichkeiten in Hiogo- Osaka, 6» 000 M. zum Erwerb eines Konsulargrundstückes in Nagasaki und 159 000 M. zum Ankauf eine» folchen in Tam- fui-Twatutia (Formosa). An Zuschüssen für die ernzelncn Schutzgebiete sind mehr eingestellt: 796 400 M sür Oftafrika, 214 300 M. Kamerun, 16 990 M. Togo, 272 300 M West- asrika und 191 600 M. Neu-Guinea, sür Karolinen rc. 95900 M. weniger. — Für die Kolonial-Zentralver- waltung soll ein neues Amlsgebände am Prinz Friedrich Carl-User (Berlin) errichtet werden. Die Baukosten sind aus 1,3 Mtll. veranschlagt Der Etat des Reichsamts des Innern verzeichnet eine Mehreinnadme von saft einer halben Million, wovon 390900 M aus die Gebühren des Patentamtes und 209 000 M. ans die des Kaiser Wilhelm-Kanals entsallen. — Die dauernden Aus gaben sind mit 6,2 Mill. M höher angesetzt. Der Hauptteil deS Mehr mit 8,6 Mill, entsällt aus den ReichSzuschuß sür Invalidenversicherung, 30000 M. sind mehr sür Hebung der Binnenfischerei ausgeworsen, 750 909 M. mehr sür die Erweiterung der Postdampserverbindungen mit Ostasien und Australien, 180 909 M für die Unterstützung von Familien der zu den FriedenSübungen eingezogenen Mannschaften; die bisher mit 20 900 M. bemessene Position zur Förderung der deutschen SchiffSklassifikation ist in die sortdauernden Ausgaben eingestellt. Im Reichsante selbst sollen neue Stellen für 1 Direktor und 1 Vortragenden Rat und zwar beide sür die neugebildete handelspolitische Abteilung geschaffen werden, im Patenlamte insolge der Errichtung zweier neuer An- meldeabteilungen zwei Stellen sür Abteilungsvorsitzende und sechs Stellen sür technische Mitglieder, im ReichS- versicherungSamte sür zwei neue ständige Mitglieder, für einen Obcrrechnungsrevisor, der sich den Kassenrevisionen der BerufSgenossenschasten zu widmen hätte. — Unter den ein maligen Ausgaben deS ordentlichen Etats werden u. a. auch 15000 M. (1. Rate) alS Unterstützung sür die Herausgabe eines Werke- über das deutsche Bauernhaus gesorvert Die Gesamtsumme der einmaligen Ausgaben ist auf 3,4 (—2,3) Mill bemessen. Der Etat für die Verwaltung deS Reichsheeres schließt, soweit Preußen rc. in Betracht kommt, mit einer Einnahme von 4 Mill, oder 2,2 Mill, mehr gegen das Vorjahr ab 2 Mill sind neu eingestellt als Entschädigung von der Ver waltung der Reichseisenbahnen sür die Verminderung der Ver teidigungsfähigkeit von Straßburg i E. Die dadurch be dingte Verstärkung der Fortslinie erfordert eine Ausgabe in gleicher Höhe. — Die fortdauernden Ausgaben sind aus 420,8 (-P 17,2) Mill, bemessen. Von dem Mehr entsallen 2,9 Mill, aus Geldverpflegung, 3,2 Mill aus Naturalverpfleg ung, 1,3 Mill aus Bekleidung und Ausrüstung, 1,9 Mill aus Kunst und Wissenschaft. König!. Schauspielhaus. — Am 2 d. Mt».: ,Jugend von heute". Eine deutsche Komödie in vier Auszügen von Otto Ernst (Zum ersten Male.) Jugend von heute — ein reichhaltiges, ausgiebiges Thema, hundert Trauerspiele, die nicht tragisch, hundert Komödien, die nicht komisch, und tausend Poffen, die nicht lustig sind, umschließend! Jugend, die alles, nur nicht jung, die mit der Welt fertig ist, ehe sie noch mehr von der Welt weiß, als daß cS öde Spießer giebt und alle Spießer langweilig sind, die die verwegenen weltumwälzen den Ideen häufiger wechselt, als die Hemden, die gar nicht ahnt, daß man, wie der Held des Ernstschen Stücke» schließlich bekennt, „mit all diesen geistreichen Ideen nicht leben und nicht schaffen kann", fordert natür lich zur schärfsten Satire heraus. DaS Genie eines Shakespeare und eines Moliöre würde nicht ausreichen, um die Masse der Widersprüche, in denen sich diese Jugend bewegt, humoristisch zu beleuchten, um Selbst vergötterungen, die gar nicht karikiert werben können, weil sie Karikatur an sich sind, mit frischer Laune und Leben«- «wersicht zu überwinden Der große Meister, der diese Jugend m all' ihren Typen und wunderlichen Fratzen mit Witz besiegte und dabei nicht einen Augenblick Ver läße, daß sie nicht die Jugend ist, die echte, goldene, unverwüstliche Jugend, die weder am Nietzsche, noch an den Berliner Nachtcafö« sterben kann, soll vielleicht noch geboren werden. Einstweilen wollen wir uns freuen, »rnn ein talentvoller, geistreicher und liebenswürdiger Poet, wie der Verfasser der Komödie „Jugend von heute" es ist, einen Teil dieser Aufgabe glücklich löst und einen ebenso unbestrittenen wie wohlverdienten Erfolg davon- trägt, wie er dem Stücke bei der gestrigen ersten Auf. fthrung im Königl Schauspielhause zu teil wurde E« verschlagt wenig, daß der Aufbau der Komooie, fo rüchug er im allgemeinen ist, an ein paar Stellen überflüssige Verlängerungen der Träger und Stützbalken zeigt; es be» deutet nicht viel mehr, daß die wirkliche Rührung an ein paar Stellen sich bedenklich in die verbrauchte Rührselig keit wandelt Ja die Wirkung des frischen Lebens, der gesunden Gestaltungskraft in diesem Stücke ist so groß und nachhaltig, daß die Stimmung der Pracht scene deS vierten Aktes, in der sich Hermann Kröger und Clara Hendrichs finden und verloben, auch die Gefahr der Verlangsamung und Verkühlung, die das letzte Wiederauftreten de» Herrn Erich Goßler bringt, siegreich überwindet Der Verfasser ist hier offenbar von der Be. sorgniS beschlichen worden, ein roheres Publikum könne die schmerzliche Seite der modernen Thatlosigkeit, „die am Leben leidet", übersehen, und will den Belachenswerten auch noch in das Licht rücken, bei dem man ihn beweint. Doch schon der weise König Salomo warnt: „Wolle nicht zu gerecht sein", und das Beste, was der Goßlerschen und jeder ähnlichen Ueberhebung geschehen kann, bleibt, daß man sie verlacht. Die Erfindung des Stücke« zeigt einfache Grundlinien, und die Hauptwirkung beruht auf der Fülle prächtiger Einzelheiten Der junge Arzt I)r. Hermann Kröger, von Berlin in« Elternhaus einer norddeutschen Hafenstadt heimkehrend, schleppt den Seinigen einen Freund und einen Kameraden in« HauS, die beide Uebermenschen, obschon Uebermenschen verschiedenen Gepräges sind. Weder Erich Goßler noch der ungewaschene „Kritiker" und „Dichter" Egon Wolf paffen in die bürgerliche Um gebung von Vater und Mutter Kröger, und die Wahrheit zu sagen, in keine Umgebung hinein, in der sie sich nicht selbst leben können. Aber während der Schriftsteller ein harmloser Schmarotzer ist, dem man die Fleischtöpfe der Mutter Kröger wohl gönnen möchte, zeigt Erich Goßler die seltsame Mischung von Welt- und Menschenverachtung und versteckter Eenti- mentatrtät, v;e sür geauffe vollfastige und arglose deutsche Naturen so verhängnisvolle Wirkung auSübt. Hermann Kröger ist den starken Worten, den verwegenen Gedanken, die „gegen das schleichende Unrecht das brutale Unrecht, gegen den Stumpfsinn den Wahnsinn" setzen, verfallen, er merkt nicht, daß Goßler ihn an seinen öden Welt schmerz ankettet und von brennendem Neid wider Her- maanS frische Arbeitskraft und Thatlust erfüllt ist. Wie er es merkt, wie er Schritt für Schritt zum Bewußtsein kommt, daß ihm, wenn er mit Goßler weitcrphilosophiert, da» Leben selbst entrinnen wird, da drängt und zwingt e« ihn zurück zur Arbeit, da setzt er sich ehrlich und männlich entschlossen mit dem umstrickenden Genossen aus einander, überwindet diesen und reißt alle Fenster auf, durch die frische Lebenslust einströmen kann Es ist hübsch, daß die unbewußte Liebe zu der liebenswerten jungen Blumenmalerin Clara den ersten Anstoß dazu giebt; eS ist noch hübscher, daß der wackere junge Arzt seine Befreiung vollbringt, ohne daß Clara und die Mutter dabei unmittelbar mithelfen, unv daß wir gewiß werden, vr. Kröger würde frei und gesund werden, auch wenn Clara Hendrichs nicht vorhanden wäre. Wie Her mann dem unholden und doch bedauernswerten Goßler das letzte Wort gesagt hat und eS ihm gleich darauf ge lingt, den schwerverwundeten thörichten jungen Bruder, der sich aus Vorwitz in Gefahr begeben hat, durch sein ärztliche« Wissen und Geschick zu retten, da ist er reif für ein tüchtige« Leben und darf ausrufen: „Wer den GlückSegoismus nicht nötig hat, wer auf Bezahlung verzichten kann, da« ist'n Herren mensch!" Und hoffentlich sieht er da« Glück, da« ihm wenig später in Ciara zu teil wird, nicht als ein Neben- Produkt an Alle« in allem: e« ist Frische, Zug, poetische« Naturell, eine Satire, deren Schärfe durch wirklichen Humor ge mildert wird, lebendige Meoschendarstellongskrakt an dieser Komödie Dem Verfasser Otto Ernst (Schmivt) ist nicht« Bessere« zu wünschen, als daß e« ihm gelingt, sich gegen Tantismehunger, der uns die dramatischen Talente ver wüstet, zu schützen und von Zeit zu Zeit ein ansehnlich gutes Stück zu schaffen Vermag er der humoristischen Ader in seinem Talent freieren Fluß zu geben und problematische Gestalten wie Goßler noch deutlicher zu runden, um so bester. Inzwischen aber darf man ihm und unserer Hosbühne zum entschiedenen Erfolg Glück wünschen und einer längeren Reihe von Wiederholungen der „Jugend von heute" zuversichtlich entgegensetzen Die Darstellung der Komödie war eine vortreffliche; Hr. Wiecke gab in seinem Hermann Kröger ein über zeugendes Menschenbild und wußte den Durchbruch der eigentlichen thatkräftigen, lebensfreudigen Natur durch die Hülle des vergrübeltcn Weltschmerzlers mit höchster Frische und Wärme zu gestalten. Hr Froböse (Erich Goßler) hätte den am Leben leidenden Denker noch um ein paar Züge seiner, elegischer, in sich gelehrter wiedergeben dürfen, doch ist nicht zu vergessen, daß der Dichter hier selbst nicht zur vollen Klarheit gediehen ist. Frau Basiö zeigte sich namentlich im ersten und vierten Akt, in der frischen Verkörperung der lebensvollen, leicht übermütigen Mädchen gestalt von außerordentlicher Anmut; weniger gut gelang ihr da« Spiel mit Goßler Don den Darstellern der kleineren Rollen des Stücke« trugen namentlich die Herren Rens, der den großen Litteraten Wolf in vortrefflicher Maske spielte, und Hr. Gebühr (Hans Kröger), der einen ganz vollendeten Bengel von Primaner schuf, zum Entzücken de« Publikums bei. Hr. Swoboda (Vater Kröger) und Frau Wolfs (Mutter Kröger) gaben behaglich da« typische Philisterehepaar, von dem namentlich der weib liche Teil, nach den Absichten de« Dichters, recht wohl um eine Linie höher gehalten sein dürste Auch die Herren Bauer (Komponist Franz Meißner), Eggerth (Rentier Beckendorff), Gun; (Theo Normann, Schauspieler), Müller (Medizinalrat vr. Bröcker), sowie Frl. Diacono (Rosa Belli») wurden ihren Aufgaben mehr al« gerecht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite