Volltext Seite (XML)
EIN Mittwoch, irsch. d dringend ?reis<«i' le k.-i. chen Vcrrichtunil : ausbeffei" arjucht. eschäflSstcüt bäume, ren und ehlt «0 ürpleB KIi!«nl t. 1. rnsportwag^ 8oeten, Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,W Mk. frei ins ßaus. 8n öer Leschästsstelle abgeholt 1 Illk. Einzelne Nummer 12 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unterkaltungz- und Bnreigeblatt Anzeigen-Preis: Vie einspaltige Zeile oöer Seren Naum 13 pfg. Bekamen Sie einspaltige petit- zeile oöer Seren Naum 3ll pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. IvieSer- holungen entsprechender Nabatt. Mt wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage Illustriertes Unierhaltungsblatt", sowie äen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen »Felü unö Larten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck/unö^Verla^v^ Hermann Kühle, Ottenöor^strMa^^^ Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrill^ Kummer ^08 Freitag, den 14. September 1917 16. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Nach starker Feuerwirkung brachen lranzöfische Abteilungen zu gewaltsomen Er Endungen beiderseits der Straße Somme-Py- Souain in der Champagne vor. Sie wurden durch Feuer und im Nahkampf zurückgetrieben, Kesangene blieben ln unserer Hand. — In mehreren Abschnitten der flandrischen Front, im Artois und nördlich von St. Üuentin lebte die Feuertätigkeit in den Abendstunden beträchtlich aus Vielfach kam zu Zusammenstößen dec Infanterie im Vorfeld der Stellungen. — An mehreren Stellen zwischen Ostsee Und Düna warfen unsere Vortruppen russische Aufklärungsabteilungen durch Kampf zurück. — Die neue Verdun-Offensive zeigt das gewohnte Bild: geringe Anfangserfolge, die durch Gegenstöße größtenteils wieder wett- gemacht werden, und daran anschließend Teil- timpfe, die sich tage- und wochenlang hin- jiehen können. Die Teilgefechte brachten die Deutschen wieder in den Belitz des Nordost- lipfels des Fosseswaldes, ebenso wurde im Chaumewalde sowie in Gegend Vaux-Kreuz- Höhe gekämpft. Im Chaumewalde setzten die Franzosen einen Angriff an, der teilweise >»l Handgranatenkampf abgewiesen wurde Die deutschen Stoßtrupps brachten mehrfach Gefangene ein, so aus den Kämpfen im Fosses- valde und bei der Höhe 344. Hier war deutscherseits ein starker Vorstoß gemacht worden, der bis in die französischen Stellungen verdräng. Die über 100 Gefangenen, die dabei gemacht wurden, gehören zwei ver- lchiedenen Divisionen an. — Während noch nicht feststeht, ob Kerenski Wirtlich ermordet ist, oder ob es sich auch in diesem Fall wieder um eines der vielen Ge rüchte handelt, wie die in Ruf land gang und gäbe sind, muß man es heute als unbestreit bare Tatsache ansehen, daß General Kornilow wit aller Energie den Kampf um die Macht in Rußland begonnen hat. Zwar tst gegen Kornilow und seinem ganzen Stab nach einer Meldung der „Daily Mail" ein Haftbefehl blassen, aber hisher hat sich noch niemand gesunde», der die Macht hätte, diesen Haft befehl auszuführen, und General Kornilow dürste sich damit wohl weiter der goldenen Freiheit freuen. Alles deutet sogar darauf hin, daß er seiner Truppen sicher ist und daß er im Begriff steht, sich der Hauptstadt und damit der Regierung zu bemächtigen. Die schienen auf der Bahnstrecke zwischen Luga Und Petersburg sind aufgebrochen worden Die erste Abteilung von Kornilows Truppen ioll schon in Luga angekommen sein, das etwa 100 Werst von der Hauptstadt abliegt, wo sich die regierungstreuen Trupen befinden. Die sog. wilde Division, über die Kornilow irüher den Oberbefehl hatte, hat Pskow ver- iafsen, sich in der Richtung auf Petersburg in Marsch gesetzt und ist bereits auf der Station Pyritza angekommen, 54 Werst von Petersburg entfeint. Auf der Linie Peters burg Rybinsk ist der ganzeßZugverkehr gestört. Damit dürste, wenn nicht in der letzten stunde noch unerwartete Ereignisse geschehen wüten, Rußland am Vorabend des Bürger krieges sieben, denn es ist nicht anzunehmen, daß die Männer der Revolution kampflos auf Hre Macht verzichten werden. — Aus Stockholm wird gemeldet: Die Meldung, Kerenski sei ermordet worden, ist bisher noch nicht bestätigt und wird allgemein uir unrichtig gehalten. — Die Wälder im Südosten der großen «traße Riga—Wenden zeigen schon die Bilder eines Rückzugsgeländes, das von großen Armeemafien durcheilt wurde. Je näher man der Hauptstraße kommt, um so zahlreicher liegen zerbrochene Wagen, fortgeworfene Mäntel, Patronen, Stahlhelme usw. umher. Auf dem Bahnhof Rodenpoie war die Beute besonders groß. Hier war ein großer Feld bahnhof mit Schuppen und Speichern der Hauptbahn angegliedert. Unsere Infanterie erbeutete hier 40000 Zentner Mehl, 5 Waggons Rotwein und Riesenmengen von kleinen gedörrten Fischen und Dörrgemüse. Auf den vielen hundert Zeltbahnwagen lagen noch Hufeisen, Säcke uud alles mögliche Material durcheinander. Bei Birsnek-Neu- grika stießen die ersten vorgehenden Patrouillen auf die russischer Bagagen. Noch einmal rafften sich die Russen auf, um die Bagage zu retten. Mehrere schwache Patrouillen mußten die Düna räumen, bis Bataillonsunterstützung kam. Im Nahkampf wurde der Hügel ge stürmt, und beherrschten unsere Maschinen gewehre dre Straße, auf der nun alles in wildem Durcheinander stehen blieb. Das Regiment machte riefle Beute. Man nahm an dieser einen Stelle 5 unbeschädigte Geschütze, Protzwagen und Mumtion, 3 Grabengeschütze, 48 Minenwerfer, 14 Lans-Mrnenwerfer, 15 Maschinengewehre, 45 Maschinengewehrläufe, 95000 Maschinengewehrpatronen und 250000 Jnfantenepatronen, 35 Wagen, ein Lastauw, 30 Arulleriemunitlonswagen, 20 Jnfanterie- znotzen,29 Feldküchen und einen Desrnfektions- wagen. — Aus Genf wird gemeldet: Petit Parisian meldet aus London, daß dort beunruhigende Gerüchte über eine neue Seeschlacht im Umlauf sind. Auf der Jusel Gotland höre man deutlich ein starkes Bombardement aus der Ferne und es wird vermutet, daß die Deutschen einen Angriff auf Reval machen. — Aus Amsterdam wird gemeldet, daß Rußland von seinen Verbündeten die Ein leitung sofortiger Friedensverhandlungen ver langt. England hat demzufolge versucht, sich mit Amerika in Verbindung zu setzen, und die Vereinigten Staaten haben eine schnelle wirksame Hüfe für Rußland zugesagt. Frank reich verlangt dagegen, daß dre Hilfeleistung von Japan ausgehe. — Exchange meldet aus Washington: Die Tatsache, daß die schwedische Gesandtschaft in Buenos Aires Vie deutschen offiziellen Berichte über das Stockholmer Mmiuerium des Aeußern weiter gegeben hat, wird hier als eine offensichtliche Verletzung der Neutralität beirachtet, die zum Abbruch der Beziehungen zwischen Schweden uno allen Verbandsländern führen kann. Oertttches und Sächsisches. Dttkndors Gkrilla, lZ September — Eine wahre Zierde unserer Wälder sind die Täublinge. In allen Farben leuchten diese prächtigen Pilze aus dem grünen Moose oder aus dem dunklen Dickicht hervor: gelb, hellgrün, dunkelgrün, schwärzlich, bräunlich, grau, blau, lila, rosa, hell- und dunkelrot. Leider ist unter ihnen ein Giftpilz, der die ganze farbenfreudige Famitie arg in Verruf gebracht hat, es ist dies der Spei-Täubling. Er scheint ein tückischer Geselle zu sein, denn er nimmt, um den Menschen zu täuschen, ver schiedene Farben an; bald tritt er — je nach seinem Standort — blut- oder purpurrot, bald kirsch- oder hellrot auf, bald geht die Farbe ins Gelbliche über, bald steht er auch dunke>blaurot da Alle übrigen, bei uns vor kommenden Täublinge sind nicht giftig, wohl aber hinterlassen manche von ihnen, nament lich die roten, beim Kosten einen brennenden, beißenden Geschmack aus der Zunge. Auch olche Täublinge werden in manchen Gegenden zegefien. Man kocht sie erst 2 bis 3 Minuten lang, gießt den ausgekochten Saft weg und bratet sie dann Um ganz sicher zu gehen, 'oste man jeden Täubling roh. Die eßbaren chmecken mild, mandelartig und beißen nicht, es sind dis namentlich die gelben, grünen, blauen, lilaen, schwärzlichen und bräunlichen. Sie geben ein sehr wohlschmeckendes Gericht. Im Schaufenster bei Lindners sind verschiedene Täublinge ausgestellt. — Unreife Kartoffeln auszunehmen bezw. Kartoffeln unsachgemäß zu behandeln ist ver boten. Hieraus wird erneut mit dem Be merken hingewiesen, daß Zuwiderhandlungen mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und mit Geld strafe bis zu 10000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft werden. — Das Ende der Sommerzeit! Durch die sächsische Presse ging dieser Tage die Nachricht, die amtlichen Kreise seien in Er- wegungen eingetreten, ob es noch möglich sein werde, die Sommerzeit zu verlängern, und zwar bis 15. Oktober. Die Erörterungen seien noch nicht abgeschloffen. Wie wir hier zu erfahren, dürsten diese Erwägungen keine Aussicht auf irgend eine Verwirklichung dieser Absicht — wenn sie überhaupt ernstlich be standen haben sollte - haben, da bereits die Kgl. Sächsische Staatseisenbahn den Zug verkehr in der Nacht vom 16. zum 17. d. M. der neuen Zeit entsprechend eingerichtet hat, und zwar im Einvernehmen mit den übrigen deutschen Eisenbahnverwaltungen. Zur Ein führung der Winterszeit in der Nacht vom 16. zum 17. September d. I. werden die Uhren um 3 Uhr nachts auf 2 Uhr zurück- gestellt. Es erscheint deshalb die Stunde von 2 bis 3 Uhr doppelt. Die erste Stunde von 2 bis 3 Uhr wird als -^-Stunde, die zweite Stunde von 2 bis 3 Uhr (nach der Uhrenstellung) als kStunde bezeichnet. Da dieser Vorgang im Eisenbahnverkehr eine be- deutende Rolle spielt, so werden in der Nacht vom 16. zum 17. September die Züge zum Teil verändert verkehren. Um möglichst wenig Störung im öffentlichen Verkehr zu verur sachen, ist zur Wiedereinführung der Mittel europäischen Zeit die Stunde von 2 bis 3 Uhr nachts gewählt worden, da sich um diese Zeit verhältnismäßig weniger Züge auf der Fahrt befinden, als während der Mitternachts stunde. Die Aenderungen der dem Personen verkehr dienenden Züge werden durch Anschlag auf den Stationen bekanntgemacht. — Die Bezeichnung „Hamster" gilt als verleumderische Beleidigung. So hat wenig stens das Reichsgericht in einer Klagesache gegen einen Zeitungsleiter entschieden, der gegen eine Person ohne Grund den Vorwur des Hamsterns erhoben hatte. Wenn sich auch die Hamsterer gegenwärtig ärger als die Karnickel vermehren, so muß man also doch mit der Bezeichnung sehr vorsichti sein. Drsden. Auch hier sind gegenwärti Erwägungen im Gange, den Straßenbahn verkehr weiter einzuschränken. In welcher Weise eine solche Einschränkung erfolgen wird, steht heute noch nicht fest. Arnsdorf. Im Arnsdorfer Walde fan man einen Herrn aus Dresden krank au Er hatte beim Pilzsuchen einen giftigen Pil in rohem Zustande gegessen. Der Krank wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht Hauswalde. Im Rammenauer Ge° meindewalde, in der Nähe der hiesigen Flur grenze, wurde am Donnerstag ein ruffische Kriegsgefangener festgenommen und nach Bischoffswerda in das dortige Gefangenen lager überführt. Er war etwa vierzehn Tage aus dem Gefangenlager in Döberitz entwichen und wollte über die Grenze nach Böhmen, wo er Unterschlupf zu finden hoffte. Bischofswerda. Am 10. d. M- abends wurde die Flucht des ruffischen Stabshaupt manns Schabitzki entdeckt. Fluchtrichtung unbekannt, wahrscheinlich böhmische Grenze. harnldtek Hageliea. Wie lebt' ich sonst so sorgenlos Von Kohl, von Kraut und Rübe, Mich der Verdauung widmend blos Und dem Vermehrungstriebe. Bei losem Spiel und Blätterfraß War ich der Jungens liebster Spaß Und wurde Urgroßvater, Wenn mich nicht fraß der Kater. Dach weh, das Glück es hielt nicht stand! Auch beim Kanin-Geschlechte Schwebt zwischen Zibb' und Kelchesrand Die Hand der dunklen Mächte. Es grub der Weltkrieg mir das das Grab, Denn als das Essen wurde knapp, Bekam man mich beim Wickel, Mich friedliches Karnikel. — O Menschenmagen, wenn du knurrst, Suchst überall du Beute: War mir bis dahin alles Wurst, Bin selber Wurst ich heute! Sonst fraß ich still von früh bis spät, Heut bat das Kohlblatt sich gedreht? Sonst fraß ich selbst, indessen Will heut mich alle- fressen. Wo fliehe, Himmel, ich nur hin, - Mich rettend vor dem Sterben? Ach, daß ich gar so schmackhaft bin, Das wurde mein Verderben! Man würgt mich ab, man speist mich auf, Das nennt man dann „Kaninchenlauf". Serviert in allen Arten, Ziert er die Speisekarten. — So säh' ich ewig mich verdammt, Daß als „Ersatz" ich diene, Wenn nicht das — Kriegsernährungsamt Als Hoffnung mir erschiene. Vielleicht führt es den Höchstpreis ein! Dann kann ich ganz beruhigt sein, Bedroht des Todes Hippe Nicht Bock mehr und nicht Zippe. Ulk. — Verdeutschung im GastwirtSgewerbc. Der Regierungspräsident von Magdeburg hat angeordnet, daß bei der Erteilung der Er laubnis zum Betriebe von Gast und Schank- wirtschaften aus die Beseitigung der üblichen Frcmdwörterbenennungen hingewirkt werden soll. Hotel, Restauration Cafe usw. dürfen nur noch deutsche Bezeichnungen wie Gasthof, Fremdenhof, Herberge, Wirtschaft, Krug, Schänke, Bräu, Kosthaus usw. tragen. E« soll auch mit derjenigen Ausländerei gebrochen werden, die sich beispielsweise in den Be nennungen City-, Bristol- oder Savoy- in Verbindung mit der Bezeichnung der Art des Wirtschastsbetriebes breitmacht. Zwickau. Der Rat hat beschlossen, das Verbrennen von Kartoffelkraut zn verbieten, weil dasselbe als Streu und Futtermittel zu verwenden sei. Auerbach i. V. Aus Furcht vor Strafe freiwillig in den Tod gegangen ist der Sohn des hiesigen Fleischermeisters Meisel. Da« Fleischergeschäft ist wegen wiederholter heim licher Schlachtungen geschlossen worden.