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MMe LlbjÄmg. Amts-und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau nud den Stadtgemeinderath zu «Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch olle Postnnstniien, sowie durch die Erpediiion dieses BioticS sstr l Mark okcrtcl- jährlich zu beziehe». — Inserate sstr das MitlwochSblaii werde» bis Dienstag früh l> Uhr, für das So»uabe»dSblaii späiestenS bis Freitag frnh l> Uhr er beten. — Preis sstr die einmal gespaltene CorpuSzellc oder deren Rau», 10 Pf. — AuSwartS werde» Inserate für die Elbzeitung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den An»oncen-Burcaur der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse nnd Haascnstcin k Vogler. 7N. Schandau, Sonnabend, den 2. October §875. O Gegeu die Schutzzoll-Agitatlon. Unter den zahlreichen Knndgcl'nngcn, welche der gegenwärtige Streit über die Ziele und Angabe der deutschen Zollpolitik täglich hcrvorrnft, verdient das Votum des DclcgirtcntagcS der deutsche» Seestädte als die Stimme des deutschen Großhandels besonder Beachtung. Die immer dreister werdende schntzzöl ncrischc Agitation hatte die Königsberger Handels kammer, welche an der Spitze der freihändlcrischcn Bewegung steht, veranlaßt, auf die Einberufung einer außerordentlichen Konferenz dcö Vereins der Seestädte zu dringen, nm auch das gewichtige Wort dieser Kör perschaft in dem Kämpf gegen Schntzzoll nnd Frei handel zu vcrwerthcn. Die Konferenz trat vorige Woche in Berlin zu sammen nnd war von 23 Dclcgirtcn besucht. Nach dem der Vorsitzende, Herr Claußen Bremen, die Sach lage dargclcgt nnd die Freihändler gegen vielfache ungerechte Vorwürfe in Schutz genommen, wurde eine Eingabe an's Ncichskanzlcramt, den Bnndcörath nnd Reichstag besprochen, deren Schluß die Bitte war: „Alle Petitionen nnd Anträge ans Verlängerung oder Erhöhung der Schutzzölle über das in den bestehenden Gesetzen bestimmte Ziel nnd Maß entschieden znrück- znwciscn und nnbcirrt in der durch die iuternatioualen Verträge ciugelcitetcii Handelspolitik forlzufahreu." Die Eingabe weist in überzeugender Darlegung nach, daß nicht überstürzte oder unbillige Zolltarif rcformcn gewisse Zweige der deutschen Industrie, na mentlich das Eiscnfach, in die angcnblicklichc Kalami tät gebracht, sondern nur die eigene krankhafte Uebcr fpannung, der fieberhafte Schwindel nnd der unaus bleibliche Rückschlag dagegen. „Jeder Versuch", heißt cö weiter, „dies liebel mit einer Staatsmaßrcgcl zn bekämpfen, ist eine Ungerechtigkeit. Wer hilft dem Landwirth, der seine Ländereien zn thcucr bezahlt hat? Wer dem Besitzer cntwcrthctcr Bankaktien? Ebenso wenig haben die Besitzer von Eisenwerks-Aktien ein Anrecht, vor Entwcrthnng dieses Besitzes durch künst liche Preissteigerung der Eiscnfabrikatc geschützt zn werden." Aber selbst wenn man die Zollpolitik nach den Wünschen gewisser Jndustrickrcisc cinrichtcu wollte, würde man nicht im Stande sein, die Folgen einer ungesunden Entwicklnng zn heilen. Akan würde vielleicht eine momentane Erleichterung schaffen, kcincs- wcgö aber eine dauernde Blüthe, cimm bleibenden Auf schwung. Denn die meisten Industriezweige können allein durch den einheimischen Markt nicht bestehen, wenn man auch durch die höchste» Schutzzollmauer» jede fremde Konknrrcnz fern halte» würde, sonder» sic sind daranf angewiesen, zn exportirc», ausländische Absatzgebiete sich zu erobern. Die in den benachbarten Staate» bestehende», ohnc- hin starke» sch»tzzöll»crischc» Neigungen würden aber vollends zum Durchbruch komme», wen» das de»tschc Reich, bisher der Vorkämpfer freihäudlcrischcr Prin- cipic», seinen Grundsätzen untreu würde. Ein allge meines Abspcrrcshstem der europäischen Staaten wäre die Folge nnd der ganze internationale Verkehr nnd Welthandel würde ans Jahrzehnte znrückgcworfen wer den. Wie aber darnntcr gerade die hochentwickelte, mit ihrem Uebcrschnß ans fremde Märkte angewiesene deutsche Judustric leiden müßte, das liegt bei unbe fangener Erwägung auf der Hand. „Die augenblick liche Bcdrüngniß", meint die Dclegirtcnkonfcrciiz wei ter, „wird vorübcrgchcn, wenn man sie nicht durch Anwendung verkehrter Mittel verschärft. Die wech selnde Gunst und Ungunst der Verhältnisse muß die Eisenindustrie wie jedes andere Gewerbe über sich er gehen lassen. Das wichtigste und vornehmste Gewerbe in jedem Staate bleibt immer der Ackerbau. Zehn mal mehr Kapitalien und Menschen beschäftigt er und er darf billigcrweisc nicht von der Eisenindnstrie durch Schutzzölle fort und fort belästigt werden." Das ist im Wesentlichen der Inhalt des Schrif stücks, welches die Dclegirtenkonfcrcnz an die gcsel gebende» Körperschaften gerichtet hat. Als Eutgcz mmg auf das entstellte nnd erzwungene Votum des vvlkswirlhschafllichen Kongresses wird es seine Wirkung nicht verfehlen. Uebcrhanpt sind die Aussichten dc schntzzöllnerischcn Agitation trotz aller Rührigkeit nicl eben günstig. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sicl im Reichstage eine Majorität finde» wird, die von dc» bisherige» Bahne» einer freisinnigen wirlhschaft- lichcn Politik nbzulcnkcu geneigt wäre, mid ebensowenig im AundcSrathe. Die beiden Männer in der Leitung der wirthschaftlichc» nnd finanziellen Politik, Delbrück nud Camphausen, haben sich so entschiede» mit den freihändlcrischcn Bestrebungen idciitisicirt, daß sic eine Umkehr mmmcrmehr befürworten nnd auch nicht er tragen könnten. So schwankend nnd haltlos ist der Gang miscrcr Entwicklung sicherlich nicht, daß eine angenblickliche Kalamität einzelner Industriezweige die gcsammtcn Grundlagen erschüttern sollte, auf welche: seit Jahrzehnten unsere wirthschaftlichc Entwicklung sich anfgcbaut hat. Tagesgcschichte. Sachfen. Dresden. Bei dem am 29. Sept. Abends 7 Uhr 40 Mi», vom böhmische» Bahnhöfe abgegangenc» Eiscnbahnzngc, welcher Sc. Majestät den König nach Wien führte, ist zum ersten Male einer der neue» Schlafwagen der österreichische» Nordwest- bnh» cingcrciht worden, welchen das Dircetorimn dic- cr Bahn der Gcncraldircetion unserer Stantsbahneii ür Sc. Majestät zur Verfügung gestellt hatte. Diese Schlafwagen werde» vom 15. Oct. ab i» die Couricr- züge Wie» Tctschcu-Berlin (virr Rödern») eingestellt. Am Sonntag Abend in der ncniitcn Stmide ent stand in der Erbgcrichtöschcnkc zu Poleuz zwischen polnischen Eiscilbahnarbeitcr» nnd ander» Amvesciidc» ei» Exccß, der solche Dimensionen nmiahni, daß Fcu- stcrscheiben, Bicrtöpfchen und was sonst noch im Wege tand, vernichtet wurde». Die Exccdcntcn thciltc» un ter sich derartige Streiche aus, daß mehrere Wnndcii davon trugen. Leider wurde dabei ein ganz Uube- thciligtcr, ein böhmischer Handclömauu, der in gc- nanntcm Gasthof übernachten wollte, von den Strol chen überfallen, als er in den Hof hiiianSging. Er erhielt mit einem Messer Stiche in den Kopf, deren einer so gefährlich war, daß zwei Männer den Ver wundeten hallen mußten, nm nur daö Messer, welches in der Wunde stecken geblieben, heraus zu bekommen. Lcidcr wird daö eine Auge, au welchem die Verwun dung geschah, wohl verloren sein. Einem andern Un- icthciligtcn wurde die Halsmuskel durchschnitten und 'chwcbt der Verletzte zwischen Leben und Tod. Vier per Exccdcuten sind verhaftet. Ans Glanchan schreibt man dem „CH. T.": Es t gelungen, den aus dem hiesigen Bczirksgerichtögc- ängnisse vor einige» Woche» c»tspru»gc»c» Flügel, vclchcr unter dem Namen Mittag oder Richter vo» Mittag in Meerane nud Umgegend allerlei Betrüge reien nnd Wcchselfälschlmgeu begangen hatte, in Bel gern, wo er sich nnvorsichtigcrwcisc unter seinem wah- .cn Namen gezeigt hat, wieder aufzngreifcn. Flügel hatte sich im Krankenzimmer nntcrbriugcn lassen, hatte dort von dem eisernen Bcttgcstell einige Stücke Eise» abgcdrcht, diese zu sich gesteckt und dann, nachdem er » seiner Erholung in de» Gcfä»guißgartcn geführt md dort allein gelassen worden war, sich mit Hilfe jener Eisen, die er in die Maner zu treiben gewußt, den Weg über diese ins Freie gebahnt. Es war dies am Tage vor der ihm bevorstehenden Hauptvcrhnnd- lnng gewesen. Im Freien angclangt, hatte er sich ei» Pferd gestohlen nnd ans diesem das Weite gesucht. Jetzt ist der Vogel wieder im Käfig uud dürfte» ihm wohl die Fänge etwas beschnitten werden. I» Bautze» habe» sich i» Folge der nlmormc» Witterung verschiedene Kinderkrankheiten eingestellt mid namentlich fürchtet man, daß das Schnrlachfiebcr, dem schon Opfer gefalle» sind, epidemisch werde» wird. Ji» Dorfe L»ga bei Radibor (Lausitz) hat sich ai» 25. Scptbr. i» der dortigen Schicke ein betrüben der Vorfall ziigelragen. Während des Unterrichts bricht plötzlich der 7jährige Sohn deö herrschaftlichen Dieners Vogt in OuooS zusammen und rutscht unter die Bank, während der Lehrer mit einer Abthcilung beschäftigt ist, zn welcher der Knabe nicht gehört. Er schrocken springt der Lehrer sofort Hinz», setzt daö Ki»d auf den Gang und läßt cs von dem älteren Brndcr halte». Hierauf wurde der Kuabe iii die Wohustube dcö Lchrcrs getragen, wo alle Mittel an- gcwendct wurden, welche man bei Ohnmächte» »»d Krämpfe» anzuweudcn pflegt, »»d sofort »ach dem Arzte »ach Neschwitz geschickt, welcher auch bald z»r Stelle war. Der Arzt bestätigte »u» leider die trau rige Vcrmuthuug, daß das Kind schon todt und wahr scheinlich der Tod schon beim Znsammclibrcchcu in Folge eines Herz- oder Gchiruschlages erfolgt sei. Nach Aussage der Mutter war daö Kind bereits einige Tage unwohl; die Nacht vorher halte cö mehrmals gebrochen, und früh nm Sterbetage über Kopfschmerzen geklagt. Die schreckliche Lage dcö Lchrcrs, die furcht bare Aufregung unter den anwesenden Schulkindern bei diesem Auftritte kann sich Jeder leicht vorstellcn. Mreuße». Berlin. Die „Provinzialkorrc- pondenz" vom 29. Scptbr. bestätigt den bestimmten Lutschluß des Kaisers, von Baden-Baden ans die italienische Reise auzntretcn und meldet, daß dieselbe voraussichtlich in den ersten Tagen nach dem 10. Ok tober stallfindct. Bismarck und Moltke begleiten den Kaiser. — Laut kaiserlicher Verordnung vom 22. d. M. tritt mit dem 1. Januar k. I. die Neichsgoldwähruug für das gesnmmtc deutsche Gebiet iu Kraft. Nach Einführung derselbe» ist Niemand verpflichtet, Ncichö- Silbermünzen im Betrage von mehr als 20 Mark, Nickel- imd Kupfermünzen im Betrage von mehr als k Mark in Zahlnng zu nehme». Dagegen nehmen die Reichs- und Landcskasscn Neichö-Silbcrmünzcn iu jedem Betrage an. Vcr m ischtcS. — Znr Warnung. Eine gesundheitsschädliche Raupe hat sich im heurigen Jahre auf den Pflaumcu- bäumcu längs der ganzen Obstgegcnd von Tcplitz nach Leitmcritz cingenistct. Sic ist ktcin und von grünlicher Farbe; die Blätter ans die sic sich gesetzt, lassen die Thätigkcit der Naiipe erkennen, indem sie eine ganz dünne, schlcimartigc Beschaffenheit erhalten. Einem Manne in Karbitz war eine solche Raupe iu den Nacken gekrochen nnd saugte sich dort einige Zeit fest. Der Mann entfernte alsbald die Raupe, doch wenige Tage nachher bildcte sich am Nacken eine Geschwulst, die dem Mauue den Tod brachte. Mau knüpft da nn die Mahnung, daß beim Verzehren nud beim Verpacken der Pflaumen Vorsicht angcwcudct werden möge. — Bei dem Hcraunahcu der kälteren Jahreszeit, wo die Sorge um das Fcucruugömatcrial in mancher Familie schwerwiegend hcrautritt, möge der folgende .kmstand zur Ersparung von Heizung wiederholt in Erimicrmig gebracht sein. Nachdem man das Feuer chlig im Gange hat und sich daö Nachlegcn noth- wendig macht, schütte man die Kohlen nicht auf die bereits brcnucudeu, sondern schüre letztere, welche bis zum Wcißglühen gelaugt sein müssen, nach hinten und lege die anfzuschüttcnden vorn ans, so daß diese mit den glühcudcu mir ans dem Roste Zusammenkommen. Dadurch nun, daß die von den vorderen Kohlen cut-