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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110915010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911091501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911091501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-15
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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September iSIl. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 18 Leiten. Das Wichtigste. * Prinz Georg von Bayern ist durch kaiser- liche Kabinettsorder ü. la suite des 2. Seebatail- lons gestellt worden. (S. Dtsch. N.) In unterrichteten Berliner Kreisen wird mit einer neuen Zusammenkunft des Staatssekretärs Kiderlen-Wächter und des Botschafters Cam- bon für Freitag gerechnet. (S. den des. Art.) * Auf dem sozialdemokratischen Par teitag hielt Bebel am Donnerstag eine große Rede gegen die Marokkopolitik der Regie rung. (S. den des. Art.) * Bei der Preisverteilung im Schwaben fluge wurden die ersten beiden Preise zusammen gelegt und je zur Hälfte an Vollmöller und Zeannin verteilt. Dritter wurde Hirth, Vierter Hofmann. (S. Letzte Dep.) * Zn Berlin-Erunewald gewann Herrn K. o. Tepper-Laskis „Calve llo" den Eladia- toren-Preis unter Jockei Childs. (S. Sport.) Die Kriegs-„Gekshr". Nachdem trotz aller wohlbegründeten Mah nungen zur Vernunft an verschiedenen Stellen im Reich die kleinen Sparer und jene Spieler, die in unverantwortlichem Umfange auf Kredit spekulieren, den Kopf verloren haben, erscheint es dringend geboten, mit allem Nachdruck zu betonen, daß im ganzen bisherigen Verlauf der Marokkoverhandlungen kaum in irgend einem Augenblicke eine unmittelbare Kriegsgefah r bestanden hat und diese un mittelbare Kriegsgefahr auch im Falle eines Abbruches der Verhandlungen nicht eintreten würde. 2n diesem Abbruchsfalle wäre es, wie schon oft betont, zunächst Deutschlands Sache, von Frankreich das Zurückgehen auf den Boden der Algecirasakte zu fordern. Wird diese Forde rung dann nicht erfüllt, so bleibt Deutsch land immer noch die Wahl, ob und even tuell zu welchem ihm militärisch paffenden Zeitpunkte cs das Zurückgehen Frankreichs auf die Algecirasakte erzwingen oder ob es seiner seits in Westmarokko Gebrauch von seiner „vollen Aktionsfreiheit" machen will. In diesem letzteren Falle wäre nun ja wohl nach den bisherigen englischen Er klärungen zu erwarten, daß England eine nötigenfalls kriegerische Aktion zur Ver hinderung dauernden deutschen Fuhfaffens in diesem Gebiete der Atlantischen Küste zu unter nehmen gewillt sein würde. Im Auge zu be halten aber ist es, daß England sehr genau weiß, welche Gefahren ihm an exponierten Stellen seines Weltreiches drohen, sobald durch einen deutsch-englischen Krieg seine Hände ge bunden sind, insbesondere in Indien und Aegypten. Beweis dafür die Tatsache, daß eben jetzt Aegypten in die starke Faust des Lord Kitchener gelegt worden ist. Zweifellos würde England es am liebsten sehen, wenn Frankreich seine der deutschen unterlegene Flotte opfern würde, um die deutsche Seemacht einigermaßen zu schwächen. Aber auch wenn man hinzunimmt, daß ein Bündnis zwischen dem in Anbetracht der Alge cirasakte so reichlich vertragsbrüchig gewordenen Frankreich und dem „perfwen Albion" von nur zweifelhafter Haltbarkeit ist, muß doch ander seits bedacht werden, daß sich England Frank reich gegenüber zu sehr gebunden hat, um seinerseits, nachdem ihm das Hineintreiben Frankreichs in einen Krieg gegen Deutschland gelungen sein sollte, mit Rücksicht auf die an gedeuteten Besorgnisse um den Zusammenhalt seines Weltreiches als lachender Zuschauer ab seits stehen zu können. Demnach wird England es sich auch fernerhin recht reiflich überlegen, ob es wirklich vom Bluff zur Tat übergehen soll. Ein unter Umständen recht weiter Weg! Verkürzt wird dieser Weg um so mehr, je mehr deutsches Ver schulden in Frankreich und namentlich in Eng land den Gedanken nährt, daß Deutschland aus inneren Gründen die Kriegsgefahr zu fürchten habe. Das aber geschieht, wenn die deutschen Sparer und Spieler den Kopf verlieren und dadurch den Eindruck erwecke», al« ob für Deutschland die finanzielle Kriegsgefahr wirk lich in dem draußen vermuteten Umfange be stünde. Und es geschieht weiter, wenn unsere Arbeiterschaft eine Haltung einnimmt, die das Ausland bestärkt in der Spekulation auf eine deutsche Revolution im Kriegsfälle. Trotz der wüsten Ergüsse einer Rosa Luxem burg und eines Ledebour glauben wir nun nicht, daß wirklich aufmerksame Beobachter im Auslande den neuesten Kundgebungen aus so zialistischen Arbeiterkreisen zuversichtliche Hoff nungen auf das antinationale Verhalten dieser Kreise im Kriegsfälle werden entnehmen können. Es kann ihnen nicht entgangen sein, daß kurze Zeit vor dem Jenaer Parteitag die Vertreter von 1'/» Millionen organisierter nationaler Arbeiter jene Entschließung gefaßt haben, in der die sozialdemokratischen Treibe reien scharf und treffend als das gekennzeich net wurden, was sie wirklich sind: nämlich als die eigentliche Gefährdung des Frie dens. Mit Bezug auf die Aeußerungen sozial demokratischer Organisationen und Blätter, die für den Kriegsfall den politischen Massenstreik anregen, war in jener Entschließung gesagt worden: „Es ist im höchsten Maße eine Gefähr dung des Friedens und ein indirekter Anreiz für das Ausland, die friedliche Entwicklung Deutschlands und seiner Weltwirtschaft gewalt sam zu hindern, nicht zuletzt zum schwersten Schaden der deutschen arbeitenden Stände." Diese Erkenntnis hat zum mindesten auch in revisionistischen Kreisen der deutschen Sozial demokratie Eingang gefunden und auch der Jenaer Parteitag hat erwiesen, daß die sozial demokratischen Anschauungen über Marokko und alles, was damit zusammenhängt, doch immer hin recht weit auseinandergehen. Sie werden im Ernstfälle zweifellos noch weiter diver gieren als jetzt bei der theoretischen Behand lung. Wir können also zusammenfassend sagen: Eine unmittelbare Kriegsgefahr hat nicht be standen und würde selbst im Falle des Ab bruches der deutsch - französischen Marokko verhandlungen nicht bestehen. Man sollte auf deutscher Seite überhaupt unterlassen, den unangebrachte Rückschlüffe auf ein Gefühl der Furcht zulassenden Ausdruck „Kriegsgefahr" im Munde zu führen. So weit die gespannte Lage Ausblicke auf Kriegsmöglichkeiten öffnet, werden diese Mög lichkeiten allerdings vermehrt, wenn die Kopf losigkeit deutscher Sparer und Spieler einer seits, das Verhalten der deutschen Sozialdemo kratie anderseits das Ausland in seiner Spekulation auf innerdeutsche Gefahren für den Fall des Krieges begünstigt. Unserseits sind wir weder geneigt, eine finanzielle Kriegsge fahr noch auch eine wirklich ernste sozialdemo kratische Kriegsgefahr für Deutschland anzuer kennen. Eine Gefährdung des Friedens aber und ein indirekter Anreiz für das Ausland, die friedliche Entwicklung Deutschlands zu stören, liegt zweifellos sowohl in der Verirrung der Sparer und Spekulanten wie in der Verirrung der roten Garde von Jena. Wir betonen noch mals: Eine Gefährdung des Friedens, aber keine wirklich ernste Kriegs-„Gefahr", wie denn überhaupt eine unmittelbare Kriegsaussicht weder bestand noch besteht. * Die französische Antwort scheint schneller nach Berlin zu kommen, als erwartet wurde. Es wird nunmehr mit einer Zusammen kunft von Kiderlen und Cambon am Frei tag gerechnet. Die von einem Berliner Blatte verbreitete Nachricht, sie hätten am Mittwochnach mittag bereits eine Zusammenkunft gehabt, trifft nicht zu. Der „Fall Cartwright" erledigt! Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die kaiserliche Regierung erhielt auf Anfrage von der groß britannischen Regierung die Mitteilung, daß der englische Botschafter in Wien weder den bekannten Artikel der „Neuen Freien Presse" inspiriert noch die ihm vom Ver fasser des Artikels zugeschriebene Aeuße- rung getan hat. Damit ist der Zwischenfall für die kaiserliche Regierung in befriedigender Weise erledigt. Optimistische Stimmung in Frankreich. Die Pariser Presse vom Donnerstagmorgen be schränkt sich fast ausschließlich auf die Wiedergabe der Nachricht, wonach am Mittwochabend ein be sonderer Kutter mit der Antwort Frankreichs an Deutschland Patts verlaßen bat, um sich nach Ber lin zu begeben. Die Blätter sprechen der Regierung ihre Anerkennung aus, daß sie auf die jüngste Note Deutschlands eine schnellere Erwiderung gefunden hat als es Deutschland getan hat. Die Stim mung in Frankreich ist jetzt sehr optimistisch, und man hält es in politischen Kreisen für sicher, daß Er»Le der Woche eine vollständige Ber. ständigung zwischen Frankreich und Deutsch land in der Marokkoangelegenheit erfolgen wird. Dieser Optimismus dürfte denn doch allzu irrig sein; denn so rasch werden sich die Verhandlungen kaum abwickeln. Zwischenfall auf der Bank in Tanger. Paris, 14. September. (Eig. Drahtmeld.) Hiesige Blätter berichten über einen unerquicklichen Zwischenfall, der sich in der Bank von Tanger zugetragen haben soll. Ein spanischer Untertan präsentierte bei der Bank einen Scheck über 600 Pesetas und wünschte die Auszahlung in spa nischem Kelde. Der Kassenboie antwortete ihm je doch, daß er augenblicklich kein spanisches Geld flüssig habe und ihm daher französisches, englisches oder marokkanisches Geld geben wolle. Der Spanier weigerte sich jedoch, fremde Geldsorten anzu nehmen und bestand darauf, daß der Scheck in spa nischer Währung eingelöst würde. Als dies nicht geschah, lief der Spanier zum spanischen K o n- s u l und trug ihm den Vorfall vor. Der Konsul eilte daraufhin erregt auf die Bank und schrie den Kaffenbeamten aus Leibeskräften an, daß er sofort den Scheck in spanischem Eeldc auszahlen solle, da er, der Konsul, sonst sofort zum Pascha gehen und ihm erklären würde, daß die Bank insolvent sei. Wenn französisches und englisches Geld auf der Bank vorrätig sei, so könnte man auch verlangen, daß die Bank über das nötige spanische Geld verfüge. Der Vorfall erregt in Tanger das größte Auf sehen. Nachklänge Vilm Meiteu Msnöuertsg. Die kriegerischen Operationen. sVon unserem militärischen Mitarbeiter.) pt. Woldegk, 13. September. Als Ergänzung des gestrigen Berichtes ist folgen des nachzutraaen: Von Rot nächtigten die verstärkte 18. Kavallerieorigade um Rosenhagen, das 9. Armee korps an der Straße Neubrandenburg—Raetzdorf, das 2. Armeekorps südlich Friedland. Von Blau biwakierten die Garöe-Kaoalleriedivision bei Stras burg, das Eardekorps östlich und westlich Prenzlaus, das 20. Armeekorps mit der 3. Karüe-Insanterie- division südöstlich Wolfshagen, mit der 41. In- »anteriedioision bei Bredenfelde. Beide Armeen setzten sich um 5 Uhr vormittags in Bewegung. Das 9. rote Armeekorps stieß 7 Uhr 30 Min. bei Woldegk auf die Vortruppen der blauen 3. Garde-Infanterie- division und entfaltete sich mit der 17. Division auf den Höhen östlich Woldegks. Die 18. Division zog südlich auf der Marschstraße in der Richtung auf den Gemiebera südlich Woldegk ab. Das 2. Armeekorps erreichte Strasburg und stellte die 3. Division südlich der Stadt, die 4. Division bei Lauenhagen bereit. Blau hatte inzwischen erkannt, Laß das rote 9. Armeekorps auf Woldegk und nicht gegen die See- engen vormarschierte, und beschloß darauf, nicht nur den linken, sondern auch den rechten feindlichen Flügel anzugreifen. Dementsprechend ging die 41. Division in ihrer linken Flanke, wiederholt von der 18. Kavallerlebrigade belästigt, von Bredenfelde gegen die Vormarschstraße des 9. Armeekorps vor. sie warf den schwachen Flankenzug des 9. Armee korps auf Plath zurück und ging erfolgreich gegen die 18. Division vor, die inzwischen auf die drohende Umfassung hin vom Eemseberg in die Linie Peters dorf-Hinrichshagen gekommen war. Die rote 17. Di vision drängte inzwischen die 3. Earde-Infantcrie- brigade allmählich zurück und folgte dem Gegner. Auf dem westlichen Flügel versuchte die blaue Ka- valleriedioision durch Besetzung des Pappelberges bei Güterberq den Angriff der 1. Gardedivision vorzube reiten. Bevor jedoch erhebliche blaue Kräfte den Pappelberg erreicht hatten, gelang es der roten Di vision, die Stellung zu nehmen und die 1. Garde division vorübergehend zum Zurückweichen zu zwingen. Inzwischen setzte die blaue 2. Division ihre umfassende Bewegung über Mühlow bei Strasburg fort und griff den linken Flügel der 3. Division an, bevor die 4. Division eingreifen konnte. Die rote Armee entzog sich rechtzeitig der drohenden Umklammerung durch Zurückgchen auf die Helpter Berge, und Blau, dessen Mitte im Laufe der Kämpfe zurückgedrängt war, ging wieder bis zur Linie Strasburg—Woldegk vor. Die blaue Karde- Kavalleriedivision hatte beim Rückzug von Rot Ge legenheit zu ttnek erfolgreichen Attacke gegen die 6. Infanteriebrigade. Der letzte Msnövertsg. (Telegramm unseres militärischen Sonder- Berichterstatters.) Woldegk, 13. September. Die Absichten für den 13. September. waren: Die blaue Armee will 6 Uhr 30 Min. die Linie Kreckow—Helpt—Plath mit Infanteriespitzen angreifen und die Verfolgung fortsetzen und feind lichen Widerstand überall durch sofortiges Angreifen brechen. Es sollen vorgehen: Garde-Kaoallerie- dioision gegen Brohm—Golm, Eardekorps über Kreckw, Helpt in Richtung auf Golm—Kublank; das 20. Armeekorps: über Woldegk—Hinrichshagen in Richtung auf Cölpin—Dewitz. Die rote Armee will den Widerstand in den gestern erreichten Linien fortsetzen und das 9. Armeekorps zum Gegenstoß be reitstellen. Im Verfolg dieser Absichten entwickelten sich folgende Kämpfe am heutigen Tag«: Die Earde-Kavalleriedivision wurde auf dem rechten Flügel von Blau bei Schönhausen vorgedrängt und hatte zunächst das Kürassierregiment „Kai. serin" in einer Attack» vernichtet. In diesen Kämpfen griff die 2. Gardedivision gegen die 3. Di vision des 2. Armeekorps noch ein. Die 3. Division stand bei Schönhausen-Kreckow, nach Westen schloß in der Richtung Helpt an der Bahn entlang die rote 4. Division an. Gegen diese kämpfte die 1. Garde Infanteriedivision und führte auf dem rechten Flügel die Entscheidung herbei, indem sie die Linie des Feindes durchbrach. Erleichtert wurde Lieser Erfolg dadurch, daß bei der 4. roten Division keine Artillerie vorhanden war. Auch die Absicht des 9. Korps, zum Gegenstoß vorzugehen, ist nicht voll kommen gelungen. In südlicher Richtung vorgchcnd, griff das 9. Korp. die 3. Kardcdioision an. die über Woldegk auf Neetzka oorging. Die 3. Division mußte zwar zunächst zurück und kam zum stehen, wurde aber schließlich durch die 41. Division wieder mit vor getragen. Diese 11. Division marschierte über Cölpin vor, wandte ^ich dann, nach rechts schwenkend, gegen die rechte Flanke des roten Korps, und es gelang ihr, trotz Widerstandes durch die 18. Kavallerie brigade die Flanke scharf anzufaffcn. Dadurch war das Schicksal der roten Partei ent schieden. In der Front durchbrochen und in der rechten Flanke angefaßt, wäre bei Fortgang der kriegerischen Handlungen Not zum Rückzug genötigt gewesen. Der Kaiser hielt auf den Helpter Höhen zwischen 7—10 Uhr und wechselte nur zeitweilig die Ucbersichtspunkte. Um 10 Uhr gab er den Befehl zum Auffteiaen des Signalballons und schloß da» mit das Manöver. SofiMenmkrstilcher Parteitag llg. Jena, 14. September. V. In Erwartung des Bebelschen Referats waren heute der Saal und die Tribünen des Volksha,.f".s schon frühzeitig dicht gefüllt. Bebel wurde bei seinem " Erscheinen auf der Tribüne von den Hunderten von Galeriebefuchcrn mit stürmischem Applaus begrüßt. Reichstagsabg. Arizrrst BcbtL teilte einleitend mit, daß er sein Referat in zwei Teile zerlegt habe, in die Marotkofrage und Reichstagswahlen. Dem Parteitage liegen hierzu vor die beiden vom Parteivorstand beantragten und bereits auch mitgeteilten Resolutionen zur Marokkofrage und zu den bevorstehenden Reichstags wahlen mit der Stichwahlparole. Bebel besprach zunächst eingehend die Marokkofrage. Die Marokkofrage hat in den letzten Jahren einen erheblichen Umfang in den öffentlichen Erörterungen angenommen. Es ist ja auch kein Wunder, denn die Erpansionsluit der europäischen Staaten wird immer stärler. Angeblich treibt man diese Kolonial politik im Namen der Zivilisation und des Christen tums. Die Kolonialgeschichte aller Völker aber zeigt, daß diese Politik von Amana bis zum Ende mit Verbrechen besudelt ist. lLebh. Zustimmung.) Es sind ganze Völkerschaften ausgeroltet worden, wunderbare alte Kulturen wurden vollständig vernichtet, Völker ausacraubt und unterdrückt in leder Beziehung. Lebh. Zustimmung.) Im Reichstag haben wir diese Barbareien wiederholt zur Sprache gebracht. Das §chlinimste, was sich Deutschland erlaubt hat, sind die Vorkommnisse beim süd west-afrika nischen Aufstand. Namentlich General Trotha hat ja die Hereros zusammengetrieben und Hut Zehn tausende von Männern, Frauen und Kindern in der Sandwüste verhungern lassen. tStürmischc Pfuirufe.) Das bleibt ein Schandfleck für Deutschland, solange es eine Geschichte gibt. lBeif.) Im Lause der letzten Jahrzehnte hat man sich nunmehr an das ungeheure Afrika Herangeinacht. England, Portugal, Frank reich, Spanien, Italien und Deutschland. Ins eson- dere ist es Frankreich gewesen, bas schon lange sein Augenmerk darauf richtete, die vor seiner Rase liegende nordamerikanische Küste von Aegypten bis zum äußersten Westende Marokkos in seine Machtsphäre zu bekommen. Zuerst hat es in Algier Fuß gefaßt. Seit 1903 ist auch bei uns in Deutschland die Marotkofrage nicht mehr von der Tagesordnung verschwunden. Nun soll gar nicht bestritten werden, daß Marokko zu denjenigen Ländern gehört, die bei vernünftiger Wirtschaft einer großen Entwicklung fähig sind. Wenn in der Tat mit geeigneten und richtigen Mitteln, gegen die auch wir nichts einwendcn, vorgegangen wird, dann kann der Handelsverkehr in Marokko gewaltig steigen. Und es werden damit auch gewisse Vorteile für Deutschland und seinen Handel sich ergeben. Ueberhaupt postuliere ich hier schon eins, wir Sozialdemokraten, die wir der heutigen Marokkopolitik feindlich gegenüberstehen und gegenüberstehen müssen, haben das natürliche Verlangen, daß Deutschlands Handel und Deutschlands industrielle Entwicklung unter den gleichen Bedingungen in Marokko sich vollzieht, wie die jedes anderen Staates, und daß wir in jeder Beziehung für vollständige Gleichberechtigung der deutschen Interessen in Marokko gegenüber den französischen Interessen sind. lLebh. Zustimmung.) Es »oll niemand vor- qe-ogen und niemand benachteiligt werden. (Wieder holte lebh. Zustimmung.) Nach den Verträgen von 19 i6 und 1909 tonnte Frankreich in Ausübung der ihm zuerkannten politischen Interessen bis zur Schuh herrschaft gehen, wie in Tunis. Die Folge war dann der Zug der Franzosen nach Fez zum Schutze des angeblich bedrohten Sultans. Das Vorgehen rief den lebhaftesten Protest tn Spanien und auch in Deutschland bei den Alldeutschen hervor. Am 1. Juli erschien plötzlich ein deutscher Kreuzer vor Agadir. Man fragt, mit welchem Recht Deutschland das tat? Ja, wenn es in derartigen Fragen auf das Recht ankäme, dann wäre noch darüber zu reden, aber e» kommt lediglich auf die Macht an. lLebh. Zu stimmung.) Blicken Sie nur auf die Karte, jede« deutsche Schiff, das nach Agadir will, muß durch den Kanal und wird auf der einen Seite von England und auf der andern Seite von Frankreich begleitet. Beide Staaten hätten es jeden Augenblick in der Gewalt, jedes Schiff von Deutschland nach Agadir aufzuhalten, für den Fall, daß Deutschland in Agadir festen Fuß fassen würde. Die Frage ist nur, ob das ganze Objekt, das in Frage kommt, di« ungeheuren Opfer wert ist, die dafür gebracht werde»
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