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Ä alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks - Nachw.isu^s°«.bS^, n «... _ . I Nr. 235 — 93. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 8. Oktober 1934 Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Ds^WilsLruffei Tagkdlall- »lchcim -n allen Wnklagen nachmillags 4 Uhr. De,ugsprcis monattich 2.- RM. ?? Haus, bei Postdeftellung I.m AM. zuzüglich Beftcllgcld. Einzelnummern lli Rpsg. AL- Pastanftalten und Poft. °V">- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Käll-^höher» Gamal.Kn-g°d.sonsng-r — ! »_» B-tricd-störung-n besteht Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des^Bezugspreiscs. «ücdiendung ringe,andler Schriftstücke Das Wilsdtuffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsdauvtmannsckaft «4 ... rat- zu Wilsdruff, des F-rslr-ntamts Tharaud, und des Finanzamts N°ff°n b°ffördttch°rK7s be^ btad«- werden-nach A^ei^n^Ä^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 erlischt, wenn der Betrag durch «läge erngezogen werden muff oder der Funkenflug. „Nichts Schönres Weitz ich mir an Sonn- und Feiertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, Wenn hinten weit in der Türkei Die Völker aufeinanderschlagen", kann in Goethes Faust der eine Bürger beim Osterspazier gang zu seinem Gesprächspartner sagen. Er weiß sich in der ungestörten Ruhe seines Städtchens, und „Weit vom Schutz macht die ältesten Soldaten", sagt ihm das bekannte Sprichwort. Wir Menschen des 20. Jahrhunderts haben darüber anders denken gelernt. Wir haben den Weltkrieg hinter uns, der die Kampfhandlungen teilweise tief ins Hinterland des Gegners trug, und wir erlebten seitdem eine Periode der Kriegsrüstungen aller großen Militär staaten. An der Spitze steht Frankreich, heute die stärkste Militärmacht der Welt. Die Vereinigten Staaten von Amerika gaben im Januar den Plan des Neubaues von insgesamt 120 Kriegsschiffen aller Art bekannt. England ließ im Mai durch Baldwin den englischen Aufrüstungs plan im Unterhaus ankündigen, der jetzt vor wenigen Tagen durch die Erklärung des Schatzkanzlers eine geradezu sensationelle Bestätigung erhielt; dazwischen liegen die Anforderung von 50 Geschwadern 600 Kriegs flugzeugen und das Flottenbauprogramm für eine Serie von Schlachtschiffen, 30 Kreuzern und zahlreichen Zer störern und Flugzeugmutterschiffen. Italien kündigte den Bauplan für zwei riesige Schlachtkreuzer von je 85 000 Tonnen sowie die Verstärkung der waffenfähigen Mannschaften Italiens auf rund acht Millionen für den Kriegsfall an, nachdem der Aufmarsch einer kriegsstarken Armee an der Kärntener Grenze und die kriegsmäßigen Manöver am Brenner zur Zeit der Julirevolte in Öster reich eine mehr als deutliche Demonstration für die Kampf bereitschaft des italienischen Heeres dargestellt hatten. Es bleibt nicht bei diesen Vorbereitungen. Die maß geblichen Männer der Militärstaaten sind darüber hinaus bemüht, sich über die besonderen Eigenarten und den Verlaus eines zukünftigen Krieges klar zu werden. Hören wir beispielsweise, was ein hervorragender eng lischer Fachmann, General Fuller, darüber schreibt. Hier einige Stichproben: „Aus die Frage, welche neuen Erfindungen seit Kriegsende den stärksten Einfluß aus Volk und Heer haben, antworte ich ohne weiteres: Rundfunk und Flugzeug. . . . Der Rundfunk kann ein Volk durch einen Rauschzustand in den Krieg stürzen; das Flugzeug kann diesen Rausch zum Wahn sinn steigern und damit den Krieg beenden. . . . Eins wird sicher eintreten: die allgemeine Aufregung und die Furcht vor dem Unbekannten wird alle Luftstreitkräfte in die Verteidigung drängen. Das Volk wird stürmisch nach Luftschutz verlangen dle Politiker werden dieses Verlangen erfüllen Und die Soldaten ihrerseits werden erklären, ohne Luftwaffe nichts unternehmen zu können. Der Krieg wird daher keineswegs durch eine Lähmung der Regierungen und der Streitkräfte durch kühne Luftangriffe beginnen. . . . Zweifellos werden Bomben abgeworfen werden, wird es Luftkämpfe geben und werden Lüfterkundungen durchgeführt werden. Aber ich glaube, daß die große Masse der Fliegerstrettkräfte durch die Erregung der Bevölkerung so gehemmt sein wird, daß die ersten großen Zusammenstöße mit mehr Wahrscheinlichkeit zu Lande als in der Luft erfolgen werden." Der General erörtert dann die Möglichkeiten der ersten Kämpfe zwischen den beiderseitigen Infanterie- und Tankkdlonnen und kommt zu dem Schluß, daß in diesen Kämpfen „die kühnere und besser organisierte Seite gewinnen wird, nicht die zahlenmäßig stärkere". An dieser Stelle spricht der englische General bemerkens werterweise von dem englischen Expeditions korps, dessen Eingreifen in einen Krieg auf dem Fest lande sich ja noch in diesem Sommer der französische Generalstab durch die „ganz private" Reise PStains nach London sicherte. Fuller schreibt darüber: „In diesen Hereukessel (der ersten Landkämpfe) wird nun unser Expeditionskorps htneingeworsen. Es zählt vier oder fünf Infanteriedivisionen, fünf und sechs Tankbalaillone, eben soviel Panzerkraftwagen-Eskadronen und nur ganz wenige Flieger. Die meisten Luflstreitkräste werden durch den Heimät- luftschutz in Anspruch genommen." Eine große, ja fast entscheidende Rolle weist der englische General dem Widerstandswillen der Bevölke rung zu: - „Die ersteAufgabe ist derSchutz desWider- standswillens im Volke. Dazu gehört eine starke Vermehrung der Luftstrettkräste und der Fliegerabwehr. . Sollte der Widerstandswille der Bevölkerung wider Er warten (!) nicht zusammenbrechen, wird der Krieg aus ver Erde ausgetragen werden müssen. Das bedeutet die Schaffung großer Kampswagenarmeen, und zwar solcher aus schweren Durchbruchswagen." Sein Kollege von der englischen Kriegsflotte, Admiral Sir Herbert Richmond, schreibt über die Möglichkeiten der Flottenverwendung u. a.: „Die Möglichkeiten des Angriffs sind in den letzten fünfzehn Jahren ge wachsen und werden weiter wachsen, überdies besitzen alle Mächte beträchtliche Mengen sehr schneller „kleiner" Kreuzer, großenteils eine Folge des U-Boot-Krieges. Eine Sicherung gegen diese äußerst beweglichen, kleinen, aber kampfkräftiger Schisse ist nur denkbar, wenn eine erdrückende Überlegenheit vorhanden ist. Es ist ganz unmöglich, eine Sickeruna aeaen die WeWlW W Arbeitsdienst. Meitsdienstpflicht für PO.- und SAA.-Mernachwuchs. Zwischen Hierl und Ley vereinbart. Zwischen dem Reichsführer des Nationalsozialistischen Arbeitsdienstes, Staatssekretär Hierl, und dem Stabs leiter der PO. und Führer der Deutschen Arbeitsfront, Reichsleiter Dr. Ley, ist eine Vereinbarung getroffen worden, deren wesentlichsten Inhalt wir folgend wieder geben: 1. Der gesamte Führernachwuchs der PO. und der DAF. muß zukünftig durch die Schule des Arbeitsdienstes gehen. Für alle nach dem 31. Dezember 1914 geborenen Führeranwärter der PO. und der DAF. ist der Arbeits dienstpaß die unerläßliche Voraussetzung für die Zu lassung zur Führerlaufbahn. Für die in der Zeit vom 1. Januar 1911 bis 31. De zember 1914 geborenen Führcranwärter ist die Arbeits dienstzeit nachzuholen, soweit die Aufnahmefähigkeit der Organisation des Arbeitsdienstes dieses ermöglicht. 2. Die Arbcitsdienstzeit beträgt künftig aus nahmslos ein Jahr; für die vor dem 1. Januar 1915 Geborenen ein halbes Jahr. 3. Die Einstellung erfolgt erstmals zum 1. November 1934 auf Grund der von der Reichsleitung des Arbeits dienstes dem Stabsleiter der PO. und Führer der DAF. eingereichten Bedarfsanzeige, über das Einberufungs- verfahren erfolgen Ausführungsbestimmungen. 4. Die aus dem Arbeitsdienst ausscheidenden Führer anwärter erhalten eine eingehende abschließende Be urteilung mit besonderer Würdigung ihrer voraus- sichtlichm Führereignung. s. Der Myrer der Arbeitsfront trifft Anordnungen, daß die nach beendigter Arbeitsdienstzeit ausscheidenden Wuhrer und Arbeitsmänner des Arbeitsdienstes mög lichst sofort Arbeitsplätze in der Wirtschaft erhalten. ' -i- i - ?'°^Einbarung zeigt, welche große erziehe- rische Bedeutung dem Arbeitsdienst von den maßgeben den Parteistellen zugesprochen wird. Reichsarbeitsführer Hierl und sein Arbeitsdienst können stolz auf diese Doku mentierung ihrer Leistung sein. Die Vereinbarung bringt außerdem noch eine bedeutungsvolle Festsetzung, die im Interesse der jungen Arbeitsmänner auf das lebhafteste zu begrüßen ist und für die der Arbeitsdienst dem Reichs- leiter Dr. Leh nur aufrichtig dankbar sein kann. Die Ver einbarung besagt nämlich, daß ote Arbeitsfront sich darum bemühen wird, die aus dem Dienst für Volk und Staat ausscheidenden Arbeitsmänner möglichst so fort in Arbeitzu bringen. Damit wird dem Arbeits dienst eine große Sorge abgenommen, und es wird eine Handlung der Gerechtigkeit vollzogen, indem den jungen Männern, die ein Jahr mit dem Spaten an deutscher Erde für Deutschland werkten, der Weg ins Leben ge öffnet wird. Im ganzen genommen ist dieser Akt --in Schritt vorwärts zur allgemeinen Arb itsdienst- Vflicht, die aus dem Volke heraus sich zu gestalten be ginnt, so daß die Schaffung ihrer gesetzlichen Grundlage nur noch eine Frage absehbarer Zeit ist; ei i Schritt vor wärts zum Heil und Segen des nationalsozialistischen Aufbaues und des deutschen Volkes, ein Schritt, zu dem man den beiden Männern, Reichsleiter Dr. Ley und Reichsarbeitsführer Hierl, nur aufrichtig beglückwünschen kann. öWieiis WlMg setzt M durch. Der Aufstand in Katalonien zusammengevrochen. — Kriegs zustand und Grenzsperre verhängt. — Noch heftige Kämpfe. Der spanische Staatspräsident hat über ganz Spanien den Kriegszustand verhängt. Damit ist die Gewalt im Lande von den Zivilbehörden an die Armee befehlshaber übergegangen. Ferner erklärte die spanische Regierung sämtlicheGrenzendes Staats gebietes für geschlossen. Auch mit Pässen versehene Reisende dürfen spanisches Staatsgebiet nicht betreten oder verlassen. Ministerpräsident Lerroux, der fest entschlossen ist, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Staatsautorität wiederherzustellen und den planmäßigen Angriff des Marxismus und des Separatismus vernichtend abzuschlagen, konnte be reits einen großen Erfolg buchen: Während die Lage in Madrid noch ungeklärt ist und es noch nicht fest- steht, ob die Marxisten ihre Versuche, die Macht im Staat mit Gewalt an sich zu reißen, fortsetzen werden, ist der separatistische Aus st and in Katalonien vollkommen zusammen gebrochen. Nachdem am vergangenen Sonnabend in Barcelona die Proklamation des katalanischen Freistaates und die Bildung einer unabhängigen katalanischen Regierung be- kanntgcgeben worden war, mußte sich letztere bereits am Sonntag den Truppen der Madrider Zentralregierung craeben. Die aesamte katalanische Reaieruna. der Bürger ¬ meister von Barcelona, sowie die Mitglieder der Stadt verwaltung sind verhaftet worden, ebenso der Ober befehlshaber der katalanischen Streitkräfte. Die Madrider Regierungstruppen unter dem Befehl des Generals Batet hatten am Sonntagmorgen zu einem Generalangriff anf das Regierungsgebüude in Barcelona angesetzt und das Gebäude mit Mörsern beschossen. Daraus hatte der neue katalanische Staats präsident Companys mit General Batet eine Unterredung, in deren Verlauf der General den Insassen des Gebäudes das Leben zusicherte. Die Regierungstruppen hatten dar auf sofort die beiden Regierungsgebüude besetzt und sämtliche Insassen ver hastet. In ver schiedenen Stadtteilen von Barcelona war es danach noch zu lebhaften Schießereien zwischen Regierungs truppen und bewaffneten Aufständischen gekommen, über der Stadt kreisten Militärflugzeuge, die die Operationen der Truppen unterstützen. Verschiedene Ein heiten der spanischen Kriegsflotte trafen noch im Laufe des Sonntags im Hafen von Barcelona ein. Hunderte von Todesopfern. Das Pariser „Journal" läßt sich aus Madrid be richten, daß man im spanischen Innenministerium die Zahl der Toten auf etwa 200 und die der Verletzten auf 700 schätzt. Der „Matin" spricht sogar von 350 Toten. Unter- und überwasserflottlNen durch zu f ü h r e n." Hören wir schließlich noch einen namhaften Vertreter der englischen Luftstreitkräfte selbst, den Commo dore Chamier. Er betont vor allem die Wichtigkeit der fliegerischen Abwehr und erklärt dann: „Sicher wird der Luftkrieg nicht in einem sinnlosen Töten von Frauen und Kindern in den Städten des Nachbar landes bestehen. Neuzeitliche Lustkriegsleitungen werden einer solchen Bombenverschwendung M nur dann zustimmen, wenn der Gegner so erschüttert ist, daß ihn das Töten seiner Frauen und Kinder rum Frieden veranlaßt ... Der Luftkrieg wird sich in bestimmien Stufen abspielen. Zu erst wird man sicher ein überraschendes knockout versuchen Jedes Volk hat seit- Achillesserse. Da ist z. B. die Abhängig- keit von überseeischer Nahrungsmittelzufuhr. ... In der zweiten Stufe wird der Kamps um die Überlegenheit in der Luft ausgesochten. In der dritten Stufe gilt es. die Über legenheit in der Lust zu hallen Die Lustwaffe kann rasch nep aufgebam werden Die siegreiche Partei wird also versuchen diesen Wiederaufbau oe. feindliche- Luftstreitkräfte zu ver hindern Sie wird ihre Angriffe vorzugsweise aus Hochösen und Stahlwerke zusammenfassen. Bei diesem Anarifs auf industrielle Anlagen sei aus die Wirkung von Bomben mit Zeitzündern hingcwiesen. Diefe können so ein gestellt werden, daß sie erst nach drei Tagen zer springen. Wenn die Arbeiter nach jedem Luftangriff so lange wegbleiben. bis die lebte Bombe mit Zeitzünder voraussichtlich zersprungen sein wird, sind die Möglichkeiten der Arvetts« störungen entschieden sehr groß. Im letzten Kampfabschnitt wird dann die überlegene Lustmacht planmäßig alles zerstören, was eine Fortsetzung des Krieges möglich macht. — Die hohen Offiziere schreiben und denken vor allem als Engländer, als Bewohner eines Jnsellandes, dessen Südküste teilweise im Bereich der Langrohrgeschütze der französischen Küstenbatterien am Kanal liegt und dessen gesamte Schwerindustrie im unmittelbaren Bereich der zahlenmäßig weit überlegenen französischen Luft- geschwader liegen. Aber ihre Ausführungen lassen mit aller Deutlichkeit erkennen, daß im heutigen Europa die Pulverfässer nicht mehr wie im 19. Jahrhundert durch Reiche und Länder getrennt in fernen Ecken herumstehen, sondern sich auf Funkenflugweite nähergekommen sind. Gab es nicht einmal so etwas wie eine „Abrüstungs konferenz"? Falls ja, muß es einer der größten Betrugs- skandale aewekev sein ,.. M- A. N.