Volltext Seite (XML)
Zehntes ABONNEMENT-CONCEBT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 19. December 1878. Erster Theil. Stabat mater für Soli, Chor und Orchester von Theodor Gouvy. (Neu, Manuscript, unter Leitung des Componisten.) Die Soli gesungen von Fräulein Christine Schotel, Fräulein Luise Schärnack und Herrn Walter Pielke. Nr. 1. Stabat mater Stabat mater dolorosa Juxta crucem lacrimosa, Dum pendebat filius. Cujus animam gementem, Contristantem et dolentem Pertransivit gladius. Oh, quam tristis et afflicta Fuit illa benedicta Al ater unigeniti, Quae moerebat Et dolebat Et tremebat, Cum videbat Nati poenas inclyti. (Chor und Sopran-Solo). Stand Maria voller Schmerzen An dem Kreuze, weint von Herzen, Da ihr Sohn vor Qual verzehrt. Durch die Seele angsterfüllet, Wehumhüllet, grambeladen, Schneidet tief des Jammers Schwert. O wie traurig, da dem Tod nah Sie den eingebornen Sohn sah, War die Mutter benedeit; Wie sie zaget Angeplaget, Laut aufklaget Ob des Sohnes Schmach und Leid. Nr. 2. Arie. Quis est homo (Tenor). Quis est homo qui non fieret, Christi matrem si videret In tanto supplicio! Quis non posset contristari, Piam matrem contemplari Dolentem cum filio! Pro peccatis suae gentis Vidit Jesum in tormentis Et flagellis subditum. Vidit suum dulcem natum Morientem, desolatum, Dum emisit spiritum. Wessen Auge sollt’ nicht weinen, Da die Reinste aller Reinen Beugt so herber Qual Gewicht ? Wer kann ohne Gram wohl schauen, Schau’n die Krone aller Frauen, Da das Mutterherz ihr bricht ? Uns’re Schuld sah sie ihn tragen, Von den Geisseln ihn zerschlagen, Dass sein Blut zum Himmel raucht, Sah den theuren Sohn erblassen, Da er trostlos, gottverlassen Seine Seele von sich haucht.