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Dresdner Journal : 28.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-28
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 28.06.1863
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A14« Ldouuemnü-pretst: ! ö rllr. 10 ill a»«6>»»» Üo^Uict?i» LiL»«Io« Kllww«ru: 1 »xr. Iw -o»1»»6« tritt t-»»t uu6 8t«mp«I»n- «okl»b »usrr«1e«vrrisr: Ii'iir ck«o 8»um «io«r »e»p»It«oso 2sile: 1 Kxr. Vater „Liuxs»»nat" sie 2«ils: 2 Kxr. Srschei«»: «A-Iiok, mit Xueoeiime äer 8oan- vn6 ?ei«rt»x«, ^d«»6» Nir 6eu kolxeoüva l ax. Sonntag, dm 28. Juni. VresdnerÄurml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18«S. Huseratenamrahme mwwärt«: LeipatU: k». 8»»»l>,r»rra», vowwiielooilr 6s» vr«»6o«r 6onraal», »d«n6»».: H. Lxoi.»», L. Il-i-oa«; 8»wdarßs-^Itoiw: Un»»»»r»i» L Vooi.»»; L»riüu Osoriv»'»oü« iiucd d»»6I., Narliaava»', Uure,u; Sr»w»i>: I'. 8coi.oer»; Irs»I»a: I-ovr» 8r»»<ia>; kr»ailkart ». U: Lncbd.; Ldla: Xvor.« Liiv»»»»; kart»! v. I,ö-ve»t»l., (28, ras 6e doo» eaf»a»)j kr»^: I ». tiu>«l.icn'» iiuedü.; Vt»o: Lowptair 6. ^Vieoer Leitiwx, 8t«f»o»pl. 8V7. Herausgeber: KLoigl. k!»p«6itioll 6v» vreiäaer 6oara»I», vre»6eo, L1»ri«o»tr»»»« Ko. 7. Abonnements,Einladung. Ans da- mit dem I.Jult beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Sachsen vierteljährlich I Thlr. IS Rgr.; im Auslände tritt Postzuschlaa und Ttempelgebühr hinzu. Wir ersuchen unsre geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslande, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes eintritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit I Rgr., unter der Rubrik „Eingesandte-" mit 2 Rgr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet.- Aönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 26. Juni. St. Königliche Majestät ha ben allergnädigst geruht, den Obersten und Königlichen Generaladjntantrn v. Witz leben und den Comman- danten der 3. Infanterie-Brigade Obersten v. Carlo- Witz, zu Generalmajor-, den Kommandanten des 3. In fanterie-Bataillon-, Oberstleutnant v. Borberg, zum Obersten und Kommandanten der 1. Infanterie-Brigade, den Commandanten d«S 1.Jäger-Bataillon- Major Nrhr- hoff von Holderberg, zum Oberstleutnant, den zwei ten Stabsoffizier drS I. Jäger-Bataillons, Major No ßky, zum Commandanten de- 3. Infanterie-Bataillons, den Hauptmann v. Gablenz I. drS 3. Infanterie-Bataillons zum Major und zweiten Stabsoffizier des 1. Jäger- Bataillon-, den Oberleutnant v. Gablenz des 6. In fanterie-Bataillon-, den Brigade-Adjutanten der 1. In fanterie-Brigade, Oberleutnant v. Kessinger, den Wirth- schaft-offizier des CadettrncorpS und der Artillerieschule, Oberleutnant Freiherr» ö Btzrn und den Adjutanten de- 2. Jäger-Bataillons, Oberleutnant v. Petrikowsky, zu Hauptleuten, sowie endlich den Leutnant». Sichart de- 2. Jäger-Bataillons zum Oberleutnant zu ernennen. Dresden, 27. Juni. Se. Majestät der König ha ben den nachstehenden Offizieren allergnädigst zu gestat ten geruht, die ihnen verliehenen Orden anzunchmen und zu tragen, alS: dem Königlichen Generaladjutanten, Ge neralmajor v. Witzleben das Comthurkreuz 2 Classe, dem Hauptmann v. Süßmilch gen. Hörnig I. vom 12. Infanterie-Bataillone und dem Rittmeister v. Funcke, Ordonnanzoffizier Er. Majestät, das Ritterkreuz des groß herzoglich sachsen-weimarischrn weißen Falkenordens. Lrlttiravbtschr Nachrichten. 8«tt«a-tscha» (Times. — Morning-Post.) xagrSgeschichtt. Dresden: Reise Er. Majestät des Königs in der Oberlausitz. — Wien: Adreßdebatte im Abgeordnetenhaus,:. — Prag: Rücktritt der tsche chischen ReichSräthe. — Posen: Hirtenbrief zum Millennium der Christianisirung Polens. — All stedt: Nationalvereinsversammlung. — Paris: Verän derungen der Ressort-. Die neuen Minister. Ver änderungen infolge ihre- Eintritts. — Turin: Kö nig Ferdinand von Portugal angekommen. Pepoli's Rückreise. — Christiania: Die deutsch-dänische Frage im Storthing. Revision der UnionSactr. — St. Petersburg: Prinz geboren. Der polnische Aufstand. (Verhaftete AdtlSmarschälle. Eisenbahnzug angegriffen.) Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wie«, 26. Juni. Ueber die heutige Kort- setzuug der Adreßdebatte hat die „Bohemta" fol genden telegraphischen Bericht: GiSkra nahm alS Berichterstatter über den Adreßent- wurf daS Schlußwort in der Generaldebatte und sprach sich gegen Berger'- Ausführungen bezüglich der ungari schen Frage au-, während er dessen polnische Politik adoptirte. Gegen Grocholski bemerkte er, Oesterreich dürfe, könne und wolle Galizien nicht preiSgeben. Großer Bei fall. — In der Specialdebatt« sprach Mühlfeld gegen Feuilleton. DaS deatsche Singspiel. I. M. Schlatterer, Kapellmeister in Augsburg, hat «ne Geschichte de- „deutschen Singspiels"von seinen ersten Anfängen bis auf die neueste Zeit (Augsburg bei I. A. Schlosser) herauSgegeben; ein verdienstliche-, an Inhalt und Darstellung tüchtiges Werk, daS den gebil deten Musikern und Musikfreunden warm empfohlen sei. Der Verfasser nennt seine Arbeit bescheidentlich nur einen schwachen Versuch. Denn obwohl nur weitere For schungen im Laufe der Zeit dafür erschöpfende Vollstän digkeit bringen können, so hat er doch alle ihm zu Ge bote stehenden Hilfsquellen gewissenhaft auSgenutzt, und da- gewonnene Material mit künstlerisch gediegenem Ur- theil und mit voller Beherrschung in der Behandlung zu einer gerundeten und gedrängten Darstellung verwen det. Die Musik, und Thratergeschichte kann nur durch solche Monographien und special-historische Vorarbeiten, wie sie jetzt allenthalben angeregt sind, zur angestrebten, noch fern liegenden Vollendung geführt werden. Al- lückenhaft bezeichnet Schlatterer selbst sein Berzeichniß der Singspiele de- 15. und besonders de- 16. und 17. Jahrhundert-, denn Drucke von Schau- und Singspielen au- dieser Zett find so rar und gesucht, da- schon «ine kleine Sammlung derselben ungewöhnliche Mittel erfor dert. Mit sehr richtiger Kunstanschauung hat der Ver fasser den schwierigen und wechselnden Begriff „Sing spiel" sesigehalten. Er wurde in seinem Werke nicht nur dem neuen von Weiße und Hiller datirenden, son der« auch de« alte« Singspiel gerecht, dessen Spuren sogar auf die vorchristlich« Zeit in Deutschland,«rück gehen. Er mußte daher zum Verständniß der fortschrei tenden and daun wieder unterbrochenen Entwickelung auf Berger. Letzterer antwortete, er sei für die Einheit Oester reichs , wir nur irgend Einer im Hause. Er wünsche Tran-actionrn, denen VortranSactionen vorangehen sollen. Prazak und Toman sprechen gegen die Ausdehnung der Kompetenz. Schindler spricht gegen Berger's gestrige Rede unter großem Beifall im großösterreichischen Sinne. Minister Graf Rechbrrg erklärt, nicht blos in der pol nischen, sondern in allen politischen Fragen sei Oester reichs Politik die des Friedens und nicht die des An griff». — Die ersten acht Absätze des Adreßentwurfs wer den angenommen. Bei Absatz 9 (der die polnische Frage betrifft) be antragt Herbst einen Zusatz, welcher die unverbrüchliche Aufrrchthaltung der Integrität des Reiches betont. Gro cholski erklärt, er habe das Verhältniß Galiziens zum Gesammtstaate nicht in die Debatte ziehen, die Integri tät des Reiches nicht in Frage stellen wollen. Die Po len vertrauen der Politik 0er Regierung: dieses Gefühl sei ein allgemeines. (Beifall.) Der Absatz 9 wird mit dem Amendement Hrrbst's einstimmig angenommen; nur die Polen stimmen gegen das Amendement. Bei Absatz 10 (die deutsche Frage betreffend) erklärt Graf Rechbrrg, nachdem die Mehrzahl der Regierungen dem freien Handelssysteme huldigt, könne Oesterreich sich nicht mit chinesischen Mauern umgeben; es müsse vor wärts schreiten. In dieser Richtung seien Eröffnungen an Preußen und an den Zollverein wegen deS Eintritts Oesterreichs in eine Zolleinigung gemacht worden. Es sei . einige Hoffnung vorhanden, daß auf der Zollvereinscon- ferenz in München eine günstige Wendung in der An gelegenheit eintrete. Der Absatz 10 wurde angenommen, nachdem ein Amendement von Brinz, das eine Reform des Bundes betont«, verworfen ward. Fortsetzung der Debatte morgen. Lo^küil'FMkllg, Ä.'RAU 'NMtt. In Bsr heutigen Sitzung deS Oderbauset erklärt Earl Russell (entgegen einer Nachricht der „Time-" vom vor hergehenden Tage), die Regierung habe von Seiten Frankreichs keine neue Aufforderung erhalten, in Amerika zn tnterventren, brziehrntlich die Süd staaten anznerkenven. Die Regierung halte dat Princip der Nichteinmischung fest. Rtw-Aork, 17. Juni. Lee ist mit der Son- drrbuudtarmee auö Lirgiuieu, 160,666 Mann stark, in die Norbstaaten riugefallen. Er hat Winchester, Perryville, Marttnsvurg, Hagerftown und ChamberSburg genommen. Man wer- nicht ob er auf Baltimore oder auf PittSburg zu war- schtren gedenkt. Eine Schlacht steht nahe bevor. Hooker hat mit seiner ganzen Armee den Rappa haunock verlassen, um Lee (den Rückweg?) abza- schneiden. Präsident Lincoln hat 126,660 Mann Milizen aufgebotru. Wenn sich das Alles so verhält, so hat sich die nörd liche Armee in einer ebenso unbegreiflichen als gefahr drohenden Weise umgehen lassen. Lee wich bekanntlich vom Rappahannock zurück; Hooker wußte nicht wohin. Offenbar hatte er nur das Manöver wiederholt, in das von den Nördlichen trotz aller blutigen Lehren nicht be achtete Shenandoahthal überzusetzen, und, durch die Blue- Ridge von den ahnungslosen Unionisten getrennt in ihren Rücken an den ober» Potomac zu gelangen. Win chester, Perryville, MartinSburg liegen noch jenseits im Virginischen, HagrrStown und ChamberSburg diesseits im östlichen Maryland und Pennsylvanien. Neber diese Städte geht der Weg mit Umgehung von Washing ton und Baltimore nach Philadelphia und New-Bork. Daß Lec weit weg nach Westen (PittSburg) marschiren werde, um die nördlichen Hauptstädte vom Westen ab- zuschnciden, sagt man wohl blos, um die wahre Gefahr zu bemänteln. Da wäre das Wagniß, Richmond unvcr- theidigt zu lassen, außer Verhältniß zum möglichen Ge winn. Jene Hauptstädte selbst liegen ihm offen, denn an Hooker's „Abschneidrn" kann nur gedacht werden, wenn Lee zum Rückzug gezwungen wäre. Dazu ist aber keine zweite Armee vorhanden. Sie durch aufgebotene Milizen zu bilden, wird schwer halten. Die Lage ist für die Nordstaaten weit gefährlicher, als nach Mac Clellan's verunglücktem Halbinselfeldzug, den man wieder aufzu nehmen im Begriff schien. Damals konnte man wenig stens noch am Antietam schlagen, heute ists dazu schon zu spät. Dresden, 27. Juni. Ueber die Stellung Englands zur polnischen Frage schreibt heute die „Times": „Wir wollen zuvörderst aufrichtig gestehen, daß wir unsre gegenwärtige Stellung in Europa nicht ohne eine gewisse Brsorgniß betrachten können. Zwar haben wir uns weder zu einer activen Intervention in Polen anheischig gemacht, noch sind wir zu Schutz und Trutz mit Frankreich verbunden. Aber trotzdem scheinen wir etwas von unsrer gewohnten weisen Politik abgewichen zu sein, andern Staaten gegenüber freie Hand zu behalten und uns von dem Grundsätze der Nichtintervention leiten zu lassen. Wir haben eine Bahn betreten, auf der wir allerdings wohl halt machen, sie auch allenfalls sogar verlassen können, die aber, so H»UGa mir sie--nicht verlasse», gesahrlo» ist und au» der wir so ganz ohne Schande un» nicht herauS- winden können. Es überkommt uns etwas von dem unheimlichem Gefühl, das alle denkenden Menschen wäh rend des dem Krimkriege vorhergehenden Jahre- ergriff. Wir suchen zwischen den beiden sich feindlich gegenüber stehenden Gewalten nicht zu vermitteln, sondern machen Vorschläge zu Gunsten Polen-, in Bezug auf welche wir glauben, daß Rußland wohl daran thun würde, sie anzunehmen, und doch haben wir dem Anscheine nach auch nicht im Geringsten die Macht, von dem gegenwär tig unter den Waffen stehenden Polen die Annahme der von uns zu seinen Gunsten vorgeschlagenen Lösung zu erwirken. Wir empfehlen dem Kaiser von Rußland, die Feindseligkeiten einzustellen, ohne daß wir irgend eine Bürgschaft dafür haben, daß daS erbitterte Volk, dessen Blut seit sechs Monaten wie Wasser geflossen ist, ohne Weiteres zu jenen friedlichen Beschäftigungen zurückkehren wird, die es beim Wiederausbruch von Feindseligkeiten wehrlos lassen würden. Der Kaiser von Rußland hat zum Theil durch die Schuld seiner eignen Regierung, zum Theil durch die Schuld seiner Vorfahren sich und seiner Familie die bittere und unversöhnliche Feindschaft der polnischen Nation zugczogen. Nun dringen wir in ihn, jener Nation Befugnisse der Selbstregierung zu ver leihen, mit der absoluten Gewißheit, daß man dieselben gegen die beabsichtigte Union Polen- und Rußlands und das Verbleiben seiner Familie auf dem Throne de» Königreiches, welches wir von Neuem schaffen wollen, benutzen wird. Wir verlangen keine Wiederherstellung des polnischen Heere-, von welchem in der Verfassung dem enger» Gebiete des Singspiels auch eine kurze Ueber- sicht der frühesten Gattungen von Schaustellungen und der Ausbildung der Bühnendichtung überhaupt geben, und ebensowohl immer die Einwirkungen im Auge be halten, welche von außen her im Schauspiel wie in der Oper mit periodischen Einflüssen immer wieder hervor getreten sind. Die Darstellung des geistlichen Schau- und Lustspiels im Mittelalter und der Fastnachtspiele führt un» zum Singspiel im Jahrhundert der Reformation; der Schil derung der ersten Comödiantenbanden in Deutschland und der ersten italienischen und deutschen Oprrnauffüh- rungen und der Hamburger Opern und Singspirlperiodc folgt der gänzliche Verfall des deutschen Singspiels und eine Darlegung dessen Charakter» und verschiedener For men. Dann schließt sich an die Geschichte deS Singspiel» der Hiller'schen Periode, deS Singspiels in Wien, — als dessen Triumph Mozart'» „Brlmonte und Constanze" erscheint — und die Erwähnung de- leider immer mehr geschwundenen Singspiel» der neuesten Zeit an. Die Schlußbetrachtung de» Verfasser» spricht mit rück sicht-loser Schärfe Wahrheiten au-, denen sich ein gebil deter Sinn nicht verschließen kann. Die neuesten großen Opern, obwohl sie inmitten der auffallenden Blafirthrit und Verkommenheit unsrer Zett eine gewisse Zugkraft äußern, versagen doch, wa» man allgemein verlangt: Er zeugnisse der musikalischen Muse, dir nicht durch Raf finement ungenießbar geworden. Unsre Oprruzustände, vollständig auf di« Spitz« getrieben, in allen Reizungen und Effecten abgenutzt, lassen kaum ein Weiterschreiten auf diese« Pfade zu. Viele Erfahrungen der jüngsten Zeit deuten auf «ine nothwendig« unabweisbar« Umkehr hi«. Mit einem Aurllckgreifen zu de« Stngspi«lwerken älterer Meister aber ist r» allein nicht gethan. Sie sind veraltet, und mit Umarbeitungen älter« Werk« ist e- rine bedenkliche Sache. Die Operette war von jeher nur ein Spiegelbild ihrer Zeit und muß eS bleiben. ES muß neu geschaffen werden. Gegenüber der Sorge, dem Ernste, der Grämlichkeit, dem erstickenden Ma terialismus der Gegenwart ist die Regeneration deS Singspiels eine nicht- weniger als gleichgiltige Sache. Da- Herz hat rin dringendes Bedürfniß, herein in die Noth und daS Elend de- Leben- die Töne der Freud«, d«S Glückes, der Lust erklingen zu hören; indem wir da deutsche Singspiel länger entbehren, entbehren wir zu gleich einen Factor des edelsten und anregendsten Ver gnügen-. Ein ernste- Streben, Tiefe und GemüthSinnig- keit ist bei diesem Genre nicht ausgeschlossen; nur Da soll über Bord geworfen werden, wa» wie ein ersticken der Alp auf allen neuen Schöpfungen liegt: das Haschen nach Effect, Sucht nach Originalität, Unwahrheit de» Gefühls. Die Possen, die jetzt von Wien und Berlin au- br-, liebt geworden sind, bekunden sich zum größten Theile al» Produkte einer in Verkommenheit und Zersetzung be findlichen Gesellschaft; deren Auflösung sie nur fördern Helsen in Gemeinheit, Unsittlichkeit, Fadheit und Geist losigkeit. In neuester Zeit sind besonder» die Operetten von Offenbach häufig aufgrführt. Vie find geschickt ge macht und da- äußerste Raffinement ist aufgeboten, um zu amüsiren, zu unterhalten und zu fesseln. Aber dies« Er zeugnisse einer verderbten, corrumpirtrn Zeit, voller Fri volität und Obcönttät, ohne Spur einer höhern Idee, nur darauf berechnet, die abgestumpften Sinne eine» lüster nen und blasirten Theaterpublicum» zu kitzeln — um so verderblicher in der Wirkung, je pikanter und reizen der sie sich darstellen —, müssen nothwendig den Aer- setzung-procrß nur beschleunigen, in welchem unsre Thea« terverhältnifle leider seit langer Zett begriffen find. Mit Bedanern muß man e- au-sprrchen, daß der sonst so von 1815 die Rede war. Und doch, was für eine Bürgschaft kann Polen ohne ein solches Heer für die Aufrechterhaltung seiner Verfassung haben, selbst wenn es geneigt wäre, diese anzunehmen? Diese Umstände machen es sehr wahrscheinlich, daß sich der Kaiser von Rußland selbst in seiner gegenwärtigen unsichern und gefährlichen Lage nicht bewegen lassen wird, auf die von England und Frankreich gestellten und theilwcise von Oesterreich unterstützten Forderungen einzugehen. Allein in welcher Lage befinden wir uns, wenn unsre Vor schläge zurückgewiesen werden? Wir handeln gemeinsam mit Frankreich, aber mit verschiedenen Absichten und verschiedenen Interessen. Wir Beide wünschen Polen zu retten, aber von da an gehen unsre Wege nothwendiger Weise aus einander. Wir wollen die Rheingrenze nicht wieder erobern, noch wollen wir sehen, daß Frankreich sie wiedererobere, und eben so wenig wollen wir die gegenwärtige Lage Preußens benutzen oder durch Dr- müthigung und Schwächung Rußlands das europäische Gleichgewicht stören. Wir haben durch den Krieg nichts zu gewinnen und allen Grund, den Frieden zu wünschen. Natürlich steckt möglicher Weise etwas hinter diesem Allen, welches, wenn wir darum wüßten, die Verlegenheiten, die wir empfinden, beseitigen würde. Wir haben gehört, welches Verfahren unsre Regierung eingeschlagcn Hal. Die Haltung Frankreichs und Oesterreichs kennen wir nicht genau. Dieser Zustand der Dinge scheint uns voller Gefahr; doch giebt es vielleicht ein Mittel,' der Gefahr ohne Krieg und Schande zu entgehen, welches wir aber bei unsrer mangelhaften Sachkenntniß noch nicht zu entdecken vermocht haben." Die „Morning Post" dagegen hält es für ihre Pflicht, die russische Regierung aber» und abermals davor zu warnen, daß sie sich durch die friedlichen Aeußerungen de- Parlament» und der Presse in England zu dem ge fährlichen Wahne verleiten lasse, al- würde England sich um keinen Preis zu einem Kriege entschließen. Die Er fahrung habe gezeigt, daß ein solcher Wahn das sicherste Mittel sei, einen Krieg herbeizuführen. So sei es im Jahre 1853 gewesen, als Lord Aberdeen ein ernstes Zerwürfniß mit Rußland für eine Unmöglichkeit ansah, al- die einflußreichsten Blätter Englands den Gedanken eine» großes Kriege» gar nicht fassen konnten. Und die selbe Erscheinung könne sich heute wiederholen, wenn Rußland durch eine fortgesetzte barbarische Rachepclitik in Polen da- Gefühl des englischen Volkes bis zum Aeußersten treibe. Tagesgeschuhte. Dresden, 27. Juni. Ueber die Reise Er. Maj. des König» in der Oberlausitz wird uns von unserm Zittauer Korrespondenten weiter berichtet: -f Zittau, 26. Juni. Heute früh von 8 Uhr an beehrten Se. Majestät der König, in Begleitung der Herren Generalleutnant v. Engel, geh. Hofrath Bär und KrriSdirector v. Nostitz-Wallwitz, sowie Bürgermeister Haberkorn, da» Gymnasium, die Realschule, die Bürger schule, die Könitzer'sche und die Danneberg'sche Fabrik, sodann das Bezirksgericht und daS Gerichtsaml mit einem Besuche, ließen Eich einige Negistrandrn zur Einsicht nahme vorlegrn und besichtigten die Gefängnisse und den Turnplatz. Se. k. k. Hoheit der Großhrrzog von Tos cana hatte währenddem in Begleitung des Herrn Amts- hauptmannS v. Gutschmid das Rathhaus besichtigt und gesunde Sinn und daS richtige Gefühl deS deutschen Pu blicum» nicht entschieden und stark genug ist, um mit der Energie de» Ekel- von solchen Gemeinheiten sich ab- zuwenden. Die dem Werke angeschlossenrn erläuternden, histo risch interessanten und unterrichtenden Anmerkungen be weisen vielseitige und genaue Forschungen; von beson derer Wichtigkeit aber ist da- angefügte Terlbuch, welche» «ine Anzahl Beschreibungen und Tertproben aus den Litern Perioden de- Schau- und Singspiels bis zu Opitzen's Oper „Dafne" mittheilt. Leider konnte diesen schon an Umfang bedeutenden Beigaben nicht eine Ausdehnung ge geben werden, die der Verfasser gern ermöglicht hätte. B. » Sehnlich der „Festzeitung", welche vorige» Jahr in Frankfurt eine zeitlang vor und während der Dauer de» deutschen Schützenfestes erschien, beginnen jetzt in Leipzig „Blätter für da» dritte deutsch« Turnfest" zu erscheinen. Eie werden HerauSgegeben von Georg Hirth und Eduard Strauch (Ersterer unlängst in diesen Blät tern al- Herau»gebrr der großen Turnstatistik erwähnt) und erscheinen bei E. Keil zum Preise von 5 Ngr. für 12 Nummern, davon 5 in Zwischenräumen während der VorbrrritungSzeit, dir übrigen täglich während der Fest woche. Die so eben au»grgebene 1. Nummer bringt den Titel, die Abbildung der Festhall« (ein genauer Plan und Beschreibung dieser und der Festhalte werden in einer der nächsten Nummern folgen), einen Artikel zur Ge schichte de» Turnfestes und einen Gang über die Schlacht felder Leipzig» (mit Kart«) von Theodor Apel, dun SL«g«r der Schlacht und Gründer der „Marksteine", sodann Allerlei vom Festplatz, Korrespondenzen r«.
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