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Dresdner Nachrichten : 01.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187406010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-01
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.06.1874
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,'L! L . L-W: Mu»»ern i tt,r. «»fl-,«! 24000»r»i. ft«» «I« Nückiat» «In«». s<«tt«r Manulslpte »acht sich dt» ««iacllim nicht »ndlndlich. JnKraten-kinnabm« au», wärt«: «»1 V»,!«» in Hamdurg. v«r. Un. 0«kn, L«t»»t». «al«p v-k«Iau. Nranksurr a. M. — AnL. »<»»« tn Berlin, V»I»t in rtl,mnt». - «»- »»«> r.»Stt«. knMar 4 c°. tn Pari». Tageblatt siir Untcrhaltimg und Geschästsaerlehr. Druck und Eigrnthum der Herau»geber: Eiepskh Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: IllÜllS Ntllljardt. «r. ISS. Remizehnter Jahrgang. ».»Mir.«» , »t» vlttl,^ l!k u„. ftn «eulladl: grab- ttlofte«- a»sl-l>i>t»!!«a»m.« stdr Drr Raum einer ein IvaUtaeu Pelilzrile tolle' I» P<a Ciu-niandt di» Zeile!> Ngr. Line Waraniic lür da» ndchlllägige Erlchet- neu der Jnleraie wlri» nicht gegeben, Ruswiiriige Annoncen. Auilrägc von NN» nnbc. kannien Firmen u. Per lenen inieriren wir nur gegen Pränumerando- Zadlmn du-ch Ariel» marken oder Poüeiuzad» lung. u Silbe» Ionen I», Ngr. AuSioartcge louncn dieZablung auch aul eine DreSdncrKirma anioeiien. Tic Ex». Mitredaeleur: vr. LmU Für das Feuilleton: Lnüvl« Dresse,>, Mont»,,, 1. Juni 1874. Tageszrsckitchtk. Deutsche» Sketch. Die deutsche Ledrerversammlung in Breslau schickte am 20. Piai iolgenteS Telegramm an den preuß. CultuSminlster vr. Falk: „Dem Herrn Cultusminlstcr 0r. Falk, oem erleuchteten Förderer dcS deutschen Schulwesens ehrerbietig, sie» Gruß und Dank." — Aul rin weiteres Telegramm an Fürst Bl-marct: „Dem Fürsten Bismarck, dem Vorkämpier deutschen Geiste», sendet Gruß und Verehrung die 2l. astgem. deutsche Lebrer- Versammlung In Breslau", kam folgende Antwort: „Herzlichen Dank den treuen Kampfgenossen. Bismarck." — Der Minister von Falk antwortete: „Den Dtink lür den Gruß der deutschen Ledrerversammlung drücke ich aus in dem Wunsche gedeihlichen Erlolgö ver ernsten, gemeinsamen Arbeit." Oesterreich. In der Ortschalt Strzenitz bei Leitomischl (Böhmen) erschienen Jeluitenmissionalre und nahmen den Schul mädchen die Beichte mit besonderer Betonung des sechsten Ge bote» ab. wobei so viel Scandalöse» vorfiel, daß sich der OrtS- vorstehcr mit den Gemeinderäthen zu den in der Pfarre einquar- tlrten Jesuiten begab und ihnen Vorstellungen über Ihr Bench- ipen machte. Rußland. Der russische Reichskanzler Fürst Gortschakoff hat kürzlich von Baden-Baden aus die europäische» Regierungen zu einem internailonalen Congresse eingeladen, welcher den Zweck haben soll, eine Vereinbarung über Fragen des Völkerrechtes im Kriege, namentlich über die Behandlung der Kriegsgefangenen zu treffen. Der Congreß, zu welchem jeder Staat cliien miiital- rischen und einen mit den völkerrechtllchen Fragen bekannten diplomatischen Bevollmächtigten absenden soll, tritt am 15. Juli in Brüssel zusammen. Uebcr das Programm der Berathungen und darüber, welche Staaten an denselben theilnehmen. sind die Verhandlungen noch in Schwebe. Locale- und Sächsisches. ,E-'' Der Oberhofmeister v. Lüttichau hat den K. Pteuß. Kro- nen-Orden 2. Classe mit dem Stern und der Oberst und Flügcl- adjutant Sr. Maj. des Königs v. Dziembowski den K. Prcuß. Kro- nen-Orden 2. Classe erhalten. — Abermals liegt unsrer Ständeversammlung ein neues Ä4senbahndecret vor. Es soll bei derMüglitzthalbahn und Pirna-Duxer (Klostergraben) Eisenbahn auch für die Strecke Hellendorf (bei Gottleuba) nach Fürstenau das Expropriationsgesetz in Anwendung kommen. — Dann soll die Ständekammer das Expropriationsgesetz der Südlausitzer Staatseisenbahn auch aus die Verbindung von Sebnitz nach der Landesgrenze ausdehnen. — Die Staatsregierung beantragt ferner „die Ständeversammlung wolle die Ermächtigung zu Anwendung des Expropriationsgesetzes für die projectirten Kohlenzweiabahnen der Zwickau-Lengen- fekd-Falkensteincr Eisenbahngesellschaft bä Zwickau ertheilen." Zweck ist Verbindung herzustellen mit dem GotteSsegen-, dem alten Bürger-, dem Glückauf-, dem Alexander- und dem Fortunaschachte. Bei der Linie Voigtsgrün-Greiz verlangt die Staatsregierung, die Ständeversammlung wolle die Ermächtigung zur Anwendung des Expropriationsgesetzes auf eine von VoigtSgrün nach der Säch sischen Landesgrenze in der Richtung auf Greiz zu erbauende Eisen bahn ertheilen. — Was die Linie Dresden-Wilsdruff-Leip- zig anbelangt, so geht der Antrag der Staatsregierung dahin: die Ständeversammlung wolle die Regierung ermächtigen, auf das Projekt einer direct von Dresden über Ostrau nach Leipzig zu führenden Eisenbahn sammt Zweiglinien über Lommatzsch nach Meißen und nach Wilsdruff das Expropriationsgesetz anzuwendcn. — Ueber Oberodcrwitz-Eibau erfährt man aus dem Dccrct daß mit Rücksicht aus die vielfachen Schwierigkeiten, welche sich der Durchführung der Südlausitzer Bahn durch den Böhmischen Ort Wamsdorf entgcgengestcllt hatten, die Staatsregierung generelle Vorarbeiten für eine Verbindungsbahn von Oberoderwitz nach dem Bahnhofe Eibau an der Südlausitzer Staatseisenbahn hat nus führen lassen, um zu ermitteln, ob nicht, wenn nicht jene Schwierig keiten nicht zu beseitigen sein sollten, auf diese Weise eine Verbin dung der Südlausitzer mit der Lobau-Zittauer Eisenbahn herzustellcn sei. Ferner heißt cs, daß in neuester Zeit sich die Aussichten auf Beseitigung dcr Schwierigkeiten wesentlich vermindert, indem die Oesterreichische Regierung, nachdem sie von den diesseitigen Beschwer den Kenntniß erhalten, sofort die betheiligtcn Behörden angewiesen hat, Alles aufzubieten, um die Durchführung dcr Expropriation in Warnsdorfer Flur zu erleichtern und übertriebene^,, ungerechtfertig ten Forderungen entgegenzutrctcn. Es steht daher nunmehr zu hoffen, daß der Bau in Warnsdorfer Flur nunmehr bald in Angriff genommen und rasch gefördert werden kann. Unter diesen Um ständen hat sich der Grund, welcher die Staatsregierung zur Unter suchung der Linie Oberodcrwitz-Eibau veranlaßt, im Wesentlichen erledigt, und die Staatsregierung hat daher angeordncr, den einst weilen sistirtcn Bau von Warnsdorf nach Seifhcnnersdorf fortzu setzen und thunlich zu betreiben. Dagegen dürste von der Ver folgung des Baues zwischen Lberoderwitz und Eibau zur Zeit abzu- sehcn und die Entschließung wegen etwaiger Ausführung desselben einer späteren Zeit vorzubchalten sein. — Der hiesige Gewerbevcrein macht nächste Mittwoch eine Excursion nach den neuen MiMr-Etablissements, sowie nach der Thiele'schen Trcibricmcnfabrik und wird sodann im Gcwcrbehausc- in den in der ersten Etage neu geschaffenen Vereinslocalitätcn — eine Versammlung abhaltcn. — Aus Dresden wird der „Krcuzztg." geschrieben: Obgleich zahlreiche Wohnungen leer stehen, gehen die Miethcn nicht herunter; eben so wenig die Preise für Lebensmittel und Bedürfnisse aller Art. Auch die Dienstbotcnvcrhältnissc werden immer schwieriger, wenn die Dienstmädchen, nachdem sie Tags vorher von 4 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr Abends den Tanzboden besucht, ansangen, wie geschehen, auch die Frühconrertc zu besuchen; die Praktischeren kommen daher über Nacht gar nicht erst zu Hause. Wir gehen reckt hübschen Pistände» entgegen. — Vorgestern Abend gegen Uhr, als ein langer Güter- ;.ug von der Marienbrücte kommend die Anlointraße entlang nach d»m Schlesischen Bahnhöfe fuhr. icn:> auf dcr Großenhaiiierstraße ein Langholzwagen herein, dessen Führer trotz des Läutens und Ab- winkens der Zugwärtcr nicht zum Stehenblcibcn zu bewegen war, und bis auf das Gelcis fuhr, auf welchem der Güterzug hcrka»:. Der Lokomotivführer war zum Glück noch im Stande, den Zug kurz vor der auf den Schienen befindlichen Bespannung des Holzwagens zum Stehen zu bringen und so einen vielleicht schweren Unfall ab zuwenden. Ter Führer des Wagens, dem grobe Fahrlässigkeit zu Schulden kommen dürfte, wurde polizeilich festgenominen. — Wir hatten vorgestern Gelegenheit, auf einer der hiesigen Promenaden ein Vorkommniß zu beobachten, das an und für sich zwar als täglich sich wiederholend eigentlich ohne alle Tragweite ist, dennoch Veranlassung bieten mag, bei derartigen Fällen von vorn herein irrigen Vorurteilen zu begegnen. Wir sahen einen armen, jungen, unglücklichen Menschen, dcr mit beiden bis an die Knie am- putirten Beinen auf einer Promenadenbank sitzt und durch seinen mitleiderregenden Anblick die Vorübergehenden zur Verabreichung von milden Gaben vcranlaßte, die ihm auch in ziemlich reichem Maße zu Theil wurden. Als jedoch bald darauf ein Herr in Civil, ohne Zweifel ein Gendarm, dem Unglücklichen seine Begleitung anbot und Beide den Weg nach der inneren Stadt zu einschlugcn, mag wohl Mancher sein Mißfallen darüber ausgesprochen haben, wenigstens schien dasselbe sich dadurch zu äußern, daß dem Armen trat; seiner unfreiwilligen Entfernung immer noch Gaben zuflosscn, gleichsam als wollte man dadurch seinem verletzten Gefühle über ein derartiges Eingreifen in ein Stück menschlichen Unglücks stillschweigend Aus druck gebeit. Wenn doch Jeder hierbei bedenken wollte, wohin es wohl führen dürfte, wenn Seiten der Behörden das Mitleiderrcgen bez. das Betteln von armen Unglücklichen ohne Weiteres geduldet würde; wohl hätte in kurzer Zeit unser gemüthlicheS Dresden ein ganzes Contingcnt solcher armer Leute auszuweisen und unsere Promenaden hätten keinen andern Zweck, als den Lustwandelnden alle Minuten das Elend in allen nur denkbaren Gestalten vorzu- führen, sowie die Portemonnaies der Spaziergänger zum Oeffnen stets bereit zu halten. Kann man auch dem Unglück das wohlberechtigte Mitleid nicht versagen, so muß man aber auch auf der anderen Seite wieder dankend anerkennen, daß die Behörden bestrebt sind, dasselbe so nel wie möglich dcr Oeffentlichkeit zjt entziehen, und ferne sei es, dergleichen Anordnungen einer unliebsamen Kritik zu unter werfen, abgesehen davon, daß oft unter zehn Bettlern kaum zwei der Gaben würdig sind, die ein menschlich fühlendes Herz ihnen zu kommen läßt. — Ist unser Blatt schon vielfach der Vermittler gewesen, Vcrlustträgcrn wieder zu ihrem Eigenthum zu verhelfen, so ge- llugt eö auch vielleicht in nachstehendem Falle. Unser geschätzter Mitbürger, Herr Eonditor Robert Beyer, WilSdrufferstraße Nr. v, thcilt uns mit, baß vor einigen Wochen eine Dame vom Lande sein Gcschästs-Local besuchte und statt eines Zweipscnnigerö ein Goldstück verausgabt. Erst nach ihrer Entfernung auö dem Local wurde der Jrnhum entdeckt. Ziemlich zu derselbe Zeit fand ei» Jrrtbum ähnlicher Art statt. Eine Dame bezahlte Ihre entnom menen Maaren mit einem Werth-Papier, obne den ihr zustchcn- de» Betrag in Empürng zu nehmen. Beide Frauen sind zwar nicht namentlich, jedoch persönlich sehr wohl bekannt, und können die ihnen gebührenden Forderungen sofort In Empfang nehmen. ' — In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag fand der Wächter in den Zwingeranlagen ein Liebespaar, welches es sich auf dem Grase ganz bequem gemacht hatte und trotz dcr späten Nacht stunde keine Lust zu haben schien, das nächtliche Gekose aufzugcb'en. Der Wächter ging endlich, gemäß seiner Pflicht hin und forderte das Paar ans nach Hause zu gehend „Nach Hause gehn wir nicht", meint dcr Scladon und wird plötzlich so brutal, daß ihn der Wächter mit stärkeren Tönen und Worten anrcdcn muß, worauf jener hand greiflich wird und dem Wächter das Gesicht föriplich zerkratzt. Auf das Nothsignal des Letzteren eilen College« re. zu Hilfe, aber der verliebte Mensch schlägt dermaßen mit Händen und Füßen um sich, daß man ihn gebunden nach der Polizei bringen muß. — Der tolle Hund ist wieder da! Seil 28. verg. M. wird ein hiesiger Hund — schwarzer männlicher Hühnerhund- Bastard— in dcr Thicranncischulc an dcrWuthkmnkhcit behandelt. Der Rath fordert alle Hundebcsiücr zu scharfer Beobachtung ihrer Hunde auf, da dcr Wuthkranke, che er in die Thicrarzneischule ge kommen, ja andere Hunde gebissen haben kann. — Vorsicht kann, bei den kommenden heißen Tagen, überhaupt nichts schaden. — Auf den Feldern des „Plossenbcrges" bei Meißen blüht das Korn. — Teplitz, Ende Mai. Wer mehrere Wochen hinterein ander seine Glieder in den weichen Wasser» von Tcplitz badet, dcr lernt allmälig die Menschen und die Beefsteaks kennen. Beef steaks mit Hindernissen sind mir wenig begegnet, und die freund liche» Einrichtungen bciiu Baden, Trinken und Proinenircn be seitigen bald die Hindernisse dcS BckainitwcrdcnS der Kurgäste. Die durchgcbratcnen Bccisicakö erfreue» sich hier größerer Be liebtheit als die robc», gerade wie die durchgcbildeien Meirichen den roben vorgczogcu werden. Die Beefsteaks mit Zwiebeln sind hier eine sehr gesuchte Nummer der Speiscnkartc, während map den Menschen mit Zwiebelgeruch gern aus dem Wege gebt. Diese Parallelen könnte man artig oder unartig weiter formihrcn; wichtiger' ist, daß die Tcplitzcr Wirihc zu den BecssicakS, deren Genuß als besonders nahrhaft ärztlich empfohlen wird, im Stil- gemeine» reck't gutes Fleisch nehme». In der Hochsaison freilich mag hier nicht immer nur die Lende des ungarischen Ochsen sich in Bccisicakslcisch verwandeln. Im Gegentbeil fürchte ich, daß dann manche dcr arme» Kühe, die jetzt der Kleinbauer vor seine ! Egge spannt, als Beel an! der Speiscnkartc pranac» wird. In einer Gegend, wo der Großgrundbesitz taS Aufkommen eines ! wohlhabenden, freien, mittelgroßen Bauernstandes erschwert, wo ! die ausgedehnten Ländereien der Thuns, Elarv'S, Lobkowitz'S, i KinSkp'ö und wie die böhmischen Großbaronc heißen, nur von dein breiten Grundbesitze der Stiitc nnd Klöster unterbrochen werden, da reichen die nimnckcllc» .uralte dcöHäuklcrü unk Hüf ners nicht dazu anS, ici» Feld mit einem Pierre zu bebauen. Er ist aui daS Hornviop angewiesen und melkt seine Kuh au Hörnern und Eutern mglcich; man siebt nicht selten hier hochtragende Kühe vor reu Pflug gespannt. Natürlich gicbt das zuletzt kein so gutes Schlachtvieh. a!S dab Mastvieh, das bei uns der Bauer dem Vichpäudler und Flopchcr oroßzieht. Jetzt jedoch, das wie- Ulerbolc ich. batten die Teplitzer Wirttzc last alle am ausgezeichne tes Fleisch. Die hohen Preise dcr Speiscnkartc sind eine ständige Klage der Fremde» und deck, ist die Theuerung keine künstlich gemachte, keine für die Saison hinauigeichraublc. Dcr Tcpützer ißt im Winter sei» Beefsteak ebenso iur >g» .uocuzcr, wie sein Kurgast im Sommer; vielleicht sind dauu die Portionen etwas größer. Der böhmische Landwirtv lioicrt alle seine Pro- ducte dem Tcplitzcr theurcr, wie dcr sächsische dem Dresdner. ES gewährt mir außer Lantcs stets Vergnügen, aui dem Wochen- markte zu schlendern und die LebcnSmiltclprcge zu criragcu. Da habe ick' den» gesunden, daß der Preis der Butler pro Piund 4 bis 5 Ngr. theurcr war. alö in Dresden; die oöbmiichen Eier kauft man in dcr Elcrhandlung zu Dresden sür itt e- Ngr.. hie: aus dem Markte zu 40 Kr.: das böhmische Geflügel) Gänse. Hühner und Tauben, sind entsprechend hier tbeurcr. Was Wun der, wenn die Spciscukarte hier nicht die billigeren Dresdner Preise zeigen kann? Tcplitz ist unter den böhmischen Bädern ge wiß noch daö allccbilligste. Wer cS weiß, was der Tcplitzcr für Steuern zu zahlen hat, der muß getecbtcrwcise zugeben, daß er gewiß, mit einigen Ausnahmen, an seinen KurgäUcn sich nicht erheblich bereichert. Man höre: Für eine Badcsiadt, wie Tcplitz, beträgt die Steuer, die dcr Staat vom Ertrage des Grundbesitzes erhebt, M/sB,. Wer als Hauowirth von seinem Hause ckilO Fl. jährlich elnuimmt, zahlt dem Staate davon über Kitt FI. Aber das ist noch lange nicht genug. Liese Grundsteuer ist die Basis lür die sogenannten Umlagen, d. h. die Lautes-, die Bezirks-, die Gemeinte- und die Schulslcucrn. So kommt cs, daß sich die Gcsammtabgabe» vom Ertrage reS Grundwertded durchschnittlich aus 44> belaufen. Nimmt man dazu die anderen Steuern — icdcr Theaterzettel hat l Kr. Steuer zu zahlen , bedenkt man. wie das Silber-Agio die einzelnen Waarcn hier zu Lande vcr- thcuert, so muß Das, was die Stadt Tcplitz an Opfern bringt, um ibrcv Kurgäste» Genüsse zu biete», als i» der Thatachtuugo- wcrth erscheinen. Als noch eine kaücrl. königl. Kurtircctiou die Stadt absolutistisch verwaltete, erfolgte für das Auibiüben dcr Stadt so gut wie Nichts. Seitdem eine freisinnige Gcincinde- uhd Bezirköverfassung Stadt nnd Land Oesterreichs umschlingt, regte sich auch rer Bürgcrgc st von Tcplitz zum freudigen Schas sen. Es wurden Promenaden angelegt, das imposante Kastcrbad wuchs mit seinen prächtigen Batc-Einnchtungcn empor, dcr Kur garten wurde vom Fürsten Elary erworben, ein Theater gebaut u. f. w.. schließlich 1 Million Thaler bei der Leipziger Credit- bank geborgt. Damit wurden die sonstigen Schulden abgczahlt.. Freilich wuchsen nun auch die Gemeindesteuern und die Tare für eie Bäder, für Batcinusik wurde beträchtlich erhöht. Aber Tcplitz kann sich ,ctzt auch schm lassen. Eine dem Biertrinker empfind liche Steuer ist der Bicrkrcuzcr. Die Statt laßt sich von icdcm Eimer verschenkten BicrcS -lo Kreuzer vom Wirkt zahlen, der diese indircctc Abgabe natürlich drciiach aui's Bier schlägt. Im vorigen Jahre brachte diese Bicrslcuer 22,000 Fl. dcr Stadt ein, denn im Durchschnitt wurden täglich in ihr 147 Eimer Bier ge» trunken. Tcplitz kann sich im Bicrconsum zur Eoncurrenz mi» München wagen — küß' d' Haand! — Tie iür den 1. Juni augcküntigte Versteigerung des Steiribruchgrundstücks von Jul. Looch in Mcckcthal bei Pirna ist auigebodcu. — Oestentllche Gerichtssitzung am 2V. Mai. Bekanntlich waren die Jahre 70 und 72 die Hauptiahre dcr Gründungen. Zuerst wurde daö deutsche Reich gcgründct, mit einem Fond von 5 Millimtm, dann kamen noch viele andere kleinere; verschiedene davon gingen krack', unter andern auch d>e des ehemaligen Apothekers Alfons Lconhardi, welcher eine Par- fumcricfabrik in Rcgis bei Borna errichten wollte. Leonhards hatte eine Annonce in eine Zeitung gesetzt, wonach er eine Apotheke käuflich übernehmen wollte. Tic in Rcgio einem Herrn Gelbrickst gehörige erschien ihm als die acccptabclstc. Er trat in Unter handlung und sür 10.50«» Thir. ging das HauS und Waarmvor- rath !» seinen Besitz über. Dcr Kauivcrtrag lautete aui ist,000 Thir., 2500 Thlr. waren aber nur stngirt, um „mehr Credit zu schaffen". :)500 Thir. sollten bei Ucbcrgabe des Geschäftes be zahlt werde»; aber, woher nehmen, wenn uiclstSVorbauten c Das Mittel, zwar nick t mehr ungewöhnlich, aber doch nicht eben häu fig, war ein neues Inserat cinrückeu zu lassen, deö Inhalts: ein stiller Eompagrwn wird gesucht, um mit 5000 Tblr. ein schwung- hait zu betreibendes Pariümcricgcschäit zu begründen. Es strn. den sich nun auch vmchicdrne stille Socii, von denen der Guts besitzer Micrsch in Graußlitz gewürdigt wurde, das Geld hcrzu- gcbcn. Von den 5000 Thlr. gingen natürlich die LKio Tdlr. 'Abschlagszahlung ans die Apotheke ab: die übrig bleibenden 1500 Thlr. wurden von Lconhardi tbeilo zu seinem Nutze», tbeils zum Nutze» der entstehenden Fabrik verwendet. Micrick', welcher mit dem 'Apotheker im hiesige» Rathskcllor com'crirtc, war bereit- willig, Geld hcrzugcbcn und tbat dies auch, ebne weitere große Erörterungen nnziisicllcn; er begnügte sich damit, daß er nur die Rccognition deö Gclbricht - Lconharriichcii KauicS cinzuschcn sich ausdat und cinwilligtc, daß seine 5000 Thlr. als zweite pppothek aui das Grundstück ausgenommen wurden. Es ging mm das Geschält L.'S sehr schleckst und bald sah er sich in der Lage, beim Bornacr Gcriclstoamt seinen CoiuurS auznmclden. D as Ente vom Liede war, daß Micrsch gar nichts bekam, leer auSging. Der ge meierte Micrich sah sich nun die Einrichtung der „Fabrik" an und fand, daß wenig meist gld ein Kessel in derselben verbanden war; er war darob natürlich nickst wenig erstaunt und fuhr per Bahn nach Leipzig zum berühmten o>-ck,-vnnt RcichstagSabgcort- netcn I)r. HanS Blum, die Blume dcr Nationalen, trachte seine Klage wegen Betrugs gegen L. vor und dieser, ictcnialio dcichäs- tigt mit dcr Mdaction seiner Grciizvoion, vcriaßtc eine Klagschrist, tn welcher so ziemlich gc>akc taü Gogcisthcil von Dem gesagt wurde, waS Micrsch geäußert hat. Die konigl. Staatsanwalt schaft war durch Hon. I>r. Franckc vertreten. Daö Schöffengericht <Vors. Hur Gerichtsrath IungiuckcU erkannte aui Freisprechung. ^ — Witterungs-Beobachtung am Ul. Mai, Mittags. Barometerstand nach Otto L Bösoltl hier: 28 Paris. Zoll '/-> L. (seit gestern gestiegen 2 L.). — Thermometer nach Rcaiimur: 27 Grgd über Null. — Die Schloßthurmiahne zeigte West- Wind. Himmel hell. - Glbhöhe in Dresden, stl.Mai, Mitt.: 10 Cent, unter 0. Fenilleton. -o Am Freitag Abend trat im Residenztbeatcr der Sohn dcS hiesigen hochgeschätzten HoicapcUmcistcrs Rietz, vom Stattthcatcr in Augsburg kommend, als Bonvivant in „Ria» Zuckst einen Erzieher" und „Im Wartcsalon erster Elaste" — beide Stücke sind hier bekannt — aui. Deo noch jungen Küntt- ) ierö Erscheinung und sei» ticicS, klangvolles Organ wirken zu nächst angciicl'i», leider gelang es ihm aber nickst, mit diesen bei den günstigen Faktoren besonders crirculiche Resultate zu crlau- gcu. Spiel und Bewegungen erschienen meist recht schwcrialiig, oik sogar ängstlich gebunden und sein Dialog sank mitunter bis zur Sck'läsrlgkoit herab; daß dabei dcr in beide Stücke gehörende l leichte, elegante und namentlich humorvolle 2on selten anklang, gab den beiden Leistungen etwas monotones. Leider machte Herr l Teimnc im erste» Stück a»ö dem Abravam Mever einen Posten.»
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