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Dresdner Journal : 16.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-16
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 16.03.1906
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Bezugspreis: Beim Bezüge durch die che(chä»t»Selkr innerdatS Dresden» 2,dv M. (einschl. Zvtragung), durch die im Deutschen Reiche » M. (autjchließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean- lprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dns-mr Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm. v Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Ankünbisungsgebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder derenRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsah ü Ps. Ausschlag sür die Zeile. Unten» Re- daktionSstrich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer W «2 Freitag, den 16. März nachmittags. 1SV«. Amtlicher Leit. Für die bei der Einfuhr bewurzelter Gewächse erforderlichen Untersuchungen auf Reblaus sind im Einverständnis mit dem Ministerium des Innern beim Hauptzollamte Schandau an Stelle des ver storbenen Kunst- und Handelsgärtners Beyer in Schandau der ebendaselbst wohnhafte Kunst- und Handelsgärtner Gustav Domann und bei den Neben zollämtern I Bodenbach und Tetschen an Stelle des von Tetschen verzogenen Prof. Noväk der Prof. Groß an der landwirtschaftlichen Akademie Liebwerd bei Tetschen als Sachverständige bestellt worden. Dresden, am 10. März 1906. Finanzministerium. Auf Anordnung des Ministeriums des Innern ist zunächst versuchsweise ein Sonderabdruck der das Königreich Sachsen betreffenden Abschnitte des Wehnerschcn Medizinalkalenders sowie des Koenig- schen Veterinärkalcnders unter der Bezeichnung „das Medizinal- und Veterinärärztliche Personal im Königreiche Sachsen für das Jahr 1906" anstelle des bisherigen Verzeichnisses erschienen und bei der Hofbuchhandlung von H. Burdach hier zu beziehen. Dresden, am 3. März 1906. Ministerium des Innern. Tas Ministerium des Innern hat der Krankenunterstützungskasse St. Paulus zu Plauen i V. und der Schifferkrankenkasse für Stadt Wehlen und Umgegend, eingeschriebenen Hilfskassen, bescheinigt, daß sie auch nach Aufstellung des III Statutennachtrags vom 15. Februar 1906 bez. deS IV. Statutennachtrags vom 7. Januar 1906, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den An forderungen deS § 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 10. April 1892 in Verbindung mit dem Ab änderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügen. Dresden, am 7. März 1906. 18-7 Ministerium des Innern, I. Abt Aus der bei dem unterzeichneten Ministerium verwalteten v. Larisch-Stiftung sind zwei Stipendien für Studierende der Jurisprudenz zu vergeben. Die Stipendien bestehen je in der Hälfte des Reinertrags des Stiftungskapitals an 15600 M. In erster Linie-sind zu berücksichtigen Studierende der Jurisprudenz aus den Familien v. Larisch und v. Mangoldt, die diesen Namen führen und auf einer deutschen Universität studieren, in zweiter Linie andere, aber bedürftige Studierende der Juris prudenz an der Universität Leipzig aus sächsischen Adelsfamilien und evangelischen Glaubens, ins besondere Söhne von Offizieren und Beamten Bewerbungsgesuche mit den in 88 3 und 4 der Stipendiatenordnung vorgeschriebenen Nachweisen sind bis zum 15. Mai 1W<! bei dem unterzeichneten Ministerium einzureichen Dresden, den 2. März 1906. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. 1848 Sr»e«««nüe«, Lersetzunge« re. im -ffe«t- Uche« Dienste. Im Geschäftsbereiche p. Ministeriums d. Finanzen. Post-Verwaltung Ernannt: Renatus, seither Post- direklor bei dem Postamte s in Dresden, als solcher bei dem Postamte 1 in Chemnitz. (BehSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Tagesgeschichtr. Dresden, 16 März. Se Majestät der König nahm heute vormittag die Vorträge der Herren Staatsminister und des Königl. Kabinettssekretärs entgegen Deutsches Reich. Berlin. Aus Helgoland wird berichtet: DaS Linienschiff „Kaiser Wilhelm II.", mit Sr. Majestät dem Kaiser an Bord, hat gestern mittag gegen 1 Uhr unter dem Salut der Batterie den hiesigen Ankerplatz verlassen und ist mit den Begleitschiffen nach der Weser abgegangen. Die vom Kaiser beabsichtigte Besichtigung der durch die Sturmflut beschädigten Dünen ist wegen starken See gangs unterblieben. Ferner wird aus Bremerhaven gemeldet: lSe. Majestät der Kaiser ist an Bord des Linienschiffs „Kaiser Wilhelm II." gestern nachmittag 5 Uhr, begleitet vom Kreuzer „Medusa" und einem Torpedoboot, auf der hiesigen Reede eingetroffen. Die Schiffe ankern dort. — Die Ansprache Sr. Majestät des Kaisers bei der Vereidigung der Marinerekruten in Wil helmshaven wird dem „Berl. Lokalanz." von seinem Wilhelmshavener Korrespondenten wie folgt übermittelt: »Der Eid, den ihr soeben geleistet, legt euch besondere Pflichten aus, deren Heiligkeit euch in allen Lebenslagen am Herzen liegen muß. Noch kennt ihr diese Pflichten nicht, noch wißt ihr nicht, was es heißt, nach ihnen sich zu richten, sie streng und gewissenhaft^ zu erfüllen. Ihr geht Gefahren ent gegen, die der Landbewohner nicht kennt, und darum müßt ihr bei allen SchicksalSschlägrn doppelt gerüstet sein mit Pflicht treue, Pflichtfrcudigkeit und Gottvertrauen! Ich weiß, ihr denkt in euerm Innern: „Wir sind stramme Jungs und wissen, was wir zu tun haben." Ein solche- Selbstvertrauen ist gut, aber eS muß gepaart sein mit Gottesfurcht und wahrer Religiosität, Pflichttreue und BerusSsreudtgkeit. Gottes furcht und Religiosität aber sind leider nicht so verbreitet, wie sie eS sein müßten. Denkt an die Geschichte des deutschen Volkes, lernt aus den Großtaten der Väter, aber lernt nicht weniger aus den schweren Schicksalsschlägen, die unserem Vaterlande nicht erspart geblieben sind. Hundert Jahre sind seit einem der trübsten Unglückstage vergangen, der unser Volk getroffen. Ich meine die Schlacht von Jena im Jahre 1806. Ihr alle wißt von dieser Schlacht und dem großen Unglück, daS sie über das ganze deutsche Volk gebracht hat. Lernet daraus erkennen, daß das wahre Gottvertrauen allein eine Stütze im Unglück ist, und daß das Unglück kommt, wo die wahxe Religiosität fehlt, und wo man die Gottesfurcht nicht kennt. Darum hallet fest zu eurem Gotte: Wenn Gott mit uns ist, wenn wir in wahrer Liebe und wahrem Ver trauen zu ihm aufblicken, dann können wir getrost der Zu kunft und allem, was sie bringt, entgegenblicken, und mag die ganze Welt sich gegen unS zusammentun." — In der gestrigen Sitzung des Bundesrats fanden der Ausschußantrag betreffend den VeredclungS- verkehr mit Gerbstoffen und der Ausschußbericht über die Vorlage vom 22 Februar d I., betreffend die Er richtung einer Untersuchungsstelle für das in das Zoll- inland eingehende Fleisch bei dem Hauptzollamte Profilen Zustimmung. Vor der Plenarsitzung hielten die ver ¬ einigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Justiz wesen sowie der Ausschuß sür Handel und Verkehr Sitzungen ab — Die Vorlage über die Tagegelder für die Neichstagsabgeordneten, die jetzt die zuständigen Reichsämter beschäftigt, hat, wie die „Köln. Ztg." mit teilt, dort überall bereitwillige Aufnahme gefunden. Aber auch jetzt, nachdem schon zwei gemeinsame Lesungen stattgcsunden haben, hat man sich noch nicht über alle Einzelheiten der Vorlage einigen können Wie die viel fachen Erörterungen in der Presse über Anwesenheits- gclder oder Pauschalquantum unter Abzug sür die Tage der Nichtanwesenheit, Kontrolle der Anwesenheit re. be weisen, handelt eS sich im einzelnen um manche schwierige Punkte. Sicher ist, daß die Vorlage noch in dieser Tagung an den Reichstag gebracht werden wird, und sür die Abgeordneten ist auch der Zeitpunkt ihrer Ein bringung an sich von geringer Bedeutung, da der Vor lage rückwirkende Kraft sür die ganze laufende Tagung beigelegt werden soll. — Dem „Vorwärts" zufolge finden am nächsten Sonntag, den 18. März, mittags in Berlin und den Vororten 105 Versammlungen mit der Tagesordnung: „Die bürgerliche Revolution der Jahre 1848 und 1849 und das preußische Dreiklastcnwahlsyfiem" statt. Potsdam Wie verlautet, ist die verwitwete Frau Herzogin Wilhelm zu Mecklenburg, Prinzessin Alexandrine von Preußen, seit einigen Tagen in Schloß Marly bei.Potsdam an doppelseitigem Lungenkatarrh erkrankt. Obwohl die örtlichen Erscheinungen günstig verlaufen, treten Schwächezustände des Herzens auf, die zu ernsten Besorgnissen Anjaß geben Hamburg Der für die Mittelmcerreise Sr Majestät des Kaisers bestimmte Postdampser „Hamburg" traf hier ein und nahm die mit Leichter der Kaiser!. Werft Kiel eingetroffenen Ausrüstungsgegenstände der Kaiser jacht „Hohenzollern" an Bord. Gotha. An Stelle des nicht bestätigten Arbeiters wurde in Ichtershausen der Sozialdemokrat Wittig mit 107 gegen 63 Stimmen zum Schultheißen gewählt. Daß die Regierung auch diesen nicht be stätigen wird, darf als sicher angenommen werden. Darmstadt. I» der gestrigen Nachmittagssitzung der Zweiten Kammer erklärte bei der Beratung des Justiz etatS der StaatS- und Justizminister Ewald, eine politische agitatorische Betätigung der Richter habe ihre Be denken. ES sei erwünscht, daß sich die Richter in pojitischer Betätigung Zurückhaltung auserlegten. WaS die Gleichberech tigung der höheren Lehranstalten zur Vorbereitung sür da- Studium der Jurisprudenz betreffe, so habe er keine Sorge, daß man in Hessen diese Gleichberechtigung der drei Klassen von höheren Lehranstalten zu scheuen brauche. Die huma nistische Vorbildung sei allein nicht maßgebend für einen guten Richter. Bezüglich der Slrasprozeßreform sagte der Minister, daß sich die Kommission neuerdings für die Ab schaffung der Schwurgerichte und Ersatz derselben durch große Schöffengerichte ausgesprochen habe Diese Beurteilung der Schwurgerichte teile er nicht, und im Volke sei seiner Ansicht nach das Vertrauen zu den Geschworenen nicht erschüttert. Und das sei für eine gute Rechtspflege die Hauptsache. Die Berufung gegen Schwurgerichtsurteile einzusühren halte er für schädlich. Das Verlangen des Volkes gehe auch immer nur nach einer Berufung gegen Straskammerurteile Diese halte er im beiderseitigen Interesse für berechtigt. Was die Frage der Vorstrafen betreffe, so habe sich die Kommission dahin ausgesprochen, daß die Frage nach den Vorstrafen bei den Gerichten nur gestellt werden solle, wenn das Gericht sie für unbedingt notwendig halte. Österreich-Ungarn. Budapest. Der gestrige nationale Gedenktag der Verfassung vom Jahre 1848 wurde im ganzen Lande mit großer Feierlichkeit begangen Zahlreiche Vereine legten Kränze an dem Denkmal des Freiheitsdichter« Petöfi nieder, wo auch Reden gehalten wurden. Die Ordnung wurde nirgends gestört. — Ein Regierungskommuniqus erklärt, die Regierung werde die Ausschreibung der Wahlen bei der Krone nur in dem Falle und zu einem Zeitpunkte beantragen, in dem sie in einer gründlichen Besserung der Verhält nisse die politischen Garantien erblicke, daß die Einbe- Amist und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 15. d. M.: „Der Biberpelz", eine Diebslomödie in 4 Akten von Gerhart Hauptmann (Zum erstenmal ) Die Einfügung der besten Komödie Gerhart Haupt manns, des Werkes, das als charakteristische Spitze natura listischer Kunst, als typische Probe der geistigen Eigenart, des Verdienstes und der Mängel einer ganzen literarischen Schule, möglicherweise allein übrig bleiben wird, in den Spielplan des Königl. Schauspielhauses, ist ein ehrenvolles Zeugnis für die Regsamkeit und die Umsicht der Leitung dieser Bühne, ist voraussichtlich auch ein Gewinn für die recht dünne Reihe der Lustspiele von stärkerem LebenS- gehalt Eine Neuigkeit im eigentlichen Sinne ist sie nicht, denn „Der Biberpelz" hat seine WirkungSfähigkeit auf den Brettern des Residenztheaters schon vor Jahren er wiesen und ist wohl keinem fremd geblieben, der an der neueren Entwickelung der deutschen dramatischen Literatur überhaupt Anteil genommen hat. Daß die „DiebS- komödie" nicht von' vornherein hoftheaterfähia befunden worden ist, hat drei leicht erkennbare Ursachen Nach unten hin, die rücksichtslose Schilderung habsüchtiger Verkommen heit und einer Anschauung, die nicht das Laster, sondern nur seine Folgen scheut; nach oben hin die dreiste Wieder gabe eine« beamtlichen Strebertum« und eines bornierten völlig unfähigen Dünkels in der Person de» AmtS- vorstrher» Wehrhahn, eine Wiedergabe, die hart an die Karikatur streift und doch völlig rcht ist; nach der Seite überlieferter Forderungen an Drama, geschloffene und gesteigerte Handlung und eine« Abschlusse« hzn, die Kompo- fttion«losigkeit der lebensvollen Genrebilder de« „Biber pelzes", die geradezu mit aller Herkömmlichkeit de« Thea ters und eine« wirksamen theatralischen Aufbau« bricht. Jedesmal, wenn Vre ttveimacyr einer yerlommUwen Technik unerträglich und mit höheren Zwecken unverein bar erscheint, wird ein Anlauf zur Befreiung genommen und in diesem Anlauf gelegentlich auch das überrannt, was keineswegs bloß herkömmliche überjieferung und er starrte Nachahmung, sondern elementare Voraussetzung, auS der Natur der künstlerischen Aufgabe selbst er wachsende Bedingung ist Ein Stück Leden ist noch keineswegs ein Drama, obschon jedes Drama ein Stück Leben einschließen soll Im „Biberpelz" steckt aber, trotz des Mangeis an Handlung, an eigentlicher Steigerung, nach der Seite der Charakteristik hin ein bedeutender dramatischer Gegensatz. Der Kernpunkt des Vorgangs und der Charakterschilderung ist die Geschicklichkeit der Lügenkunst, mit der die Waschfrau Wolff ihre eigene verehrliche Familie und die kleine Welt um sich her, den wohlweisen Hrn. Amtsvorsteher v. Wehrhan an der Spitze, beherrscht, betrügt und nasführt In der Gestalt dieser Verbrecherin schlesischer Abstammung, aber mit Berliner „Bildung" und Berliner Selbstgefühl, hat der Dichter die Einheit für di« auSeinanderNaffenden, sehr ergötzlichen Genrebilder seiner Komödie gefunden. Ihr, die jeder mann nach dem Munde redet, in jedermanns Vertrauen steht und jedermann« Vertrauen mißbraucht, nicht die leiseste Reaung sittlichen Gefühl«, aber das Bedürfnis der Selbstbclügung und den Respekt vor dem Schein des Anstand« besitzt, ihr ist es vollkommener Ernst damit, daß sie mit derselben Hand, die eben das Geld für den gestohlenen Biberpelz gezählt hat, ihrer naseweisen Tochter eine Ohrfeige verabreicht: „Wir sein kccne Diebe" und ihr zuruft: „Lerne du mir ja deine Bibelspriche Ich komme nachher un iberheere dich!" Nichts bezeich nender, al« daß sie, die Schlaue, mit allen Wassern Gewaschene, die Prahlsucht nicht überwinden kann, so daß wirklich die äußerste Kurzsichtigkeit ihrer Mitmenschen dazu ge hört, euch nicht einmal einen Verdacht gegen die Vortreffliche zu faßen Gcrarv Monycye Deutlichkeit unv Treue der Kleinmalerei stellt in einzelnen Teilen der Diebs komödie die Totalwirkung der satirischen Komik beinahe in Frage, und dennoch fesselt die Entwickelung des Hauptcharakters bis zum Schluß. Frau Wolff behält das letzte Wort und vertritt die gemeine Weltgerieben heit, die seit dem alten „Reineke Fuchs" keine andere geworden ist, mitten in der anspruchsvollen modernen Welt. Tas schließliche Fragezeichen, mit dem „Der Biberpelz" die Zuschauerschast entläßt, mag sich jeder nach seinem Sinn mit einem Sprichwortzitat beant worten: „Der Krug geht so lange zu Wasser bis er bricht!" oder auch „Dummheit ist eine Gottesgabe, es ist schändlich sie zu mißbrauchen " Da« Milieu von Hauptmanns „Biberpelz" stellt der Regie, die Charakteristik der meist nicht handelnden, aber die Zustandsschilderung belebenden Gestalten der Schauspielkunst sehr interessante Auf gaben Ihre Lösung bei der gestrigen Vorführung entschied den großen und man darf annehmen nachhaltigen Erfolg der Komödie Das überwiegen der Satire über den freien Humor schließt allerdings die Gefahr ein, daß gewiße Einzelheiten zu schwer und zu scharf genommen werden und das war namentlich im ersten Akte einige mal der Fall. Im ganzen aber hat nach meinem Gefühl, sowohl die Regie des Hrn. Lewingcr die Äußerlichkeit, als die Darstellung den Gehalt und Ton gut getroffen und so viel Zug und Beweglichkeit in die Folge der Szenen gebracht, daß der Diangel an dramatischen Höhepunkten etwa nur im vierten Akte zutage trat Das Publikum folgte mit Spannung und raschem Verständnis der entscheidenden Züge den Vor gängen. Die Verkörperung der beiden Hauptgestaltcn: der Waschfrau Wolff durch Frau Bleibtreu und de« Amtsvorstehers v. Wehrhahn durch Hrn Mehnert ließ an charakteristischer Deutlichkeit nicht« zu wünschen übrig. rusung de« Reichstags nicht den völligen Umsturz dir öffentlichen Ordnung und de« staatliche Ansehens be deuten würde. Ara«kreich. Pari«. Bei dem Präsidenten Falliere« und seiner Gemahlin fand gestern abend ein Diner zu Ehren der Mitglieder des diplomatischen Korps statt, an dem alle in Paris akkreditierten Diplomaten teilnahmen — Deputiertenkammer. In der gestrigen Vor mittagssitzung erklärte im Lause der Beratung über da« Marinebudget Marineminister Thomson in Beantwortung mehrerer Anfragen, das Fernrohrvisier sei bereits auf einer Reihe von Panzerschiffen zur Einführung gelangt. Der Minister machte ferner Mitteilungen über die auf dem Gebiete der Geschoßsabrikation erreichten Fortschritte. Wir werden die Feuergeschwindigkeit erhöhen, fuhr der Minister fort. Die Schlucht bei Tsuschima hat gezeigt, daß dies notwendig ist. Wir werden unsere Kanoniere daran gewöhnen, auf große Entfernungen zu schießen. Die Übungen werden anstatt wie bisher auf zwei bi« drei Meilen Entfernung in Zukunft auf Distanzen von fünf und sechs Meilen ausgeführt werden Die Schieß schulen sollen vermehrt werden Wir werden auch die Mobilisierungsvorräte an Munition vermehren, ebenso die für die Ersatzmunition. Wir verlangen von dem Lande, schloß der Minister, daß es schwere Opfer bringt, aber diese Opfer sind unerläßlich, um unsere nationalen Verteidigungskräfte zu stärken. 4Srotzbrita««ie«. London Unterhaus. In der fortgesetzten Be ratung des HeeresetatS drängte gestern Seely (liberal) auf eme Herabsetzung der Heeresstärke um 10000 Mann und verlangt vom Kriegsminister Haldane, dieser solle versprechen, daß die Herabsetzung im nächsten Jahr er folgen werde. — Der Antrag auf Herabsetzung der Heeresstärke um 10000 Mann wurde mit 296 gegen 56 Stimmen abgelehnt und die Effektivstärke des Heere« nach der Regierungsvorlage angenommen. Auf eine Anfrage, ob irgendwelche, auf Madeira ansässige englische Untertanen expropriiert worden seien und unter welchen Umständen solche Expropriation vor sich gegangen sei, erwiderte der Staatssekretär des Äußern Grey, es habe keine solche Expropriation stattgefunden. Schatzkanzlcr Asquith erklärte, es bestehe nicht die Ab sicht, der Prinzessin Ena von Battenberg aus Anlaß ihrer Vermählung mit dem Könige von Spanien irgend welche Zuwendung aus öffentlichen Mittein zu machen. DaS HauS setzte dann die Beratung de« Heeresbudgets fort. Dänemark. Kopenhagen Im Laufe der Finanzdebatte des Folkething« führte Minister Lasten aus, außer dem von ihm geplanten Zollgesetze würde die Einbringung einer Reihe von Steuergesetzentwürfen notwendig werden, u. a. einer Steuer auf die Zuckerproduktion und einer Erbschaftssteuer Es würde unmöglich sein, die Steuergesetzentwürfe schon in der laufenden Session ein zubringen Er sei aber imstande, einige Hauptzüge der Reform mitzuteilen. Es würde ein einheitlicher Zoll tarif, kein Doppeltarif, vorgelegt werden, der den Zoll für verschiedene Rohmaterialien und allgemeine Ver brauchsartikel herabsetze Die Abgaben auf Branntwein und Bier würden nicht erhöht werden. Der Minister erklärte, er hoffe mit dieser Reform eine Entlastung der ärmeren BevöikerungSklaste herbeizuführen. sr«tzla«v. St. Petersburg. (St PeterSb. Tel-Ag) Der Ministerrat beauftragte den Minister des Innern, seine besondere Aufmerksamkeit den Umständen zuzuwenden, die auf die Möglichkeit antisemitischer Unruhen hin- deutcn, damit solchen rechtzeitig entgegengetreten werden könne. Der Minister soll den Generalgouverneuren und Gouverneuren die Ergreifung von Maßnahmen zur Ver hinderung von Mastenausschreitungen gegen die Juden vorschreiben, ihnen überhaupt ihre Pflicht in Erinnerung bringen, für die öffentliche Sicherheit und Ruhe und die Frau Bleibtreu« Frau Wolff spiegelte die unablässigen Wechsel im Behabe» und Aus nuck der schlauen Wäscherin höchst lebendig, sie erfaßte eS bester als andere Dar stellerinnen, die ich gesehen habe, daß Frau Wolff keine Maske trägt, sondern wie das Chamäleon eine Haut hat, die in verschiedenen Farben anläuft. Auf ihre Art ist die freche Diebin „gottesfürchtig aber dreiste", für sie gibt es nur eine Wahrheit, daß mans nehmen muß, wo mans findet. Die Mischung der Arbcitstüchtigkeit und des Selbstgenustes der Maulfertigkcit der weltllugen Spitzbübin kam prächtig heraus. Hrn. Mehnerts cholerischer AmtSvorstcher, der sich vor lauter höherer Einsicht und Überlegenheitsgefühl beständig „nen Schaden tut", löste das fröhlichste Gelächter aus. Höchst wirkungs volle Figuren stellten die Herren Fischer (Rentier Krüger), P. Neumann (Schiffer Wulkow), Bauer (Julius Wolff), Froböse (Mote«) hin. Frl. Serda (Leontine) und Frau GaSny (Adelheid) gaben die Töchter der tüchtigen Waschfrau, Frl. Serda charakteristisch eine« der Berliner Dienstmädchen, an denen die Herr schaften ihre besondere Freude haben, Frau GaSny da« Musterbild einer märkischen Pflanze, die zwischen pfiffiger Göhre und frechen Backfisch gerade in der Mitte steht. Adolf Stern. Wissenschaft. * Eine Expedition nach dem Südpol beabsichtigt nach einer Meldung des „Herald" vr Frederick A Cook, ein bekannter amerikanischer Forschungüreisender, zu unternehmen. Er will sich dabei mehrerer Äutomobil- fchlitten bedienen, die nach seinen Angaben angefertigt werden und zwölf Pscrdckräfte haben sollen. Ein anderer Forscher, Walter Wellman, der den Nordpol mit einem lenkbaren Luftballon zu erreichen versuchen wird, nimmt auf seinem Ballon zwei Motorschlitten mit. -ß Eine Veteranin der Frauenbewegung. Susan B Anthony, ist, wie soeben au« New Aor!
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