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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag , und Lonnabend (Vormittag). AbonnenientSpreis beträgt vierteljährlich l Mart 20 Pf. I»'ivnumoranäo. Meiger Inserate werden bis spätesten Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Sladtgemeinberath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redocteve: Bernhard Ott in Zwönitz. 37. Donnerstag, den 25. März 1880. 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Feier des Geburtstages des Kaisers wurde durch eineu Choral eingeleitet, welcher zn früher Morgenstunde von dem Trompeterkorps eines Kavallerie-Regiments von der Kuppel der Schloßkapelle geblasen wurde. Der Kaiser selbst beging den Tag in voller Frische und Rüstigkeit. Bereits in der achten Morgenstunde nahm derselbe in voller Uniform die Glückwünsche seiner nächsten Umgebung entgegen und waren alsdann die Majestäten mit den großherzoglich badischen Herrschaften zum Dejeuner vereint. Hierauf erschienen um KU/z Uhr die königlichen Prinzen und Prinzessinnen und die znm Besuch hier eingetroffenen höchster fremden Fürstlich keiten im königlichen Palais, um dem Kaiser ihre Glückwünsche dar zubringen. Um 11 Uhr empfing der Kaiser zur Gratulation den ge- sammten königlichen Hof und alsdann Nachmittags 1 Uhr die frem den Botschafter. Später fand im königlichen Palais Familien-Tafel und für die fremden Gefolge im königl. Schlosse Marschall-Tafel statt. Das sonst Mittags 12 Uhr stattfindende übliche Salutschieben mußte in diesen: Jahre mit Rücksicht auf die Charwoche unterbleiben. — Prinz Alerander von Hessen soll von seinen: Schwager, dem Czaren, nach Berlin entsandt und mit der Aufgabe betraut worden sein, eine möglichst völlige Ausschnung zwischen den Regierungen Deutschlands und des Czarenreichs herbeizufübren. Oesterreich Ungarn. Die neuen, in Wien sich oft wieder holenden Gerüchte über eine Ministerkrisis haben sich als unbegründet erwiesen, wenngleich die Schwierigkeiten, die den conservativen Cabi- net gegenüberstehen, noch immer die alten sind. Ebenso unbegründet ist das Gerücht von einer bevorstehenden Auflösung des Abgeordneten hauses. — Der Fall Hartmann hat in: Pester Abgeordnetenhanse Veranlassung zur Besprechung einer bloßen Doctorfrage gegeben. Der Abg. Apponyi interpellirte den Ministerpräsidenten, wie er es vorkommenden Falles mit der Auslieferung politischer Verbrechen halten werde. Tisca verwies dieserhalb auf die bestehenden Verträge mit Rußland und Montenegro, nach welchem Mord und Meuchelmord, begangen an einem ausländischen Herrscher oder den: Mitglieds eines ausländischen Herrscherhauses, nicht als politische Verbrechen betrachten würden. Im klebrigen werde die Regierung stets an den: Grund sätze festhalten, gemeine Verbrecher als solche zu betrachten und zu behandeln. Das Hans hatte gegen diese Grundsätze keine Einwend ungen vorznbringen. Frankreich. Seit der Erledigung der Unterrichtsgesetze ist in den: parlamentarischen Kreise eine merkliche Ruhe, eine Abspann ung eingetrcten. Die Tarifdebatten in der Deputirtenkammer sind lange nicht so aufregender Natur, wie es die Verhandlungen über den gleichen Gegenstand im deutschen Reichstage waren; der Senat wird auf etwa sechs Wochen in die Ferien gehen und die Regierung findet Muße, über ihr Vorgehen gegen die religiösen Ortsgemein- schasten nachzudenken. Die Orden, die hierbei in Frage kommen, zählen in Frankreich insgesammt rund 21,500 Mitglieder. -- Die republikanische Presse setzt sich jetzt Rußland gegenüber auf das hohe Pferd, und meint, Gortschakoff möge die Auslieferung Hart- mann's jetzt von England resp. Nordamerika verlangen. Hartmann selbst veröffentlicht in dem Blatt „Jnstice", das von dem Radikalen Clemenceau geleitet wird, ein Schreiben, worin er sich allerdings als Mitschuldiger am Moskauer Attentat bezeichnet. — Füxst Orloff hat Paris verlassen, ohne sich zuvor bei den maßgebenden Persön lichkeiten verabschiedet zu haben, eine Thatsache, die auf die hoch gradige Gespanntheit der Beziehungen zwischen Rußland und Frank reich folgern läßt. General Chanzy, der Botschafter Frankreichs in Petersburg, rüstet sich ebenfalls zur Abreise, vorgeblich wegen Kränklichkeit seiner Gemahlin. England. Der Aufenthalt der Königin Victoria in Deutsch land ist auf etwa drei Wochen festgesetzt worden. — Der „Neichs- bote" bringt die Nachricht von einem stattgehabten Kampfe der Bauern von Transvaal mit den englischen Truppen, in welchem 400 Eng länder getödtet und 150, der Nest der ganzen Truppe, gefangen ge nommen wurden; auch wurde eine Kanone verloren. Allerdings handelt es sich hierbei zunächst nur um ein Gerücht, aber um ein solches, das die Stimmung gegen die Toryregierung umschlagen lassen kann, zumal auch die neuesten Nachrichten aus Afghanistan darthun, daß daselbst immer noch die Funken unter der Asche fort glimmen. Rußland. In der Sitzung des Revolutions-Comitees zu Genf ist beschlossen worden, den Kampf gegen die russische Regierung und auch gegen den Czaren persönlich rücksichtslos und mit allen Mitteln fortzusetzen. — Die berüchtigte dritte Abtheilung der kaiser lichen Kanzlei ist nicht aufgelöst, sondern den: Grafen Loris-Melikoff unterstellt worden. — Die strenge Zucht des neuen Gouverneurs bringt der friedliebenden Bevölkerung allmählig diejenige Ruhe und Sicherheit zurück, welche die Grundbedingungen eines gedeihlichen Staatslebens sind. — Gortschakoff, welcher sich durch Erkältung einen leichten Gichtanfall zugezogen hatte, ist soweit hergestellt, daß er das Bett verlassen und sich seinen Geschäften widmen konnte. Lokales und Sächsisches. — Wie alljährlich, so ist Seitens der Generaldirection der Staatseisenbahuei: auch diesmal wieder die dankenswerthe Erleichter ung getroffen worden, daß zu dem bevorstehenden Osterfeste bei den Billets eine Verlängerung der gewöhnlichen dreitägigen Giltigkeits dauer um 2 Tage eintritt; es haben nämlich die am Sonnabend vor den: Ostersonntage gelösten Tagesbillets Giltigkeit bis mit Mitt woch den 31. Mürz. Dresden, 22. Stürz. Das Unwohlsein Sr. Majestät des Königs ist doch ernster gewesen, als man nach den ersten über dasselbe an die Oeffentlichkeit gelangten Mittheilungen annehmen konnte. Es trat mehrere Tage Fieber ein. Se. Majestät verbrachte mehrere schlaflose Nächte, mußte das Bett hüten, und erst in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wieder schlief der König etwas, und nahmen die Fiebererscheinungen ab. Dresden. Beim Friedrichstädter Seminar meldeten sich 89 Schüler zur Aufnahme, von denen nur 25 berücksichtigt werden konnten. Die „Lehrernoth" wird sich bald in Lehrerübersiuß doku- mentiren, es wird da viel Angebote und nicht genug Anstellung geben, so daß man den Lehrerinangel, den man nicht schnell genug beseitigen konnte, mit einem noch größeren Uebel eingetauscht haben. Stollberg, 20. März. In der gestrigen musikalischen Abend unterhaltung des hiesigen Vereins „Thalia" ereignete sich ein Unfall, der leicht einen betrübenden Ausgang hätte nehmen können. Eben hatte der Chor, aus etwa 30 Herren und Damen bestehend, seinen Vortrag beendet und schickte sich an, auseinander zu gehen, als die zu schwachen Stützen des Podiums plötzlich nachgaben und mit sämmt- lichen Personen, anch das gegen 7 Centner schwere Pianino, ins Fallen geriethen. Nur der Entschlossenheit mehrerer Herren ist es zn danken, daß die Wucht des Falles gehemmt und die drohende Gefahr aufgehalten wurde, so daß die Betheiligten mit den: Schreck davon kamen. Der Erbaner des Podiums hatte, vorher über die Tragfähigkeit desselben ausdrücklich befragt, die beruhigendste Zu sicherung gegeben. Zwiktäu, 23. März. Gestern wurde in einen: Schachte in Schedewitz der Bergarbeiter Georgi von dort beim Stempelrauben durch plötzlich hereinbrcchendes Gestein getödtet. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und vier zum Theil erwachsene Kinder und mar 55 Jahre alt. Adorf. Die Trichinose greift immer weiter um sich, und jeden Tag vermehrt sich die Zahl der Kranken,. Hier sind bis jetzt 17