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Dresdner Journal : 21.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820521
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-21
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1882
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O Utz. Sonntag, den 21. Mai. 1882. ^dooaem«-at»pr«t»r Iw ck«ut»kL«Q N«ie»> 6LbrIick: .... IS Zlsrll. MdrUek: 4 L1»rll SO ?s. Linrvlvb Xummsra: I0?s. H»W«rd»Id 6e« äeottcbeu ksieks» tritt?o»t- uvä 8tsmpvlru»eblu^ bioru. laseratennrelser kür 6en Nsuin einvr sse-pulisnen pstitreils 20 kk. Ootor „Linxe-anät" äis Avils üv j-f. Lei UdeUvu- un6 Aitsstnsatr ÜO ^usscUI»^. kr^elieliieu: lit^lict» roit ^uivubnw 6er 8onn- un6 Lvisrtaz« Lar 6vn 1vl^«o6ei» DresdnerHomnal. Becantwortlihe Nedactioa: Obecredactenr Rudolf Aünther in Dresden. l»ier»1eo»i>o»dwe «u»W>nt»r I^txit,: n. LranUit etter, t.'vmioi«ioLLr 6s, vre»6o«r ^ourv»l»; Lewdar, I«rN» -V>«» - l^tpux L»»«I Lr«,I»u1'r»ilIltort ». » : //aa»e««te>» -S ^»-ter, S«rli»-Vl«ll S-mdor,- kr»U-I^ip«z rrwlktart »- U. Uitoed»»: /k»-6. .V,««e, v«rli»: /nrat,6eri6un^, Lremen: Lc^/stte,' Lr«»l»»: /. Lr-inAen» Lurear« <F'mi7 7rabatö>,' rr»o>lk«rr » N : Ft. ^aeAer'-cde 8»cbbLo6Iul>^; VÜriiti: k/ Z/Utter; L»»»<>v«r: 6. 8c-iü^/rr, ?»rt» S»rUo-kr»L>ttllrt ». N.- StoUx»ri: Kante F k/'o., Il»wdurx' ^16. Lte»««' Ilersusxvderr Löuisl. Lrpe6ltioll 6s» vr«,6oor 6oura»l», tlre»6eu, Avio^eretr»»»« tio. LU. Äintlicher Theil. Dresden, 6. Mai. Se. Königliche Majestät Haden zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der dem sächsischen StaatSverbande angehörige Geheime Com- merzienrath Hermann Kühn m Desiau die ihm von Er. Hoheit dem Herzog von Anhalt verliehenen In signien eine- CommandeurS ll. Klasse de- Herzog!. Anhaltischen Hau- - Orden- Albrecht'- de- Bären an- nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem Fabrikbesitzer Anton Michael Herzog m Lindenau da- Ritterkreuz H. Classe vom AlbrechtS- orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Juwelier, Gold- und Silberschmied Heinrich Mau zu Dresden da- von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Allenburg ihm verlühene Prädikat al- „Hoflieferant" annehme und führe. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nach richte». Wien, Freitag, 1V. Mai, AbendS. (W. T B.) Ein Kommunique der „Polit. Corrrsp." erklärt nach kompetenten Informationen die Berichte eine- Pester und eines Wiener BlatteS über un günstige sanitäre Verhältnisse in Sarajewo und über einen Versuch, die dort inhaftirten Aufstän dischen gewaltsam zu befreien, sowie dir kürzlichen Meldungen von der Plünderung eines montene grinischen Munitionsmagazins zu NjeguS (wo ein solches gar nicht eristire) für absolut erfunden und constatirt unter Anführung noch größere Kühn heit vrrratheudrr Meldungen deS türkischen Jour nal- „Bakit" vom 6. d. M. über heftige Angriffe auf die kaiserlichen Truppen im Norden Bos- nienS, daß abermals eine Lügrvinduftrie thätig sei, um in Betreff der Sachlage im Occupatious- gediete Beunrnhigung in Oesterreich-Ungarn so wohl wie im Auslände künstlich hervorzurufen. Wien, Freitag, IS. Mai, Abends. (Tel. d. Boh) Sonntag halten dir deutsch-böhmischen Ab geordneten eine Besprechung über die Delegationö- wahlrn. Ein Kompromiß mit den Tschechen ist principirll abgrlehut. Einige deutsch - böhmische Abgeordnete find für gänzliche Wahlenthaltungj; doch dürfte ein darauf abzielender Antrag abge- lehnt werden, nachdem die Drutschböhmen, auch wenn der beurlaubte Abg. vr. Weiß zur Wahl nicht eintrifft, noch eine Majorität von zwei Stimmen haben und ein Verzicht auf zehn Dele- gationsmandate angesichts der Ersparungstendrn- zrn der Ungarn umsoweniger gerechtfertigt wäre. Lie „Polit. Corr." meldet aus Sofia: Der Correspondrnt des „Moskowski Telegraf", Stepa now Popow, wurde auS Bulgarien ausgewiesen. Diese Maßregel wurde durch agitatorische Umtriebe, Werbungen u. s. w. desselben mitveraulaßt, welche die internationalen Beziehungen Bulgariens zu compromittirrn geeignet waren. Prag, Sonnabend, 20.Mai. (Privattel.d.Dresdn. Journ.) Das „Prager Abendblatt" meldet auS Teplitz, daß heute Vormittag die Eindämmung Feuilleton. Nedigirt »on Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 19. Mai: „Miß Sara Sampson". Trauerspiel in 5 Acten von G. E. Lejfing. Nach H. Küchlmg'» freier Be arbeitung. (Zu ermäßigten Preisen.) D»e momentane Einreihung diese- Werke- in den EhkluS zu herabgesetzten Preisen rechtfertigt die Auf führung desselben in der geistig wenig gesammelten FrühjahrSsaison. Noch eine bessere Rechtfertigung war der Erfolg unv die warme Aufnahme bei dem so zahl reich versammelten Publicum. Dazu kommt die besondere Thatsache, daß sich in Dre-den diese» frühe Drama Lessing» stets eine» guten Verständnisses und einer intelligenten Würdig ung zu erfreuen hatte. Auch von Seite unsere» Blatte» ist Alles zur Beleuchtung diefe» Gegenstand;» geschehen und nachdem der Verfasser dieser kritischen Referate, wie eine eben angestellte Uebersicht ergirbt, von der ersten Aufführung >m Jahre 1872 an in Summa mehrere längere Abhandlungen über „Miß Sara Sampson", über die darauf bezüglichen literar historischen Verhältnisse und den ästhetisch-dramatischen Werth der Dichtung geschrieben und sehr entjchleden an die Schwächen und Vorzüge dieser Tomposition herangetreten ist, glaubt er kaum noch heute bei dieser eingestreuten Aufführung neue Erörterungen versuchen zu sollen. Al» unvertilgbarrr Rest der Anziehungskraft bleibt diesem Drama der groß und mächtig, vielseitig und der Einbruchstelle im Döblinger Schachte glück lich beendet wurde. Prag, Sonnabeud, 20. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In Pilsen wurde eine Socialistencoa- ferevz, bestehend auS einem sächsischen Agitator und 7 Bergleuten aufgehoben. Die Theilurhmer wurden an daS Kriegsgericht eingeliefert. Rom, Freitag, IS. Mai, AbendS. (W T. B.) Der Handel-Minister, der Mariarminister und Deputationen beider Häuser deS Parlaments sind heute von hier abgerrist, um der Eröffnung der Gotthardbahn beizuwohnen. — Der deutsche Bot- schaftrr Baron v. Keudell verließ Rom zu dem- selben Zwecke. London, Freitag, IS. Mai, AbendS. (W. T. B.) DaS Unterhaus hat heute, nach 2tägiger De batte, die zweite Lesung der irischen Zwangsbill mit 383 gegen 45 Stimmen angenommen. Konstantinopel» Sonnabend, 20. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Minister deS Aeußera, Asfim Pascha, hatte gestern Besprechungen mit dem englischen Botschafter, Lord Dufferin, und dem Herzog o. Noailles. Gewissen Anzeichen nach ist zu schließen, baß in den Dispositionen der Pforte bezüglich der französisch - englischen Action eine Remission ringetreten ist. Man glaubt, Said Pascha habe versöhnliche Vorschläge gemacht. Die Pforte unterhandelt wegen der Miethung d»S LloybdampferS „Kalypso", welcher 1500 Mann nach Demen tranSportiren soll. Eine Depesche auS Kanea meldet, daß Hussein Pascha gestern mit seiner Korvette in Suda-Bai angelangt ist. Alexandrien, Freitag, 1S. Mai, AbendS. (W. T. B.) Das englische Kanonenboot „Bittern" ist heute Nachmittag hier eingrtroffen; daS Panzer schiff „Jnvincible" mit dem Admiral Seymour und bas französische Geschwader werden morgen früh erwartet. Dresden, 20. Mai. In den vor Kurzem erschienenen Briefen von Rod- bertu» (herauSgegeben von R. Meyer) findet sich in einem vom 19. Juli 1872 datirten Schreiben folgende da» Haufirgewerbe betreffende Stelle: „Kennen Sie da» Specie» Hausirer hier zu Lande? In einem Cooper'ichcn Roman nimmt er sich romantisch und liebenswürdig aus. AlS RusticuS nur noch auf ent fernten schlechten Jahrmärkten ein Mal im Jahre seine Elle Band oder Kattun kaufen konnte, war er selbst wlrthschaftlich nützlich. Heute, wo in jedem Bauern dorf zwei Kramläden sind, sollt es dem „System" em, eS sei noch nicht für den Hausirer hinreichend durch- geführt, und somit wird au- Liebe zum Princip ein höchst unnützes und gefährliches Geschöpf gezüchtet. Der hiesige Hausirer unterscheidet sich nämlich von dem thüringischen Buttenträger, der öffentlich seinen Kasten trägt, sehr bedeutend. Er hat Pferd und Wagen, frei lich nur einen Einspänner, aber dafür einen Plan über den Wagen, dessen Hintern Raum dadurch ein undurch dringliches Dunkel schützt. Diese Leute führen die Idee der Manch.'stertauschgesrllschaft aufs Reizendste durch; sie verkaufen nicht bloS, sie kaufen auch; und namentlich kaufen sie DaS, wa» sich einstweilen in dem Dunkel jenes Raumes bergen muß. Man könnte d»e Specie- in Tag- und Nachtfalter theilen. Dee ungefährlichere Sorte sind die Ersteren. Sie stellen sich um die Mittagszeit in den Dörfern ein und sehen dann schon ab, bez. nehmen mit, was an- gängilch ist. Namentlich stellen sie sich an den Löh- nungStagen em, und die Hälfte der Geldlöhnung wird farbenwandelnd ausgeführte Charakter der Marwood, der bahnbrechenden Vorgängerin von Lssing'S Orsina, von Schiller'- Milford, welche sie beide an Bedeutung psychologisch weit überragt. Kerne andere Gestalt die ses Stückes hat neben jenem schrecklichen, verabscheu- ungSwerthen Weibe ein actuelleS, selbstständige- Büh- nenleden, und so sehr Sara durch tiefste- Mitleid un sere Sympathie erweckt, bleibt sie doch nur da» Opfer lamm, an dem in grausamster Weise experiment wird. Mellesont wirkt in so hohem Grade antipathisch und unmännlich, daß wir ihm die Ueberzeugung für seinen Muth zum Selbstmord schuldig bleiben müssen. Schon bei der ersten Darstellung der Marwood rolle durch Frl. Ulrich (1879) bestätigte sich die bei dieser Künstlerin gemachte vielseitige Erfahrung, daß sie die nöthigen Schattensarben emeS derartigen Charakter- meisterlich beherrscht. Sie zeigt die entschiedene Gluth der Leidenschaft, die furiose Dämonie der zerstörenden Kraft, die au» dem Innern hervorbrechenden Schrecken der Eifersucht, deS Hasse» und der wilden, zwischen Jntriguen und dem Dolchstoß umhertappenden Wuth. Dazu kommt die außerordentliche Beredtsamkeit im kühlen, reservirten, lauernden ConverjatlonSton, eine unentbehrliche Waffe für die Freibeuterei und listige Selbstvertheidigung de- Courtlsanenthum». Alle diese schon da» erste Mal hervortretenden glänzenden Eigen schaften fanden jetzt eine künstlerische Steigerung, welche die Kraft de» Effecte» durch maßvolle Oekononne sieg reicher machten Reicher Beifall lohnte diese vorzüg liche Leistung. Die Sara, in welcher wir durch Frl. Ellmenreich'« harmonische NatürUchk it und weibliche Wärme ver wöhnt find, wurde von Frl. Link gegeben, und man dann immer für den Pump eincaffirt. Aber schlimmer sind die Nachtfalter. Jeden Abend, wenn die Dämme rung eingetreten ist, können Sie aus einem oder dem andern Vicinalwege eine solche kleine fahrende DiebS- höhle klappern hören. Mitunter bleibt sie auf einem Kreuzwege nahe dem Dorfe halten, und die guten Freunde, die schon mit gespanntem Ohr gelauscht haben, stellen sich dann, au- den Hinterthüren ge schlüpft und durchs Korn heranfchleichend, zum Ver- kauf ein. Meistens führt ein solcher Hausirer „ein sreieS Leben": Wald: Nachtquartier, Mond: Sonne. Bei zu schlechtem Welter gewähren einzelne intimi Obdach. Die Kleefelder geben das freie Futter für da- Pferd, die Rüben und Kartoffeln, sowie die Nacht»- auSgedroichenen Roggen- und Gerstengarben den Winter- bedarf für die Menschen. Zunächst wandert Alle» in den Hintern Raum der „Plane", um dann nach Wochen, wenn der Hausirer ein Mal Heimweh nach seinem Herde hat, dort aufaespeichert zu werden. Das ist der Hausirer, wie er «st, allerdings nicht, wie er — man muß auch gegen das Manch« sterthum gerecht sein — sein sollte. Es ist in der That auch Romantik darin, aber die de- ManchesterthumS. Den Schmuggler hat e- verbannt, aber ein weit eklere- und giftigeres Geschöpf erschafft e» im Hausirer." Diese Schilderung von RoddertuS illustrirt treff lich da» Thun der, wie der Abg. LaSker im preußi schen Abgeordnetenhause sich auSdrückte, „edelsten und tüchtigsten Kräfte der Nation, die sich die größte Mühe geben, die besten Waaren in da- HauS zu bringen." Allerdings hat Abg. LaLker diese euphemistische Schil derung deS Haufirgewerbe» bei der Redactio« des steno graphischen Berichtes erheblich gemildert; er muß »hm wohl vor dem selbstgeschaffenen Hausirerideal bange gewor den sein; allein dennoch erscheint eS erforderlich, zeit weise der „Culturbedeutung" des hausirenden „Bündel- krämerS", des „JüdchenS", wie man ihn in den preußi schen Ostseeprovlnzen nach der „N Pr. Ztg." nennt, etwas näher zu treten. Auch angenommen, die oben angesührte Schilderung von RoddertuS sei nur auf eine Minderzahl von daS Haufirgewerbe Betreibenden anzuwenden, so bleibt diese- Gewerbe nur zu häufig eine Schädigung de» soliden Geschäftsbetriebe». Diese» gilt nicht nur für die gewöhnliche HandelLwaare, eS gilt auch für die geistige Waare, für die Erzeugnisse de» literarischen Marktes Hausirer und Colporteur sind Beide nach demselben Maßstabe zu beurtheilen, und wohl so ziemlich in jeder Form ist ihr Gewerbe schädlich und bedarf der Braufsichtigunq, unter Um ständen auch gesetzlicher Beschränkung. In Beziehung auf da- literarische Haufirgewerbe pflegt man gewöhn lich nur den „Schund- und Schauerroman" als ab schreckendes Beispiel hinzustellen. Auch wir haben wiederholt auf die verwerflichen und unsittlichen Ten denzen, welche hinsichtlich der Fabrikation und de- Vertriebes dieser Romane veifoigt werden, hingewiefen; allein die Schädlichkeit der Colportage beschränkt sich keineswegs nur auf dieses Gebiet. Wir berühren heute noch em andere-, mindestens ebenso wichtige», der Spekulation anheimgefallenes Literaturgenre. ES giebt Gattungen von Werken, welche ihrer Natur nach nur möglich sind, wenn dieselben auf eine bestimmte Anzahl von Bänden ausgedehnt werden. Solche vielbändige theuere Welke sichern dem Verleger, wenn sie Erfolg haben, eine gute, nie versiegende Einnahmequelle. Dahin gehören ConversationslexikaS, Weltgeschichten, Literaturgeschichten und poetische Sammelwerke. Es ist daher das Streben jede- größern Berlages, ein ConversationSlexikon, eine Weltgeschichte, eine Literaturqesch»chte u. s. w. den zu seinen Kunden gehörigen Sortimentern zu bieten. Früher wurden nun alle diese Werk in ganzen Bänden verkauft, und die alten soliden Firmen lassen sich heute noch nicht auf den Colportagevertrieb rin. Um so gewann dabei die wohlthuende Ueberzeugung, daß e» dieser jungen Schauspielerin vollkommener Ernst um da» Ringen nach möglichster Tüchtigkeit war. Sie erfreute durch Einfachheit, durch innere Seelenbewegung, und wenn sie eist zwischen dem schmerzlich leidenden und dem bewegten, mehr entschlossenen Ton eine glücklichere Verbindung gefunden hat, wird sich ihre annehmbare Leistung noch steigern. Mellefont, diese undankbare Parti', spielte Hr. v. d. Osten für sein realistische» Naturell mit Ge wandtheit und mit der Wahrung einer kleidsamen äußern Noblesse. Zuweilen war der Ausdruck etwa» zu gr:ll, immer aber intelligent und zum Besten des Verständnisses der Rolle. Für die übrigen kleinen Aufgaben: der alte Samp son, Waitwell waren die Herren Porth und Marcks mit warmem Eifer thätig. O. B. Am Ufer der Mulde. «ovelle »on H Sngelcke. (Fortsetzung.) Aber ein guter Genius siegte über den teuflischen Gedanken. Einen Augenblick später, zornig aus sich selbst, stieg er an der Gestalt de» Fremden vorbei, den Fußweg zum Thäle hinab. Da trieb e» ihn, einen flüchtigen Blick seilwärt» nach ob.n zu senden. Die Gestalt stand ruhig, wie dither, jetzt da» durch ein Tuch zum Theil v rhüllte Gesicht ihm zugewendet. E» war zu dunkel, um die GefichtSzüge zu erkennen, aber ein paar Augen sah Wilhelm Arndt doch, deren mehr aber jüngere Unternehmer, die neben gewaltsamen, mehr phantastischen al» treuen Illustrationen und son stigen Lockmitteln, welcher gediegene Werke gar nicht bedürfen, Alle» versuchen, ihie Schleuderwaare an den Mann zu bringen. So ist die Schleuderei imBuch- handel HandelSgebrauch geworden: eine Unsitte, gegen welche kaum noch aufzukommrn ist. Daß dieser all gemein übliche, bei den Buchhändlern gegenwärtig tagtäglich gebräuchliche Ausdruck ein völlig berechtigter ist, mag auS den Rabattbedingungen erhellen, welche von derartigen, die Fabrikation literarischer Schleuder- waare betreibenden Firmen gewährt werden. Der gewöhnliche buchhändlerische Rabatt beträgt 33z» Pro cent. Der Fabrikant von Schleuderwaare gewährt 40 Procent; bei Abnahme von 10 Exemplaren dagegen schon 45 Procent, bei Abnahme von 20 Exemplaren 50 Procent, bei Abnahme von 50 Exemplaren 55 Procent, bei Abnahme von 100 Exemplaren 60 Procent. Mit solchen Rabattbedingungen vermag der Verleger gediegener wissenschaftlicher Werke nicht zu concurr,ren; denn er verschmäht da- Zugmittel schlechter, geschmack loser Illustrationen und verzichtet auf die, von dem Fabrikanten angewandten Kniffe, durch welche dieser seinen Autoren daS Honorar zu kürzen und vorzueut- halten weiß. Er hält an seinen Preisen und an den üblichen buchhändlerische» Rabattbedingungen sest. Die nächste Folge ist die, daß da» Publicum, ange lockt durch die Thätigkeit, welche der „Verleger" und seine Agentin mittelst Prospekten und Reklamen ent falten, begierig nach der „Schleuderwaare" greift, wäh rend die gediegene Waare als Ladenhüter zurückbleibt. Vielen sind zwar die großen klassischen Werke unserer Literatur bekannt; aber die leichte Art der Erwerbung verlockt dennoch zum Ankauf und verschafft der ge ringer» Waare den Vorzug. Weber'» treffliche „Welt geschichte" kostet beispielsweise 16 M. pro Band: wie gern greift da Mancher statt dessen zu einem Werke, daS ihm in Lieferungen von 1H Bogen » 30 Pf. alle 14 Tage ins HauS gebracht wird. Alle stehen sich bei diesem Treiben gut, der Colporteur wie der VerlagSbuchhändler und seine Helfershelfer. Man hat Colporteure, bei denen der Schriftsteller zur Miethe wohnt, und VerlagSbuchhändler, die von Werken, wie die oben geschilderten, vielleichi 30000 Exemplare ab- setzen. Aber wo bleibt die Bildung, der literarische Geschmack und die polit sche UrtheilSfähigkett unserer Nation? Für einen derartigen Spekulanten und Bücher- fabrikantn, wie die oben geschilderten, giebt e» kern anderes Interesse, als daS seines Geldbeutels. Er will sein Publicum nicht zu sich empoiheden, son dern als erbärmlicher Speichellecker, der dem Bür gers- und Handwerksmann seine Groschen aus der Tasche locken will, schmeichelt er seinen Neigungen, sei nen Thorhetten und Borurtheilen. Man hat Beispiele von solchen Buchhändlern, die im Jahre 1848 demo kratische Schriften publicurten, dann Napoleon Hl. verherrlichten und heute die nationale deutsche Ten denz ihres Verlage» rühmend im Munde führen. E» ist sogar vorgekommen, daß ein Verleger die ersten Bände eines Sammelwerke» im oben bezeichneten Sinne von emem demokratischen, den dritten von einem konservativen, andere von nationalliberalen Schrift stellern u. s. w. bearbeiten ließ, lediglich um Ange hörige aller Parteien anzulocken. Es liegt diesen Leuten nur daran, die Tagesströmung für sich auSzu- nutzen, um dann um so leichter öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu machen. In diesem „Machen" der öffentlichen Meinung liegt da» Faule unserer heutigen Zustände, und das Hausirgewerbe wie der EolporMgebuchhandel sind beide Mittel zu diesem Zwecke. Der Hausirer macht öffentliche Meinung für die faule Waare, welche die Industrie producirt; der Colporteur macht ebenfalls öffentliche Meinung für die mittelmäßige und schlechte, auf dem geistigen glühender Blick ihn durchbohren wollte und fest aus ihn gerichtet war. Wilhelm Arndt konnte sich keine Rechenschaft geben, aber eS überfiel ihn, der dem Tode so oft unerschrocken ins Auge geschaut, wie eine übernatür liche Furcht, dre jeder Unterdrückung spottete. Er be schleunigte seinen Schritt und gelangte bald an den Anfang deS schwarzen UferS. Dort zog sich damals zum Schutze gegen die Ucberschwcmmung der Felder un mittelbar neben der Mulde ein Damm hm, der auf seiner Krone nur einen ganz schmalen, für eine einzige Person berechneten Fußsteig bot. Wilhelm Arndt ging sehr vorsichtig, denn neben ihm recht- rauschte der reißende Strom, link- war eine hohe und steile Böschung und der Weg vom Regen te« Morgen- schlüpfrig. Er hatte den schmalen Pfad so oft zurück gelegt, aber so wie heute hatte die Mulde nie gerauscht seit seiner Rückkehr, so voll waren ihre User nie seit dem gewesen. Unwillkürlich dachte Wilhelm Arndt zu rück an die Zeit, al» er zuletzt den Fluß so geschwollen gtsehen, und da trat ein FrühjahrSabend, der Oster- sonntag vor drei Jahren, der Vorabend vor seinem Abgänge zur Armee, in fr'sche Erinnerung. Er war zu jener Zeit auch diesen Weg gewandelt, wie heute au» den Bergwerkhäusern kommend, wo er Abschied genommen. Damals wie heute hatte der Srroin, von geschmolzenem Frühjah s chnee b» an den Rand ge füllt, seine Fsseln zu sprengen gedroht. Und noch etwa- Andere« tauchte in feiner Erinnerung auf, Eiwas, waS er im Strudel der K i gtjahre ganz vergessen gehabt. Es war ihm damals ,m grellen Mondscheine wie heute gerade auf der schmälsten Stelle de« Fuß- pfad.» plötzlich ein Mann im rasenden Laufe ent- gegrngekommen. Nur einem raschen A ltweichen nach
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