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SI»»ttg tu dies Blatt« Pud»« «tue «rfolgrrich« verbrrttuug. Auflag«: t».000 »rrmpl«» », 27. Febnurr Tageblatt für yuterhaltuug «ab Geschäftsverkehr. Mitredacleur: Theodor Drobisch. Mr»4 uub ItDWchu» d«r Hnaue-eber: Likpsch ük Neichardt. — B«rauttvortlich«r R«daet«m: IlttiUS Neichflrdt» 'u «ittttljahrNchroAgr. driuurut-rldltch««»' frruug tu'» Ha». Durch di« Köuigl. Pchd dirrteljiihrltch L2 Rgr. Siuzelu« Nmmmm 1 Ngr- I«sersie»preise:' Für deu Raum «tu« gespaltrur» Zrtl«: 1 Rgr. Um«r„Siu-«- saudt" di« Zeil« r «gr. D»osd<«, den 37 Februar. — Dem Gerichtrwundarzt Karl Gottfried Hunger zu Ghemnitz ist da- Ehrenkreuz vom AlbrechtSorden verlieh»», der -seitherige französisch« Consul in Leipzig, Herr Andrü Ferdinand Deroieu, zum kaiserlich französischen Generalkonsul daselbst, der StabSauditeur Grimmer zu« KriegSgerichtsrath beim Oberkriegs» Gerichte, der Auditeur der Leibinfanlerie. Brigade, char. Stabs- , audsteur Baumgartm-LrufiuS zu« Stabsauditeur beim Stab»- -riegSgerichte und der bisher in Wartegelv gestandme Oberleut» «ant Spann von der Infanterie zum Hauptmann ernannt und dem Kanrmerherrn Grafen Hermann Ludwig Vitzthum von Eck- städt in Dresden, derzeit Administrator de» Vitzthumschen Gym- «afium», da» Ritterkreuz vom Verdienstorden verliehen wordm. — Dem Vernehmen nach ist der ArmeecorpS»Commando» Adjutant Freiherr von Welk zum Commandantm de» königl. ÄadetteneorpS und der Arttllerieschale anstatt de» anderweit zu verwendenden Oberstleutnants von Montbv auSersehen. — — Am vergangenen Montag hat bei Er. Exeellenz de« Herrn KreiSdirector van Könneritz ein glänzender Ball statt- gefunden. — Die Gemahlin des k. preußischen Gesandten, Frau von Eichmann, hat in diesen Tagen ihre Antrittsbesuch« am köaig» .lichen Hase Hierselbst in Begleitung der Gemahlin des k. fran zösischen Gesandten, Frau Baronin von Forth-Nouen, abge plattet. — Das hiesige „Conservatorium für Musik" beginnt am 1. April d. I. einen neuen Lehrcursu»; Confirmanden re., «eiche erst Ostern eintreten können, finden am 24. April Auf- «ahme (vergl. d. Inserat). — Das neueste (3.) soeben erschienene Stück de» Gesetz- «nd Verordnungsblätter „bringt bereits an seiner Spitze dar Gesetz, die Vergütung der Kriegslasten und Schäden betreffend, sewie die Verordnung zu Ausführung dieses Gesetze». Nach letzterer wird als Schlußtermin der Anmeldungen der 30. März d. I. festgesetzt. Bei Prüfung und Feststellung der Anmeldun gen sind, soweit nöthig, sachkundige Ortsbewohner zu Rath« zu ziehen. Zweifel irgend welcher Art entscheidet die in Dresden zu «richtende Centralcommission, gegen derm Entschluß noch ein ÄieeurS an das Ministerium de» Innern zulässig ist. Zu Deckung d« Vergütungen giebt die Centralcommission An» -Weisungen auf die Staatskasse aus und soll namentlich auch auf di« thunlichste Beschleunigung der ganzm Abwickelung hin gearbeitet «erden. — Nach einer Bekanntmachung der hiesigen Einquartie» '»uugSbehörde werden diejenigen Quartiergeber, denen Quartier- dillet» abhanden gekommen, aufgefordert, solche» binnen den nächsten vierzehn Tagen und längsten» bi» zum 7. März d. I. schriftlich mit genauer Angabe ihrer Wohnung bei der Einquar- rierungSbehörde (Echeffelgaffe 5, 2. Stage) anzvzeigrn. — Heute hält i« wissenschaftlichen ChcluS Herr vr. Wehl «inen Separatvortrag über Heinrich Heine, Georg Herwegh und Muanuel Seidel. — Au« einem Hotel der inneren Stadt bemerkte man »«gestern Nachmittvg ein« starke Rauchwolke herauSflrömen, »Ach« auf ein Schadenfeuer hindeutete. Wie «an nun hört, soll in einem dort befindlichen Zimmer eine Partie Wäsche Welche sich in der Nähe eines geheizten Ofens befunden hat, durch die Fahrlässigkeit eine» Dienstmädchens angebrannt und vernichtet worden, ein weiteres Unglück aber nicht entstanden seist, da fchnelle Hilfe zur Hand war. — Die letzte Nummer der Gartenlaube (7) bringt unter -er Ueberschrift: „Strafpredigt an rücksichtslose Leute. Für Die -n Theater und Coneert", von dem vortrefflichen vr. Bock einen sehr beherzigenswerthen Aussatz, von dem man stet« eine Anzahl ge druckter Exemplare bei sich führen sollte, da e» nur zu häufig Gelegenheit geben würde, Anderen damit einen Spiegel vorzu» Halten. Wer in irgend einem Punkt«, die jener Aufsatz nmnt, Mit, „daß ihn der Bock stößt", aber vielleicht nur aus Un- Überlegtheit gegen feine Nebenmenschen sündigte, der wird, bei Anigem guten Herzen und Willen, sich Manches hinter «in Ohr schrÄe« und gut anwenden; wer hingegen recht gut weiß, was Anderen lästig ist, sich aber nicht daran kehrt, an De« ist da« Kleid, welche» er wägt, sicher das einzige Anständige. UnauS- sprnhlich rücksichtslose Menschen finden sich ferner unter jene« Publikum, welche» de» Nacht« au» Schanklocalen heimkehrt oder dB^Tanzen« und der Musik, sondern blo» Derjenigen wegen, Welch« unter Toben ab und zufliegen und zuw«ilen in einem Brüllen, wie es nur zu« Halse herauskann, Schlafenden und Krmcken kund thun, wie „sauwohl" ihnen ist, oder unter den selben viehischen Lauten einander, gleichsam auf Tod und Leben zu Leibe gehen, so daß in vielen Fällen die uniformtrten Schutz- geifier nächtlicher Ruhe und Ordnung gar nicht wagen dürft«, Solchen zu nahen, die der Meinung sind, wer die größte Faust und die stärkste Stimme besitzt, hat da« Recht, Anderen einen Begriff von der Dicke seine» JrrthumS und der Größe seiner Rohheit beizubringen. Gewiß wird mancher Bewohner der Palmstraße und der Gerbergaffe gefunden haben, daß die Nacht vom vor letzten Sonntag zu« Montage eine der lärmvollsten war, die es hin und wieder giebt und die so nöthiae Ruhe um deswillen außergewöhnlich beeinträchtigt wurde, weil von d r am frühen Morgen erlebten Feuersbrunst und großen Gefahr wohl Allen so zu sagen der Schreck noch in den Gliedern lag, da der Feuer ruf in diesem ledernen und hölzernen Zwickel jedenfalls heftiger wirkt, al« in den neuen Stadttheilen, was mehrfache in Folge dessen eingetretene Erkrankungen von Kindern und erwachsenen Personen, die sich noch keineswegs in unmittelbarer Gefahr be fanden, bekunden. Obgleich man an diesem Sonntag Abend wußte, daß an der Brandstelle kein Fünkchen mehr glimmte, daß trotzdem Wachen aufgestellt und gewiß Jedermann mehr denn je auf der Hut war, so wirkte doch jeder laute Ruf, jede» Pochen und vor Allem Schreien im höchsten Grade erschreckend. Und wa» ist in dieser Nacht zusammengeschrieen und scandalirt worden; gewiß, die Nächte jener Zeit de» verflossenen KriegS- jahre», da dieser Stadttheil mit Einquartierung belegt war, sind nicht viel schlimmer gewesen! Und weil am Morgen eine Helle Frauenstimme durch anhaftendes Feuer rufen in lobenSwerther Weise den nothwendigen ersten Allarm machte, so war es, kl otz wiederum die Frauenstimmen der folgenden Nacht, d. h. das Kreischen und Quiekm einer gewissen Sorte Mädchen (diese solide Bezeichnung geht mir schwer au« der Feder!) ganz besonders schreckhaften Eindruck machte; denn selbst die Kinder, welche doch sonst schlafen wie die Pommern, fuhren dabei ängstlich auf. — Den Anfang aller nächtlichen Brutalitäten auf der Gerbergaffe machte ein Mensch, der gegen 10 Uhr mit den Füßen gegen eine verschloss«« HauSthür zehn Minuten lang donnerte, ohne davon abgehalten zu werden — und den Schluß aller groben Rücksichtslosigkeiten bildete ein länger als eine Viertelstunde geführte« Gespräch zweier Männer mit schweren Zungen, welche im niedrigsten Dresdner Dialekte, worin da« „Verstehst de" eine Hauptrolle spielte, ganz fade geschäftliche Angelegenheiten so laut belaberten, als seien sie auf einer wüsten Insel und allein. Erst nach 3 Uhr de» Mor gen», nachdem der letzte Trunkene laut schimpfend fortgestolpnt war, trat auf zwei Stunden Ruhe rin. Was dazwischen liegt und seiten Derer geleistet wurde, die nicht genug daran haben, in geschlossenen Räumen ihre Bacchanalien zu treiben, sondern diesäben auch noch auf der Straße fortsetzen und damit jedem gesitteten Menschen, selbst dem geringsten, ein Aergerniß sind, da» wissen nur die Bewohner von derartig heimgesuchten Stra ßen. Wahrscheinlich wird es auch so bleiben, da da» Sprich wort : „Jugend muß auitoben" von gar so Vielen buchstäblich genommen und angewendet wird. Solchen gegmüber wirkt we der ein gute» Wort noch da» gute Beispiel der Bessern, son dern blos 7— die Gewalt, und diese muß doch schwer anwend bar sein, weil sie meist nur bei Kleinigkeiten gesunden wird. Al» Gegenstück zu solchen Rücksichtslosigkeiten könnte man da» rücksichtsvolle Verfahren eine» Arbeiter» erwähnen, welcher um die Zeit, da die Feuersbrunst ausbrach, Sonntag früh H4, mit zwei Freunden durch die Palmstraße ging, in dem betreffenden Gehöfte den Hellen Schein bemerkte und, Schlimmes vermu- thend, dm Nachtwächter aufmerksam machte; da dieser aber Anstand nahm, loSzulärmen, eilte er drei Häuser weiter zu Schreiber Diese», bei wckchem er in Arbeit steht, und — in kluger Würdigung der unberechenbar schlimmen Folgen, welche ein jäher Feuerschreck gerade jetzt auf eine junge Frau im Hause üben konnte, weckte er erst hier in der vorsichtigsten Weise, worauf er mit seinen Freunden das zunächst bedrohte Hau» ohne Umstände allarmirte. Die durch die Hausglocke er munterten Bewohner desselben sahen bereits den vollen Brand vor Augen, und daher der gellende Ruf einer Frauenstimme in die stille Nacht hinaus, wonach erst der immer noch zau- dernde ungläubige Nachtwächter sein Hom anwandte. In fä higem Augenblicke befand sich Einsender mit Weib und Kin dern schon beinahe vollständig in den Kleidern und der nun lötzlich losbrechend« Tumult war kein erster Schreck «ehr. Welche Beruhigung übrigens in Feuersgesahr durch die herbei- eilmden Löschmannschaften und namentlich durch die entschlos senen, frischen Gestalten der so trefflichen freiwilligen Turner- feuerwehr hmvorgebracht wird, das wissen Alle, die Gleiche» erlebt Haide». — Ein Kunstwerk, dem die volle Krone de» Verdienste» gebührt und dem sächsischen Gewerbfleiß zur höchsten Ehre ge reicht, ist ein große» Juwelenschrank, der morgen zur Industrie-Ausstellung nach Pari» geht und nur noch für dm heutigen Tag in dem, zu der Kunst- und LuxuSmeubel-Fabrik gehörigen Gewölbe des Herrn O. B. Friedrich (Dohnaplatz Nr. 12) dem kunstsinnigen Beschauer gern zur Ansicht darge boten wird. Der Entwurf dazu wurde von Herrn Friedrich ausgeführt, der in seinem Fach sich in Frankreich und England große Kenntniß und Bildung erworben und da» Ganze unter seiner Leitung und seinem Angriff zur Vollendung brachte. Ununterbrochen haben diesem Juwelenschrank zehn seiner Ar beiter anderthalb Jahr ihre Thätigkeit gewidmet, bis er im Sinne de« Meisters die Vollendung erreichte. Ganz aus Eben holz gefertigt, steht er gleich einem Tempel in ruhiger Hoheit vor den Blicken und sein Inneres mit den Fachlagen, Käst« und Geschieben ist hier und da mit Malachit und Rubinen äußerlich verziert, Alles nach dem Gesetz der Schönheit, nicht überladen, nicht eitel prunkend Der Preis ist 10,000 Franc», sonach dritthalbtausend Thaler, was in Betracht zu dem Kunst werk nicht allzuhoch ist, wenn man erwägt, daß die Arbeits löhne allein 1300 Thal« betragen haben./, Der Kenner sieht an dieser Gestaltung bis hinab in die kleinsten Theile, daß hier nicht Gewinninteresse zu Grunde gelegen, sondern einzig allein da» Bestreben, der Kunst ein würdiges Opfer zu brin gen, um den Herbeiströmenden aller Nationen «inen Beweis zu geben, daß deutsche Kunst und deutscher Gewerbfleiß noch mit um den Preis zu ringen ermächtigt ist, der Demjenigen winkt, welcher da» Bewußtsein und die Kraft in sich fühlt, au« der Bahn des Gewöhnlichen herauszutreten, um sich und seinem Vaterlande Ehren zu bereiten. ^ — In Erinnerung an die vorjährige Feier des Doltor- jubiläums des keotor e«. Herrn vr. Rüdiger hat besagter Jubilar, ein vielfach hochverdienter Schulmann, in Anerkennung der allseitigen Liebe, Dankbarkeit und Verehrung, welche ihm gelegentlich seines Jubiläums seine alten Schüler zu erkennen gegeben haben, dem Gymnasium zu Freiberg einen 4proeenli- gen Staatsschuldschein von 100 Thalern geschenkt, müder Be stimmung, den Zinsertrag jährlich demjenigen Schüler einer der beidmssoberen Clafsen zu Theil werden zu lassen, welcher in einer Concurrenz lateinischer und beziehungsweise deutscher Schulredm dm Sieg davon tragen wird. — Montag dm 4. März d. I. feiert der hiesige katho lische Gesellenverein das Stiftungsfest mit Gesang, Declama- tion und theatralischer Vorstellung auf der Brühl'schm Ter rasse im oberen Saal des Belvedere. Freunde des Verein« sind dazu eingeladm und können BilletS erhaltm: Bürgerwiese 11 bei Herrn Thomann und Landhausstraße bei Herrn Gold arbeiter Sell. — Die Regierung des Kaiserreichs von Brasilien bedarf seit einiger Zeit vieler Beamtete, namentlich werden Telegra phisten dort sehr gesucht, Mil in diesem unermeßlichen Lande sofort Strecken von Telegraphenlinim in der Entfernung von 5—600 Meilen angelegt werdm. Bereits habm sich einige Dresdner dazu gemeldet und nimmt, wie wir hören, der hie sige k. brasilianische Gesandte (Christianstraße) Anmeldung ent gegen. — In der vorvergangenm Nacht sprang ein unbekannter junger Mann von der Marimbrücke in die Elbe, nachdem er vorher seinen Rock auLgezogm und auf der Brücke adgelect hatte. Der letztere wurde von einem anderen Manne, dn dm Vorfall auf der Brücke von Weitem mit angesehen, aufgefunde« und der Behörde übergeben. Der Leichnam de» Selbstmörder» ist noch nicht gefunden. — — Wie wir hören, ist es der Behörde gestern mit Hilfe eine« Dienstmannes gelungm, eine» lange vrrgeblich gesvchtm Diebe« habhaft zu werdm, der auf Tanzsälm und in Restau rationen Ueberzieher gestohlen hat. Er soll ein Schuhmacher» geselle von auswärts sein. — — Gestern Nachmittag stürzte in dem Terichtühause Nr. 4 der Landhausstraße ein hiesiger Bürger und Tapezierer so un- glücklich auf der Treppe, daß er sich den Kspf an dem dortigm Streicheisen mehrfach aufschlug und besinnungslos i« Siechkorbe nach de« Stadtkrankenhause gebracht werdm mußte. — Oeffentliche Serichtssitzun, am 26. Febrnarl Line schwere Thal lag heute dem Gerichtshöfe zur Beurtheiluvg vor, eine Thal, derm Motiv auch heute in der Hauptverhand» lung nicht vollständig aufgeklärt wurdet Am 24. April früh gegen 4 Uhr brannte eS in der Scheune de« OrtSrichter Hesse in Lomnitz bei Radeberg und wurde dieselbe in Asche gelegt; der dadurch angerichtete Schaden beträgt über 600 Th-ler. Der Verdacht lmkte sich auf den arbeitslosen Dienstknecht Emst Ludwig Dreßler aus Lomnitz. Derselbe wurde gefänglich ein- gezogm und gestand bereit» dem ihn verhaftenden Gendarm das Verbrechen ein. Später widerrief er da» GestLndniß und bqeichnete e« als ein ihm abgedrungenes. Dreßler stellt sich heut« als ein höchst beschränkter Mensch vor, dem jede Antwort besonder» abgefragt werden mußte, und öfters gab er gar keine Antwort. Aus dn Beweisaufnahme ging hervor, daß Dreßler am 33. April nach Grünberg gegangen ist, um sich einen Dienst zu suchen. Er hat dort in den beiden Gasthöfm getrunken und sich betrunken, so daß er au» dem einm Gajihose unfrei willig entfernt wurde. Er blieb an der Mauer liegen, endlich frer ihn, er ging in den Schuppen eines gewiss« Schröter.