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MemM' Amckm Erscheint Tiensiag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnemen'sprets einschließlich zwei illustrierter achtseiligen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zkitiiliiz siir Lhnrlliid, Zkisersdürs) Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Pf., siir auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Pf. Annah nie von Anzeigen sür all« Zeitungen. Klein- und Wrohölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsvorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher ^ubMativilSlrnft sür amtliche Bekannimochuiulei,. Nummer 59. Kernspr-cher: Amt Leuben 114. Dienstag, den 19. Mai 1908. Fernsprecher: «mt Deuben 114. rzsi. Jahrgan g. Kur Nad unü frru. Nabeuau, den 18. Mai. — In der 2. Kammer behandelte man dösige Woche die Forsten. Hierbei bat Abg. Wittig-Rabenau, bei dec Versteigerung von Nutzhölzern kleinere Posten mit zurechlzu- siellen, damil es auch Kleuigewerbctreibeudeu »nd kleinen Unternehmern möglich sei, bei der Auktion ihren Bedarf zu decken. Bei der Etaleinstellung für die Unterhaltung der forst lichen Wege möchte man etwas höher als seit her gehen; die s v r st l i ch e n W e g e befänden sich nicht allenthalben in dem gewttufchten Zu stand. Wenigstens sollte den R vierverwal- lmigen, wo die Abnutzung der Wege eine größere sei, eine etwas reichlichere Summe zu geleilt werden. Zur Erwiderung bemerkte N - giernngsko nmissar Dr. Wahle, »nun Abgeord neter Wittig wünsche, daß bei Versteigerungen Mehr die kleinen Abnehmer berücksichtigt wür de», so werde man in dnsir Beziehung Eiöc- ierungen anstellen und eventuell in Wittigs Sinne an die Revierverwaltec verfügen, soweit das irgendwo noch nicht geschehen sein sollte. Hinsichtlich der Wegebaukosten meinte er, daß man mit 700 000 Mk. im 1908/09er Etat recht reichlich gegriffen habe, zumal mau an «»derer Stelle grgen 100 000 Mk. Beiträge «» die Gemeinden sür Wegebaukosten rc. be- jahlen wolle. Jedenfalls lasse man sich von anderen Ländern durchaus nicht übertreffen, da man seinen Stolz darein sitze, die Abfuhr- Kege im Forst so gut wie möglich imstande irr haben. — Die Sächsische Fechtschule hält am 21. d. M. auf der „König Albert-Höhe" ein Klänz- chm ab, wobei neben einem flotten Tänzchen verschiedene ansprechende Abwechslungen ge boten werden und welches die Freunde dieses Wohllätigkeitswerkes hoffentlich recht zahlreich zusamunnsührrn wird. Die Mitgliedskarte be- rechtigl zum freien Eintritt; auch sind solche a 50 Psg. bei allen F-chl- und Oberfecht- meislern sowie an der Kusse zn erhalten. Siehe heutiges Inserat. — Nach dem in Kraft tretenden Neichs- dmiusgesitz ist über jede öffentliche Ver sammlung zur Erörterung politischer An gelegenheiten (politischer Versammlung) min destens 24 Stunden vor dein Beginn der Ver sammlung unter Angabe des Oetes «nd der Ast bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Die Anzeige wird ersetzt durch die öffentliche Be- kannlmachung in der Zeitung. Als Altungen, in welchen die Bekanntmachungen erfolgen können wurden sür die Stadt Rabenau der «Rab. Anzeiger" und „Anz. f. Tharandt", für Kieinölsa „Nab. Anz." und „Volks;.", für Lu bau „Rab. Anz." und „Anz. f. Thar.", siir Obernaundorf „Nab. Anz." und „Volksz." bestimmt. — Vergangene Woche wurde nachts der im Garten der „Rabenauer Mühle" stehende Musik-Automat gewaltsam geöffnet. Da der Automat jeden Abend seines Inhaltes entleert mird, mußte der Dieb ohne Bente alA üchen. Jedenfalls hat man es hier mit der selben Person zu tun, die kürzlich im Gasthof W EckerSdorf den im Hausflur unlergebrachten Schokvladen-Automaten gestohlen. Bisher ist es nicht gelungen, der Diebe habhaft zu werden. — Die junge Berta Damm inDippol- biswalde ist an den durch eine explodierende Petroleumlampe erlittenen schweren Verletzungen gestorben. — Die Hausbesitzervereine Leipzigs be- kchlossen, an die sächsische Regienmg und den Landtag eine Eingabe zn richten in der gebeten Mird,daß die Unkosten, die durch den Wechsel und die Ausnahme neuer Hypotheken entstehen, bei der Einschätzung zur Steuer abzug-berechtigt sein sollen. — Wie Amtshauptmann Dr. Krug v. Ridda bei der am Montag erfolgten Eröffnung einer Haushaltschule in Bannewitz mitleilte, sind z. Z. in der Amlshauptmanuschaft Dres den-Altstadt von 87 Gemeinden 52 am haus- wirtschastlicher, Unterricht beteiligt; es sind 9 Lehrküchen eingerichtet. — Das Einkommen des reichsten Man-^ nes in Sachsen beziffert sich auf 899 740 Mark. Ec halte also ein tägliches Einkommen von 2465 Mk. oder ein wöchentliches Ein kommen von 17 255 Mk. Für jede Stunde deS Jahres—und dieses sind ihrer 8760 — standen ihm 102,50 Mk. zur Verfügung. Des Lebens ungetrübte Freude wird allerdings mich diesem Sterblichen nicht zuteil. Der Staat beanspruchte von ihm eine Einkommensteuer von 44 900 Mk. und da die Gemeinde und die Kirche ebenfalls einen erheblichen Teil von ihm Verlangen dürfen, so werden ihm Wohl nicht viel über 800 000 Mk. netto alljährlich verbleiben. Immerhin läßt sich damit noch auSkommen. — Der in Altfranken (Post Gorbitz) wohnhafte Musiker Karl Einer beging mit seiner Ehefrau im Kreise seiner Kinder, Enkel und Urenkel sein goldenes Ehejubiläu m. Ihm war es bereits vergönnt, vor zwei Jahren auf eine 60jähr. Mustkerlaufbahn zurückzublicken. — Der bejahrte Handarbeiter Morgenstern wurde in den Anlage» des Seminarberges bei Nossen erhängt aufgefunde». M. halte sich an Schulmädchen vergangen. — Am Sonnabcnd fand nnter dem Vor sitze des Königs eine Sitzung des Gesamt ministeriums statt. In dieser Sitzung soll u. a. die Angelegenheit der Wahlrechtsre form besprochen und wegen der Vertagung des Landtages endgültiger Beschluß gefaßt worden sein. — Registrator Lehmann aus Bischofs werda, der in einem Dresdner Hotel mit seiner Familie freiwillig aus dem Leben schied, sollte nach einer Zeituugsmelbung durch Un regelmäßigkeiten im Amte zu diesem Schritt veranlaßt worden sein. Der Stadrat von Bischofswerda teilt jetzt mit, daß sich diese Meldung leider bestätigt. Jedenfalls sind aber diese Verfehlungen ziemlich geringfügiger Natur, insbesondere sind keine Unterschlagungen oder ähnliche schwere Vergehen konstatiert worden. Ein Anlaß zu düsim verzweifelten Schritt L. lag keinesfalls vor. — Wie das „Leipz. Tagebl." berichtet, soll die sozialdemokratische Partei das „Deutsche Haus" iu dem Leipziger Vorort Lindman ge kauft haben, um darauf ein „Volks Haus" zu errichten. Die Partei besitzt bereits bekannt lich an der in der inneren Stadt belegenen Zeitzer Straße ein Volkshaus. — Der Mörder Haas, der die von Kamenz stammende Frau Krütze, die mit ihm answandern wollte, Weihnachten vor. Jahres ermordet und zerstückelt hatte und sodann mit dem Lloyddampfer „Coblenz" nach Brasilien entflohen war, hat sich auf dem Rücktrans porte in Anlweipm auf dem Dampfer erhängt. — In Rothenfurth bei Freiberg wurde das Wohnhaus des Bergarbeiters Her mann Porstmann auf dem Ortsteil Isaak durch Feuer bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert. Dem Brandkalamitosen ist alle Habe verbrannt, so daß er nur das nackte Leben retten konnte. P. hat versichert. — Seit Jahren schon wurde im Keller des Ziegcrschen Gutes in Ottendorf bei Hai nichen das Auftreten von Erdöl bemerkt, bald schwächer, bald stärker, sodaß zu Zeile» der Keller des intensiven Geruches Wege» nicht benutzt werden konnte. Seit dem starken Regen am Mittwoch voriger Woche tritt das Oel aber in solcher Menge zutage, das es geschöpft werden kann. Bis heute fließt cs in unvermin derter Stärke weiter. Versuche ergaben, daß es mit stark rußender Flamme brennt. Herr Zieger hat eine Probe des Oeles an das Bergamt in Freiberg unter Darlegung der näheren Verhältnisse znr Begutachtung einge sandt. — Kleine Notizen. — In Wehrs- dorf ging unterhalb der Mrosschen Schank- , Wirtschaft das Pferd des „Ecbgerichts"-Be- sitzers Lehmann aus Steinigtwolmsdorf durch. !Die vor der Restauration mit einem Kinder- wagen stehende Frau Strabel wurde von dem Tiere umgeriffeu und überfahre», wodurch die Fran erheblich am Kopfe versitzt wurde und ärztliche Hilfe in Anspruch nehme» mußte. Das Kind wurde aus dem Kiirderwage» heraus- geschleudert und der Wagen vollständig demoliert. — Wegen Unterschlagung nnd Fälschung wurde der 21jährige vei heiratete Sparkassen- konttolleur W.tzel iu Zwönitz seines Amtes enthoben, verhaftet und dem Amlsgerichisge- fängnis zugeführt. Nach den bisherigen Er mittlungen sind 170 Mark unterschlagen, doch geht die Untersuchung weiter. Wetzel ist erst seit dem 1. März d- I. als Konti olleur an gestellt und war früher bei der Gemeindever waltung Röhrsdoif bei Chemnitz tätig. — Am Sonntag abend i» der 7. Stunde verunglückte auf der Schäferstraße in Dres- den ein Soldat dadurch, daß er von einem in voller Fahrt brfindliche» Straßenbahnwagen absprang. Ec blieb mit seinem Schleppsäbrl hängen, kam dadurch zu Fall und schlug mit dem Hinterkopf auf das Straßenpflaster, wo er bewußtlos liegen blieb. Außer einer stark- blutenden Wunde am Hinterkopfe soll er auch noch einen Schädelbruch davongetrageu haben. Sein Kamerad der auch vom Wagen abge sprungen war, stürzte ebenfalls, ohne jedoch sichtbaren Schaden zu nehmen. Beide wurden mittelst Unfallwagens in das Garnison-Lazarett überführt. — Vermißt wird seit 13. Mai der Kol porteur Schmidt in Pirna. Nach zurück gelassenen Briefschaften ist zu schließen, daß er seinen Tod in der Elbe gesucht hat. — Der Tiefbauarbeiter Gustav Riedel in Bertsdorf erhängte sich zwischen den Bett stellen seiner beiden Söhne. — Der Blitz schlug Donnerstag Nacht in das dem O-kvnomen Rieger gehörige Hans in Spiltelgruiid bei Groltau und tötete 6 Kühe, die in einer Reihe auf einer Seite des Stalles standen. — In Pirna wurden zwei etwa 12 Jahre alte Knabe» aus Dresden, die sich ziel- und planlos in der Stadt umhertrieben, fest- nomme». Sie hatten ziemlich bedeutende Geld mittel bei sich, aber auch Spielzeug, Nasch- rmd Eßwaren. Wie sich heransssillte, hatte der eine von ihnen seinen Großvater, einen Klempnermeister iu Dresden, um 57 Mark bestohlen. Mit diesem G-lde machten sich die Knaben auf den Weg. Genächtigt wurde im Freien, bis sie in Pirna vom Schicksal er eilt wurden. — Als man dieser Tage in Gera eine Erbschaft regulierte uud die Erbe» Kisten nnd Kasten einer veistocbenen Frau durchsuchten, fand man in einer alten Kommode für rund 5000 Taler alte längstverfallenc Geldscheine, die die Verstorbene verg ssen hatte. Einer der Erben, der selbst Vermöge» besitzt, hat Humor genug und wird sich seine Arbeitsstube mit den guterhaltenen wertlosen alten Geldscheinen tapezieren lassen. — Zu einer aufsehenerregenden Szene kam es auf dem Bahnhofe in Bodenbach. Mit dem Zuge der sächsischen Staatsbahri, waren zwei Damen «»gekommen, die sich in de» Wartesaal begaben mrd sich dort sehr auffallend benahmen. Sie fingen mit den wartenden Passagiere» euren Wortwechsel an und gingen sofort zu tätlichen Angriffe» über. Die ältere der beiden erfaßte ein Bierglas und warf eS einem im Wartesaal anwesender: heimkehrenden Reservisten derart an den Kops, daß das Glas zerschellte. Der Getroffene erlitt eine liefe Schnittwunde an der Schläfengegend.! Die Polizei brachte die Frauen schließlich mA das Polizeiamt, wo sie von neuem zu toben anfingen nnd nur mit Mühe bewältigt werden konnten. Der Stadtarzt Herr Dr. med. Marzin erklärte beide für geisteskrank. Wie festgesttllt wurde, waren die Reisenden, die 5L Jahre alte Frau Emilie Meyer und deren 22 Jahre alte Tochter Valerie, auf der Fahrt von Berlin nach Wien begriffe», wo sie ihren Gatten bezw. Vater, der Börsenspekulant ist und sich zurzeit iu Wien aushält, besuchen wollten. Mutter und Tochter setzten am Don nerstag in Begleitung zweier Transporteure ihre Fah-t nach Wren fort. — Der Urenkel Leopolds des Zweiten. Zur Geburt dcs ersten Sprößlings aus der zweiten Ehe der Prinzessin Luise von Toskana, der nunmehrigen Fran E nr i c o T o s e l l i, wird aus Florenz geschrieben: Die Nachricht von dun fröhlichen Ereignis im Hause Toselli hat ganz Florenz überrascht. Man wußte nichts von dem bevorstehenden Familienzuwachs, da Frau Toselli sich auf den Straße» von Florenz nur irr ihrem knallroten Automibil sehen ließ. Daß Verhältnis zwischen den beiden Ehegatten ist aber durch die Geburt des Sohnes nm nichts besser geworden. Nur die Schwieger mutter scheint die alle Abneigung gegen die Frau ihres Sohnes ein wenig überwunden zn haben, da sie über die Geburt des Enkel kindes sehr erfreut sein soll. Recht interessant gestalten sich die ohnehin schon ziemlich komp lizierten verwandtschaftliche» Verhältnisse des Neugeborene» zu de» Familienmitglieder» mütterlicherseits. Zunächst ist der kleine Toselli ei» direkter Nachkomme und Urenkel zweiten Gliedes des Kaiseis Leopold 2. von Ocstereich (1747—1792) und Großvater der Fran Toselli war der Großherzog Ferdinand 3. von Tos kana, ein Großonkel des Kaisers Franz Joseph 1. Somit ist die Frau Toselli eine Großcou sine des Kaisers von Oesterreich und der kleine Florentiner Pianistensohn ei» Großvelter der österreichische» Kaiserkinder. Das Verwandtschaft liche Verhältnis des Sohnes der ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen zu de» Kindern des Königs von Sachse» ist ei» so nahes, das eine genealogischen Erörterung darüber überflüssig erscheint. Jedenfalls ergeben sich aus diesem Verwandlschastsverhättnis allerlei Kombinalivnen. Die Kinder Leopold Wölflings und der Fran Toselli, diese direkten Nachkom me» des Habsburgische» Geschlechts bilden einen neue» bürgerlichen Zweig in dem reichen Stammbaum des Kaiserhauses von Oesterreich- Toskana. Leipzig. Auf der» Friedhöfe des Stadt teiles Eutritzsch schoß sich der 19 Jahre alte Landwirlschastsschüler Wilhelm Zils, zuletzt in Dreiskau wohnend, zwei Revolverkugeln in die Brust. Noch lebend ward der junge Mann nach dem Hospital gebracht. — Unter dem dringenden Verdachte, zürn Nachteil einer hiesigen Firma nach und nach etwa 15 000 Mk. unter schlagen zu habe», ward der am 4. April 1855 in Hanau geborene Prokurist Otto de Grove verhaftet. — Zu einem eigenartigen Zwischenfall kam es bei der Vve stellung des im Alberltheater in Leipzig gastierenden Wiener Poffenensem- bles. Unter anderen trat auch Danny Gürtler der bekannte König der Boheme, auf. Als er in seinem Vortrage das Ehedramu im säch sischen Königshause berührte, setzte eine leb- haste, vollauf gerech!fertigte Oposition ei». Danny Gürtler, über die Schlußrufe verärgert, kletterte über das Orchester in den Zuschauer raum und forderte einen der Rufer, einen Studenten, der diese an so unpäßlicher Stelle angebrachte Fmdernng natürlich ablehnte. Da der Tumult sich nicht legte, blkeb dem Boheme- könig schließlich nicht mehr übrig, als von der Bildfläche zu verschwinden. — Der Emir von Afghanistan soll ermordet und durch seinen Bruder ersitzt worden sein. — Die Maiblume blüt! In den schattigen Laubwäldern hat sie sitzt ihre silbernen Glöck chen P öffnet, die den Lenz begrüßen. Ein süßer Dust entströmt ihnen und erfüllt den Waldes- raum. Leider aber enthält die Pflanze ein starkes Gift» das Tonvallari», ei» Stoff, der die Herztätigkeit beeinflußt. Also Vorsicht!