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Wchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang Sonnabend, den 2. August 1890. Nr. 90 e. rrc. nde ch g- m ;e »S, 'S' »z- , das »urch- oahre Die iderS tsich Erd- t er- man mach rden, eiten r ist ohl- in- n c- für sein Liebeswerk zu erwärmen sollte jeder Menschen freund nach Kräften bemüht sein. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juli dss. Js. 1015 Einzahlungen im Betrage von 80,859 M. 19 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 351 Rückzahlungen im Betrage von 66,466 Mark 49 Pf. — Sparmarken ä 5 Pf. sind 200 Stück verkauft worden. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 26. Juni d. I. bei dem Gutsbesitzer Püschel in Reichstädt ent standenen Brandes hat die kgl. BrandversicherungS- kammer der an erster Stelle erschienenen Spritze der Gemeinde Berreuth die erste Prämie nach Höhe von 20 M. bewilligt, während die zweite Prämie nach Höhe von 25 M. je zur Hälfte den Spritzen der Gemeinde Sadisdorf und der Landabtheilung der freiw. Feuer wehr von Dippoldiswalde zuerkannt worden ist. -- In Dresden fand am Donnerstag, den 31.V.M., die Konstituirung der allgemeinen Versicherungsbank „Saxonia" statt. Diese Versicherungsgesellschaft für Krankengeld, freien Arzt und Apotheke, Sterbekaffe rc. wird vor allen Dingen von Offizieren, Künstlern, Aerzten, Pastoren, Lehrern, Staats- und Gemeinde beamten aus's Freudigste begrüßt, besonders aber von deren Familien. Es kann aber jede Person im Alter von 16 bis 60 Jahren beitrelen. Einer Ansprache des Herrn Direktor Dittman» folgte die Verlesung der Statuten. Als Direktor der Versicherungsbank wählte man Herrn Oskar Dittmann, bisher Ober inspektor der Dresdner Krankenkaffe. Als Aufsichts rath wurden gewählt die Herren Frommhold, HauS- wald, Schmidt, Pietzsch und Herold. Anwesend waren zahlreiche Voroersicherte, Vertrauensärzte, Agenten und Inspektoren der Gesellschaft, sowie der Generalarzt der „Saxonia", Herr vr. meä. Frommhold, Annenstraße. Als Notar war Herr Rechtsanwalt Türck vertreten. -s- Arauenstrin, 31. Juli. Der vor Kurzem hier stattgefundene Viehmarkt war schwächer als sonst be sucht, der Auftrieb des zum Verkauf gestellten Viehes unbedeutend. Derselbe bestand in 5 Kühen, 2 Ochsen, 49 Pferden und 224 Ferkeln. ES wurden davon 2 Kühe verkauft und mehrere Pferde entweder vertauscht oder veräußert. Von den zum Markte gebrachten 224 Ferkeln wurden sämmtliche verkauft und hierbei ein Preis für's Paar von 32 bis 52 Mark erzielt. Der schwache Marktbesuch war in dem herrlichen Heuwetter begründet, welches viele Landbewohner vom Marktbe such fern hielt. -- Die Ferienkolonien in hiesiger Stadt und Umgegend erfreuen sich des besten Wohlseins. Tag täglich werden früh kleinere, Nachmittags größere Spaziergänge unternommen. Wie verlocken auch unsre herrlichen Wälder mit der harz- und ozonreichen Luft zu fröhlichen Wanderungen in denselben! Wie an- muthig ist das Bild einer am Waldwiesenrande lagern den, aus voller Brust singenden Kolonie, das so oft unser Auge erfreut! In echt kameradschaftlicher Weise besuchen sich die benachbarten Kolonien und unter nehmen oft gemeinschaftliche Ausflüge. Sehr oft schließen sich denselben Ortsbewohner oder Sommer frischler an. — 31. Juli. Im Laufe dieser Woche wurde mehreren, den Drang nach Freiheit in sich fühlenden Individuen hier ein: „Bis hierher und nicht weiter!" entgegengerufen. Am Montag wurde ein in Dux in Böhmen entflohener Gefangener, welcher hier aufge griffen und im hiesigen Arresthause schon seit 14 Tagen internirt war, von einem österreichischen Wachtmeister in Empfang genommen und nach Dux zurückbefürdert, wo er nunmehr jedenfalls fester hinter Schloß und Riegel gebracht worden ist. — Drei jugendliche Wander vögel, Korrektionäre der Besserungsanstalt in BräunS- dorf, ivurden gestern im Teichhause zu Burkersdorf bettelnd betroffen, festgehalten und sollten nach der Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 1. August. Die vom „Gemein nützigen Verein" in Dresden alljährlich eingerichteten Sommerpflegen (Ferienkolonien — wie man sie anfangs zu nennen pflegte) nehmen fortwährend die Aufmerksamkeit aller die Entwickelung der Volkswohl- sahrt mit Theilnahme verfolgenden Kreise lebhaft in Anspruch. In unserer näheren Umgebung, von Dorf hain bis Frauenstein, sind Heuer nicht weniger als 10 Pflegen mit gegen 300 Kindern untergebracht, denen durch den dreiwöchigen Aufenthalt in der reinen Ge birgslust, unterstützt durch eine zweckmäßige Verpflegung, zunächst eine Kräftigung ihres blutarmen, in irgend einer Hinsicht wenig widerstandsfähigen Körpers ge währt, auf die aber auch durch die verständige Leitung ihrer Führer und Führerinnen in geistiger und sitt licher Hinsicht ein segensreicher Einfluß ausgeübt wer den soll. Da ein Besuch derselben nicht nur geduldet, sondern vielmehr gewünscht wird, so kann man sich leicht durch eigene Anschauung von der Einrichtung und dem fröhlichen Leben und Treiben in einer solchen Sommerpflege überzeugen, und es wäre sehr zu wün schen, daß das von Seiten wohlwollender Touristen häufiger geschähe, damit immer weitere Kreise für die Unterstützung dieser so wohlthätigen Einrichtung ge wonnen würden. Wir besuchten neulich die Kolonie Schönfeld, welche, aus 26 Knaben, unter der Leitung des Herrn Bürgerschullehrers Augustin-Dresden, be stehend, im Erbgerichte des Herrn Eichler einquartirt ist. Im hohen, luftigen Tanzsaal, welcher selbstver ständlich während der 3 Ferienwocherx seinem eigent lichen Zwecke entzogen ist, befinden sich in 3 Reihen die mit Strohsack, Leintuch, Wolldecke und Kopskiffen und durch einen Vorhang vom Eßraume getrennten Bettstellen der Knaben. An Haken sind die Reserve kleider aufgehängt, ringsum die Koffer, Reisekörbe, Kisten u. s. w. aufgestellt. Das Bett des Lehrers in einer Saalecke ist gleichfalls durch einen Vorhang ab geschlossen. Auf einem an der Wand angeschlagenen Verzeichnisse der Knaben sind Namen, Alter, Wohnung der Eltern, sowie die Schule angegeben, der sie an gehören. Ferner enthält dasselbe die Namen der mit der Aufsicht im Saale, über die zu führenden, vom Lehrer durchzusehenden Tagebücher, auf dem Spiel plätze, mit dem Tischdecken, Messer- und Gläserputzen dem Kehren und Wasserholen betrauten Schüler. Früh 6 Uhr wird aufgestanden. Nach der allgemeinen gründ lichen Reinigung erfolgt Morgenandacht und Frühstück, später 2. Frühstück, 12 Uhr Mittagessen, Nachmittags Vesperbrod, Abends 7 Uhr Abendessen, Uhr wird zu Bett gegangen. Jedes Kind erhält täglich einen Liter Milch, ein Pfund Brod, zu Mittag Fleisch und Gemüse, bisweilen auch Braten, zum Abendbrod ab wechselnd ein Ei, ein Stückchen Wurst oder Käse. Die Tageszeit wird zu Ausflügen, turnerischen Uebungen und Spielen verwendet. Während unsers Besuchs übten sich die Knaben mit viel Geschick im Gerwerfen. Außerdem — besonders nach dem Mittagessen — wird ins Tagebuch oder ein Brief nach Hause geschrieben; es fehlt nicht an Abwechselung, und von Langeweile kann nicht die Rede sein. Sonntags wird der Gottes dienst besucht. So ist's in allen Kolonien. Oft be sucht eine Kolonie die andere, und bei den Ausflügen fehlt es nicht an Gelegenheit, Das und Jenes aus der Vaterlands- und Naturkunde aus eigener An schauung zu lernen. In Summa, diese Sommerpflegen, an deren Ausgestaltung und Weiterbildung (z. B. durch Einrichtung der schon mit Glück versuchten Selbstver pflegung, ferner durch beabsichtigte Errichtung von eigenen Barackenbauten im Grüllenburger Walde) der Verein mit verständigem Eifer arbeitet, sind eine Wohl- that, die immermehr Bedürftigen zugänglich zu machen die Aufgabe ist, die sich der „Gemeinnützige Verein" gestellt hat. Freilich bedarf eS dazu reicher Mittel, und diese ihm zuzusühren und immer weitere Kreise Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Aas Aachbarverhältuiß Deutschlands nnd Rußlands. Anläßlich der bevorstehenden Reise des Kaisers Wilhelm nach Rußland machen sich recht seltsame Kund gebungen über den Zweck dieser Monarchenbegegnung breit, denen man im Interesse unseres Vaterlandes rechtzeitig entgegentreten, oder die man, soweit sie nur übereifrige Uebertreibungen sind, doch auf das richtige Maß zurückführen muß. Soweit gewisse auswärtige Preßorgane wissen wollen, daß Deutschland beabsichtige, mit Rußland neue politische Verträge abzuschließen, so müssen doch solche Mittheilungen ohne Umstände als böswillige Erfindungen bezeichnet werden, die ledig lich den Zweck verfolgen, Deutschlands Bundestreue gegenüber Oesterreich und Italien zu diskreditiren, oder, falls im Sinne politischer Ränkeschmiede die Reise Kaiser Wilhelms nach Rußland so dacgestellt wird, daß sie nicht zu den angeblichen Zielen führe, so könnte man im Auslande doch von einem, natürlich erdichteten, politischen Mißerfolge Deutschlands Lügen-Berichte sabriziren. Wir glauben damit genügend die Ränke gekennzeichnet zu haben, die man vorzugsweise im Auslande an die Reise des deutschen Kaisers nach Rußland anheften möchte, und glauben im Uebrigen aussprechen zu dürfen, daß die Begegnung der Kaiser Wilhelm und Alexander allerdings nicht ohne jede politische Bedeutung sein kann, dieselbe berührt aber schwerlich das Verhältniß des Deutschen Reiches zu den übrigen Großmächten, sondern sie gilt vorzugsweise, ja, wahrscheinlich ganz allein dem guten Nachbarver- yältniß Deutschlands und Rußlands, welches zu pflegen die Kaiser Wilhelm und Alexander als eine ihrer Auf gaben erkannt haben. Die Pflege dieses guten Nach- barverhältniffes ist zwischen den Großmächten Deutsch land und Rußland nicht nur durch Bedürfnisse der praktischen Politik geboten, sondern dieselbe kann auch sehr gut neben dem Verhältnisse Deutschlands zum Dreibunde mit Oesterreich und Italien bestehen, denn der Dreibund hat bekanntermaßen keine aggressive Spitze und ist nur errichtet, um politischen Um wälzungen in Europa vorzubeugen. Es scheint uns in der gegenwärtigen Phase der politischen Entwickelung auch sehr am Platze, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß zwischen Rußland und Deutschland nicht der ge- geringste Zankapfel vorhanden ist, die Pflege eines guten Nachbarverhältniffes zwischen beiden Großstaaten dürfte es deutscherseits daher wohl nur angelegen sein lassen, gewisse argwöhnische Stimmungen, denen man sich seit der Errichtung des Dreibundes in russischen Regierungskreisen öfters hingiebt, zu beseitigen und dies kann wohl nicht besser geschehen, als wenn die Kaiser von Deutschland und Rußland sowie ihre ersten Minister sich selbst über die Lage der politischen Dinge öfters aussprechen. Als Leitstern bei der Behandlung der auswärtigen deutschen Politik schwebt unserem Kaiser und seinen Räthen doch auch ganz zweifellos die Erhaltung des europäischen Friedens vor, und diesem wird durch die Pflege eines guten Nachbar verhältnisses mit Rußland ein außerordentlich hoher Dienst erwiesen. Denn die Revanchepolitiker in Frank reich würden ja nichts lieber sehen, als ein ernstes Zerwürfniß Deutschlands mit Rußland. Von Seiten des Deutschen Reiches können die Franzosen lange auf die Erfüllung ihrer revanchelustigen Spekulationen warten, denn Deutschlands Fürsten und Völker kennen ihre Pflicht und ziehen das deutsche Schwert nur zu Vertheidigungszwecken. Für alle Zeit bleibt es daher die ehrenvolle Aufgabe der deutschen Diplomatie, mit allen nur möglichen ehrenhaften Mitteln zur Erhaltung des Friedens beizutragen, und dazu gehört auch ein gutes Nachbarverhältniß Deutschlands zu Rußland, welches durch die bevorstehende Kaiserbegegnung hoffent lich eine neue Kräftigung erhalten wird. DU „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer« 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die LSmaliche ÄmtshauPtmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Miglichen Amtsgerichte md dv Stadträthe . zu Dippoldiswalde und Irauenstein