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M 24 Weißentz-Ieitung. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige - Matt der Königlichen Gerichtsämtcr und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstcin und Attenberg. 23. Mn 1858. PreiS pr» Quartal 10 Ngr. Inserate die ^Spalten < Zeile - 8 Pfg. Verantwortlicher Nedactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Unter den Lesern dieses Blattes befinden sich nicht wenige, welche bei Vein Steinkohlen« bauverein Golberode-Dippoldiswalde betheiligt sind, und denen eine Nachricht über den Stand und Fort gang des Unternehmens erwünscht sein dürfte. ES freut uns, eine Quelle gefunden zu haben, welche die Redaction dieses Blattes in den Stand setzen will, von Zeit zu Zeit eine Mittbeilung darüber zu geben, und zwar eine solche Quelle, auS welcher nicht nur eine völlig unpartheiische, sondern auch eine mit Sach- kenntniß verbundene Beurtheilung zu erwarten ist, und wir beeilen uns, die erste Mittheilung zu geben. Geehrtester Herr Nedacleur! Sie haben mich bitten lassen, Ihnen von Zeit zu Zeit eine Mittheilung über den weiteren Fortgang des auf Golberodaer Flur eingeleiteten SteinkohlenbaueS zu geben, der seinen Namen von Ihrem Wohnorte erhalten hat. Fast befürchte ich, daß Sie meine Kräfte überschätzen; auch fehlt mir theilweise die Gelegenheit, mir Kenntnisse über den Stand und die Wirksamkeit der an die Spitze gestellten Verwaltung zu verschaffen. Inzwischen will ich meine Kräfte versuchen, und zwar thue ich dies um so lieber, als ich diesem Unternehmen von der Stunde an, wo ich Kenntniß davon erhielt, mit großem Interesse gefolgt bin, und dasselbe als eins der aus- sichtövvllsten und vorzüglichsten betrachten muß. Ich sage „muß," weil meiner Ansicht nach daran gar nicht gezweifelt werben kann, daß die Flur Golberode Steinkohlen enthält. Wenn ich dies weiter begründen sollte, so würde ich mir vorkommen, wie Einer, der Wasser in die Elbe trägt. Es ist auch zur Zeit noch Niemand aufgetreten, von diesem Standpunkte aus dem Verein entgegen zu wirken, und sollte mir der Himmel nur noch einige wenige Jahre Lebenszeit schenken, so werde ich ganz bestimmt die Freude erleben, Ihnen Mittheilung zu machen über die Lage und Mächtigkeit der ersunkenen Kohlenflötze. Will auch bis dahin noch so Manches sein, so zweifle ich an dessen Beschaffung außer andern Umständen schon deshalb nicht, weil die an die Spitze deS Vereins getretene Verwaltung nicht nur eine wahrhaft staunens- werthe Thätigkeit entwickelt, sondern auch mit einer Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Besonnenheit zu Werke geht, die dem Unternehmen in jeder Beziehung nur förderlich sein kann. Die Einfachheit, in welcher der BegründungScomitv hinauStrat vor das große Publikum; der Mangel aller Marktschreierei, mit welcher hie und da derartige Unternehmungen einge führt werben; die strenge Wahrheit, mir welcher die Kaufsumme für die erworbenen Kohlenfelder vorgeführt wurde, während, wie dies ja bekannt genug ist, hie und da gerade bei diesem Punkte ein schauderhafter Schwindel getrieben wurde (eS hat Unternehmer ge geben. die den um 100 Thlr. oder auch um 110 Thlr. gekauften Scheffel Kohlenfeld dem von ihnen gestif teten Actienoerein mit 160, ja mit 180 und mehr Thalern aufhingen), haben dem Golberodaer Unter nehmen schon viele Freunde verschafft und werden ihm, wie ich glaube, noch viele Gönner zuführen. *) Denn nicht etwa der Name „Dippoldiswalde" oder die Namen der Unternehmer, welche doch in der zu solchen Unternehmungen nothwendig gehörigen Geschäftswelt unbekannt waren, haben den Verein zu Stande gebracht, sondern dies haben nur vermocht die sichere Aussicht auf Gewinnung von Kohlen und die rühmliche Un eigennützigkeit der Unternehmer, die sich damit begnügen, für ihre Arbeiten und Mühen erst dann Etwas zu beanspruchen, wenn die Actionäre selbst schon einen Vorkheil genießen. Ich bin nicht unbekannt mit der Geschichte der sächsischen Steinkohlenbauvereine; ich kenne aber noch keinen solchen Verein, bei welchem die Unternehmer, ohne irgend einen Gewinn an dem Kohlenkaufgelde zu haben, sogar noch die unent geltliche Geschäftsführung bis zur Auf findung der Kohlen übernommen hätten. Ich war Zeuge der ebenso einfachen, als wahrhaft erhebenden Feier bei der Weihe deS Schachtes, und ich habe mich gewundert, aber auch recht gefreut, daß sich aus Ihrer alten Reitergarnisonstabr für dieses Unternehmen eine solche Theilnahme zeigte. Wie ich höre, soll eine gleiche Wahrnehmung bei der General versammlung zu machen gewesen sein. Doch ich merke, daß ich schon zu viel von Dingen schreibe, die Sie und Ihre Leser bereits genug kennen werden; gestatten Sie mir zum Schluffe noch die Bemerkung, daß die Einfachheit und geräuschlose Ent wickelung, welche die Inangriffnahme und Forlstellung deS Werkes auSzeichnelen, einen Beweis liefern von der Umsicht und Klugheit, welche daS Direktorium ") Welche große Summen auf diesem Felde mit Leichtigkeit verdient worden sind, ist kaum zu glauben, und e« mag dafür nur ein Beispiel dienen. In der Nähe von St kaufte vor ohngefähr 5 Jahren Herr R. In Dr. ein Kohlenfel», den Scheffel mit ohngefähr 120 Thlr». Er trat dasselbe, ohne darauf einen Pfennig zu verwenden, an drei Personen ab, gegen Empfangnahme des artigen Sümmchen« von 22.000 Thalern; diese drei Personen theilten da« Feld 'n zwei Hälften und ge wannen dabei 8800 Thlr. upd auch bei einem nochmaligen Verkauf der einen Parzelle fielen für den Verkäufer immer noch 1500 Thlr. ab.