Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.10.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19181009010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918100901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918100901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-09
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen «Ausgabe Bezug^>r«i«: L W» ««N.lsidrN» M. «LV: f«k «dh-l», «,-atIi» M. r.M. -irch »»>«« «»»««Na«« FUIai«n I»« -«»« »«Tracht »»»«tUch M. MkUch «l-lLit: »»ich »U P-ft »„kdaUvaitichlandaSal—l-B««a-da »»atilch M. 2.75. »IrriallLdkUch M. LLL: Marlin.Ailgod« Dd i.7^ «a»^B»a««»« «. >do. M. o^o »»«aiu« <a«al»u«du» P»gd«««»,«dedr). Hauvttckritttetter: Dr. Erich Sverib. Letpsta- Nr. 818 - Mittwoch, den S. Oktober -- Hrrusblatt de« Rates und des polizelamtes der StLdt teipxi- 112. Jahrgang ,«rgenprets: LLLL"L^,k'.-..2 M» » BaHtrta» U» «Ml. I,II »I« K»I»<i«l,,N, «0 vt. » «»»M «»»»»,— »I« «j Vs, M»»»" » ou Oai»<tt««''»a«v» «t W PWM» «av^n. S«Ua««n: G,I»mi»»f^«a« M. 7<— SM ««cht. Mt» »«M»«« I» en. — S««. ««» g»!NoB V Io»ch««d4k.l4»iL N»» »«» 14»>u. - PoT»»«»»»«'» <»» eftN«N«»0 »M G«bbLs»«e<I» ZahMutlaaß« «».» Verlag: vr Reinhold L Co. Leipsia- Me Wen KWe M der MUM Der deutsche Abendberichl vtd. Berlin, 8. Oktober abends. (Amtlich.) Zwischen Lambral «nd Sl. Quentin, in der Cham- pagne und an derMaas haben fichneueschwereKämpfe entwickelt. Südlich von Lambrai und nördlich von St-Quen tin wurde der feindliche Angriff abgewiesen; in der Mitte der Schlachtfront gewann er Boden; hier standen wir am Abend im Kampfe westlich Bo ha in und entlang de» von Boha'ln auf Lambral und St. Quentin führenden Strafen. In der Lhampagne und an der Maa - sind die Angriffe des Feindes gescheitert. * * * Berlin, 8. Oktober. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) Die Stadt Douai brennt, als Folge der unausgesetzten englischen Beschießung. Die Tatsache, daß die Engländer Douai mit schwerem und schwerstem Kaliber beschießen, wurde unserseits bereits seit Wochen gemeldet. Die Unterstellung, daß die Deutschen eine von ihnen noch besetzte Stadt selbst anzünden, ist zu unsinnig, um widerlegt zu werden. Berlin, 8. Oktober. (Amtlich.) Die Amsterdamer Meldung bes .Journal de Nouvelle", wonach die Deutschen Feuer in die Städte Routers, Thourout.Ardoye und Lichtervelden legten, entbehrt jeglicher Unterlage. * Dasel, 8. Oktober. (Eig. Drahtbrrichl.) Der «Basier An zeiger" meldet: Französisch« und englische Militärkritiker bereiten aus neue große und schwere Kämpfe an den beiden Flanken in der Gegend von Lille — Belglsch-Flander« und Verdun — Argon»«» vor. Di« Absicht F ochS sei, die Deutsch«» durch de» Druck auf dies« Flanken zu einem schnellere» Tempo ihr« Rückzug« im Zentrum zu veranlasse», um so den Rest von Rordsrankreich vor -er Churchill über die deutsche Rote Ohne Garantien keine« Schritt weiter. Rotterdam, 8. Oktober. (L i g. Drahtbertchk.) Reuter meldet aus Glasgow: Churchill macht jetzt eine Reis« nach den Munltions- bezirken. Hierbei äußert« er, daß «r überdaS End« d«S Krieges nicht sehr optimistisch denke. Er sei' nicht davon überzeugt, daß die direkten und unentbehrlichen Krtegsziele den Alliierten bereits zu gestanden werden würden. Dann müsse man sich zu einer äußersten Krastentwicklung onspannen, so daß man in einigen Monaten in dtr Loge sei, einen Frieden zu erreichen, ohne de« man Zehntausend« der tapsersten Leute vergebe« geopfert hoben würde. Weiter sagt« Churchill: .Wir müssen uns in acht nehmen, daß der deutsche Köder uns«re Anspannung nicht zur Erlahmung bringt. CS wäre falsch, die Be deutung der deutsch««, Vorschläge zu unterschätzen. Man muß d«m Feinde den Friedensgedanken anziehender machen als die Festsetzung des Krieges. Wie groß auch der Steg der Alliierten sein würde, Deutschland würden gewiß noch elementarere Rechte gesichert werden. Die letzte deutsche Note erfülle ihn mit Mißtrauen und Argwohn. Die neue Regierung wäre in Deutschland gebildet; aber — so sagte Churchill — ist daS eine bußfertige Regierung oder «irre Schaustellung, ein Zeichen der Reue oder eine Maskerade? Als Buße für schnöde Taten können wir hübsche Worte nicht annehmen. Ohne Garantien können wir keinen Schritt weitergehen.' G Aaa^ 8. Oktober. (Drahtberlcht unseres Sonder berichterstatters.) Die englische Presse äußert sich über die Rode des Reich-Kanzlers und das Wasfenstillstandsangebot vielfach wider streitend und inkonsequent; immerhin suchen durchweg sämtlich« Blätter die Kommentare »ederaufdtrekteAnnahme noch absolute Zurückweisung zu stellen. Je nach der politischen Schattierung lauten die Pressenachrtchten über di« Bedingungen oer Annahme sehr verschieden- .Times' und .Daily Mail' äußern sich ent schieden ablehnend. Dagegen schreibt bemerkenswerterweise der sonst sehr chauvinistisch« .Daily Expreß', daß die Verwerfung de« Vorschlages der deutschen Regierung die Uebernahme einer ungeheuren Verantwortung bedeute; anderseits müßten sich die Staatsleute der Der- kündeten auch der Verantwortlichkeit betreffs der Erreichung jener Ziele, wofür die Entente kämpft, bewußt sein. Plötzliche Verhandlungen seien stets verdächtig. Wenn Deutschland wirklich Waffenstillstand wünscht, müsse es diesen zu den gleichen Bedingungen wie Bulgarien erhalten. Dies sei der einzig« Weg zum Frieden. .Äl anchester Guardian' berechnet di« Rede deS Reichskanzlers als ein sehr wichtiges historisches Ereignis, das die Verbündeten zweifellos entsprechend behandeln würden. Es sei jedoch nichts geschehen, was Wilsons Auffassung über die deutsche Regierung verändert haben könne, da di« Konstitution deS deutschen Staates k«t»«rlet grundlegend« Derände- rung « n erfahren habe. Die Verbündeten dürften jedoch nicht warten, bis die gesamt« Rogierungsorganisation Deutschlands neu gebildet sei, bevor sie den Unterhandlungen zustimme. Die Neubildung der Regierung könne nur Aufgabe des deutschen Volkes s«tu. DaS Blatt spricht sich für die Annahme des Waffenstillstandes auS, falls sich di« Mittelmächte auf eigenes Gebiet zurückzögen. .DattyRewS' schreiben, daß Wilson und die Verbündeten vor di« wichtigst« Entscheidung gestellt werde», deren Ernst und Verantwortlichkeit nicht unterschätzt werden dürfen. Un- zweifelhaft ist, daß daS Weltdrama plötzlich ein« funda mental« Veränderung erfuhr. Deutschland verlang«, durch dl« Realität der letzten Ereignisse gezwungen, Frieden auf der Grundlage der Bedingungen d« Präsidenten. Langjährige Erfahrungen hätten aber di« Alliierten der deutschen Diplomatie gegenüber mißtrauisch gemacht. Der Hauptzweck d«S Reichskanzler« sei, die Welt zu überzeugen, daß er »amen« de« neuen Deutschland« spreche. Der Reichskanzler beton«, daß dies« Bedingung erfüllt sei. Sein« Worte seien geschickt. Von Bedeutung sei nunmehr offenbar bl« ' Tatsache, daß di« Alldeutschen verleugnet, di« deutsche Nation mit Selbst verwaltung betraut, der militärisch« Despotismus Preußen« gestürzt worden sei, und daß das göttlich« Recht der König« vor der göttlichen Macht der Völker kapituliert habe. Betreffs Belgiens sei di« Erklärung bei Reichskanzler« doppelsinnig, doch nenne er devktich daS Wort .Sch ad en Vergütung'. „Garantie« vor einem »wette« Brest" Rvtterda», 7. Oktober. (Drahtbericht.) Rach de» .Rieuw« RoUerbamsche Lo»ro»t' erfährt »er Lo»-o»er Korrespondent de« Manchester «nardia»' von -nt unterrichteter Seite, -atz de» -ratsch« Vorschläge« etwa« Wesentliche« fehlt, nämlich bi« Vernichtung, wie ihn eia »ar schrittweises Zurückgehen d«s Gegner« sicher im Gefolge haben müßt«, z» rette». Die« ist »ach Ansicht de« Basler Blatte« zweifelhaft, da der Flankendruck erst bel erhebl ch größerer Tief«, al« sie jetzt zu «rreichen vermocht«», wirksam werden könne. Englischer Bericht vom 7. Oktober abends. Wir trugen unser« Linie über eine Front von vier Meilen nördlich der Scarp« vor. Wir nahmen Blaches-St. Vaast und Oppy mit über hundert Gefangenen Amerikanischer Bericht vom 7. Oktober. Unsere Truppen vertrieben den Feind aus Chatel Lherery und nahmen, nachdem sie seinen ver zweifelten Widerstand überwunden hatten, die beherrschenden Höhen westlich der Aire. 3n den anderen Abschnitten, die von uns gehalten werden, ereignete sich nichts von Bedeutung. Oefterreichisch-ungarischer Heeresbericht Wien, 8. Oktober. Amtlich wird mitgeleUl: Italienischer Kriegsschauplatz. An der Tiroler Südfronl war gestern die Tätigkeit der feindlichen Batterien außerordentlich lebhaft. Infanterievorfiöhe wurden im Keime erstickt. Balkan-KriegSschauplatz. Die in di« altserbischen Grenzgebiete vorgeschobenen Deckungstruppen wurden unter stetigen DerzögerungSkämpsen auf LeSkovac zurückgenommen. Der Rückmarsch des Generalobersten Freiherrn von Pflanzer- Baltin geht ohne jedwede Störung durch den Gegner vor sich. Die von den Italienern als Siege gefeierten Kämpfe sind lediglich Ge fechte weit zvrückgelasiener schwacher Nachhuten. Der Lhef d«S Generalstabe«. Garantie, -ah sie sicht a»f «laerFrle-eatkosfereaz dieselbe Verändern«- durchmach«», wie di« ar- speünglich rassisch« Formel in Brest. Außerdem sei »icht sicher» daß Deutschland, wem, «s jetzt da« Unvermeidliche «»«hm«, nicht sofort lagi»»«» werd«, sich für «inen Revanchekrieg -» rüsten. DaS einzig« Mittet dagegen wäre ein« Re-ieran-, die de« R eichüt«g »nd »lchtckü« Kaiser verantwortlich wäre. Die Reform der deutschen Regierung sei freUich Sach« de« deatschen Volke«; wohl aber sei eine ander« Garantie möglich. Die Mittelmächte verlangen Waffen stillstand. Diese» würde« die Alliierte» unter der Bedingung -»gestehen kösnen, daß sie sich i« ihre eigenen Grenze» zurückzlehe». Die« wäre natürlich «in Eingeständnis de, Niederlage und würde dem deutsche» Volke do« Vertrauen i» sein, Militarist«,» nehmen. Sollten die Deutschen diese Bedingung«« ablehne», glaubt der «Manchester Guardian", daß di« Alliierten warten mühten, bi« di« Deutschen nachgiebiger würde». Denn Unterhandlungen ah»« Waffen stillstand feie» kaum möglich. Ber», 8. Oktober. (Eig. Drahtberlcht.) Ueber die Stim mung in Ententekreisen Berns läßt sich die Genfer «Feullle' melden: Man wolle in keinerlei Erörterung mit den Mittelmächten otnlreten, bevor man nicht ans Ende gekommen sei. 3n amerikanischen Kreisen werd« die Lag« weniger feindselig betrachtet. 3m allgemeinen erkenne man an, daß die Diplomatie eine glückliche Hand gehabt hab«, al« sie sich unmittelbar an die moralischen Führer der seinltchen Koalition wandte. Wilson vor der Entscheidung Haag, 8. Oktober. (Eig. Drahtbericht.) Bisher hat man hier im Haag allerlei Anzeichen dafür, daß Wilson ge»«igt s«, da« deutsch« Friedensangeboi anzunehmeu, wobei er gewiss« Be dingungen stellen würde, namenlüch in bezug auf Elsatz-Lothringc». Di« wenigen hier erhältlichen vertraulichen Mitteilung«» sind wider sprechend. Wenn man aber auch annehmen will, daß Wilson geneigt ist, sofort da« Kriegsende herbeiz»sühren, so entsteht die groß« Frage, ob e« Wilson Heal« »och gelingt, den durch den Erfolg hoch- flammenden Krieg«eifer der Massen «indämmen zu könne«, indem er ihnen vorhäll, daß die KriegSziel« Amerika« erreicht seien, nämlich der Sieg der Demokratie über di« Autokratie. Die Demokalisierong Deutsch- lonü ist so radikal, datz diese neue Regier«, g »och vor drei Mo»ate» genügt hält«, »m eine» vollen Um schwung l» Amerika z» bewerkstellige». Wir betonen, daß WUso» »icht gewvhat ist, sein« E»lsch«ida»ge« vorher anz-^ige», weshalb alle«, was bisher geäußert wird, mehr oder weniger Stimmungs eindrücke sind. Haag, 8. Oktober. (El-. Drahtberlcht.) Der Präsident Roosevelt drang in einer Red« in Minneapolis darauf, dl« Vor schläge de« Prinz«» Max adz»l«h»e». Haag, 8. Oktober. (Eig. Drahtberlcht.) Reuter meldet vom 7. Oktober au« Washington: Senator Lodge hat im Senat erklärt, der einzig möglich« Verlauf der Ding« sei, «inen völligen Sieg über Deutschland zu erzielen und e« zu zwingen, um Frieden zu bitten. Haag, 8. Oktober. (Sig. Dr « htberichl.) Reul« me'det au« Londo«: De» Morgeublätter» zufolge kau» ma» dt« Antwort der Alliierte» aus d«, deutschea FriedenSvorschlog zu ei»«» Waffen stillstand am b«ste» dezeich»«» mit den Worten «el»sil»mi- ab gelehnt'. Offiziell wird au« Washington gemeldet, daß bl« -esiern abend, am 7. Oktober abends, »och keine Antwort a»f -i« deutsch« Frieden« not« «bg«sandt sei. London, 8. Oktober. Reuter meldet au« Ottawa: Die Kana- bischen Aetttungen nehmen ohne Ausnahme gegen ein« günstigeAufnahm« de« deatschen FriedenSvorschioge« an Amerika Stellung und vertreten di« Ansicht, daß der Krieg durchgesetzt werden sollte, bl« die Mittelmächte sich bedingungslos ergebe». Der Kriegorat in Paris Luga»», 8. Oktober. (Gig. Drahtberlcht.) Für di« tto- Nenisch« Regier»»- sind Orlaad» »nd Sonnt», »ach Pari« mit «ine« große» Beaatte-siaat -«reiß, «o» die «»rawälfche» VeebandS- mächt« ihre Antwort a»f da« Friedensangebot zu vereinbar«, scheine». Hebe» di» Aufnahme in de» Wandel-äuge» der Kammer -«richt«, die Abgeordnet«, sehr zurückhaltend» ' » Unsere Pflicht Bon Professor Dr. Malter Goetz. In schweren Krisen seines Daseins zeigt sich der wahre Geist eines Volkes. Deutschland muh jetzt zeigen, ob eS einer großen Vergangenheit würdig ist und ob eS selbst da« Schwerste würdig zu trogen vermag. Vor wenigen Tagen ist an dieser Stelle auf daä Kommende Pit ernsten Worten hingewiesen worden. Aber noch immer scheinen viele zu glauben, unser Schicksal liege noch ganz frei in unserer Hand. ES ist unsere erste Pflicht, jetzt derWahr - heit voll ins Auge zu sehen. Länger als ein Jahr haben unverantwortliche Führer einen Teil unseres Volkes in den Glauben hineingetrieben, ein Der, sländigungSsriede sei ein Verzicht- und Hungerfriede, und nr^,, Pessimismus und Schwäche könnten solchen Weg empfehlen. , Heule, wo bereits der VerfländtgungSfrlede ohne Annexion vnjtz Entschädigungen ein für onS nicht mehr erreichbares Ziel geworden, ist, wo wir auf Härteres gefaßt sein müssen, mag sich die Nation bei denen bedanken, die jeden ehrlichen Warner und jeden wirklich Wissenden als Miesmacher und Doktrinär, als bestellten Aaentchl einer schwächlichen Regierung, ja als LandesverraKr bekämpft urch damit zu ihrem Teil die Voraussetzungen eines Verständigungs friedens verhindert haben. Wenn heute ein Blatt wie die «Lägk. Rundschau" erstaunt fragt, wie man in solchem Matz« über di» wirkliche Lage habe getäuscht werden können, sv mutz man ant worten: eS ist eine unglaubliche Entstellung der Sachlage, wenn dle- , jenigen, die unserem Volke mit aller Kraft falsche VorstellungcmK beigedracht haben, sich jetzt als Getäuschte bekennen. Jedem, der eS wirklich wollte, war eS seit Monaten möglich, dks Wahrheit zu er-^> fahren, in Berlin vor allem stand jedem die Quelle ernsthafter. In- formation offen — aber mit überlegenem Lächeln und mit einem , auS immer neuem Klatsch geschöpften Wissen wurden diejenigen abgetan, die auf die Notwendigkeit der Einsicht hinwiesen. Man ' lief den Männern nach, die ihre eigene Schuld durch iprmer neu« Anleihen bei der nationalen Eitelkeit zu verdecken suchten. —! Darüber wird künftig noch ein ernstes Wort zu sagen fein. Es ist, wie gesagt, jetzt unsere erste Pflicht, die Wahrheit zn erkennen und ihr zu dienen. Wer eS letzt noch wagen sollte, jenes Doppelspiel fortzufetzen, als ob die Oberste Heeresleitung Meinung sei als die Reichsregierung, und wer die angeblich bess-pv Einsicht auSspielen wollte gegen angebliche Schwäche, mutz offen gekennzeichnet werden als Feind der Wahrheit. Die Wahryeit ist, daß die Oberste Heeresleitung gemeinsam mit der neuen Regiettkug, ohne irgendeinen Zwang, auS gleicher eigener Einsicht, die 'Hm» um Waffenstillstand und Friedensverhandlungen an den Präsiden ten der Vereinigten Staaten gerichtet hat. So schwer drefC Demütigung für unser Volk auch ist — ihre Unvermeidlichkekt rechtfertigt sie. Und man überlege sich die Folgen dieses SchriM! rückhaltlos: er bedeutet nicht daS Angebot eines VerMndigpnßck« friedens, sondern die Unterwerfung unter den Willen Wilson«, dvü in seinen vierzehn Artikeln vom letzten Januar sein Programm füv den Frieden aufgestellt hat. Dieses Programm ist dehnbar — kann auch ein Boden für Verständigung sein, aber in jedem gl-M legt eS uns Opfer auf, an die wir vor einem Jahre nicht ged«« haben und nicht m denken brauchten. Aber jetzt, wo die Wahrheit durchgebrochen ist, nur keine neuen Selbsttäuschungen oder abstchk- ltchen Vertuschungen! Unser Volk wird diese Krisis nur ertrag^ wenn jetzt der Wahrheit, und nur der Wahrheit die Ehr» WgiimW wird. Nur dadurch kann daS Vertrauen zvr neuen RegiervM geschaffen und da« zu manchen anderen Faktoren wiedergelvonnett werden. Die Wahrheit wird uns allen bitter sein, aber sie kanp, nicht bitterer sein als die Wirklichkeit. Wer sich aber auS ehrlichster Ueberzeugmrg auf diesen Ssd«K stellt, der wird die Stimmung vorberetteg Helsen, die jetzt - i« Voraussetzung eines v i el l e i «jKsin o ch erträgliche» Ausgangs ist: die Stimmung ehrlichster FriedenSbereitschatt unseres ganzen Volkes. Wir dürfen nicht mehr das Doppeltzi« treiben, den Frieden zu wollen und doch die Elemente zn dÄett oder gar zu unterstützen, die ihn hintertreiben. Hier hilft keiui guter Wille un- keine vermeintliche Vaterlandsliebe — ein Na tionalismus, der das eigene Volk zur gefährlichsten SelbstüL^v- schätzung erzieht, ist kein echter, tief empfundener PakrtEmütze sondern ein blinder nationaler Fanatismus. Seine Zeiten sti» ' vorüber, endgültig vorüber, und je rascher wir uns zur echten duldsamen un- tiefsten Vaterlandsliebe bekennen und die falsch« . ansrotten, umso bester für uns und unsere Zukunft. Nur dann wird uns die Welt vertrauen, wenn wir uns ehrlich zur GesinnnnU einer neuen Zeit bekennen. Die neue Zett hat gleichzeitig mit Veränderungen in unsere« inneren Politik eingesetzt, wie sie tiefergreifend kaum sein können. Die alten herrschenden Schichten sind abgetan, neue find an -W Stelle getreten — daS ist der letzte Sinn der Parlamenkartfierrm« . Wir haben heute gar keine Wahl mehr, zwischen Erwünschtem un^ Unerwünschtem zu entscheiden — in höchster Not ist da- Neue ge^ worden. Jetzt ist, der äußeren Gefahr gegenüber, unser« Pflicht, der neuen Regierung zu vertrauen, unsungetrennthinte» sie zu stellen und mtt thr, wenn es nötig wird, in d«» letzte« Kampfzugehen. Mas uns bisher fählte, ist jetzt er- reicht: die Regierung ist einheitlich, ist klar i« ihren Entschlüssen und unbehindert in ibrett Maßnahmen. Aber fi« kann nur wirken, wenn die wirklich hinter ihr steht, wenn wir alle ihre Schritte mit unsere- Gesinnung unterstützen. Wer sich zur Reichstagsmehrbeit msiß zur Regierung bekennt, fühle die Mitverantwortung für imsM Volk. Jetzt heißt es schweigen und unser« Pflicht er« füllen, an welchem Platze wir auch immer Wckf Kämpfen kann,' der Kämpfe, «er in der Heimat «tzettet, de, sch ßH seines Wertes als stiller Helfer unsere« Heere« dmmrtzt. Denn es ist unsere letzte und größte Pflichtt de« das jetzt «tnen übermenschlichen K a«nf IsiUreHn Hat^ die Heimat endlichen Mer Gesinnung Hi rttäm, Mp
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite