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Wöchentlich erscheine,« drei Nummern. PrLnumeraiions- Preis 22 Sgr. (z THIr.) vicrteüäbrlich, 3 Thlr. sNr das ganze Jahr, ohne Er Höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a fü? die Man prarumeriri aus dieses Literatur Klatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. SlaatS-Zeilung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 134. Berlin, Montag den 8. November 1841. SS Frankreich. Eine Französische Schrift gegen die Hegelsche Philosophie.') Deutschlands schöne Literatur verbreitet sich gegenwärtig über ganz Europa; von Rußland bis Spanien, von Schweben und Schott land bis Griechenland und Italien werben Goethe und Schiller über seht, kommentirt und nachgeahmt, und es ist erfreulich, zu sehen, wie auch die Deutsche Wissenschaft, die Philosophie, immer mehr bei fremden Völkern Eingang findet, wenigstens in ihre Sprachen über geht. Freilich sind die meisten Darstellungen derselben, zumal die, welche von Frankreich ausgehen, höchst ungenügend, doch sie schaden darum der Sache nicht allzu viel, weil einersetts auch bei dem falschen Lichte, in dem sie dieselbe erscheinen lassen, bald der ge lammte Standpunkt doch richtig erhellt, bald einzelne schlagende Wahrheiten Fener fangen und so den fremden Leser veranlassen, sich mit dem Ganzen näher bekannt zu machen; andererseits weil man in Frankreich zu uns sicher den guten Glauben hat, daß, wenn unsere Philosophie in der That so unhaltbar wäre, als aus den Schilde rungen derselben oft zu folgen scheint, so daß man sie durch einige Einfälle und allgemeine Kategoriccn umstoßen könnte, wir alsbann nicht erst fremder Hänve bedürften, um den schlotterigen Bau einzu- reißcn. Die vorliegende Kritik ist durch Herrn Professor Michelet'S Schrift gleichen Titels hervorgcrufen; doch ohne daß wir damit für die Konsequenzen des Neu-HegelianiSmuö in die Schranken treten wollen, glauben wir doch die Ansicht aussprcchen zu können, daß die Angriffe der Französischen Schrift nicht bedeutend genug sind, um jenen erschüttern zu können. Der Verfasser gefällt sich in der beliebten, oft getadelten Weise, einzelne Sätze aus der Entwickelung herauszurcißen, diesen eben so vereinzelte, obwohl oft nicht geistlose Bemerkungen entgegen zu halten, zu versichern, dies ober jenes sey falsch, zu fragen, wie man es begründen oder erklären solle, und die Frage unbeantwortet zu lassen, obzwar rie Antwort in der Philosophie sehr wohl enthalten ist, endlich aber zu summiren, was überhaupt geleistet ist, wobei sich dann ergiebt, daß die ganze Hegelsche Philosophie so gut wie wider legt ist, so daß der Leser staunt und bas Ganze von neuem lesen » möchte, inbem er von der gesammten Widerlegung Nichts wahrge nommen hat. Wir glauben unseren Lesern von dem Standpunkt und der Tendenz des Verf. keinen besseren Begriff geben zu können, als wenn wir zunächst die Hauptpunkte des Resumö's hierhersetzen, welches er selbst am Schlüsse der Abhandlung gicbt. Hier heißt cs: „Die Frage von der Persönlichkeit Gottes und der Unsterblich keit der Seele ist ohne Zweifel von der höchsten Bedeutung für uns Alle. Die Hegelsche Philosophie beantwortet dieselbe mit den Worten: Gott ist nicht persönlich und die Seele nicht unsterblich. Diese Ant wort, die aus starr an einander gefügte logische Formeln gestützt wird, droht den festesten Glauben umzustürzcn, sie scheint daS Christen- thum ins Her; zu verwunden und das, was sich im Bewußtsepn aller Völker findet, als leeren Wahn barzustellcn. Bevor man die Welt der Vernunft und des unmittelbaren Bewußtsepns umstürzte und sie auf veränderten Grundlagen neu aufführte, mußte man die Gesetze der Vernunft und den Inhalt dieses BewußtseynS genqucr prüfen. Um bei der neuen Begründung eines so riesenhaften Ge bäudes, das die ganze Menschheit schützen soll, nicht zu scheitern, mußte man zuvor die Hinfälligkeit aller der Hütten nachweisen, welche die Vorstellungen und daS unmittelbare Bewußtsepn sich auf- gebaut hatten, überhaupt die Wahrheiten prüfen, auf welche bis heute die Religion» der Staat, die Familie, daS Individuum sich gestützt haben- Man mußte durch strenge metaphysische Beweise zeigen, daß die christliche Dreieinigkeit nur ein Symbol ist, dessen Bedeutung man erst jetzt erkannt hat; daß Gott nur im Menschen zum Bewußtseyn kommt; daß Gott ohne Bewußtsepn geschaffen hat, vder daß die Welt, wenn nicht gar der Mensch, gleich ewig ist wie Gott; yuß die Schöpfung in dem gewöhnlichen Sinne unmöglich ist, weil Schaffen ein Wollen ist, ein freier Akt, der nur aus deni Selbst- bcwußtskyn hervorgehcn kann; daß die Erd» der einzige Punkt im All >st, auf dem eine geistige Entwickelung stattfindet'(dies ist ein j Oe I„ »vrxovoUtv Ue Oien ek ll« I'immoN.aite Ne t'äme. Lxnnlen Ne lj«. j» pbilo-roi'lü«; ä41lemalllle psr ^70^, Dr. »«rUn ebir I'.Tri-s el.er »rockt,s-t Xveoaliuii. 1841. - ") Vorle,ungen über die Persönlichkeit Gottes und Unsterblichkeit der oder die ewige Persvnitchttll des Mistes von ve. C.Michel«, Prof. Hauptpunkt!); daß die allgemeine Vernunft, welche Gott selbst ist, zerstreut und vereinzelt in der Natur, im menschlichen Bewußtsepn sich sammelt und festsetzt; daß die indivivuelle Vernunft frei ist in ihren Bestimmungen und die Gesetze der Natur und die Entwickelung der Geschichte in sich trägt; daß der Mensch diese außersichseyende (oxtörivröe) Vernunft in ihm zu sich selbst znrückführt und Gott so im menschlichen Bewußtsepn zu sich zurückkehrl, was das zweite Moment der wahren Dreieinigkeit ist; baß Christus, der die Identi tät dieses doppelten BewußtseynS zuerst aufdeckte, nur bas Verdienst hat, baß er der Erste war, der es gethan; daß die menschliche Seele weder Freude, noch Leid, noch Vergeltung in einem anderen Leben zu erwarten hat." „Es genügt nicht, zu sagen, daß diese Dogmen dem Gcsammt- bewußiseyn der Zeit widersprechen, — denn wir finden Stufen in der Geschichte, auf welchen dieselbe Behauptung aufgestellt wurde und sich dennoch als falsch erwies. Dazu kommt, daß diese Ueber- zeugung, die aus dem Gefühl entnommen wird, zu unsicher und zu sehr von individueller Beschaffenheit und Stimmung abhängig ist, als daß man sie als allgemeine Wahrheit hinslellen dürfte. Bei Er forschung der Wahrheit darf man die Wahrheit selbst nur im Auge behalten und keinen Bruch mit der individuelle» Ansicht fürchten. Die moderne Philosophie und vorzüglich die Hegelsche Linke hat die Konsequenzen ihres Systems bis zu den Extremen durchführen wollen- Da sie sich im Besitz vcr absoluten Idee glaubte, so sah sie keinen Grund, warum sie sich mit Gott selbst nicht messen sollte. Da sie die Persönlichkeit Gottes nicht zu fassen wußte, so hatte sie nur einen Ausweg, nämlich den, daS Bewußtsepn Gottes in den Menschen zu legen, und damit waren die oben angeführten Konsequenzen un vermeidlich gemacht und der christliche Gott aufgegcben." „Die Hegelsche Philosophie ist nur konsequent und ein Ganzes in sich, so weit von der Seele und der Verbindung derselben mit dem Körver gehandelt wirb, doch sie hat sich vergeblich angestrengt, bis zur Lehre vom Geiste vorzuvringen. Wenn cs gelänge, nachzuwessen, daß der Geist sich aus dem OrganiSm entwickele, daß er nicht eme eigcnthümliche Substanz habe, bann allerdings wäre der Hegelsche Prozeß ein sicherer, wiewohl schwieriger Weg zur absoluten Wahr heit, und er wäre in vollem Rechte, wenn er Gott aus dem Ringen des Begriffs sich entwickeln läßt, der zuerst in die Negation seiner, die Natur, fällt und hierauf durch die Negation der Negation sich zum Geiste erhebt. Die beiden wunden Stellen der Hegelscheu Philo sophie sind der Uebergang vom Seyn und Nichts zum Werden, wo die Bewegung fehlt, und der Uebergang von der Idee zur Natur. Wenn der endliche Geist, um sich zu mänifestiren, des physischen Or- ganism bedarf, einer Seele, in der er träumt, bis cS ihm gelingt, sich seiner selbst zu bemächtigen, so ist dies noch kein Grund, anzu nehmen, daß er von derselben Beschaffenheit sey, wie der OrganiSm, aus dem cr sich erhebt. Verführt haben hierbei die überraschenden Resultate, die Analogieen, Vie sich aus allen Anwenvungen dieses Systems ergeben haben, und sicher ist es ein schönes Resultat der Philosovhie, darzuthnn, daß Natur und Geist von demselben Inhalt erfüllt sind, ohne daß man anzunehmen genöthigt ist, bas objektive und subjektive Denken der allgemeinen Vernunft sey -ic Folge einer und derselben Thätigkeit, eines und desselben WesenS; doch eS sind nur die beiven alten Einwürfe zu wiederholen, uns fehlt die Bewe gung ober die Ursache dieser Bewegung und der wahre Gott, und diese beiden Punkte selbst fallen wiederum zusammen, indem die ewige Bewegung Gottes Art, zu seyn, ist und seine Person oder sein Geist nicht nöthig hat, sich in der Schöpfung zu verlieren, um sich im Hirn veö Denkers wiederzufinden." „Aus unserer Beurtheilung ergeben sich demnach folgende Haupt- vunkte: Man Hai die Natur mit der Schöpfung vermischt; die Idee kann sich nicht zum Ich entwickeln; die Seele, die absolute Idee des allgemeinen Lebens, ist, obgleich sie der gesammten Natur angehört, dennoch nicht absolut; Gott ist in drei Personen ewig persönlich; die menschliche Persönlichkeit ist durch die göttliche gesetzt; der menschliche Geist ist nicht der einzige in der Natur; die Unsterblichkeit der Seele ist erweislich. Wir haben zu beweisen gestrebt, daß die Schöpfung ein freier Akt eines selbstbewußten Gottes, daß sie die ewige Art Gottes, zu seyn, ist; daß die Natur die Nealisirung der göttlichen Ideen ist und nicht der Körper seines Wesens und seiner Person; daß der christliche Standpunkt die Schöpfung und Natur zusammenschließi, d. h. Vie Bewegung der Ideen in Gott die Schreibung wohl nur Druckfehler, wiederholt sich konsequent durch das ganze Buch) und ihr ans ihm HerauSgetretensepn Grtt.'pv.Attm,); daß sich