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Dresdner Journal : 13.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189006135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-13
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1890
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kür vr«»ä«a visrt»>M»rI»vl» > ö0 ?Lj d«i <1«o L»t,«rl. <t«at»oU»o MUrUvt» » It»rU; ««erLiUd cts« äsutscUeo R«cU«» tritt?oit- iu»<I 8tewp«t»«»<:L1»s üü»«- Lw»«!»« Huwwer»: 10 kk. L»UN»alUo»»,r«bNl»r«»» SHr äs» L»uill vio«r ^e,p»It«o«u 2«il« ^kioor ScUrilt SO kk. Ooter „kio^««uuit " äi» 2«il» bv kk. ö«i l^dsUsa- uoä 2iCvro,»tr «vtupr. äuk«rl»I»^. Lr»ed«la«»» ?^UcU wit ^uiQLlrms ävr 8oao- o. ksiertL^v »Ueoä». ksrvipracl» - >i»»eUu««, 8r. ILA». " i»i- ZresdnerHomMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. NooumEooLr liv« vr«äi»«r 7oiuir»ii; u»»d«r» >«ru» sei« r«ip»tU r—l >r«a»« en»ki«»t «. ».: F t'o-t-r, I«rU» Vt» vr»U L«ti«ti -rr»»Ir1arr ». U. L««i -«»««, k»rt» ^rlt» Lr»»k1vrt ». >. »tiM«»rt: La«-« bo, I«rU»> /«vat^tea^aat, >r—l»»: Lm»t Ladat-; L»»>ir«r: 6. Lo-ü«ker, LUI« ». >.: / Larct <t 6». Ueraaexedvrr NSnixt. Lrxväitioa 6e« Orsiäver aoun»ü». Oro»äe», 2vio^«»tr. SV. r«rL»pracl» -ita»eUI»ti»: Ur. lLUL. Nichtamtlicher Teil. TelegvaphifcHe Wachrichten. Potsdam, 13. Juni. (Tel d. Dresdn. Journ.) Ge. Majestät der Kaiser und Se. König!. Hoheit der Kronprinz von Italien besuchten heute morgen die Gruft Friedrichs deS Großen in der Garnison- kirche und besichtigten sodann daS 1. Garderegiment zu Kuß. Bei dem gestrigen Offiziersschießei» in Spandau erhielt Hauptmann Richter vom König!. Sächsischen 3. Infanterieregiment Nr. 102 den ersten Preis, eine Büste MoltkcS. Se. Majestät der Kaiser überreichte den Preis eigenhändig. Feuilleton Dresden, 14. Juni. Ein Schritt zur Lösung der Agrarfrage in Kongreß-Polen. lH Zu den beachtenswerten Eigentümlichkeiten, die das herrschende System in Rußland in seinen mannig fachen äußeren Erscheinungen bietet, gehört unstreitig der eigenartige Gesichtspunkt, von dem aus die Re gierung die materiellen Interessen derjenigen BolkS- stämme, deren nationale Bestrebungen als reichsfeind liche Agitation behandelt und bekämpft werden, gewahrt wissen will. Das Großherzogtum Finnland, das in national-politischer Beziehung in dem großen nordischen Reiche eine Sonderstellung einnimmt, gehört zwar nicht zu dieser Kategorie der dein Beherrscher aller Reußen unterthanen Völker, aber immerhin »st der materielle Wohlstand dieses von der Natur so stiefmütterlich be dachten Landes zum nicht geringen Teil auf das Ver dienstkonto der Regierungskreise, soweit sich deren Ein fluß auf das Staatsleben dieses Landes erstreckt, zu setzen. Der Umstand, daß die kaiserliche Regierung dem Gedeihen der finnländischen Industrie und Handels- thätigkeit erst auf unabweisbares einmütiges Verlangen der russischen Jndustriekreise durch die Errichtung einer Zolllinie zwischen Finnland und dem übrigen Rußland eine Grenze zog, beweist jedenfalls das Wohl wollen, das die russischen Machthaber von Hause aus dem materiellen Fortschritte Finnlands gegenüber be kundet hatten. Unzweideutiger tritt das Bestreben der russische« Regierung, den politisch „unterjochten" Ra tionalitäten auf dem Gebiete materieller Interessen entgegenzukommen und auf diese Weise deren StaatS- feindllchkeit den Boden unter den Füßen wegzuzieken, in ihren Beziehungen zu der polnischen Nation her vor. Unnachsichtig gegenüber allen national-politischen Illusionen der Polen, zeigt sie sich überaus fürsorg lich um das materielle Wohlbefinden der polnischen Volksmassen, wobei sie sehr ost die Grenzen über schreitet, die sie sich gegebenenfalls gegenüber ihrem eigenen Volke gesteckt hatte. Ein solcher Fall größten Entgegenkommens gegen über dem polnischen Volk ist auch in der soeben er folgten Aktivierung der Warschauer Filiale der vor fünf Jahren von Staatswegen gegründeten Bauern bank zu erblicken. Dieses Institut wurde zu dem Zweck »ns Leben gerufen, um der immer mehr zu Tage tretenden Verarmung des Bauernstandes entgegenzuar beiten. Es muß rückhaltslos Rußland zu gute geschrieben werden, daß es hierin allen übrigen Staaten mit gutem Beispiele vorangcgangen ist, indem dessen Re gierung jedem, der Lust und Liebe zur Bodenkultur an den Tag legt, die Möglichkeit zum Erwerb des nötigen Grund und Bodens bietet. Bei dem Über- handnehmen des Pauperismus unter den unteren Volk-klassen ist dieser Weg wohl der am sichersten zum Ziele führende, fofern man in dem allgemein vorherr schenden Bestreben nach Anlage eigenen Besitzstandes SS-SSmi» — König!. Hoflheater. — Altstadt. — Am 12. Juni: „Der Hüttenbesitzer". Schauspiel in 4 Akten von George Ohnet. Nachdem das Neustädter Theater seit Sonnabend, den 7. Juni geschlossen worden ist, beginnt daS Schau spiel, welches inzwischen im Altstädter Hause sein Wirken fortgesetzt hat, mit dein 14. dS. seine Sommer ferien. Sie sind ein altbewährtes Mittel, das nicht bloß durch wohlverdiente Ruhe auf die Kunstanstalten und deren Mitglieder selbst neubelebend wirkt, sondern auch durch ein längeres Schweigen der Muse die Ge nußfähigkeit im Publikum am meisten wieder zu er- friscken im stände ist. Es würde diese Aufgabe noch vollkommener zu erzielen sein, wenn eS in allen Groß städten zum durchgehenden Brauch erhöbe»» werden könnte, während der Sommerzeit etwa auf zehn Wochen sämtliche Bühnenkünste ohne Ausnahme ver stummen zu lassen. Das Einspringen von Borstadl theatern und Wandertruppen in die Ferienlücken der größeren Kunstanstalten läßt die Theaterfreunde nicht zu jener gesteigerten Neigung kommen, die am besten durch ein längere- Entbehren zu erreichen ist. Aller dings ließe sich ein solch wünschenswertes Ziel nur onstreben, nachdem durch eine allgemeine Umgestaltung des gesamten Theaterwesens und seiner Verwaltung, nach einer Verringerung der Konzessionen und Rege lung der Anstelluna-bedingungen zu nützlichen idealen Reformen ein praktischer Untergrund gewonnen wäre, — gewiß eine di« Luft in allen Kunfttempeln reinl einen verläßlichen Rückhalt des Erfolges zu suchen hat. Im eigentlichen Rußland selbst hat die Bauernbank während ihrer fünfjährigen Thätigkeit allerdings noch wenig befriedigende Ergebnisfe erzielt, waS indes nicht auf Rechnung der Zweckmäßigkeit diese- Geldinstitute-, sondern ausschließlich nur der den thatsächlichen Ver- hältnisseu der russischen Bauern nicht ganz angepaßten Satzungen des Bankstatuts zu setzen wäre. Dieselben begrenzen nämlich den zu gewährenden Kredit mit 75 Proz. des nach den einzelnen Verwaltungsbezirken im voraus festgesetzten Normalwertes des zu erwerben den Grundstückes, so daß der künftige Inhaber des letzteren aus eigenen Barmitteln die fehlenden 25 Proz. und überdies auch noch den der Differenz zwischen dem Normal- und dem thatsächlichen Werte entsprechenden Betrag zu beschaffen hat. Es braucht nicht erst beson ders hervorgehoben zu »verden, daß diese Differenz angesichts der Notwendigkeit, den Normalwerl unter den thatsächlichen Verkaufspreis minderwertiger Grundstücke herabzudrücken, jene 25 Proz. noch bedeu tend erhöht, wenn nicht geradezu verdoppelt. Daß die russischen Bauern auf diese Weise trotz der ihnen von der Bank dargebotenen Beihilfe nur in dem Falle sich einen Grundbesitz anlegen können, wenn sie über namhaftere Geldmittel zu verfügen im stände sind, und daß infolgedessen die weitaus größere Mehrzahl derselben von den Wohlthaten der Bauern bank ausgeschlossen ist, ist einleuchtend und gewiß auch recht beklagenswert. Die Regierung verkennt sicherlich nicht die Unzulänglichkeit des den russischen Bauern zur Verfügung gestellten Kredits, und dennoch hat sie bis jetzt nichts gethan, um dem Übelstande durch Er höhung des Kreditsausmaßes abzuhelfen. Nicht al- ob es ihr am guten Willen fehlen würde, — sie fühlt sich indes zu dieser vorsichtigen Haltung veranlaßt durch die seitherigen ungünstigen Ergebnisse der von der Bank realisierten Kreditoperationen. Aus den letztjährigen Ausweisen derselben ergiebt sich die un erfreuliche Thatsache, daß die Zahl der infolge gänz licher Einstellung der Teilzahlungen stattgefundenen Zwangsverkäufe in einigen Gubernien sogar die Zahl der neu abgeschlossenen Kreditgeschäfte übersteigt. Aus dieser unangenehmen Erfahrung mußte die Regierung die Lehre ziehen, daß, wenn die seitherigen Schuldner der Bank, die fast die Hälfte des KaufbetrageS ans eigenen Mitteln in den erworbenen Grundstücken angelegt haben, so wenig an dem weiteren Besitze dieser Grundstücke inftr essiert sind, es nicht al- geraten ericheintTdieses In teresse den künftigen Eigentümern dadurch noch mehr zu verringern, daß man den Barbettag, den sie bei den mit Hilfe der Bank abzuschließenden Operationen zu beschaffen haben, wesentlich herabdrückt. Die Re gierung sieht sich eben außer stände, dein russischen Bauer, dem es meistenteils an allen den materiellen Fortschritt bedingenden Eigenschaften gebricht, in dem Maße, als es ihm Not thun würde, Hilfe angedeihen zu lassen. Wenn sie nun bei der Aktivierung der Warschauer Filiale der Bauernbank die in den russi schen Gubernien gemachten bitteren Erfahrungen nicht zum Nachteil der künftigen polnischen Klientel der Bank zur Geltung gebracht, im Gegenteil den polni schen Bauern den Kredit der Bank unter ungleich vorteilhafteren Bedingungen zur Verfügung gestellt hatte, so läßt sich dies dadurch erklären, daß sie einer seits zu der Leistungsfähigkeit und Gewissenhaftigkeit des polnischen Bauers weit mehr Zutrauen hat, als zu dem russischen, andererseits aber, wie wir oben be merkt haben, aus Gründen der Politik für den mate riellen Wohlstand der polnischen Volksmassen ein übriges zu thun sich befleißigt. In der That erfahren wir, daß nach der Fassung des für die Warschauer Bankabteilung giltigen Statuts dem in Kongreßpolen seßhaften Bauer außer den 75 H des thatsächlichen, nicht wie im übrigen Rußland deS Normalwertes der Hypothek, auch noch auS dem zu Zwecken der Förderung deS allgemeinen Wohles in Russisch-Polen bestimmten und der Bank überwiesenen Fonds — weitere 15 H angeboten werden. Der polnische Bauer erhält somit von der Bank im ganzen 90 H des Wertes des von ihm zum Ankauf auS- ersehenen Grundstückes und hat infolgedessen aus seinen eigenen Mitteln nur 10 H deS Kaufbettages bar zu entrichten. Allerdings ist der erwähnte Fonds, aus dem die Anleihen zu 90 H ergänzt werden sollen, nicht bedeutend genug, um größere Operationen der Bank unter den angegebenen Bedingungen zu ermöglichen. Er besteht vorläufig nur au- 2 Millionen Rubel, dock wurde für eine stetige Vergrößerung desselben durch die Verfügung vorgesorgt, daß eiu Teil des jährlichen Reinertrages der Bank zu diesem Zwecke hinterlegt werde. Die Veröffentlichung der Statuten der Warschauer Bankabteilung hatte in der russischen Presse lebhafte Bedenke»» hervorgerufen, die darauf hinz»elen, daß die den polnischen Bauern gewährten Vorteile insgesamt auch den im Innern Rußlands wohnhaften russischen Bauen» zu teil werden. Diesem Wunsche zu ent sprechen dürfte der Regierung aus den oben erörterten Gründen nicht leicht werden. In Russisch-Polen stehen die Dinge so, daß die Bauernbank keine besondere Ge fahr läuft, von ihren Schuldnern, wie dies im übrige»» Rußland so häufig vorkommt, durch Nichtleistung der Ratenzahlungen im Stiche gelassen zu werden. Außer dem liegt der Regierung viel daran, den Landbesitz des halbverkrachten polnischen Adel- so rasch und für den polnischen Bauer so vorteilhaft als nur möglich veräußert zu sehen. Je mehr der polnische Bauer, der den gegen dem russischen Staatsgedanken gerich teten nattonalen Vorurteilen ganz fremd ist, ma teriell erstarkt und sich infolgedessen vom bisherigen Einflüsse des staatsfeindlichen polnischen Adels befreit, desto eher kommt Rußland in Russisch-Polen ans Ziel, das in der Denationalisierung des Polen- tums besteht. Im übrigen ist nicht anzunehmen, daß der polnische Adel der GeschäftSgebahrung der Bauernbank spinnefeind sein dürste. Als Objekte der Bankoperationen werden vorläufig die bereits in den Besitz der Warschauer Kreditinstitute übergegangenen Landgüter figurieren, während den verschuldeten, aber fick immer noch über dem Wasser haltenden Guts- besltzern infolge dcr durch die Bauerubank ermöglichten massenhaften Lanonnkäufe und bewirkten Aufwartsbeweg ung der Hypothekenwerte, die Möglichkeit einer mehr oder weniger dauerhaften Erholung geboten werden dürfte. Die »n Russisch-Polen mit Beginn der Thätigkeit der Bauernbank zu erwartende Umgestaltung der Agrar verhältnisse dürfte wohl auch mcht ohne Rückwirkung auf die benachbarten deutschen Landsleute von statten gehen, sofern der polnische Adel in Posen dabei materiell als mitbeteiligt erscheint. Tagesgeschichte. Dresden, 13. Juni. Heute früh 5 Uhr ist das bei dem Schwurgerichte zu Plauen am 6. März dieses Jahres gegen den Weber und Handarbeiter Friedrich Gottlieb Stückig aus Mühltroff wegei» Mordes er gangene Todesurteil mittelst Fallschwerts vollstreckt woroen. * Berlin, 12. Juni. Se. Majestät der Kaiser stattete am gestrigen Nachmittage, während seines Aufenthaltes in Berlin dein erkrankte»» Erb prinzen von Sachsen-Meiningen einen Besuch ab und begab sich darauf nach Charlottenburg, von wo auS Allerhöchstderselbe mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen von Italien nach Potsdam zurückkehrte. Um x Uhr abends fand bei den Majestäten im Neuen Palais eine Abendtafel von einigen 30 Gedecken statt, an welcher Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Italien nebst Gefolge und Ehrendienst, der Prinz und die Prinzessin Heinrich nebst Gefolge teilnahmen und zu welcher auch außer anderen fürstlichen und hochge stellten Personen der Reichskanzler v. Caprivi, der Minister de- Königl. Hauses v. Wedell, der komman dierende General Frhr. v. Loö u. a. mit Einladungen beehrt worden waren. — Heute Vormittag nach 8 Uhr begab sich Se. Majestät in Begleitung deS Prinzen Heinrich vom Neuen Palais aus nach der Mattosen statton und von dort aus mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen voi» Italien, Höchstwelcher vom Stadt- schlosse zu Potsdam zu Wagen dorthin gekom men war, mittelst des königlichen DampferS „Alexandra' nach Spandau. Nack erfolgter Ankunft daselbst wohnte Se. Majestät m»t Höchstseinem er lauchten Gaste, dem Prinzen Heinrich und den anderen anwesenden königlichen Prinzen, den Militärbevoll mächtigten, der Generalität und vielen anderen höheren Offizieren einer Schießübung der Sckießschule bei, woran sich eine Frühstückstafel beim Offiziercorps der selben im Offizierkasino anschloß, an welcher auch Se. Majestät mit dem Kronprinzen von Italien, dem Prinzen Heinrich und den anderen anwesenden Prin zen »c. nebst Umgebung teilnahm. — Am Nach mittag kehrte Se. Majestät mit seinem erlauchten Gaste von Spandau aus mittelst des Dampfers „Alexandra" wieder nach Potsdam zurück. — Um 7 Uhr abends waren alsdann die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit dem Kronprinzen von Ita lien zur Familientafel beim Prinzen und der Prin zessin Friedrich Leopold im Stadtschlosse zu Potsdam vereint, und um 9 Uhr fand fodann bei den Maje stäten im Neuen Palais eine größere musikalische Abendunterhaltung statt, zu welcher etwa 340 Ein ladungen ergangen waren. Ihre Majestät die Kaiserin wurde vor» dem Kronprinzei» von Italien geführt und nahm ai» einen» der im Vordergründe aufgestellten kleinen Tische zwischen dem Kronprinzen von Italien und dem Prinzen Rupprecht von Bayern Platz; der Kronprinz von Italien saß zur Rechten Ihrer Ma jestät. — Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Italien beabsichtigt, wie verlautet, morgen abend nach 10 Uhr Potsdam wieder zu verlassen, um über Frankfurt a. M. seine Rückreise mit den Herren seiner Umaebuna fvrtzusetzen. In Frankfurt a M. gedenkt Höchst derselbe einen kurzen Aufenthalt zu nehmen, um daselbst das Husarenreglment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 16 zu besichtigen. — Dem Vernehmen nach hat der BundeSrat in seiner Sitzung vom 12. d. Mts. beschlossen, daß der von der ständigen Kommission für Bearbeitung der Pharmakopöe vorgelegte Entwurf eines Arznei buches für daS deutsche Reich mit einigen Ab änderungen vom 1. Januar 1891 ab an Stelle der mit dem 1. Januar 1883 in Wirksamkeit getretenen kbarmacopoea Oermaaiea, eäitio altera, treten soll. Durch diesen Beschluß wurden verschiedene Eingaben Privater, welche einzelne Artikel auch in daS Arznei buch ausgenommen wünschten, für erledigt erklärt. Der Ausgabe des neuen deutschen Arzneibuches darf nunmehr für die nächste Zeit entgegengesehen werden. — (B. P. N.) Wie der Staatsminister v. Bötti cher in der Reichstagssitzung vom Mittwoch erklärte, werden gegenwärtig an den zuständigen Stellen Ge setzentwürfe ausgearbeitet, welche die Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk und das Seefischereigewerbe bezwecken. Die bisherige gewerbliche Unfallversicherung ist zum aller größten Teile berufsgenossenschaftlich organisiert, die Unternehmer sind in Verbände»» vereinigt, welche die Entschädigungslast für die innerhalb ihres gende, höchst segensreiche Errungenschaft, die wir fest ins Auge zu fassen haben. Die verflossene Spielzeit des Dramas war eine in ihren Erfolgen allseitig ergiebige, was um so höher ins Gewicht fällt, da sie zugleich eine Zeit des In terims in Bezug auf die Oberleitung der Bühne ge wesen ist. Ein Interim, das sich durch keinerlei Schwächen und Schattenseiten, wohl aber durch ein sehr günstiges Resultat bemerkbar gemacht hat, muß ein für alle Mal zu den erfreulichsten Ausnahmen gezählt werde»» und ist zugleich ein gesunder Stütz punkt für die lenkende Hand, welcher das vielgliedrige Ganze wohlbehalten unterstellt werden konnte. Die vorletzte Schauspielvorstellung: „Der Hütten - besitzer" zeigte für die vorgerückte Jahreszeit noch eiu gut besuchtes teilnahmvolles Haus, zugleich ein Be weis, wie richtig die fesselnden Lebenszüge innerhalb dieses bewegten Stückes von» Publikum erkannt wordei» sind. Besonders mitwirkend ist bei dieser Aufführung auch die warme Beachtung, welche sich Frl. Salbach durch die Darstellung ihrer Claire erworben hat. Es wird dadurch so manche Schwäche übertragen, welche sich in der Wiedergabe niehrerer anderer Rolle»» — ich nehme die vorzüglichen Leistungen von Frau Bayer und Hru. Jaffä aus — zum Nackteil der charakte ristischen Wirkung des Ganzen fühlbar macht O B. Die wilde Rose. Liu« LrzShlung »k (Forste»»»-.) „Regina —" Da» Mädchen wollte sich nicht unterbrechen lassen. Ohne zu ahnen, wie schön es in seiner Erregung war und ohne zu gewahren, wie der Mani» sich in ihren Anblick versenkte, schmiegte sie sich in ihrer Erregung nur euger an ihn an und fuhr noch schneller fort: „Sieh, Onkel, wenn Du auch alles hingeben mußt, wir fassen wieder Boden! Hans hat noch Geld, er liebt Dich, er liebt mich, Du fängst von neuem an, wir gehen nach Europa, und wenn ich dann großjährig geworden, dani» bist Du auch Herr meines Vermögen-; inzwischen will ich für Dich arbeiten und nichts wird mir dabei zu schwer sein! O, alles —alles wird schon wieder gut werden, fasse nur wieder Vertrauen zu Deiner Kraft." Jetzt machte sich Walberg sanft von dem Mädchen frei; aber er behielt eine ihrer Hände in den seinen, während sein Gesicht einen eigentümlich freudigen Glanz annahm. „Regina," begann er milde, „was Du mir eben ge sagt, ist für mich ein Rätsel; ich fühle nur so v»el heraus, daß Du ein reine- holde» Kind der Natur bist, und daß Du mit Deinen Worten die Selbst beherrschung und Widerstandskraft des stärksten Mannes vernichten könntest. — Doch nicht- davon! — Sprich! Wer sagte Dir, daß ich vor dem Ruin stehe? Ich habe nichts an meinem Vermögen verloren — im Gegenteil, gerade heut habe ich mehr gewonnen." „Wie? So hätte mich Fiametta falsch unter richtet? Sie haben nicht falliert?" „Davor bewahre mich der Himmel; denn mit meinem Falle ginge auch die Exchenz Tausender zu Grunde. Doch jetzt verstehe ich da» Ganze; Fiametta bat wahrscheinlich ein Gespräch belauscht und in ihrer Begierde, neue- zu hinterbringen, eS mit ihren Em pfindungen und Irrtümern Dir erzählt, das ist ihr Haupttalent, ich kenne das schon." „Sie verbergen nichts vor mir? Fiametta hätte sich geirrt?" fragte Regina noch immer zweifelnd, aber doch erleichterter und — schüchterner werdend. „Regina! Würde ich all tue schönen Empfindungen, die Du dem armen Onkel in dieser Stunde offenbart hast, so preisgeben, wenn ich Dir nicht die Wahrheit sagen müßte? Zeigtest Du doch dem armen Onkel eine Seele, nach welcher der reiche Walberg vergeblich sein ganzes Leben hindurch suchen sollte, wie der Wanderer in einer weiten, öden Wüste nach einer Quelle, die ihn erquicken soll! Regina, ich danke Dir für diesen Augenblick Du hast mir mein Vertrauen zu den Menschen zurückgegeben. Ich werde Dir aber noch mehr danken, wenn Du den Onkel niemals wieder mit jener Scheu und Förmlichkeit begegne»» wirst, die Du »hm stets gezeigt!" Walberg fuhr sich mit der Hand über seine Stirn; er hatte so weich, so ohne Rückhalt gesprochen, daß er ordentlich darüber erschrak. Seine Stimme »var daher fest wie sonst, als er die Hand von der Stirn zurückziehend, fortfuhr: „Laß diese Stunde zwischen uns vergessen sein — Ja" — was ich sagen wollte: „Fiametta hat, wenn auch nicht in den Worten, so doch in der Beziehung, in der Bedeutung derselben geirrt. Mein früherer Compagnon, ein Mann, der bereits Millionen besaß, ein Fe»nd von mir hat falliert; ich erfuhr e- au- erster Quelle. Im ersten Augenblick »var ich von dieser Nachricht erschüttert, umsomehr, als mit dem Fallisse ment Thatsachen an da» Tageslicht kamen, welche die ganze Schurkenhaftigkeit de- Manne» enthüllten. D»
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