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Tageblatt Erst. tägl. Morg. 7 U. Inserat», d. Spaltreil« S Pf., werde» l>. Lb.7 (Sonnt, bi« r U.) angenommen in der Exvedttion: Iohannisallee und WaisenhauS-raßr « Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Theodor Drodisth. Nr. 187. «bon». viertelsährllch ro Rgr. bel «nentgrldl. Lieferung in« Hau«. Lurch dt« k. Post vierteljährlich rr Rgr. Einzelne Stummer» 1 «gr. Sonnabend, den 6. Juli 1861. ivre-den. de« 6. Juli. — Die Erste Kammer hat gestern mehrere, die Revision der Armenordnung betreffende Petitionen berathen, hinsichtlich deren die Beschlüsse der Zweiten Kammer, angenommen worden find, und die Wahlen zum SiaatSgerichiShofe vollzogen. — Die Zweite Kammer, bei welcher da« allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch nebst EinsüdrungSgesetz tingegangen ist. beschäf. tigte sich gestern mit P-titionen. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Heute Sonnabend den 6. d. M Dorm, v Uhr Hauptverhandlung wid»r ten Gartennabrungsbefitzer Earl Gottlob Bellmann aut Naundorf wegen Unterschlagung. Vorsitzender: Gmchttrath v. Schill. — Im verflossenen Monate Juni find in da« Stadtkranken, hau« 23S Kranke aufgenommen, überhaupt aber daselbst 405 Kranke verpfl.gt worden. Von diesen wurden 177 entlassen, 13 starben und 2 l 5 verblieben am Schluffe de« Monat« in Behänd« lung. — Im Ganzen find in dem ersten Halbjahre 1255 Kranke (154 m-hr al« während dieser Zeit de« vorigen Jahre«) in da« Stadlkcankenhau« ausgenommen, überhaupt aber 1443 daselbst verpflegt worden. Davon wurden l125 entlassen, 103 (28 we- j Niger al« im ersten Halbjahr 1860) starben und 215 blieben, wie bereit« oben erwähnt, am 30. Juni d. I. in Behandlung — Wir find jetzt mit dem Monat Juli mitten in di» Badesaison getreten. Und außer den Bielen, dir an den Mi» neralquellen in oder außerhalb Sachsen Heilung von specifischen Leiden suchen, giebt e« «in« noch größere Zahl Solcher, dir dem Gewühl« der großen Stadt, dem Gewirrt der Sorgen und G schäfte, der anstrengenden und aufreibenden Tbätigkeit ihre« Beruf« auf einige Woch»n entfliehen wollen, um Erholung und Stärkung. Frischt de« Körper« und Geiste« zu erlangen. .Wo- hin gehen Siek' „Wenn reisen Sie ab?" »Wie lang« bleiben Siel" Diese Fragen find zur Zeit an der Tagesordnung. Nach Pyrmont, Gastrin, FranzenSbad oder Elster, nach Karl«, bad oder Marienbad, nach Teplitz oder Wolkenstein, nach So« - den, «mt oder Salzbrunnen wird die Reise dirigirt, vielleicht auch »ach Baden-Baden oder Homburg, nach Helgoland oder Heringtdoif. Aber: „warum in der Ferne suchen?" möchte man fragen, da für viel« Bewohner der Residenz ganz in der Näht Da- zu fi den ist, wa< sie mit großem Geld, und Zeit, aufwand« ander-wo rr'angen «ollen. Wer «inen idyllisch gele- genen, durch die schönste, den »thmungwerkzrugea so heilsame Waid ust ausgezeichneten Ort sucht, um daselbst einige Wochen zuzubringen, und wem«« dabet nothwendig oder wünschentwerih ist, durch da« Baden in einer wirksamen Eisenquelle da« B ut ß» regeneriren, dm kam mit gutem Rechte Liegau («im Stunde von -angebrück oder drei Viertelstunden vom Bahnhof« Radeberg) anempfohlen werden. Zwar weilen hier nicht so viele Badegäste, daß man sie nach Tausenden zählen kann, aber doch so viele, daß man dir Geselligkeit nicht vermißt; zwar giebt e« nicht renommirte Vergnügungeorte in der Nähe, aber lubiich« Waldweg« und romantisch gelegene Mühlen mit obli gater Kaffee« und Milchbewirthung; zwar hat man e« noch nicht bi« zu einer selbstständigen Bad'kapellr gebracht, aber da« Trorvpeterchor der reitenden Artillerie oder der Radeberger Stadt- l mufiku« sind bereit, dem musikalischen Verlangen Genüge zu -leisten; zwar verbindet kein Telegraph Liegau mit der Residenz, dafür aber führt die Botenfrau alle Bestellungen besten« au«; zwar kann nicht koussv und kioir bei üblem Wetter die Zeit vertreiben, aber immerhin kommt ein gemüthlicher „Scat" im .Salon" der R'stauration zusammen; zwar find manche noble Passionen hier nicht gut zu frequentiren. aber wer da« Angel« l>«bt, dem bietet die nicht fischarme Röder dazu nahe Gelegen heit; zwar giebt'« in Liegau keinen Eovditor, aber da« Rade berger Kuchenm»d«l sorgt jezuweilen für etwaige Gelüste oder di« Frau Wirthin bäckt ,Käs«käulchen"; zwar dringt der Welt schmerz durch dir Leipziger Zeitung auch in diese« stlle Thal, aber da« nahe Pul«mtz bietet mit seinem Pf.ffeikuchen »in wirksame« Gegenmittel. Und wenn wir in den Zeitungen so oft von unerquicklichen Reibungen hören, die anderen»» zwischen Eivil und Militär flattfinden, so kann die Deificherung gege ben werden, daß di« Vadegesellschaft mit dem Radeberger Osst- ziercorp« im schönsten eutents ooreiialo lebt. Wer aber plötz lich von der Sehnsucht überkommen wird nach der Heimath, oder wen unaufschiebliche Geschäfte nach der Residenz treiben, den bringt «in« Droschst (ja Dioschke!) schnurstracks zum Bahn- Hofe. .Aber", fragst Du, freundlich« Leserin,, „ist denn da« Bad auch wirkum?" Darauf zur Antwort: »Si wohl!" und zum Bewei« führe ich an, daß die Zahl der Ba°egäst« jetzt bereit« 100 weit übersteigt, daß viele derselben nicht blo« von den renommirtesten Aerzten der Residenz nach Liegau geschickt worden find, sondern daß auch Aerzte für ihre Person di« Kur gebrauchen. Also: Gut Heil. HermannSbad in Li-gaul ' — Der „G.-A." bringt folgende« Inserat: rooom Prozeßkosten. Vor einigen Tagen veröffentlichte Jemand da« Resultat eine« Prozesse«, dessen -auptg.danke der war, daß der Schuldner zur Zahlung der Schuld im Betrage von 16 Lhirn. und Kosten verunheilt worden war und daß die Advoeaten diese Forderung .für ihr« Mühwaltung- bi« auf lumpig« 8 Rgr. 2 Pf. reducirt hatten, in deren Besitz man den Kläger denn auch wirklich al« von Recht« «egen gesetzt hatte. Hierdurch veranlaßt, schien die milchfromme Denkungsart eine»