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Wemmer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprei« einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l.bO Mk. Zkitnng für Wraud, Skiskrsdors) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Ps., Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publika! iouslraft für amtliche BekattttlmachiliMv. NilUlnier 27. s-rnfpr-ch«r: «mt L-ub«« U4. Dienstag, den 3. März 1908. K-rnspr-ch-r: «Mt Deuben 114. 21. Jahrgang. Nur Nad uns fern. Rabenau, den 2. März. — Aus dem Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr der Sächs. Holz-Jnvustrie-Ge- sellschaft entnehmen wir, daß die Kompagnie mit einem Mannschaflsbestaud von 37 Mann, 1 Ehrenmitglied und 2 passiven Mitgliedern in das Jahr 1907 eintrat. Ausgenommen wurden im Laufe des Jahres 10 Mann, aus geschieden sind 11 Manu, darunter einer be hufs Uebertritt zur Dresdner Berufs-Feuerwehr, 2 durch Tod. In letzter Generalversammlung wurde der Mitbegründer der Kompagnie, Ka merad Gustav Heidenreich, einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt. Zu Anfang des Jahres 1908 zählte die Kompagnie also 38 aktive Mitglieder, 2 Ehrenmitglieder und 2 passive Mitglieder. Zur Hilfeleistung bei Bränden wurde die Kompagnie alarmiert am 13. April, früh halb 7 Uhr zu einem in der Fabrik von Kolbe u. Schulze entstandenen Brande, brauchte aber nicht mehr in Tätigkeit zu treten, da das Feuer von hilfsbereiten Nachbarn noch im Ent stehen unterdrückt werden konnte. Ferner wur den am 14. Juli 4 Mann Wache bei drohen der Hochwassergefahr gestellt. Es wurden im Lause des Jahns 13 Hebungen abgehalten, darunter eine in Gemeinschaft mit der städl. Pflichlfeuerwehr. Die Stadt Rabenau betraute die Kompagnie mit dem Umlegen der an der Harnsberger Straße stehenden großen Linden, welche Arbeit Von 6 Mann und 1 Führer am 2. und 7. April ohne Unfall ausgeführt wurde. Ferner stellte die Kompagnie Feuer wachen bei Theatervorstellungen und Bällen in 7 Fällen. An dem vom Feuerwehrverband Dresden und Umgegend eingerichteten Führer kursus für Spcitzenzugführer nahm von der Wehr Zugführer Köhler Teil. Branddirektor Kelling besuchte ferner als Mitglied deS Ver- bandsausschusse- die beiden Versammlungen der Hauptleute des Verbandes Dresden und Umgegend, ebenso die Ausschußsitzungen des Verbandes. Außerdem unternahm er in Ge meinschaft inil dem stellvertr. Hauptmann Hauck >M Auftrage der König!. AmlShauptmannschaft Dresden-A. die Revision der Feuerlöschaustalteu der Gemeinden des Bezirks 4 der vorgenannten Amlshauplmannschaft. — Der Vorsitzende, Hauptmann Kellrng, eröffnete die vergangene Woche abgehaltene Generalversamm lung, die von 25 Mitgliedern, 2 Ehrenmit gliedern, Herrn Stadtverordneten Engel, als Mitglied der Feuerlösch-Kommission des Stadl- gemeinderats und Herrn Direktor Balz besucht war, und verliest vor Eintritt in die Tages ordnung die vom Landesausschuß Sächsischer Feuerwehren herausgegebene Belehrung über das Verhalten der Feuerwehren bei Bränden. Sodann in die Tagesordnung eintreteud, wird nach Vortrag des Jahresberichts, Erstattung des Kassenberichts, Entlastung des Feldwebels und Berichterstattung des ZeugwartS zur Neu wahl des Kommandos geschritten. Hauptmann Kelling, welcher sein 30 Jahre iunegehabteS Amt als Hauptmann niederlegte, wurde infolge drängenden Wunsches der gesamten Kompagnie und durch inzwischen einstimmig erfolgte Wie derwahl Veranlaßt, das Amt unter der Beding ung, daß die Verantwortung für Innehaltung der die Feuersichcrheit des Etablissements der Sächs. Holz-Jndustrie-Gesellschaft betreffenden Vorschriften aus den stellvertr. Hauptmann und die Chargierten übergehen, nochmals anzuneh men. Die übrigen Führer wurden sämtlich wiedergewählt, also Hauck zum stellvertr. Haupt mann, Gerlach z. Steigerzugsührer u. Feldwebel, Kappner z. Stellvertreter desselben, Illgen z. Rottenführer, Kohler z. Spritzenzugführer, H. Gerisch z. Stellvertreter desselben, Osw. Gerisch z. Hhdrantenseklionsführer, Irmer z. Zeugwart, während als Vertrauensleute die Kameraden Machill, Dietrich, Wünsche, Walbert, Juhrisch, und Otto auS der Wahl hervorgingcn. Nach mier Erklärung des Herrn Direktor Balz, für Erhöhung der Mitgliederzahl mit Sorge tragen und auch sonst allem, was zur Förderung und Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Kompagnie seitens der Gesellschaft beitragen kann, sein besonderes Interesse widmen zu wollen, sowie nach Erledigung mehrerer aus der Versamm lung gestellterAnfrag» n, wurde dieselbe geschloffen. — Vom Bezirksausschuß der Kgl. Amts- hauplmannschafl DreSden-A. wurden bewilligt das Ortsgesetz der Gemeinde Coßmannsdorf, das Ortsgesetz der Stadtgemeinde Rabenau über die Gewährung von Ruhestandsgchall u. Unterstützung an ihre berufsmäßigen Beamten. In den nicht öffentlichen Verhandlungen wurde, einem Gesuche der Stadt Rabenau entsprechend, die Errichtung eines Seminars in Rabenau gutachtlich und grundsätzlich befürwortet. — In Aussicht gestellt wurde der Stadt Tharandt eure von ihr aus Bezirksmitteln erbetene Un terstützung. — Weiter verfügte das Kollegium für den Zimmerpolier Paul Reuter in Deuben die Entziehung der Befugnis zur Ausführung des Gewerbebetriebs als Bauunternehmer. — Befürwortet wurden die Abänderungen und nachträgliche Bestimmungen b>i den Anlagen- Regulativen der Gemeinden Rabenau und Eulschütz. — Als örtlich bedürfnislos abge- wiesen wurde u. a. das Gesuch der Gastwirtin Frau verehel. Baarmann in Rabenau (König Albert-Höhe) zum öffentlichen Tanzhalten all- sonntäglich im Sommerhalbjahre und an drei Sonntagen im Monat im Winterhalbjahre. — Vor dem Schöffengericht Tharandt hatte sich der bereits vorbestrafte 49 jährige Fabrikarbeiter Heinrich Moritz Petri aus Rabenau wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs zu verantworten- Auf dem Rückwege von Braunsdorf nach Tharaud begriffen, beehrte Petri mit seiner Gegenwart eines Sonntags Abend, es war die Nacht zum 13. Jan d. I-, die Klippermühle in be reits angezechtem Zustande. Hier suchte er ohne jede Veranlassung mit den anwesenden Gästen Streit, besonders beschuldigte er die zur Verhandlung als Zeugen erschienenen Tischlergesellen Fütze aus Grumbach und Günther aus Wilsdruff, sie hätten ihm seine Brille genommen, wovon jedoch keine Rede sein konnte. Petri wurde von diesen unbeachtet gelassen, worauf dieselben alsbald den Heim weg gen Wilsdruff antraten. Petri schlich ihnen unbemerkt nach und schlug dem Fütze plötzlich von hinten so fürchterlich auf den Kopf, daß er stark blutete und im Straßengraben be sinnungslos liegen blieb. Für diese ungemein rohe und hinterlistige Tat wurde Petri am 26. v. M. mit 2 Wochen Gefängnis und Tra gung der Kosten bestraft. — Zum deutsche» Turnfest in Fcankfurr a. M. sind die 1166 Vereine des 14. Kreises Sachsen in Sachsenhausen ein- quarlierl; man hofft, daß sie sich mit den Nachkommen der allen Niedersachsen, die Karl der Große dort ansiebeltc, recht gut vertragen werden. Sie treffe» auf dem Bebraer Bahnhof ein und haben vom Quarlier anS gute Straßen- bahnverbindung für 10 Pfg. nach dem Festplatz. - - Die diesjährigen Manöver (Brigade-, Divisionö- und Korpsmanöver) finden in den AmtShauplmannschaflen Meißen und Großen hain statt. Sie beginnen am 11. und enden am 23. September. Nach einer soeben er lassenen Verfügung über die größeren Truppen übungen im Jahre 1908 findet bei dem 12. Armeekorps eine Angriffsübung unter Be teiligung von schwerer Artillerie ohne Scharf schießen statt. Mit Genehmigung des Kaiser- werden zur Abhaltung dieser (während der Korpsmanöver) zu erledigenden Uebungen preußische Truppen zur Verfügung gestellt, und zwar ein schweres Feld-Haubitzen-Bataillon deS Niederschlesischen Fußartillerie-Regimenls Nr. 5 und die erforderliche» Formationen der Verkehrslruppen, als Luftschiffer-, Telegraphen- u»d Fernsprechabteilungen. — In Deuben hat in den NachmittagS- stunden ein Unbekannter die 10jährige etwas geistig beschränkte Tochter eines dortigen Ein ¬ wohners nach Kaufen von Zuckerwaren mit nach dem Wmdberg gelockt und daselbst zu vergewaltigen versucht. Alle Eltern seien hier mit dringlich ermahnt, über ihre Kinder ganz besonders zu wachen, um dieselben möglichst vor solchen Wüstlingen zu bewahren. Jeden falls aber wäre eS doch angebracht, wenn alle Erwachsenen, welche solche verdächtige Wahrnehmungen machten, der Sache nach- gingen; es würde dadurch manche Untat ver hütet und eher polizeilich eingeschritten wer den können. — In Döhlen ist versucht worden, in das Uhren- und Goldwarengeschäft von Jhcch cinzubrechen. Der oder die Diebe haben sich vergeblich bemüht, den Rolladen von außen in die Höhe zu bringen, oder sie sind bei diesem Geschäft gestört worden. — Nachdem Herr Sanilätsrat Dr. med. Friedrich Bartels in Kreischa sein Amt als erster Gemeindeältester freiwillig, beruflicher Abhaltung willen niedergelegt und der Ge meinderat das Entlassungsgcsuch genehmigt hatte, wählte dieser in seiner am 24. d. M. abgehaltcnen Sitzung Herrn Fabrikbesitzer Fr. Oskar Gaudich daselbst, Mitglied des Bezirks ausschusses der König!. AmtShauptmannlchaft Dippoldiswalde für dieses Aint. — In dem über daS Vermögen des Bäcker meisters Georg Stephan in Kreischa an hängigen Konkursverfahren soll die vorhandene Masse derart gering sei», daß allem Anschein nach nicht einmal die bevorrechtigten Forderungen begliche» werden können und das Verfahren wegen Mangel an Masse zur Einstellung kommen wird. — Die Versammlung der Ortsgruppe des Verbände- Sächsischer Industrieller, in welcher Stellung zum Gesetzentwurf über die Arbeits kammern genommen weiden soll,, ist auf Donnerstag, den 12. März verlegt worden. — Dec 13jährige Schulknabe Bock, der Anfang November vorige» Jahres seinen in Blasewltz auf der Loschwitzer Straße wohnhaften Eltern entwich, ist vor einiger Zeit in Konstantinopel von der Polizei aufgegriffen und kürzlich mit dein Dampfer „Stambul" Nach Hamburg eingeschifft worden. DüserTage ist nun die heimatliche Oclsbehörde von Ham burg aus benachrichtigt worden, daß man den Junge» eiiistweile» im dortigen Knaben-Waisen- hause untergebracht hat und zur Abholung bereit hält. — Kleine Notizen. — Die auf einem Düngerhaufen in Dittersbach bei Franken berg tot aufgefundene Dienstmagd hat an Gesichtsrose gelitten und ist an der Fundstelle von einem Ohnmachtsanfall betroffen worden. Ein Verbrechen ist ausgeschlossen. — Der Bergbau am Sauberg bei Ehrenfrieders dorf lebt wieder auf. In Betrieb gesetzt sind schon das elektrische Werk und die Förde rungsanlagen. Eine größere Erzwäscherci soll im Frühjahre errichtet, ebenso mehrere Werks maschinen aufgestellt und noch etwa 200 Ar beiter eingestellt werden. — Laut um Hilfe rufend wurde von einem Lehrling eines Jn- stallationsgeschäfts ein junger Mann angetroffen, der ahnungslos an einem am Bürgersteige in Lugau stehenden eisernen Lichtmast der elek trischen Leitung vorübergehen wollte, dieser zu nahe kam und nun festgehalten wurde. Indem der hinzugcrufene Lehrling mit Gummihand schuhen den Festgehaltenen, dem Arme und Beine krampfhaft zusammengezogen wurden, anfaßtc, konnte er ihn gewaltsam losreißen. Der Unfall ereignete sich dadurch, daß dnrch eine schadhafte Stelle der elektrischen Leitung Elektrizität durch den Eisenmast zur Erde ge leitet wurde. — Im Abort des Bahnhofes in Elsterberg hat sich am Mittwoch abend ein Mann erschossen, der in den letzten Tagen in Elsterberg mit Seife und Kämmen hausiert hat. Was den Unglücklichen, der ein Franzose sein soll, in den Tod getrieben hat, ist unbekannt. — In der zur Stadt Bärenstein gehörigen Schloßmühle geriet am Donnerstag ein 15- jähriger Arbeiter in die Transmission. Erstarb alsbald an den Folgen der erlittenen Ver letzungen. — Der Steinarbeiter und Haus besitzer Mauksch aus Wölkau hatte sich am Donnerstag abend auf dem Heimwege von Demitz-Thumitz verirrt und war in den dor tigen Steinbruch „Lehmgrube" abgestürzt, wo er erst am nächsten Morgen besinnungslos aufgefunden wurde. Dresden. In einer Bezirksschule der Vorstadt Löbtau hat der Schuldiener mit einigen anderen Männern in den Souterrain- Räumen der Schule mit Konfirmandinnen ver botenen Umgang gehabt, der in einem Falle nicht ohne Folgen geblieben sein soll- Der Vater eines beteiligten 14 jährigen Mädchens hatte hiervon Kenntnis erhalten und Anzeige erstattet, worauf sich der Schuldiener selbst der Staatsanwaltschaft stellte. Aehnliche Fälle sollen daselbst schon früher vorgekommen sein. — In Vorstadt Striesen starb Herr Schul direktor Siegemund im Alter von 46 Jahren unerwartet am Herzschlage. Der Verstorbene, der sich allgemeiner Wertschätzung erfreute, machte in einem Gefchäftsladen Einkäufe, als er vom Tode ereilt wurde. — Eine Anzahl Knaben verschiedenen Alters hatte sich den Elbkai mMeißen zum Spielplatz ausersehen. Dabei fiel der etwa 5 Jahre alte Knabe der in der Fischergasse wohnenden Arbeitersfamilie Glößner unterhalb der Kochschen Kohlenniederlage in die Eibe und wurde von dem reißenden Strome fort- gcführt. Als das Unglück geschehen war, er griffen die Spielkameraden die Flucht, anstatt Hilfe herbeizuhole». Der Körper des verun- glückle» Kindes wurde bis nach der Gemeinde Keilönsch getrieben, wo er von dem Fährmeister im Strome schwimmend bemerkt und herauS- gezogen wurde. Wohl schlug der Knabe noch die Augen auf und machte sich noch etwas Körperwärme beincrkbar, doch war es schon zu spät. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Der herbeigerufene Arzt komite mir den bereits festgestellten Tod seststellen. -- Zu den Defraudationen in der Leip ziger Jmmobiliengesellschaft wird den „Leipz- N. N " mitgeteilt, daß die Mutter des Kassierers Schneider sich 3 Tage vor dem Selbstmord ihres Sohnes ebenfalls erschossen habe. — Der Kassierer derLeipziger Immo bilien-Gesellschaft Felix Schneider, der in der vorigen Woche durch Selbstmord geendet, hat die genannte Gesellschaft um annäheud 100 000 Mark geschädigt. — Dem Jngenieurschüler Matadow in Zwickau, der am 31. Dezember v. I. bei einer Fechtübung den Jngenieurschüler Iwanow erstochen hatte und deshalb von der Straf kammer II am 25. Januar zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, ist vom König im Gnadenwege seine Strafe erlassen worden. — Das 200jährige Bestehen feierte kürz lich der Gasthof „Zum weißen Hirsch" in Zwickau. Em noch ehrwürdigeres Alter weisen folgende hiesige Gasthöfe auf: „Anker" 1480, „Paradis" dieselbe Zeit, „Schwarzer Bär", „Goldener Becher" 1591, „Wilder Mann" 1609, „Grüne Tanne" 1700. — Die für 1910 in Chemnitz geplante Industrie-Ausstellung scheint endgültig geschei- tert zu sein. Nachdem die Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung die Zeichnung einer Garantiesumme von 100 000 Mark abgelehnt haben, hat sich der vorbereitende Ausschuß, der sich sür die Ausstellung gebildet hatte, aufge löst. Damit ist das Projekt, sür das seit langer Zeit mit vieler Hingabe gearbeitet Wurde, als gescheitert anzusehen. — Am Sonnabend haben dieFranzosen in Marokko ein schweres, den ganzen Tag andanerndes Gefecht gehabt, bei dem es zahlreiche Tote und Verwundete gab. — Im König!. Nesidenzschlosse in Dres den findet heute abend rin Hofkonzelt statt.