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KWuMlAMgM UN-AnjeiM Hohenstem-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Dienstag, den 19. April 1927 77. gahrg Nr. 90 "SL MMaWös M WmMMil Eis«ne D r a b t in « I» u n o Vie neue südiiawische tag dein König die Rücktrittserklärung des Kabinetts. Weiter drahtet uns unsere Berliner Vertretung: Paris, 18. April „Petit Parison" läßt sich dazu noch aus Bel grad melden, daß die f r i e d l i ch e Rege lung des italienisch-südslawischen Streitfalles Rücktritt des südslawischen Kabinettcs Belgrad, 17. April Die Agentur Avala meldet: Ministerpräsi dent llsunowitsch überreichte heute nachmit- Ve»uasvrc»s y«wnwn>uuch riv Gvlüvleonise etnltltefiUL rräaerlob». . Dieses Blutt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. gramm gerichtet: „Am 5. Jahrestage der Unterzeichnung de« Rapallovertrages, welcher die Grundlage der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutsch land und der Union festgelegt hat, betrachte ich es als meine angenehme Pflicht, Ele, Herr Reichsminister, sowie die Reichsregierung -u be grüßen. Unsere beiden Regierungen haben stets an den Prinzipien des Rapallovertrages festge halten, was besonders auch beim Abschluß de« Vertrages vom 12. Oktober 1925 und des Ber liner Vertrages vom 24. April 1926 zum Aus druck gekommen ist. Die Regierung der Union ist der vollen lleberzeugung, daß die Befesti - gung Mid der Ausbau der freund schaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Union vollkommen den In teressen beider Länder entsprechen. Ich bin fest überzeugt, daß die im Laufe der fünf Jahre sich so gut bewährten Grundsätze des Rapallovertra ges auch im weiteren die Voraussetzung für di- günstige Entwicklung der sowjet-deutschen Bezie hungen bleiben und für die Wahrung des Frie dens, der für die Völker der ganzen Welt so nötig ist, dienen werden." Der Reichsaußenminister hat Litwinow dar auf mit folgendem Telegramm geantwortet: „Für die freundlichen Worte, die Sie, Herr Volkskommissar, aus Anlaß des fünften Jahres tages des Vertrages von Rapallo an mich gerich tet haben, danke ich Ihnen verblndlichst. Eie können überzeugt sein, daß die Gedanken, di« Sie in Ihrem Telegramm zum Ausdruck bringen, nicht nur bei mir persönlich, sondern auch beider Reichsregierung lebhaften Widerhall finden. Ich teile Ihre Ueberzeugung, daß die auf der Grundlage des Vertrages von Rapallo eingelek- tete und durch den Vertrag vom 12. Oktober 192S owie durch den Berliner Vertrag vom 24. April 1926 bekräftigte freundschaftliche Zusammen arbeit zwischen der Sowjetunion und Deutschland den Interessen der beiden Länder dient und hege den aufrichtigen Wunsch, daß die in jenen Verträgen festgelegten Grundsätze ich auch in Zukunft bewähren und zur Erhaltung des allgemeinen Friedens beitragen mögen." Z r- Belgrad, 18. April Ministerpräsident U s u n o w i t s ch hüt die Rücktrittserklärung des Kabinetts damit be- grüudet, daß die außenpolitische Lage eine brei tere und stabilere Grundlage der Regierung er fordert. Das neue Kabinett ist bereits gebil det worden. Ministerpräsident, Minister des Innern und Minister für Volksunterricht ist M u k i t s ch e w i t s ch; Minister für auswärtige Angelegenheiten Marinkowitsch; Finanzminister Markowitsch; Kriegs- und Marineminister Ge neral Hadjitsch; Minister für Handel und Indu strie Mehmed Spaho; Minister für Justiz und Kultus ad interim Skritschkitsch; Verkehrsmini- ster Millosawljewitsch; Minister für Forst- und Bergwerke Kumanudi; Minister für Agrar, vcform und öffentliche Gesundheit «d interim Andritsch; Minister für Ackerbau und Schiff fahrt Stankowitsch; Minister für Sozialpolitik Mijewitsch; Minister für öffentliche Arbeiten Schumenkowitsch und Minister ohne Porte feuille Peritsch. Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernspr. Nr. ll. Postscheckkonto Leipzig 23 464 — Gemeindegirokonto 14. — Bankkonten: Commerz-und Privat »Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme Achmed Zogus ist, se nerzeit auf die italienische Kollektivnote wegen der südslawischen Rüstun gen di« italienischen Behauptungen als lächerlich bezeichnet. Der ehemalige albanische Kriegsminister hingerichtet Belgrad, 18. April Der ehemalige Kriegsminister von Albanien, Oberst Eyljardi, wurde am Freitag hin ge r i ch t« t. Der Oberst, der früher Offizier in der österreichisch-ungarischen Armee war und dann in den Dienst des Fürsten Wied trat, war unter dem Regime Achmed Bey Zogus, so lange er dessen Vertrauen genoß, Kriegsmi ni st e r. Da Eyljardi die nach Italien orientiert« Politik Achmed Bey Zogus nicht mitmachen wollte, fiel er in Ungnade und wurde interniert. Vor kurzem wollte er nach Montenegro flüchten, wurde aber an der Grenze verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn zum Tode ver urteilte. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Httttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbraud, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Pleißa und Nußdorf. Ver Jahrestag »es Rapallo-VeeteageS Tclcgrammwechscl zwischen Litwinow und ' Dr. Stresemann Berlin, 17. April Der stellvertretende Volkskommissar des Aus. wärtigen der Sowjetunion, Litwinow, hat gestern an den Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann das nachstehende Tele« Bei Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung beS Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der BefördcrungSetnrich- ttmgen — Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung deS Bezugspreises. durch die hartnäckige Haltung der italienischen Regierung aufgegeben zu sein scheint. Das offizielle Kommunique, in dem Rom seine Ab sicht bekundet, keine Interpretation des Tirana- Abkommens zuzulassen, komme einem Bruch gleich. Die Regierung von Belgrad, die sich an die Anregungen der Großmächte halte, werde ihren Standpunkt in der Frage der internatio nalen Lage Albaniens nicht ändern. Das Pro blem scheine also unlösbar und der Horizont des Balkans verdüstere sich aufs neue. Die Re gierung in Rom scheine zu den schlimmsten Even tualitäten bereit zu sein. Die Großmächte müßten in dem Konflikt intervenieren, dessen Ernst man sich nicht verhehlen könne. Abberufung des Belgrader albanischen Gesandten Belgrad, 16. April Die Abberufung des albanischen Gesandten in Belgrad, Gena Beg, steht, wie verlautet, kurz bevor. Er selbst erklärte Pressevertretern, er habe zwar noch keine amt- iche Mitteilung erhalten, glaube aber, daß die Nachricht wahr sei. Schon vor ebnem Mo nat habe er um feine Abberufung nachgesucht. Bekanntlich hat der Gesandte, der ein Schwager Ein Schritt des Belgrader Kabinetts Berlin, 19. April Die von den Negierungen in London, Paris und Berlin erwarteten direkten Verhand lungen zwischen Italien und Süd- slawien über die Beilegung der Meinungs verschiedenheiten hinsichtlich Albaniens müssen als gescheitert b e t r a ch 1 e t werden. Die halbamtliche italienische Auslassung, die in schar fer Form feststellt, es hätten die direkten Ver handlungen zwischen Rom und Belgrad weder begonnen, noch könne die Frage des Tirana- Paktes Gegenstand der Verhandlungen sein, da Südslawien dieser Pakt nichts angehe, beweist, daß Italien nichts daran gelegen ist, zu freund schaftlichen Beziehungen zu Siidslawien zu gelan gen. Hinzukommt weiter, daß das Kabinett in Rom ganz offensichtlich die erneut gegen Belgrad einsetzende Hetze unterstützt und zwar insofern, als es dis Sensationsnachrichten über südslawische Kriegsvorbereitungen unterstützt. Wie wir erfahren, haben im Auftrage des Belgrader Kabinettes die Gesandten Süd- slawiens jetzt einen Schritt unternommen, ubd die Richtigkeit der von italienischer Seite ver breiteten Meldungen über südslawische Truppen- zusammenziehungen entschieden in Abrede ge stellt. Gleichzeitig sind die Negierungen darauf hingewiesen worden, daß Siidslawien nach wie vor zu direkten Besprechungen mit Rom bereit ist, jedoch könne die amtliche italienische Erklä rung, nach der die Frage des Tirana- Paktes nicht in diese Verhandlungen einbe zogen werden dürfte, die südslawische Ver handlungsbereitschaft keineswegs fördern. Das Belgrader Kabinett sei der Ansicht, daß die Er örterung des Tirana-Paktes bei etwaigen direk ten Verhandlungen mit Rom unter keinen Um ständen ausgeschaltet werden dürfe, umsomehr, als diese Angelegenheit in den Rahmen der Differenzen zwischen Belgrad und Rom falle. Soweit sich übersehen läßt, bezweckt die italie nische Regierung mit der von ihr unterstützten Verbreitung der Nachrichten über Truppen ansammlungen in Südslawien den Zweck, den so eben gebildeten Albanienausschuß in Aktion ge setzt zu sehen. In den Berliner Negierungskrei sen ist man über das Bestreben Italiens äußerst beunruhigt und es wird jetzt ein erneuter diplo matischer Meinungsaustausch zwischen Berlin, London und Paris einzusetzen haben. Der Reichsregierung war eine Beteiligung Deutsch lands an dem Albanienausschuß von vornherein äußerst unangenehm und die Zustimmung deut scherseits erfolgte nur aus dem Grunde, weil die ser Ausschuß erst in einem späteren Falle, d. h. im Falle eines etwaigen neuen italienisch-süd slawischen Zwischenfalles in Aktion treten sollte. Die Wilhelmstraße hat aber die Lage nicht richtig eingeschätzt, denn jetzt wird über raschenderweise die Möglichkeit der Jnmarsch- setzung des Ausschusses akut. Da dieser Ausschuß nun aus Vertretern von ausgerechnet drei Mäch ten besteht, würde die Stimme Deutschlands bei einer eventuellen Untersuchung der erneuten ita lienischen Beschuldigungen gegenüber Südsla wien den Ausschlag geben. Hier würde dann die Gefahr drohen, daß Deutschland sich im Gegensatz entweder zu Südslawien oder aber zu Italien setzen müßte. Wie wir hören, ist die Wilhelm straße jetzt bestrebt, im Belgrad dahin zu wirken, daß das dortige Kabinett den Völkerbund mit den italienischen Anwürfen beschäftigen soll, der i bekanntlich im Juni Zusammentritt. Z Hierzu wird amtlich mitaeteilt: Es ist bekannt, daß von den im Dezember und Januar endgültig geregelten Restpunkten der Entwaffnungsfrage einige, wie namentlich die vereinbarten Zerstörungsarbeiten an den Ostsestungen, praktisch noch der Durch führung bedürfen. Die Durchführung ist im Gange und nimmt ihren normalen Verlauf. Von einer Kontrolle der deutschen Maßnahmen in der Form, wie sie von der Interalliierten Militär kontrollkommission ausgeübt wurde, kann nach der Zurückziehung dieser Kommission keine Rede sein. Dagegen entspricht es der Natur der Sache, daß über die Durchführung der deut schen Maßnahmen eine authentische Fest - stellung erfolgt. Hierüber finden fortlaufend diplomatische Erörterungen statt, an denen auch die auf Grund des Genfer Protokolls vom 12. Dezember den beteiligten hiesigen Bot schaften zugeteilten Sachverständ gen beteiligt sind. Es kann damit gerechnet werden, daß die ganze Angelegenheit auf diese Weise unschwer ihre Erledigung finden wird. rung mit der Botschafterkonferenz die Frage der Kosten der Entfestigungsarbeiten. Die deutsche Forderung geht dahin, daß diese Kosten dem Reparationskonto gutge schrieben werden müssen. Der PrciS »er einwuiilaeo An,ei«eni«Ue beiraai IS, der Neklame^eile 4b Goldnlennia«. ftür den Nalbwei» werden Ib Goldvtcnnlae berechnet. Paris, 16. April Der Berliner Korrespondent des „Jour- n a l" hatte berichtet, die alliierten Militär- attachees in Berlin hätten bei der Bol- schafterkonferenz gegen die Haltung der deutschen Militärbehörden protestiert, weil diese ihnen nicht gestatteten, den Fortgang der Zer störungsarbeiten an den Festungen von Königs berg, Küstrin und Glogau an Ort und Stelle zu verfolgen. Der R e i ch s w e h r m i n i st e r habe ihnen geantwortet, daß die Kontrolle be endet sei und daß nunmehr ein deutscher Offizier nach Ausführung der Zerstörungsarbei ten einen Bericht ausarbeiten werde, in dem Deutschland den Alliierten mitteilcn würde, daß es die Entwaffnungsbestimmungen erfüllt habe. Hierzu berichtet die Agentur Havas, es sei richtig, daß die alliierten militärischen Sachverständigen, die mit der Kontrolle der Durchführung der letzten Entwasfnungsklauseln in Deutschland beauftragt seien, Schwierig keiten bei der Verfolgung der Zerstörungs arbeiten an Ort und Stelle begegnet seien. Die alliierten Botschafter in Berlin hätten bei den deutschen Behörden protestiert. Auf Grund dieser Intervention scheine der Zwischen fall auf dem Wege der Regelung. Im Osten Deutschlands werden auf Grund der letzten Entwaffnungsoerhandlungcn gegen wärtig umfangreiche Sprengungen von Be festigungen der Festungswerke Königsberg, Küstrin und Glogau vorgenommen. Um die Ausführung dieser Eprengungsarbeiten zu über wachen, hat die Botschafterkonfercnz seinerzeit beschlossen, den fremden Gesandtschaften in Ber lin einige Mitglieder der inzwischen aufgelösten Militärlontrollkommission als Militärattachees zuzuteilen. Nach Ansicht der Reichsregierung sollte eine abschließende Kontrolle der letzten Entfestigungsarbeiten durch diese. Militär attachees erst dann stattfinden, wenn die Spren gungen in vollem Umfange durchgesührt sind. Es sind nun aber Bestrebungen dieser Militär attachees im Gange, schon jetzt, also bevor diese Arbeiten zum Abschluß gelangt sind, die Festungswerke im Osten zu besichtigen. Die Reichsregierung hat den Militärattachees ein derartiges selbstherrliches Vorgehen ver wehrt, weil sie der Auffassung ist, daß etwaige Wünsche in der Frage der Entfestigungsarbeiten nur von den Botschaften bezw. Gesandtschaften im Ans.iärtigen Amt vorgebracht werden können. Wenn die Militärattachees der alli ierten Mächte in Berlin nun jetzt bei der Vot- schafterkonferenz gegen die Haltung des Reichs wehrministeriums protestiert haben, so werden die zuständigen Reichsstellen diesem Drucke unter keinen Umständen weichen und eine abschließende Kontrolle erst dann zulassen, wenn die letzten Sprengungen voryenommen sind. Wie wir übrigens erfahren, bildet zurzeit Gegenstand von Verhandlungen der Reichsregie- Jn Paris scheint man nach dem ersten Versuch sehr schnell zu der Einsicht gekommen zu sein, daß diese Art einer Feststellung der Erfüllung ver traglich festgelegter Verpflichtungen nicht zum Erfolge führen kann. Die Pariser Vlätterstim- men und die offiziösen Auslassungen des Quai d'Orsay lassen erkennen, daß man sich achsel zuckend in die Unmöglichkeit der Wiederauf nahme der Kontrolttätigkeit fügt. Eine Fest stellung über die tatsächlich erfolgte Zerstörung der in Frage kommenden Festungswerke wird zu gegebener Zeit von der Reichsregierung gegeben werden.