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Amtlicher Teil Ministerium -es Innern. Meißen, am 30. September 1920. 25 Dresden, am 28. September 1920. 72« IV LIb Für den Sperrbezirk gelten die Vorschriften in 88 162, 163, 164 und 168, für das Beobachtungsgebiet die Vorschriften in 88 166 und 168 der Bundesratsvorschriften zum Viehseuchengesetz — Gesetz- und Verordnungsblatt 1912 Seite 83 folgende —, überdies für den ganzen Bezirk die sonstigen von der Amtshauptmannschaft zu treffenden An ordnungen. Weitergehende Beschränkungen bleiben ausdrücklich Vorbehalten. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden, insoweit nicht nach den Strafvorschriflen des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 19V9 oder sofern nicht nach anderen gesetzlichen Bestimmungen höhere Strafen verwirkt sind, gemäß 8 57 der säch sischen Ausführungsverordnung zum Viehseuchengesetz vom 7. April 1912 mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft. Nr. 1325 c V. Die Amtshauptmauuschaft. Maul- und Klauenseuche. Unter dem Viehbestände des Wirtschaftsbesitzers Müller in Klipphausen ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Gemäß 88 161 flg. der Bundesratsvorschriften zum Viehseuchengesetz wird als Sperr bezirk die Gemeinde mit Gutsbezirk Klipphausen bestimmt. Das Beobachtungsgebiet bilden die bereits bekanntgegebenen umliegenden Gemeinden, soweit diese nicht schon als Sperrbezirke erklärt worden sind. Alle Haushaltungen mit einem Gesamteinkommen von unter 10000 Mark wollen sich wegrn des Bezuges verbilligter Kartoffeln bis zum 4. Oktober im Zimmer 10 melden. 2» Wilsdruff, am 1. Oktober 1920. Der Siadtrat. LoZeinum-Natrium sa1ief1icum-l.ö8unx 1:2 1 . Uorpkinum 1i^ckroodIoricum-I.ü8uvx 0,5:15,0 s LdlorLld^ärot, /^cetanilick, Lxtrrctum ^1oe8, 8Ll28äure, 8ensSl. Fettverteilung. Auf den Abschnitt 8 der Landesfettkarte werden auf die Zeit vom 4. bis 10. Okto" der 1920 50 x Butter und 100 § Schmalz ausgegeben. Der Preis für das Pfund Schmalz beträgt 18 Mk. Die Verkaufsstellen haben ihren Bedarf an Schmalz umgehend bei Herrn Stadtrat Graubner in Meißen anzumslden. Die Krankenbutterkarten sind mit 50 § Butter zu beliefern. Meißen, den 30. September 1920. Nr. 1111 II O. r« Kommunalverband Meißen-Land. Sonntagsruhe in Apotheken betreffend. Apotheker ohne Gehilfen, die ihre Apotheke an Sonn- und Feiertagen von 1—8 Uhr nachmittags ohne Dienstbereitschaft schließen, Haden außer den in der Verordnung vom 15.Januar 1920 —564a IV LIb —(Sächsische Staatszeitung Nr. 14 vom 19. Januar 1920) unter aufgeführten, für Aerzte berc-itzustellenden Arzneimitteln künftighin auch noch die nachstehend unter O verzeichneten Arzneimittel für Tierärzte zugänglich zu machen. »6» «es on Wirtschaftliche Weltkrise. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind im augenblicklichen Deutschland, wenn wir etwa von Rußland, Österreich und — selbstverständlich — Polen absehsn, wahrscheinlich un günstiger als in allen anderen in Betracht kommenden Staaten. Zwar die „Preissenkungen" sind aus oft erörterten Gründen bei uns unangenehm rasch zum Stehen gekommen, die anderen Begleiterscheinungen wirtschaftlich bedenklicher Zeiten, wie etwa die Häufung von Zusammenbrüchen, die steigende Arbeitslosigkeit zeigen sich in Deutschland mit großer Deutlichkeit. Auch die Ausführungen des Staats sekretärs Bergmann auf der Brüsseler Konferenz darf man wohl als Beweis für die ungünstige Lage unseres Landes heranziehen. Man könnte aber vielleicht — trotz mancher allgemein bekannten Gegenbeweise — meinen, daß es sich hier um eine Begleiterscheinung der Niederlage handele. Da bringen aber gerade die letzten Tage wieder ein Bündel Nachrichten aus aller Welt, die beweisen, wie weit verbreitet die Weltkrise jetzt schon ist und welche Folgen der Krieg und die ihm folgenden Friedensoerträge in aller Herren Länder hat. Es galt ja eigentlich in den Zeiten nach dem Ende der Waffen kämpfe beinahe als eine des Beweises nicht bedürftige Be hauptung, wie glänzend die Lage der „Rohstoffstaaten" im Vergleich zu den, meist europäischen Verbraucherländern sei. Deshalb sei mit einem der wichtigsten Rohstoffstaaten, einem der größten Kriegsverdiener begonnen, dem was, um Miß deutungen zu begegnen, hervorgehoben sei, wirtlich ehrlich neutralen Argentinien. Dort hat die Kammer jetzt das Goldausfuhroerbot aufheben müssen, weil trotz der gewaltigen, jetzt zur Sicherung der eigenen Volksernährung vorüber gehend gesperrten Getretdeversendungen nach Europa die Verschuldung des Landes an die nordamerikanische Union die Währung in Gefahr brachte. Die Berichte aus Argen tinien wissen viel von der Teuerung und den Arbeiter- ichwierigkeiten im Lande zu berichten, Erscheinungen, über die übrigens auch andere Staaten. Südamerika, klagen. manche von ihnen Haven allerdings noch über ganz andere Dinge zu klagen. So plauderie in diesen Tagen eine norwegische Zeitung die Tatsache aus, daß Londoner Banken es ablehnten, Wechsel auf Südamerika zu dis kontieren. Die englische Finanzpresje bestritt zunächst natür- lich diese Tatsache, es stellte sich aber rasch genug heraus, daß das norwegische Blatt mindestens zum Teil recht hatte, denn, so drückten sich die „Times" aus, die befragten Banken erklärten, daß „sie zwar nicht aufgehört hätten, Wechsel auf Südamerika zu kaufen, daß man aber keinerlei Neigung habe, seine Verbindlichkeiten zu vergrößern, sei es nun, daß es sich um eigene Kunden handelt, oder um solche, die es werden wollen." Das ist eigentlich deutlich genug! Der Grund für diese Zurückhaltung liegt natürlich zum Teil in den wenig günstigen Verhältnissen am Londoner Geld markt selbst, Lie u. a. auch zu scharfen Kredileinschränkungen im Verkehr mit Indien geführt Haven, zum andern, größten Teile aber in den ungünstigen Verhältnissen einer Anzahl lüdamerikanischer Staaten, von denen z. B. Brasilien in einer schweren Kaffee- und Kautschukkrije steht. Für Kaffee ivar bekanntlich Mitteleuropa schlechthin „der" Hauptkäufer, jetzt aber ist seine Aufnahmefähigkeit lächerlich gering. Was den Kautschuk anlangt, so will man hier (wie in Brasilien beim Kaffee, zur „Valonisation", d. h. Zurückzahlung vom Markt mit Staatshilse) in ostasiatisch-englischen Er zeugerkreisen sogar schon zu scharfen künstlichen Erzeugungs einschränkungen seine Zuflucht nehmen. Und das in den Zeiten einer Welt-Nohstoffnotl Noch eigenartiger sieht es in Japan und am japanischen Seidenmarkt aus. Daß in Japan infolge von Überjpekulation, die angeblich nicht zu verhindern war, eine schwere Wirt schaftskrise besteht, hat der Vertreter des Landes in Brüssel ganz osfiziell zugegeben. Trotzdem aber hat die Regierung eine Gruppe von Seidenzüchtern und -Ausfuhrhäusern zu nächst 50 Millionen Nen vorgestreckt und ihnen hohe Vor schüsse bei der Bank von Japan gesichert, damit sie den Ausfuhrseidenpreis hochhalten können! Man könnte nun sagen, daß es sich dabei um kapital schwächere Länder handle. Laß aber bei den großen Kriegs gewinnern, England und Amerika, die Lage sicherlich gut sei. Auch das ist jedoch nur sehr bedingt richtig. Was England betrifft, so sei neben dem oben gesagten nur an den drohenden Bergarbeiterausstand erinnert, der keineswegs nur politische Gründe hat. Viel kennzeichnender ist Lie Lage in dem sehr spät in den Krieg eingetretenen, unmittelbar kaum von ihm berührten Amerika. In der Union senken augenblicklich die Erzeuger der verschiedenen Waren die Preiss ihrer Erzeugnisse in ganz ungeheuerlicher Weise, um nicht in ihren Erzeugnissen zu ersticken. So hat Henry Ford, der bekannte Autofabrikant, mit einigen anderen Herstellern von billigen Kraftwagen doch Preise glatt auf den Vor kriegsstand heruntergejetzt — sie betrugen zuletzt wohl etwa Las Doppelte —, so haben einzelne der größten Baumwollwarenfabriranten des Nordens jetzt ihre Preise um ein volles Drittel heruntergesetzt, wie einer von ihnen dazu erklärt, weil „er fürchte, der Baumwollwaren- markt, auf dem es jetzt schon Abbestellungen regne, werde in die gleiche Lage kommen, die Wollwarenfavrikanten schon zur Schließung ihrer Werke genötigt habe." Das zeichnet die Lage, noch besser aber tut dies eine Zeitungsmeldung, die behauptet, die weitverbreiteten Preisherabsetzungen hätten zwar vorübergehend die Wertpapierbörse verstimmt, sonst aber seien keine Anzeichen dafür vorhanden, daß sie Un behagen verursachten. Die Banken hätten bereits in einer Reihe von Fällen Kunden gestützt und nur verlangt, daß „übergroße Läger abgestoßen würden". Das spricht Loch eigentlich für eine ziemlich tiefgehende Unbehaglichkeit inner halb der Geschäftswelt. Immerhin soll nicht unerwähnt bleiben, daß gerade die letzten Wochen Lem amerikanischen Geldmarkt eine gewisse Erleichterung gebracht haben. Wie man sieht, — es ist höchstens dem Grade nach ein Unterschied, im großen ganzen aber leiden so ziemlich alle Staaten der Welt unter den gleichen Krisenerscheinungen. Ein guter Trost ist das ja nun auch gerade nicht, — aber es ist einer, behauptet das Sprichwort. Umstellung unserer Gesamiwirtschafi. Die Folgen der Arbeitslosigkeit. Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, der zu Verhandlungen mit der sächsischen Regierung über die Frage der Arbeitslosig keit in Sachsen in Dresden eingetroffen ist, hat Vertretern der Presse gegenüber folgendes erklärt: Die Arbeitslosenfrage, die in Deutschland in der Öffent lichkeit nicht genügend bekannt ist, bedarf besonders in Sachsen einer Regelung. Wir haben in Deutschland mindestens eine Million Vollerwerbslose und noch etwa 1^/2 bis 2 Millionen sogenannte Kurzarbeiter. Meist ist die Dauer der Arbeitslosigkeit sehr lang. Auch die Familien mitglieder der Arbeitslosen, in Berlin z. B. 44 000 Kinder, müssen wir ernähren. In andern Ländern konnte man mit dem Abbau der Arbeitsfürsorge beginnen. In Deutschland ist das wegen der wirtschaftlichen Folgen des Versailler Vertrages, der ihm seine Lebensmöglichkeit, seinen Handel und seine Entwicklungsmöglichkeit nimmt und die deutschen Finanzen völlig zu ruinieren droht, unmöglich. Dadurch wird die Bevölkerung dem Hunger und dem Elend zu getrieben. Die Regierung hat, um dieser Not entgegenzutreten, sechs Ministerien beauftragt, ein Programm für die Linde rung der Arbeitslosigkeit zu entwerfen. Die Beratungen sind noch nicht abgeschlossen, aber eins ist gewiß: Deutsch land wird an einer Umstellung seiner gesamten Wirtschaft nicht vorbeikommen. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln und von Rohstoffen muß mit allen Mitteln gehoben werden. Die Industrie muß aber auch Fertigsabrikale produzieren, die wir für unseren Export brauchen. Besonders notwendig ist eine Vereinfachung unserer Wirtschaft. Die Zahl der Zwischenglieder zwischen Produzenten und Konsumenten muß möglichst verringert werden. Nur so wird eine Senkung der Preise möglich sein, die der Bevölkerung die Möglichkeit schafft, das Notwendige zu kaufen. Die Schwierigkeit liegt darin, daß wir jetzt noch nicht imstande sind, die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen. Für das Reich bleibt die Auf gabe, die nötigen Kredite zur Verfügung zu stellen, damit die Produktion wieder in Gang kommt. Lier mtsmairsnale Geldkurs. Aus der Brüsseler Debatte. Ein voller Tag der Finanzkonferenz in Brüssel diente der Besprechung der Geld- und Wechselkursfragen. Die Grundlage für diese Besprechung war der Vortrag des Präsidenten der Niederländischem Bank Dr. Vissering. Seine Ausführungen behandelten die Ursachen der heutigen Inflation Kleins Leitung für eilige Leser. " -Ni- Neuwahlen in Preußen werden voraussichtlich Mitte FebL E stattfinden. * Der vormalige König von Bayern, der zurzeit in der Schweiz weilt, ist dort nicht unbedenklich erkrankt. * Der Kölner Erzbischof Schulte reist demnächst nach Rom, er wird dem Papst über die kirchenpolitischen Verhältnisse Deutschlands eingehend Bericht erstatten. * Die Zahl der Vollerwerbslosen in Deutschland ist auf über eine Million gestiegen. - Aus Marienburg wird gemeldet, daß Dr. Kurt Rosenfeld, der Führer der Berliner Unabhängigen, von den Polen ver haftet wurde, als er m Dirschau einen Vortrag halten wollte. * Die Pariser Blätter glauben zu wissen, daß die Volks- abstimmung m -Bverschlesien im November erfolgen soll. * Präsident Millerand hat den deutschen Botschafter Mayer zur Entgegennahme des Beglaubigungsschreibens empfangen. * Vom, 11- 2uli bis 8. September wurden in Narwa 44440 KriegsgemngenederMittelmächte ausgetauscht. Indes müssen noch über 100 000 Kriegsgefangene abermals in Sibirien über- wintern. Wilsdruffer Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Leipzig 28644 Nr. 228. Sonnabend den 2. Oktober 1920. 79. Jahrgang arßhelnt täglich mit Aufnahme der Sonn- und Festtage nachmittags 5 llhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung monatlich 4 Ml., durch unsere Auchrüger zugctragen In der Stadl monatlich <40 Mt., auf dem Lande M, durch die Post bezogen vierteisLhrttch 12 MI. ohne Zustellungsgebühr. Alle Postonstalien und Postboten sowie und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen, Zm Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen Hot der Bezieher leinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Insertionsprei« »v pfg. für di« ü gespaltene Korpuszeile oder deren Baum, Lotalprels ro Pf», Reklamen 2 MI. Bei Wiederholung und Zahresauftrag enlsprechender Preisnachlaß. Belanntmachungen Im amtlichen Teil <nm von Behörden) die 2 gespaltene Korpuszelle 2^0 MI. Rachwelsungs-Sebühr 50 Pfg. Anzeigenannahme bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. Zeder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage elngezogen werden muß oder der Auftraggeber tn Konlvrs gerät. dem Jahre 4844 Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des (Stadtrats zu Wilsdruff, des Forfirentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Afchunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff.