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Nummer 1»2 — 2«. Sahrgau- «rschekit «mal wSchentllch «It den Mustrlerten < -Die Welt' und »gar unser« Neknen Leutes s vellaaen .Vtttrrhnltung und Wissen', .Kirche > »eit der Frau', .«lerztlicher ^atgeder', .Literarische Veilag-7 .Jilmrundschau'. Monatlicher «8e,»a»HrciS Mk. «Inschl, veslellgeld. Siuzelnummec 1« z, Tomitagnunimer 20 /. Hauptschriftleiter: Tr, B. TeSczhI, Dresden. SüchsWe Dienstag, den 9. August 1927 «»„t-eupretse. Dt« Igelpaltene Petit,-»« »0 j, Familien. an,eigen und ktellengesuche »» Die PettkeNamezeil». 8S Millimeter breit, 1 ^ OfferiengeLühr SO «, bet Uebe» sendung durch die Post autzerdem Portozuschlag, Fall« dbherer Newalt erlischt jede Verpflichtung auf Ltesiymg sowie SrMung v, «„zeigen-Aufträgen ». Leistung v, Schadenersa-, «leschSstlicher Dell: Artur Len,. Dresden. Holrsseituno lSeschitstSstell», Trucku.iverlag I «ennania, «c^»> iür Verlag und Druikeret.FlllaI«Dresden.DreSden-A. t» Poli«rskab«I7. gernrusliwl». Poslschecklonto Dresden r?or. »auktonto: «tadtdauk Dresden Sir. »171» Für chrifNiche Poltlik und Kultur iUedattta« de« «tlchstschen lvalkSzeltuua DreSden-Altstadt 1. Polierstrade 17. Fernruf 2MII und 11012. Groh-eutfche Zoll- und Verkehrsunio« s-chlchutpr-l-lso« Dr. «. Lt«p., ^ Dis Wiener Ereignisse haben kürzlich von preußische besteht allerdings für den Augenblick keine Aussicht, daß sie Vereinigung Deutschlands und Oesterreichs im staats« rechtlichen Sinne vor dem Forum des Völkerbundrats An erkennung findet. Brennend ist dagegen di« Frage der Schaffung des einheitlichen groß deutschen Wirtschaftsgebiets. Di« wirtschaftlichen Vorteile rines auf Zoll», Post», Verkehrs» und Währungseinheit be stehenden Zusammenschlusses find nicht nur von den führen« oen reichsdeutschen und österreichischen Wlrtschaftskreisen mehr und mehr bejaht worden, sondern wurden auch in :inem Artikel der „Times" als im europäischen Interesse liegend anerkannt. Der wirtschaftliche Zusammenschluß Oesterreichs und Deutschlands würde nach völkerbiologischen Sejetzen in die Neugestaltung der Wirtschaft Mitteleuropas nn starkes dynamisches Element hineintragen. Nur durch hn wird die Bresche geschlagen für einen mitteleuropäischen Wirtschaftsorganismus, der vor allem die Tschechoslowakei rnd Ungarn mitumiaßt. Für eine Zollunion sind Oesterreich und Deutsch» !and zwei durch die gegenwärtige europäische Lage am neisien aufeinander hingewiesene Vertragspartner. Oester« «eich ist mit seinen sechs Millionen Einwohnern in einer handelspolitisch ungünstigen Lage. Es stellt einen zu kleinen Markt dar um bei Handelsvertragsverhandlunaen )ie seinem überlieferten Lebenszuschnitt angemessenen Zu- leständnisse erreichen zu können. Am sprödesten verhalten sich gerade die auf wirtschaftliche Autarkie bedachten übri gen Nachfolgestaaten der Donaumonarchie, wobei mili tärisch-nationale Gründe eine wesentliche Roll« spielen. So hat Oesterreich sich im wesentlichen darauf beschränken müssen, durch erhöhte Zölle seinen heimischen Markt zu schützen. Seine prekäre Wirtschaftslage würde zweifellos durch eine Zollunion mit Deutschland ein« wesentliche Ent spannung erfahren, da es dann ohne weiteres an allen handelspolitischen Vorteilen des geeinten grohdeutschen Wirtschaftsgebietes teilnehmen würde. Den Gefahren, die seiner heimischen Produktion auf dem Jnnenmarkte aus dem reichsdeutschen Wettbewerb erwachsen könnten, müht« burch rechtzeitige Rationalisierungsmahnahmen und Ver einbarung der Spitzenverbände (besonders in der Ma« 'chinen», chemischen, landwirtschaftlichen, Tonwaren» und Textilindustrie) begegnet werden. Für Deutschland ist es öon gröhter Bedeutung, im Sinne der von Bismarck be folgten Wirtschaftspolitik seine Produktionsbasis nach Osten iiusdehnen und damit di« große mitteleuropäische Einstel lung wiedergewinnen zu können, di« durch die uferlose westlerisch-kapttalistisch« Entwicklung der wilhelminischen Aera zu unserem schwersten Schaden verblaßt war. Di« Sand zu einer neuen Ostorientierung streckt uns aber nur Oesterreich entgegen. Allerdings können wir hoffen, daß das österreichisch-deutsche Wirtschaftsbündnis den Auftakt geben würde zu weiteren Vertragen mit den Staaten des östlichen Mitteleuropa. Was di« Durchführbarkeit einer österreichisch-deutschen Zollunion angeht, so hat Oesterreich über die im Vertrag von Et. Germain über» nommene staatsrechtliche Unabhängigkeitsverpflichtung hinaus 1922 im Genfer Protokoll gegenüber. England. Frankreich, Italien und der Tschechoslowakei die Zusiche rung abgegeben, auf jede wirtschaftliche oder finanzielle Bindung zu verzichten, durch di« diese Unabhängigkeit kgendwie beeinträchtigt werden könnte. In bezug auf Zoll- und Handelsabkommen hat Oesterreich die Verpflich tung übernommen, mit keinem Staate Sondertarife u. dgl. zu vereinbaren, die seine wirtschaftliche Unabhängigkeit in Frage stellen würden. Sein« Zolleinnahmen haften für die Nölkerbundsanleihe, die bis 1943 läuft. Diese Bestim mungen machen es wahrscheinlich, daß der Abschluß einer österreichisch-deutschen Zollunion der Genehmigung des Völkerbundrates unterbreitet werden würde. Die Aus sichten für di« Zustimmung des Völkerbundes zu einem solchen wirtschaftlichen Anschluß dürften etwas besser sein als die für den politischen Anschluß: man erinnere sich, daß England vor hundert Jahren die Bestrebungen zur Schaf fung eines deutschen Zollvereins im eigensten Interesses förderte. Solange sich eine eigentlich« grohdeutsch« Zoll union nicht verwirklichen läßt, bleibt immer noch dke Mög lichkeit weitgehender Angleichung der Außenzölle und eines gestal^aß di« ihm bewilligten zoNpolitsstheNiZageständr Nisse ohne weiteres zugunsten Oesterreichs Platz greifen^ wofür Oesterreich Kompensationen aus seinen' verpfände^ t«n öffentlichen Leistungen. Wallerkraftabüabe u. dgl. zu! ltek.ru Lätt^. M iN -Men UM Stark Ende der Woche — Glückwünsche -es amerikanischen Doifchaskers Dessau, 8. August, Als Ergebnis der Besprechungen In den Junkers-Werken lst anzusehen, daß die deutsche» Ozeanflieger mit Rücksicht aus di« Wetterlage erst Ende dieser Woche zum Ozeausluge starten werden. Auch dann wird der endgültige Startbeschiuh selbst verständlich von den Wettermeldungen abhiingen. Di» beiden für den Ozcanflug bestimmten Junkers« Maschinen sind ein Frachttyp, der sich namentlich auch bei dem vorjährigen Seeflugwettbeiverb in Warnemünde sehr gut bewährt hat. Sie sind in ihrem Innern so umgebaut worden, daß das große Mittelstück von Tanks ausgefüllt ist. durch die in der Mitte ein Laufgang in die im Schwanz be findliche kleine Kabine führt. Inder eine Hängematte angebracht ist. Die Führersitze sind zum Schutze gegen etwaige Unwetter ganz geschlossen. Beide Maschinen, die übrigens einen Motor und Metallpropeller haben, sind äußerlich in grauer Beton- farbe gehalten. Kurz vor dem Start werden die beiden Maschinen auf dir Namen „Europa" und „Bremen" getauft werden. Riftitsch und Edzard werden die Europa fliegen, die sie auch bei der Aufstellung des Dauerrekords benutzt haben, Loose und Köhl die Bremen, Jedes Flugzeug wird drei Per- soncn mitsühren, da außer dem amerikanischen Journalisten Knickerbocker auch der Propagandachef des Norddeutschen Lloyd v. HUnefeld mitfliegt. Di« Piloten, alle vier übrigens erprobte Feldflieger, rechnen damit, daß sie bei mittleren Wct, tervebhältnissen etwa 40 bis 45 Stunden brauchen. Sie werden auf dem ganzen Fluge Gegenwind haben. Daraus erklärt sich die längere Dauer. Ein ausgezeichneter Fachmann, Kapitän König, rechnet damit, daß auch um diese Jahreszeit Immerhin mit Winden von 40 Kilometern Stundengeschwinz digkeit gerechnet werden muh. Der Grund der Verzögerung de» Startes bis ln dis zweite Hälft« der Woche Ist in ders augenblicklichen meteorologischen Lage zu suchen. Am Sonniag traf der amertkantsche Botschaft ter in Berlin, Schurman in Dessau mit dem Flugzeug ein, um die Flieger Ristitsch und Edgard zu Ihrem Erfolge zu b«> glückwünschen. Bei der Empfangsfeierlichkeit im Flughafen, Dessau hielt der amerikanische Botschafter folgende Ansprache: „Meine Herren Sie haben den Weltrekord im Dauerslug ge brochen. Sobald ich die Nachricht erhielt, sagt« ich mir. daß ich nach Dessau fliegen und Herrn Professor Junkers und Ihnen gratulieren müßte. Das möchte ich hiermit tun. Mein Landsmann C ha m b e r l t n, der sich über Ihren Flug eben falls gefreut hat, sagte: Die deutschen Piloten sind sehr gut und ihre Maschinen gleichfalls. Sie werden größere Schwie rigkeiten haben, den Atlantik zu überfliegen, als ich, weil sie von der anderen Seile kommen. Als Sportmann hat er hinzu, gesügt, daß er den deutschen Dauerrekorü noch vor Ende des Jahres zu brechen versuchen werde. Heute aber haben Sie den Rekord. Wir Amerikaner haben ihn durch Sie verloren. Das freut mich sehr. Zweitens wollte ich Ihnen meine herzlichsten Wünsch« für Ihren Flug nach Amerika aussprechen. Ich hoffe, daß Sie einen guten Flug und einen großen Erfolg haben werden. Deutschland hat den amerika nischen Fliegern nicht nur «inen freundlichen, sondern einen außerordentlich herzlichen Empfang bereitet. Ich kann Ihnen Ihnen im voran« versprechen, daß meine Landsleute iw Amerika Sie ebenso herzlich ausnehmen werden, und se besser der Flug, desto freudiger wird der Beifall sein." Die ftärksten Rückwirkungen würde ein aroßdeutfches' Wirtschaftsbündnis im Verkehrswesen der beiden Staaten! zeitigen, so daß seine Ergänzung durch eine Verkehrs»! Union eine Selbsti>srnändlichkeit erscheint. Di« Ver größerung des inneren Marktes, die gesteigerte Wett bewerbsfähigkeit der vereinigten Produktion hat einen ver stärkten Binnengüterverkehr, aber auch erhöhte Ausfuhr und Einfuhr im Gefolge. Das drängt von selbst zur Be seitigung aller Ungleichheiten und trennenden Schranken im Verkehrswesen der beiden Staaten, und darüber hinaus würde durch eine gemeinsame großzügige Eisenbahnpolitik die großdeutsche Zoll- und Handelspolitik stärkste Unter stützung zum Vesten der gesamten Volkswirtschaft erfahren können. Das reichsdeutsche Eisenbahnnetz umfaßt etwa 58 000 Kilometer, das österreichische ungefähr 7000. Das vereinigte Netz würde als größtes de» Kontinents eine unverhältnismäßig gesteigerte verkehrsgeographische Be deutung haben, die für Mitteleuropa geradezu dominierend wäre. Oesterreich wäre aus seiner Abschnürung von der See, seiner Einkeilung zwischen verkehrsüberlegenen Nach barstaaten befreit und bekäme wesentliche Erleichterungen für sein« Rohstoffbezüge aus Uebersee und Ruhrgebiet. Deutschland bekäme die für seine wirtschaftliche Entfal tung wichtige unmittelbare Verbindung mit Jugoslawien, Ungarn, Italien, und ungefähr jeder Verkehr zwischen Nord, und Südeuropa, zwischen ost- und westeuropäischen Ländern würde mit dem großdeutschen Eisenbahnnetz zu rechnen haben. Seine große Ausdehnung würde größte Wirtschaftlichkeit mit sich bringen, beispielsweise Auswahl der jeweils billigsten Kraftquelle, Kohle oder Wasserkraft, Durchhalten von vorläufig betriebsschwachen, aber aus sichtsreichen oder national-politisch wertvollen Strecken er möglichen. Die größten volkswirtschaftlichen Vorteile wür den aber aus einer Zusammenlegung der beiden Eisenbahn netze durch eine zielbewußte Tarifpolitik erwachsen. Die Abnahme der Tarifsätze für die Wegeinheit bei wachsender Weglnnge, die hauptsächlich den Randgebieten zugute kommt, oie Sondertarife für den Verkehr mit den heimi schen Fluß- und Seehäfen, die Ausnahmetarife für Export« und veredelt« Wiederausfuhrgüter und wichtige Rohstoffe usw. sind uns von früher geläufige Maßnahmen volks wirtschaftlicher Tarifpolitik. Deutschland und Oesterreich waren auf diesem Gebiet durch die Frieden-Vertrag« längere Zeit hindurch fast völlig die Hände gebunden: nach Ablauf der Verbots- triften Laben sie ibr« BeweaunaskreiLeU inlok«r» wieder. gewönnen, als eins nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunk ten in beiden Staaten betriebene Tarifpolitik in Ueberein- stimmung steht mit den Erfordernissen kaufmännischer Ver waltung der Staatsbahnen. 8 1? des deutschen Bundes gesetzes über die mit den Reparationsvcrpflichtungen be lastete deutsche Reichseisenbahngesellschaft beläßt der Reichs regierung das Recht, alle wichtigen Tarifmaßnahmen zu genehmigen und Ermäßigungen und sonstig« Acnderungew des Tarifs zu verlangen, die sie im Interesse der deutschen Volkswirtschaft für geboten hält. Das österreichische Bundesgesetz vom 19. Juli 1923 spricht der österreichischen Regierung ähnliche Rechte zu. Für die Verkehrsunter nehmungen in beiden Staaten ergibt natürlich-ihre'Los- lösung aus der Hoheitsverwaltung des Staates eine Er schwerung des angestrebten Zusammenlegungs- und Ver einheitlichungsprozesses. Eine Zusammenfassung der Ver- waltungen scheidet vorderhand ganz aus. Dagegen steht der Herstellung von Uebereinstimmung im Frachtsatz, in den normalen Tarifvorschriften und in der Güterklassifi kation, vor allem aber auch der materiellen Tarifeinheit mit zrveckmäßigen, nach den Entfernungen des erweiterten Wirtschaftsgebiets gestaffelten Einheitssätzen nichts im Wege. Schon dadurch allein würde sich für Deutschland eine wesentliche Verbilligung seines Exports nach dem südlichen Europa, für Oesterreich ein wohlfeilerer Bezug seines Roh stoffbedarfs aus den deutschen Seehäfen und dem Ruhr gebiet ergeben. — Auch unabhängig von einer Zollunion würde eine Vereinheitlichung der reichsdeutschen und öster reichischen Verkehrsunternehmungen ein« Rationalisierung ihres Betriebs bedeuten, eine Steigerung ihrer Wirtschaft lichkeit mit sich bringen, so daß Ihre Zusammenlegung aus rein kaufmännischen Gesichtspunkten zu fordern wäre, im Einklang mit den Interessen der Reparationsgläubiger. Alles in allem genommen stellt das Ziel des einheit lichen großdeutschen Wirtschaftsgebiets zwar mancherlei Probleme, aber Lösungen für sie können aesunden werden. Freilich wird auch hierbei maßgebend bleiben müssen der Gedanke ehrlicher V « r st ä n d l g u n g mit dem Ausland. Der Befürchtung des Auslandes, daß ein wirtschaftlich ge eintes Eroßdeutschland wirtschaftspolitisch aggressiv auf« treten könnte, würde am besten der Boden entzogen, wenn man die Möglichkeit des Beitritts von Nachbarstaaten an heimstellt. Was das industrielle Böhmcrland, ein Um schlaghafen wie Budapest für ein erweitertes einheitliches Wirtschaftsgebiet zu bedeuten haben würden, darüber kann im deutschen Volke kein Zweifel herrschen.