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Nummer 106 - 24. Jahrgang Kinal wöchtl. Bezugspreis: für Mai 2,5V einschl. Bestellgeld. Anzc gcnpretse: Tte laefp. Petiueüe 30 H. Stelle,igeiuche 20 B». Tie Pettt-Reklamezeile 84 Millimeter breit, 1 ^ Ofsertengebühr für Selbst abholer 20 H, bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozujchlag. Elnzel-Nr. 10. Sonntags-Nr. Iü -Ä- vejchästllcher Teil: Joses Fohmann, Dresden. Siickllsche Sonnabend, 9. Mai 1928 gm Falle höherer Gewalt erlischt >ede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung von Anzeiaeu-Austrägen u. Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernrus übermittelte Änzeigen übernehmen wir keine Berant- Wortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht auibewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis « Uhr nachmittag-. Hauptschristleiter: Dr. Joses «lbert. LreSde» »«ÜVvI ^ ^»nen»u»d»u n>ek^ 2eIcNouoL »o!. u. s»ud. ^rveit vtmsoen.z. tto,deii>,le.S7, voikreuung k eschiist«» r»ck und rc^de»-! Für chrislliche PolillI» un» Kultur Redaktton der Sächsischen VolkSzettun, lö. Holbeinslraße <8. gerimiE 3-/72L und 8W8 Dresden-«»«. >8. Die Selbstmordwge Wie man Äöfle im Gefängnis verkommen Netz Die Aussagen deö Verteidiger» Höfles. Einen besonders tiefen Eindruck machten gestern die Aus führungen. die einer der Verteidiger Höfles, Dr. Peschke, als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuß des Landtages machte. Der Zeuge gab zunächst seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß der scharfe Borwurf der Bestechung gegen Höfle juristisch total unhaltbar gewesen sei. Er stellt ausdrücklich fest, daß dem Untersuchungsrichter am Tage vor der Verhaftung milge- teilt worden sei, daß Hösle nicht zu fliehen gedenke, und daß er sich der Staatsanwaltschast vollständig zur Verfügung stelle. Dr. Hösle sei Ende März und Anfang April besonders nieder. ^ geschlagen gewesen, weil er eine ganze Zeitlang überhaupt nicht vernommen worden sei. Dazu seien noch andere Dinge gekommen. Co sei ein Arrestbefehl herausgebracht worden, von der Gerichtskasse in Höhe von 63 000 Mark mit der Begründung, es werde mit einer fünfjährigen Gesängnisstrase gerechnet. Die Kosten für die Sachverständigengutachten in Höhe von 30 000 Mark wurden dabei Hösle zur Last gelegt. Außerdem ivaren Vollstreckungskosten in Höhe von 2500 Mark angefordert worden. Die Verteidigung hatte Hastentlassungsantrüge gestellt, vor allem mit der Begründung, daß die Konstruktion der Be stechung unmöglich aufrecht erhalten werden könne, und daß kein Fluchtverdacht bestehe. Auf die Frage an den Staals- anwaltschaftsvertreter, wie sie sich zu den Haftentlassungs- antrügen stelle, sei erklärt worden: Wir lehnen natürlich ab. Höfles Gesundheitszustand sei aber immer schlechter geworden, er habe verwirrt gesprochen, die Personen verwechselt. An oem kritischen Abend, dem 18. April, hätte Frau Dr. Hösle angerusen und erklärt, sie habe sich bei Dr .Thiele nach dem Befinden ihres Mannes erkundigt, Dr. Thiele habe gesagt, es bestehe keine Gefahr, der Zustand sei überhaupt nicht bedenklich! Am 20. früh ging dann der Verteidiger zum Untersuchungsrichter und erfuhr dort, daß Lungenentzündung hinzugekommen sei, und daß Höfle bereits ins Krankenhaus überführt worden sei. Im übrigen habe der Untersuchungsrichter ihm, dem Verteidiger, milgeteilt, daß die HaftbeschwerSe inzwischen verworfen worden sei. Darüber sei der Zeuge außerordentlich erstaunt gewesen, er hätte das garnicht glauben können, denn es sei ausdrücklich zugesichert worden, daß über den Antrag erst am Montag verhandelt werden würde. Tatsächlich war der Beschluß auch garnicht zugestellt worden. Erst nachträglich haben die Verteidiger durch die Zeitungen erfahren, daß die Strafkammer am Freitag einen Beschluß gefaßt hätte. Der Verteidiger hat dann Höfle erst am Krankenhaus, aber schon sterbend angetrossen. Um 5 Uhr nachmittags wurde ihm vom Oberstaatsanwalt mitgeteilt, daß Höfle gestorben wäre. Diese Ausführungen riefen wiederholt lebhafte Bewegung hervor. Sie steigerten sich, als der Vorsitzende fragt: ob es richtig sei, daß der Haftbefehl am v. April auch auf Betrug ausgedehnt worden sei. Der Verteidiger erklärt ganz erstaunt: Davon weih ich garnichts. Daraus ergibt sich also, daß die Staatsanwaltschaft selbst die Verteidigung über den Gang des Verfahrens ImUnklaren gelassen hat. obwohl sie verpflichtet ist, darüber Mitteilung zu machen. Abgeordneter Baum hoff (Ztr.): Hatten Sie das Empfin den, daß das Verfahren gegen Höfle mit einer ganz besonderen Schärfe durchgeführt worden ist? Zeuge: Es ist in dieser ganzen Angelegenheit nach meiner Ueberzeugung mit besonderer Schärfe vor» gegangen worden. Abgeordneter Baumhofs sZtr.): Hielten Sie eine Flucht von Hösle überhaupt für denkbar? Zeuge: Mir ist überhaupt noch kein Fall vor gekommen, in dem eine Flucht so ganz un. denkbar war, wie im Fall Höfle, auch wenn er ent lassen worden wäre, wäre jede Flucht ganz aus geschlossen gewesen. Abgeordneter Schmidt- Lichtcnberg (Ztr.s: Ist es richtig, daß Höfle sich über zu viel Schlafmittel beklagt hat, daß er Ihnen erklärte, er könne das „scharfe Zeug" nicht vertragen? Zeuge: Ja, das ist richtig, Abgeordneter Schmidt- Lichten berg (Ztr.s: Haben Sie die Beschwerde Höfles weitergegeben? Zeuge: Ja. Abgeordneter Schmidt- Lichtenberg (Ztr.s: Der Untersuchungsrichter hat aber hier auf meine Anfrage über diesen Sachverhalt wörtlich mit „Nein" geantwortet, davon habe er erst jetzt etwas vernonunen. Und zwar habe er es durch die Presse zu seiner Ueberraschung erfahren. Es wurde sogar gesagt, Höfle hätte sich beklagt, daß er nicht genug Schlafmittel bekommen hätte. Zeuge: Ich kann mich genau er- innern und bleibe fest bei mein er Aussage. Abge- ordneter S ch m i d t - Lichtenberg (Ztr.s: Wer hat den Arrest- befchl über 63 000 Mark herausgebracht? — Zeuge: Die Ge richtskasse Berlin. Abgeordneter Schmidt- Lichtenberg (Ztr.s. Wie kommt man denn zu einer Annahme einer voraussichtlich fünfjährigen Gefängnisstrafe? Zeuge: Das ist mir auch nicht bekannt. Auch von weiteren Abgeordneten wegen der Schlaf, mittel befragt, erwidert der Zeuge immer wieder: Ich Kan» nur dabei bleiben, daß Höfle mir erklärte, das Zeug bekomme ihm nicht. Am 20. April, kurz nach dem Tode Höfles hat mich der Oberstaatsanwalt gefragt: Wissen Sie. ob Höfle Schlaf, mittel gchabtchat? Ich erwiderte: Ja, er hat sich sogar darüber beklagt, daß Dr. Straßmaiin ihm zu viel verordnet hat. Hier ergibt sich also ein schroffer Widerspruch zwischen den Aussagen des Oberstaatsanwalts und denen des Zeugen. Abgeordneter Ku 1 tner (Soz.s: Hat Dr. Höfle vielleir Ihnen gegenüber einmal Selbstmordgedanken geäußcr ^^euge: Niemals. Abgeordneter Kuttner (Soz Haben Sie Höfle klargelegt, daß er unter der Anschuldigui einer Straftat stehe, die mit Zuchthaus bestraft wird, noch e l »r sein Mandat niederleate? — Ze„ae: Ja. Abgeordnet WllW «S W L AM M WlM-IlMWen KMIlW Paris, 8. Mai. Der englische Botschafter Lord Lrewe hat, wie erst jetzt bekannt wird, ein Memorandum über die Auf fassung der britischen Regierung in der Frage der deutschen Ab rüstung und der Räumung der Kölner Zone im Pariser Aus wärtigen Amt vorgestern abend überreicht. Die zuständigen Sachverständigen am Quai d'Orsay haben das Schriftstück sofort geprüft und mit der Ausarbeitung eines Gegenentwurfcs be gonnen. Der Ministerrat wird sich am Sonnabend mit beide» Dokumenten zu befassen haben. Obwohl weder aus dem englischen Memorandum noch aus dem französischen Gegenvorschlag Einzelheiten mitgeteilt wer- den. kann an Hand der Presseinformationen aus weitgehende englisch-französische Meinungsverschiedenheiten geschlossen wer den. Nach dem „Petit Ion mal" schlägt die britische Oiegie rung vor, Deutschland schon jetzt ein bestimmtes Datum für die Räumung der Kölner Zone mitzuteilcn, und zwar de,, 16. August, das die Londoner Konferenz als den äußer sten Zeitpunkt für die völlige 'Räumung des Nuhrgebietes bestimmt hat. Die französische Auffassung gehe dagegen dahin, daß im gegenwärtigen Augenblick noch kein bestimmter Zeit punkt für die Räumung des Kölner Gebietes angegeben werde» dürste. Die Verbündeten sollten Deutschland vielmehr eine Liste der von der Kontrollkommission ermittelten Verfehlungen über reichen und sich auf die Feststellungen beschränken, daß die Köl ner Zone an dem Tage geräumt werde, an dem Deutschland die 'Abrüstungsklauseln voll erfüllt habe. Alle Blätter geben der Hoffnung Ausdruck, daß eine Ver- ständigung zwischen Großbritannien und Frankreich erzielt wer- den möge. Aus dem Kontrollbericht des Generals Walch und den Schlußfolgerungen des Marschalls Fach sollen sich nach dem „Echo de Paris" die folgenden 3 Tatsachen crgelnm: 1. daß die Reichswehr lediglich einen Nahmen der Generalmobilmachung der gesamten deutschen Wehr bilde (!): 2. daß das Oberkom- Kuttner (Soz.): Sie haben also schon vor der Mandatsnieder legung über die Verhaftungsmöglichkeit mit ihm gesprochen? — Zeuge: Ja. In wiederholten Gesprächen. Abgeordneter Kuttner (Soz.): Trotzdem ist also Höfle nicht geflohen. — Zeuge: Er dachte garnicht daran. Abgeordneter Kuttner (Soz.): Haben Sie mit ihm auch schon damals davon gesprochen, daß die Staatsanwaltschaft voraussichtlich bei ihrer ganzen Einstellung zur Verhaftung schreiten werde? — Zeuge? Ja. Abgeordneter Kuttner (Soz.): Und trotzdem Sie ihm das gesagt haben, hat Höfle sein Mandat niedergelegt in vollem Bewußtsein des Umstandes, daß er damit seine Ver- Haftung herbeiführe. — Zeuge : Ja. — Daraus ergibt sich also, daß Hösle niemals an Flucht dachte, und um so unbe greiflicher ist die hartnäckige Aufrechterhaltung des Fluchlver. dachtcs durch die Staatsanwaltschast. Abgeordneter Riedel (Dem.): Hat sich Höfle in der Woche vor Ostern beklagt, daß die Aerzte ihm gegenüber den Gesund- heitszustand schlecht schilderten, ihn aber doch für haftsähig hielten. — Zeuge- Ja. Abgeordneter 'Riedel (Dem.): Würden Sie cs nach Ihrer Kenntnis für möglich gehalten haben, daß Hösle in den letzten Tagen vor seinem Tode Tabletten auf gespeichert hat, um seine Haftunfähigkeit hcrbeizuführen? — Zeuge: Das kann garnicht in Frage kommen. Damit ist die Vernehmung des Verteidigers Höfles beendet. Vernehmung des Pflegers Relnhold. Es wird nun zunächst ein weiterer Pfleger vernommen. Der Pfleger Reinhold sagt u. a. aus: Hösle hat niemals mehr Schlafmittel verlangt. Er hat nur gefordert, daß ihm die Schlafmittel früher gegeben werden, weil er ruhen wollte. Der Zeuge sagt weiter aus, daß er persönlich Höfle überhaupt keine Schlafmittel gegeben habe, denn wenn er sie ihm verabreichen wollte, hätte Höfle immer schon geschlafen! Dem Zeugen wird vorgehalten, daß in den Einträge» im Krankcnblatt doch ausdrücklich stehe, daß Tabletten verabreicht woroen seien. Es stellt sich dabei die merkwürdige Tatsache heraus, daß wohl derartige Eintragungen über angeblich verabreichte Tabletten erfolgt sind, daß aber diese Tabletten selber in Wirklichkeit nicht verabreicht worden waren. Der Zeuge bestreitet aus drücklich, daß Eintragungen, die an den Tagen, an denen er Dienst hatte, über verabreichte Schlafmittel der Wahrheit ent sprechen. Der Zeuge erklärt weiter, daß an dem kritischen Tage, am 18. April, Hösle schon garnicht mehr auf den Injck- tionsstich reagiert habe. Das trifft zusammen mit der Angabe des zuerst vernommenen Pflegers, während der behandelnde Ge- ängnisarzt Dr. Thiele behauptete, die Reaktion hätte statt- zefunden. Es stellt sich weiter heraus, daß Dr. Thiele, die an enem Tage telephonisch verordnete Injektion auch bei einem persönlichen Besuch ausrechterhielt mit der Erklärung, es märe ja doch nichts anzufangen. Der Zeuge erklärt weiter, daß die Tabletten, die später aufgefundcn wurden, fast sämtlich schon benutzt, also im Munde gewesen wären, und daß sie sich in einem beschriebenen Briefumschlag befanden. Allerdings habe man ihm beim Staatsanwalt einen anderen, umschriebenen Briefumschlag vorgelegt (l>). Es wird weiter auf Be- fragen durch den Zeugen erklärt, daß eine Kontrolle darüber, ob die Tabletten auch dem Kranken wirklich zu- geführt worden sind, überhaupt nichtbestanden habe Befragt, ob er den Eindruck^hatte, das Hösle Selbstmordgedanken gehabt hätte, erklärt der Zeuge mit fester Bestimmtheit: Nie. Ueber die aufgefundenen Tabletten äußert sich auk weiteres Be- mando der früheren kaiserlichen Armee in einer anderen Form neu gebildet worden sei (!): und 3. daß die deutsche Industrie im Laufe eines einzigen Jahres in der Lage sei. ebenso umsang, reiches Kriegsmaterial herzustellen, wie es Deutschland zurzeit des Waffenstillstandes 1918 besessen habe. (!) WM W M«I des WlikiG Genf. 8. Mal. Auf der Genfer Wasscnhand-lslionserenz hat Burto n. der Chef der amerikanischen Delegation, den An trag gestellt, daß das Uebcreinkommen jeden Export von Gift gasen zu kriegerischen Zwecken unbedingt verbiete. Der Prasi- dent der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Coolidge, hat diesem Vorschlag seine persönliche formelle Zustimmung erteilt. Washington, 8. Mai. „Herald end Tribüne" sagt: Der von dem amerikanischen Delegierten Burton auf der Genfer Waffenhandelskonserenz gemachte Vorschlag eines strengen Per- bots des Kriegsgases stelle einen ehrlichen Schritt im Interesse des Weltfriedens dar und sei von Coolidge, Kellog und den amerikanischen Delegierten vor Houghtons Abreise sorgfäl tig erwogen morden. Die mit beredter Beweiskraft von Houghwi, für die Völker Europas vorgebrachten Ansichten bedeuteten eine aufrichtige Bemühung, den Frieden zu fördern. Doc Vorschlag. !daß die Völker die Ausfuhr von Kriegsgasen unterst gen ''oliten, wird als weiterer Beweis für die Aufrichtigkeit Amerikas in der Förderung des Friedens angesehen. Mau hasse, daß die Hal tung der Vereinigten Staaten Frankreich zur Ratifikation" des Fünfmächtevertrages über die Behandlung der Gase und Un terseeboote veranlassen könnte. » Dtan wird diesem Schritt Amerikas, der nichtzufällig unmittelbar nach der warnenden Rede des amerikanischen Bot schafters in London, Houghton erfolgt, die große Bedeutung bci- messen müssen. fragen der Zeuge dahin, daß es genau dieselben Tabletten wären, die im Lazarett verausgabt werden, auch nach Art und Form. Es ist also die Annahme hinfällig, daß diese Tabletten von außen her Hütten hergebracht werden können. Der Abgeordnete Dr. Badt (SPD.) stellt dann unter Be weis, daß ein anderer im Lazarett untergebrachter Untersuchuugs. gefangener sich ebenfalls darüber beklagt hat. daß er mit Schlafmitteln geradezu gefüttert würde. In Beantwortung einer Reihe von Fragen, die der Abge ordnete Dr. Wester (Ztr.) stellt, ergibt sich folgendes: Der Pfleger hatte im ganzen täglich 60 Tablette» in drei Sorten zur Verfügung. Der Lazarettapothcke gegenüber war kein Nachweis über den Verbrauch zu liefern. Wenn nun ein Pfleger, der nur 20 Tabletten gebraucht hatte, von der Apotheke deren 30 oder mehr ansorderte, so ist das nach den Erklärungen des Pflegers nicht ausgefallen, weil ja keine Kontrolle darüber mar. Der Zeuge verneint des weiteren aus das Bestimmteste die Frage, ob Hosle jemals einen Versuch gemacht habe, einen Pfleger zu bestechen. Die Vernehmung des Gefängnisgeistlichen Die Darlegungen, die der hauptamtlich tätige Gesüngnis. geistliche Dr. Saltzgeber machte, gehören mit zu dem er- s ch ü t t e r » d st e ». was bisher in den Verhandlungen des Untersuchungsausschusses zutage getreten ist. Dr. Saltzgeber erlärt: Hösle hat mit voller .Ruhe der Abwicklung seines Falles entgegengesehen. Er rechnete damit, daß es noch bis zum Herbste dauern köinre. Er habe ihm, dem Zeugen, allerdings davon berichtet, daß er mit dem Untersuchungsrichter einen schweren Zusammenstoß gehabt habe, da der Untersuchungsrichter von ihm verlangt hätte, er solle Auskunft geben über jeden Groschen, den er etwa aus Mahlgeldern der Partei gehabt hätte. (Entrüstete Kundgebungen.) Befragt, ob er den Aerzten etwas über seinen Zustand gesagt habe, hat Höfle erklärt: Was soll ich dem Arzt sagen, er kommt, sagt: „GutenMorgcn" und ist schon wieder draußen! Am 13. April hat Höfle auf sein Verlangen gebeichtet Er. der Gefängnisgeistliche habe cs Hösle anhcimgestellt. einen anderen Geistlichen dafür heranzuziehen. Dr. Höfle hat ihm aber iosort erklärt, daß sei ihm vollständig gleich. Am Mittwoch den 15. April hat er dann die heilige Koniinunion empfangen Er fragte dann immer wieder: Was sagt Nothmann (der Unier- suchungsrichter), was machen die Gutachten? Er erwartete jeden Augent'lick Nachricht, daß er aus der Hast entlassen würde. Daß Höfle freiwillig aus dem Leben geschieden wäre, hält Dr. Saltzgeber s ü r ganz ausgeschlossen, lieber seinen Fall sei er durchaus beruhigt gewesen. Seine Familienverholt, nisse hätten ihn gewiß arg bedrückt, aber er hätte auch gewußt, daß seine Freunde für seine Faniilie cingetreien waren. Außer dem ist cs psychologisch unmöglich, daß jemand sreiwillig die Osterbeichte verlangt mit dem Hintergedanken, aus dem Leben zu scheiden. In der Nacht von Sonntag zu Montag wurde ich telephonisch angerusen. Es wurde mir gesagt: töiosl, Hütte Lungenentzündung. Am Tage zuvor ist mir keine Nach, richt gegeben worden, obwohl es den Vorschriften entsprochen hätte. Als ich kam, schlief Höfle. Ich versah ihn mit den Sterbesakramenten, er schaute starr. Man hatte das Gefühl, e, sah und hörte, konnte sich aber nicht mehr äußern Er habe ihn dann nicht mehr leäend gesehen. (Große Bewegung.) Aus Fragen von Dr. Schmitt-Düsseldorf, erklärt der Zeuge »och einmal, daß ein Selb stm ord nach seiner, des Zeugen, volle