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Dresdner Journal : 07.08.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186308071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-08
- Tag 1863-08-07
-
Monat
1863-08
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 07.08.1863
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^ri80 ^ttzmnenmltsPrrist: SLbrlleb: 6 l'blr. — rixr. io »0-L—o.i Iw L«I«a, ^Zub-I.! 1 >» lü> >» >> »» stritt ?o»1- uoä i2»o»tlied to 0i«oso«: 15 ligr. l 8t«mp«Iru- Lio»«io» 1 tixr. 1 »obl»x bün«. »aseratnkpretsr: x^5 ä«u H»aw «io«r ««ip»leel»»n Teil«: 1 X^r. OM«- „Liox«»«oai" äiv Teils: 2 ktxr. Erscheinen: 1A-llcd, mit Xasooiuve cksr 8ooo- uock keisri»^», ^dsmi» ttir äso kolxsoltsll 1"»^. Frettag den 7. August. DresdnerÄumMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«3 ' I»srratenaimahmr auowSN«: Lotpil^: k». ü»L»o»e»ee«», «.'owwiiiioaNr 6s» 1>r««lo«r ^onro»I»; «deo仫.: tt. Luoeiiii, tl. Lomdarss-iilt«««: L Voc»i.L«; »sriio: O»v»rv»'»eke Kusi» tinoäl., iiorronv>!«'» L»rs»u^ Srswso" L. 8cok.orv,j l.ovl» 8rL«<»>i«i krioktorr » A : ^»oio iods Haebb.; LUo: ^vol.« ttiio-m» , knet«: v. (28, ros äs dow> «os»o»); 5r»z: k». Lo«l.lco's koeUU.; Vi«». Oomptoir U. k. VVisosr Teituox, 8t«5»o»pl. 807. Hrraur-rbrr: Nöolxl. Lrpsäitio» äe» vrs»6oer ^ourooi», Orssliso, >1«riooHtr»»«<, K». 7. > »MW Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Landtag-wahl im X. städtischen Wahlbezirke betreffend. Auf Ansuchen deS GerichtSamtmannS Bermann zu Zöblitz ist derselbe des ihm besage Verordnung vom 10. vorigen Monat- erthriltrn Commissoriale zu Leitung der Landtagswahl im X. städtischen Wahlbezirke wiederum enthoben und solches an seiner Statt dem GerichtSamt- mann Lorenz in Lengefeld übertragen worden, waS hiermit unter Bezugnahme auf die Verordnung vom 10. vorigen Monats bekannt gemacht wird. Dresden, am 3. August 1863. Ministerium des Innern. Frhr. v. Bellst. > Schmiedel, 8. Nichtamtlicher TheU. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. a»ttnng«s»au (Times.) Tagesgrschichte. Wien: Der Kaiser zurück. Zur Wrlt- auSstellung. Personalien. — Krakau: Lynchjustiz.— — Berlin: Vom Hofe. DarlehnSkasse für Beamte. Zur v. Holhendorff'schrn Angelegenheit. — Katto- wih: Kein russisches Getreideausfuhrverbot.— Mün chen: Die Militärcreditvorlage. — Kassel: Ritter- schaftlich« LandtagSwahlen angeordnet. — Karlsruhe: Evangelisch« Conferenz. — Frankfurt: Freiherr v. Kübeck. Vermischtes. Erklärungen am Bunde be züglich der Holstein. Frage. — Paris: DaS Sequestra- tionSdecret. Gottesdienstliche Feier deS IS. August an geordnet. Nachrichten aus Madagaskar. — Brüs sel: Der König nach Ostende. — Neapel: Brigan- tenwrsen. — Madrid: Rücktritt deS Finanzminister-. Stockholm: Eisenbahneinweihung. — St. Pe tersburg: Die Reise d«S Kaiser- nach Finnland. Adresse der Kalmücken. Demonstrationen der allrus sischen Partei. Eine Amazone. Gortschakoff eine Ga rantie für den Frieden. — Ostindien und China: Au- der neuesten Urberlandpost. Das deutsch« Lurufest tu Leipzig. (Zweite- Festmahl. SiegeSprrtse. Schlachtfeier. Sturm. Festschluß.) Srneimvugeu und Lerfetzuvgev. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtea. (Chemnitz. HubertuSburg. Sebnitz.) LermischteS. Statistik und Lolkswirthschaft. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. Inserate. Lagrskalendel Börsev- uachrtchtea. der Einigkeit in den Gedanken, im Zwecke und in der Action der drei Mächte; die Einigkeit sei vielmehr vollkommener als jemals. Die „France" dewrntirt die über eine Modi fikation des französischen Ministerium- circuliren- deu Gerüchte. Dresden, 6. August. Die „Time-" bespricht in ihrer Nummer vom 3. Au gust die in Paris erschienene und schon mehrfach in den Zeitungen erwähnte Broschüre: „Das Kaiserreich, Po len und Europa" in einem längen: Artikel, den sie mit folgenden bemerkenSwrrthen Sätzen schließt: „Wir wer den durch diese Broschüre benachrichtigt, eS sei eine Idee Napoleon'-l. gewesen, „„daß ein Großpolen hergestrllt werden müsse"" und es wird unS vertraulich versichert, „ „daß eine Restauration Polens zur Befestigung der Na poleonischen Dynastie das Erheblichste beitragen würde" ". Wenn das die Uebrrzeugung Napoleon's ist, so giebt es natürlich einen Krieg; denn die Broschüre erklärt, das sei sein Interesse. Aber wenn es dazu kommt, so müssen wir fragen, was das Interesse unserS Landes ist? Ist all dies Flottenmustern, Wiederaufnehmen alter Jnva- sionSwege und das Besuchen und Besehen alter Schlacht felder rin politischer Vortheil Englands? Das können wir nicht finden. Wir wünschen, daß Grausamkeit, Ty rannei, Raub und Anarchie verschwinden mögen in Polen, wie in New-Orleans, oder Virginien, oder Cir- kassien, oder Ningpo, oder Dahomeh. Ja, wir haben so gar den besondern Wunsch, die Polen gut behandelt zu sehen, weil es bei unS eine hergebrachte Sitte ist, daß die Vergehen der Parteiungen wieder gut gemacht wer den, und weil wir unermeßliche Summen von Geld und sehr viel Mitgefühl den wandernden und demonstriren- drn, aber sehr wenig industriellen Patrioten dieser Nation haben angedeihen lassen. Wir haben auch, wie der Ver fasser ein fließen läßt, obgleich dies Fürst Gortschakoff thörichter Weise verneint, ein Vertragsrecht, betreff- dieser Angelegenheit im russischen Rathe mitzusprechen. Daß wir unsre guten Dienste beim Kaiser Alerander verwen den, daß wir dringlich werden und verlangen, man möge auf unser gutes Recht achten, ist gerecht und am Orte. Aber sind wir denn nothwendiger Weise gehalten, einem nützlichen Freunde die Kehle abzuschneiden, weil er stör risch ist und unfern Rath nicht hören will? Wir glau ben, wir kennen einigermaßen die Meinungen unsrer Landsleute, und wir antworten sonder Zaudern aus die von jener Broschüre gestellte Frage: daß da- englische Volk nicht in einen Krieg verwickelt sein will, außer auf Grund von Herausforderungen, welche darzubirten Ruß land wohl nicht leicht so vermessen sein wird. Wir sind ängstlich bedacht darauf, daß die Diplomatie Alles thue, was für die Polen gethan werden kann. Indessen, jeder Minister, der in den Verdacht käme, England in einen Krieg stürzen zu wollen in der Absicht, Preußen und Rußland zum Vortheile Frankreichs zu trennen, würde nicht lange Minister sein. Wenn also diese Broschüre eine französische Frage ist, so mag dies unsre englisch« Antwort sein." Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 6. August. Die heutige ofsicirlle „Wiener Zeitung" enthalt in ihrem nicht amtlichen Lhrile dir Meldung, daß Se. Majestät der Kaiser an sämmtliche Souveräne des deutschen Bandes and an die Senate der freien Städte mit telst Handschreibens vom S1 Juli dir Einladung zu einer Aersamwlnng hat ergehen lassen, zv wel cher dir deutschen Lerbündeteu Sr. apostolischen Majestät sich persönlich vereinigen würden, nm die Frage einer zeitgemäßen Bundesrefor« in Er wägung zu ziehen. Als Ort der Lersammlung hat der Kaiser Frankfurt a. M., als Zeit des Aasaurmeutritts den 16. August vorgeschlagev. Paris, Mittwoch, 5. August, Abends. Der heutige „Coustitutionurl" sagt: Die Absendung einer gesonderte« Note führe zu keiner Störung F e uill e ton. Dresden, 6. August. Dir gestrig« Vorstellung von Shakespeare'- „Sommernachtstraum" im k. Hof theater verdient insofern eine nachträgliche Erwähnung, al- der zweite Act dieses dramatischen Märchen- mit er weiterten Arrangements in Scene ging, die sehr zweck entsprechend ausfielen und sichtliche- Wohlgefallen erreg ten. DaS Hau- war überaus gefüllt und unter d«n Zu schauern konnte man namentlich viele auf der Durchreise begriffene Turnfestgenofsen wahrnehmen. — Bei der Ge lrgenhett sei zugleich berichtigend bemerkt, daß bei der beabsichtigten Aufführung deS Körner'schrn „Zriny" am 2V. August nicht ein Epilog folgen, sondern ein Vor spiel in einem Act von Julius Pabst gegeben werden wird. p. — Nächsten Sonnabend wird nach längerer Krank heit Frau Bürde-Ney wieder auftreten und zwar als Valentin« in den „Hugenotten". Die New-Korker Blatscenen. l«u, der „Wes.-Ztg.") New-York, 17. Juli lSS.1. Die Veröffentlichung der ersten EonseriptionSziehung-- ltsten gab da- Signal zu Zusammenrottungen, in wel- tzer in der Zeit vom Sonnabend auf den Montag ei«, «en« auch noch unbestimmter Angriff-plan verabredet werde. Am Montag früh brach dir Smeute in dem westlich vo» Eentralpark gelegenen, größtenttzeil- von Arbeitern und irischem Gesindel bewohnten 9. Distrikt an-, t« welchem am Sonnabend mit der Ziehung der Airfaag gemacht war, die Stadtbehörden und den die Aushebung leitenden Provostmarschall gerade so uilvor- borettet tmffrnd, wie Lee s letzter Etufall die Staaten Tagesgeschichte. Wien, 5. August. (W. Bl.) Se. Majestät der Kaiser ist gestern Abend um HlO Uhr in Schönbrunn eingetrof fen. — Gestern confrrirte der französische und englisch« Botschafter mit dem Grafen Rechbrrg. — Der Justiz minister vr. Hein ist vorgestern mit achttägigem Urlaub von hier abgereist. — Der Banus von Kroatien, Feld- marschallleutnant Freiherr v. Sokcsevits ist gestern von Ischl hier eingetroffen. — Der Cardinal Erzbischof Othmar Ritter v. Rauscher wird morgen von seiner kanonischen Visitation-reife wieder hier eintreffen. — Der preußische Gesandte, Baron Wert her, gedenkt, wenn es die Umstände erlauben, künftige Woche noch einen Aus flug nach Gastein zu machen. —Die Vorlagen zur Welt- industrieau-stellung in Wien für das Jahr 1866 sind bereits Sr. Majestät dem Kaiser zur Genehmigung unterbreitet. Maryland und Pennsylvanien, obgleich beide Ereignisse ihre Schatten weit genug vor sich her geworfen hatten. Angefeuert von ihren in großer Anzahl mitziehenden Weibern — Megären der pfuhlartigen Uferrevier«, aus denen New-Hork von zwei Seiten zur Höhe des Jnsel- rückenS rmporstrigt — wälzte sich der Kern der Aufrüh rer, eine Rotte von wenigen Hunderten, recrutirend durch die Fabrikdistricte der obern westlichen Stadt. Die Töne eine- improvisirten Gong riefen die Genossen aus den Werkstätten herbei, die Fabrikherren mußten ihre Arbeiter freigeben; wer nicht freiwillig folgte, wurde gepreßt; Vergütung deS Tagelohns ward zugesagt; einzelne Rädels führer warfen mit Banknoten um sich. So, wie eine Lawine anschwellend und sich mit Knütteln, Tischbeinen, Stangen, Bowiemessern und andern Waffen ausrüstend, bewegte sich die Masse dem nächsten greifbaren Objecte der Volksjustiz zu. Da- Provostmarschallamt an der Ecke der 46. Straße und 3. Avenue (der Eentralpark beginnt bei der 59. Querstraße; die Avenue- erstrecken sich der Länge nach durch die obere Stadt noch weit über den Park hinaus) stellte hier gewissermaßen die Bastille vor. Vernichtung war allen Gegenständen und Personen geschworen, welche der Sache der Conseriptio« dienten. Da- Geschäft der Ziehung war gerade im Gange; Pro vostmarschall Jenkins rief, auf einem Tisch« stehend, die Namen, wie st« au- dem Rade kamen, auf, al- plötzlich ein durch da- Fenster geschleuderter Stein da- Zeichen zum Sturm gab. Die Menge brach in- Hau-; im Nu war da- Ztehung-rad zertrümmert, alle- Mobiliar zer schlagen, die Acten zersetzt; dann wurde Terpenti» auf den Boden gegossen und ««gezündet, und in weniarn Minuten stand da- ganz« Gebäude in Flamme«. Di« herbeieilende Löschmannschaft wurde gezwungen, unthätig zuzusrhen, bi- da- Gebäude und die angrenzenden Pri- vathäusrr bi- auf den Grund niedergebrannt waren. Die Krakav, 2. August. (Ostd. P.) Freitag Nachmittag kam ein Tischlergeselle auf den Kleparz, eine Vorstadt Krakaus, an der Straße nach Polen, die in letzter Zeit Zeuge mancher SchreckenSscene und Beispiele der Lynch justiz gewesen, um Breter zu kaufen. Hier bemerkte er mehrere Personen, die, sehr heimlich thuend, im Be griffe waren, eine Ladung Pulver und Kugeln auf zwei im Hofe stehende Wagen zu schaffen. Bald darauf kam eine Patrouille herbei, confiscirte die Wagen und verhaf tete drei Personen. Der Tischlergcselle, der unter der gaffenden Menge stehen blieb, ward sogleich als Spion bezeichnet, und ehe er sich- versah, erhielt er einen Hieb über den Kopf, einen Messerstich, und auch das rechte Ohr soll ihm abgeschnitten worden sein. Die Erecution wurde von mehrern Personen gleichzeitig ausgeführt, denn mit einem einzigen Schrei sank er zu Boden, während die Thäter unbekannt blieben, wenn auch weitere Verhaf tungen vorgenommen wurden. Der Verwundete war ein Urlauber und wurde daher nach dem Castell ins Mili- tärhospital gebracht. Gleichzeitig erhielt auch ein anderer Unbekannter mehrere leichte Verletzungen unter dem Ver dachte, Spion zu sein. U Berlin, 5. August. Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin treffen heute gegen Abend von Stettin (aus Putbus kommend) hier rin, begeben sich aber gleich auf der Verbindungsbahn nach Potsdam. — Dieser Tage ist ein Verein von Ka pitalisten zur Gründung einer DarlehnSkasse für Beamte zusammkngetreten, in dem menschenfreundlichen Zwecke, die in Verlegenheit gerathenden Beamten aus wucherischen Händen zu befreien, vielmehr sollen die Dar lehen gegen 5 Procent ausgeliehen werden. Das Unter nehmen soll spätestens binnen sechs Monaten ins Leben treten. — Die Korrespondenz des Rectors und Senates hiesiger königl. Friedrich-Wilhelms-Universität mit dem vorgesetzten Herrn Untrrrichtsminister ist in der Ange legenheit des Prof. vr. v. Holtzendorff noch im mer nicht zu Ende gediehen, da auf den neuesten ab- schläglichen Bescheid des Ministers wieder eine neue Re monstration des Senats erfolgt ist. Der Schriftwechsel, so weit er bi- dahin erschöpft war, lag im Sprechzimmer der Universität zur Ansicht für die Docenten aus und ist nun, wie zu erwarten war, doch in die Oeffentlichkeit gekommen. Kattowitz, 3. August. (Schl. A.) Das wohl zum Theil infolge des gänzlichen Mangels an Grtreidetrans- vorten in vorvergangener Woche an den verschiedenen Handelsplätzen anfgetaucht« Gerücht von einem bevor stehenden Getreideausfuhrverbote feiten- der russi schen Regierung hat sich nicht bestätigt. Vielmehr passirtrn während der letzten 8 Tage, selbst gestern noch, wenn auch nicht den frühern Eingängen gleiche, so doch immer erhebliche Ladungen von 25 bi- 30 Wagen mit Getreide hier durch, was, wenn ein derartiges Verbot wirklich in Aussicht stände, bei der jetzt verschärften Zoll- controle gewiß nicht geschehen wäre. Sonst war der Eisenbahnverkehr, besonder- von Polen her, in der ab geschlossenen Woche wieder ein höchst reger. München, 2. August. (Pf. C.) Infolge der Er krankung des Kriegsministers, Hrn. v. Liel, zieht sich die Arbeit des Referenten über den Gesetzentwurf bezüglich des Militärcredits mehr und mehr hinaus, so daß, mit Rücksicht darauf, daß der laufende Kredit mit Schluß diese- Monats zu Ende ist, zu dem Auskunftsmittel einer angemessenen kürzer« provisorischen Kreditverlänge rung geschritten werden könnte. In diesem Falle wäre aber die Vertagung d«s Landtags um die Mitte August nun doch um so wahrscheinlicher, als gerade um dieselbe Zeit die „verfassungsmäßige" Dauer de- Landtag- endet, eine allerh. bezügliche Entsckließung also ohnehin noth- wendig wird. Uebrigens dürfte es mit der conftitutio- nellen Stellung des Landtags kaum vereinbar sein, mit einem Verweser deS Kriegsministeriums unter den ge gebenen Verhältnissen ein anderes als provisorisches Ab kommen zu treffen. Aber auch sachlich empfiehlt sich dieses Provisorium aus verschiedenen Gründen, welcbe kaum näher angedeutet zu werden brauchen. Beamten waren während deS ersten Tumultes glücklich durch eine Seitenthür entkommen; di« ersten Opfer der Volkswuth waren versprengte Polizisten und Soldaten und der in einem Wagen unvorsichtig genug herbeigeeilte Polizeimeistrr Kennedy, deren Körper nach dem in die Zeitungsberichte übergegangrnen Kraftausdruck deS mor denden Volkes zu Gelsemassen zerschlagen und zerstampft wurden. Kennedy wurde, dem Tode nahe, noch gerettet und kommt wieder auf. Die Zahlrnangaben über die Menschenmenge, welche sich hier in wenigen Stunden angesammelt hatte, schwanken zwischen 20,000 u. 50,000, da dieselbe fortwährend in einem weiten Umkreise ab- und zufluthete, was auch, namentlich im Anfänge, ihre Zersprengung durch die bewaffnete Macht sehr erschwerte. Die ersten Angriffe der letztern konnten um so weniger dauernden Erfolg haben, al- die Behörden, den Ernst und Umfang deS Aufruhr» unterschätzend, viel zu kleine Detachements gegen die tobende Masse warfen. Und wenn dann da» Häuflein Soldaten und Polizeimannschaft sich herangewagt, die Gewehre abgefeuert hatte und nun, statt dadurch Schrecken hervorzurufen, die Tausend« wuth- schnaubend sie mit Steinen überschüttend, ihre Keulen schwingend und heulend wie so viel tausend Teufel auf sich von allen Seiten eindringrn sah: da mußte auch wohl dem Entschlossensten der Muth sinken; in wilder Flucht ihr Karr-, das Einzige, waS sie noch widerstands fähig machte, auflösend und ihre Grwehre von sich wer fend, suchten die Unglücklichen nach verschiedenen Seiten zu entkommen, und weh«, wenn eS «icht gelang. Eherne Fäuste erwürgten ihn, schleuderten ihn in di« Lust und schmetterten ihn auf da- Straßenpflastrr, risrnbrschlagene Lcduhe zerstampfte« sein Gesicht, Weiber zerrissen sei«« Gliedmaßen und durchspießten den zuckende« Leichnam mit Bayonnetrn. Au-gemacht aber ist, daß die eigent lich« Aufrührer- und Mordbrennerbandr sich nur auf Kassel, 1. August. (Wes.-Z.) Die laut gewordene Ansicht, daß die Ritterschaft ihre Entschließung da rüber, ob sie von dem ihr durch die Novelle zum Wahl gesetze vom 6. Mai d. I gewahrten Vertretungsrechte Gebrauch machen wolle, verzögern, und daß dadurch die übrigen Landtagswahlen irritirt werden könnten, hat nunmehr ihre vollständige Erledigung gefunden. In Ver hinderung des Erbmarschalls hat der Vicemarschall der althrssischen Ritterschaft, v. d. Malsburg, zufolge deS Ausscheidens deS Ministeriums deSJnnern vom 10. Junt d. I., über die ritterschaftlichen Landtagsabgeordnrten- wahlen die betreffenden Verzeichnisse der wahlberechtigten Mitglieder der ehemals rrichsunmittelbaren, der althrssi schen und der schaumburger Ritterschaft, sowie der ad ligen Familien der Provinz Hanau veröffentlicht. Etwaige Einwendungen wegen Nichtaufnahme berechtigter oder Aufnahme nicht berechtigter Personen sind binnen einer achttägigen, vom Tage der Veröffentlichung an laufenden Frist, bei dem obengenannten Wahlcommissar vorzubrtn- gen. Die Wahl der Abgeordneten selbst kann nach Ablauf dieser Frist vorgenommen werden, und mit der Vornahme derselben ist der noch immer angrdrohte Widerspruch der Ritterschaft gegen die Herstellung des Verfaffungsrrchtr- eine abgethane Sache. DaS vorliegende Verzrichuiß um faßt: l. die ehemals reichsunmittclbare Ritterschaft: 16 Familien mit einem Steuerverhalt von 53,871 Steuer gulden (darunter eine Familie mit einem Eteuerverhalt von nur 1499 Steuergulden); >1. die althessische Ritter schaft: 71 Familien mit einem Eteuerverhalt von 407,066 Steuergulden; Ul. schaumburger Ritterschaft: 4 Famt lien mit einem Steuerverhalt von 33,327 Steuergulden, uud IV. adlige Familien der Provinz Hanau: 2 Familien mit einem Steuerverhalt von 11,752 Steuergulden. Karlsruhe, 3. August. (B.-H.) Die fünfte evan gelische Conferenz in Durlach nahm heute ihren Anfang in Gegenwart von etwa 200 Mitgliedern. Den Vorsitz übernahm Hofgrrichtsrath vr. Guyet, da- Secre tariat Pfarrverweser Zittel aus Karlsruhe und Privat- docent Licentiat Hausrath aus Heidelberg. Decan vr. Zittel aus Heidelberg erstattete zuerst eingehenden Be richt über die Aufgabe der nächsten Diöcesansynoden und schließt mit dem Anträge: Es möge die Conferenz er- kläirn, daß die Diöcesansynoden der Tendenz unsrer Ver fassung nur dann entsprechen, wenn sie nach tz. 49, 1. 2. die Förderung des kirchlichen Lebens zu ihrer Haupt, ausgabe machen. Einstimmig ohne Diskussion angenom men. Hierauf erstattete Geh. Rath vr. Bluntschli Be richt über die religiös-kirchlich« S«it« der Schulreform. Er schließt mit fünf These«. Di« vierte betrifft di« Zahl der Religionsunterrichtsstunden und tadelt die unbedingte Beschränkung des Religionsunterrichtes auf zwei Stun den für jede Klasse und die Bestimmung, daß der Lehrer höchstens 4 Stunden Religionsunterricht ertheilen soll. Sie wünscht, daß der Lehrer unter Umständen auch bi- zu 6 Stunden eintrete und daß in Schulen, an denen zwei Lehrer wirken, jede Klasse 3 Stunden Religions unterricht erhalte. Der Ausschußantrag gehe dahin: Die Conferenz hält die unbedingte Beschränkung auf 2 Re- ligionsstunden in jeder Klasse, verbunden mit der Be schränkung, daß der Lehrer nur zu 4 Stunden verpflich tet werd«, für zu enge gefaßt und wünscht, daß, wo die Verhältnisse eS irgend möglich machen, der Religions unterricht, den Unterricht in der biblischen Geschichte ein begriffen, auf 3 Stunden ausgedehnt und der Lehrer zu 4 bis 6 Stunden verpflichtet werde. Der AuSschuß- antrag wird, wie zum Schluffe die ganze Thesenreihe, beinahe einstimmig angenommen. 8 Frankfurt, 5. August. Der Präsidialgrsandte, Freiherr v. Kübeck, hat gestern mit seiner Familie einen Sommeraufenthalt in dem benachbarten Bade Homburg v. d. H. genommen, von wo er täglich zu den geschäft lichen Zwecken hierher kommt — Das Amtsblatt Frank furts hat am 30. Juli durch eine Bekanntmachung zur Kenntniß gebracht, daß Frankfurt auch mitPreußen, Bayern, Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Nassau Ueber- einkünfte, betreffend den strafrechtlichen Schutz gewerblicher Waarenbezeichnungen abgeschlossen hat. — Der Senat hat der gesetzgebenden Versammlung einige Hundert belief, unter ihnen sicher nicht wenige eingeborne Pankee-Rowdies, zum Theil noch sehr jugend liche Bösewichter. Diese waren unter sich organifirt; sie arrangirten das viertägige Bacchanal der „DolkSjustiz", dessen Ingredienzen Zerstörung, Einbruch, Raub, Todt- schlag und Mord im indianischen Style waren. Die rohe Menge, die hier ponem et circense, finden sollte, applaudirte, gefiel sich im Drängen und Tumultuiren, und als nun die Flammen emporzüngelten, das erste Blut geflossen war, da erwachte daS Tigerhafte auch in ihr. Vier Tage hindurch — und noch ist man der an scheinend hergestellten Ruhe nicht sicher — waren die obern und entlegenen Etadttheile, die Neger- und Pro- stitutionsquarticre Schauplätze von Gräurlscenen, wie sie kaum die französische Revolution und dir Judenverfol gungen d«S Mittelalters aufzuweisen haben. Zu den haar sträubendsten Vorfällen gehört die grausame Ermordung des Obersten O'Brien, der sich nach einem erfolgreichen Einschreiten seine- Kommando» gegen dir Meuterer un- besonnenerweise allein unter den racheschnaubenden Haufen gewagt hatte. Er wurde ganz in der Näh« seines Hause-, ja unter den Augen seiner unglücklichen Frau von hinten zu Boden geschlagen, durchstochen, mit zermalmtem Kopfe und verstümmelten Gliedmaßen an einem Latrrnenpfosten aufgehängt, noch lebend wieder heruntrrgeschnitten, über die Straße hin- und hergeschleift, auf dem Pflaster in seinem Blute zum Ergötzen der entmenschten Menge au-- gestreckt, bei jeder Regung de» au- dem kraftvollen Kör per langsam entweichenden Leben- wieder an den Boden gestampft und so vom Mittag bi- zum Abend z« Lode gemartert. Di« Feder sträubt sich, mehr vo« den Blut orgien zu erzählen, di« in ähnlicher Weise a« manchen vertheidigern der öffentlichen Ordnung verübt wurden, welch« so unglücklich waren, de« Eannibalen in die Hände zu fallen. Wentg« in solcher Lag« rettet« eine vermög«
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